7.6.11

Pennys-Pausen-Plauderei Folge 14: Wenn wir Klettermaxe grillen, fängt die Stimmung an...

Vor dem Text was wichtiges: Wie Ihr seht, hat der Blog eine schicke Überschrift bekommen. Verantwortlich zeigt sich dafür Webdesignerin Anke Sundermeier, die auf ihrer Internetseite http://www.ankesundermeier.de/ einiges von ihrem Können präsentiert. Es lohnt sich wirklich, mal bei ihr vorbeizuschauen.


Wer mal bei "ich bin ein Star, holt mich hier raus" mitmachen will, muss früh anfangen.



Sonntagmorgens in einem Dortmunder Park.
Rechts von mir ertönte seichte Schlagermusik per CD, sie schallte herüber von einem mittlerweile fast leergefegten Festivalgelände, an dessen Zäunen in blumigen Lettern "Festival der Liebe" prangte.
Gott weiß, was sich hier gestern Nacht abgespielt hat, man selbst will es ja nicht erfahren.
Links von mir kletterten Menschen durch die Bäume.
Es waren keine wirren Verlassenen oder von der 'Musik' in den Wahnsinn Getriebene, die dort von Ast zu Ast hüpften, sondern sie haben anständig dafür bezahlt, bekamen ein Sicherungsgeschirr umgelegt und gondelten durch die Parcours eines Kletterparks.

Sie haben sich unbemerkt in unser Leben geschlichen, die Erlebnis-Events.

Früher - wobei 'früher' den Zeitraum von der Zellteilung bis Mitte der Neunziger Jahre beschreibt - musste man sich ja noch mit sich selbst beschäftigen.
Es galt, die Natur auf eigene Faust zu erklettern und zwar entweder, wenn man die Notwendigkeit dazu sah (auf der Flucht vor dem Säbelzahntiger) oder wenn man zur Arbeit musste (Eigentums-Höhle im Tal, Mammut-Jagd-Gebiet etwas weiter höher). Viele wissen das ja heute gar nicht mehr zu schätzen, dass die Zeiten vorbei sind, in denen man kraxelnderweise zu seiner Arbeitsstätte gelangt.
Aus reinem Spaß an der Freude kletterten früher nur die ganz Kleinen, die scharf drauf waren, mit ihren Schürfwunden voreinander anzugeben, aber das war dann mit der ersten Atarikonsole auch schnell vorbei. 

Anno 2011 hat sich das Klettern zum Erlebnisspaß entwickelt, mit AGB, doppeltem Karabinerhaken und weichem Waldboden.
Menschen, die derart in die Bäume aufsteigen, antworten auf die Frage nach dem 'Warum?' eigentlich stets dasselbe: Man wolle die Natur genießen, eigenen Grenzen austesten und möglichst weit über sich hinauswachsen.
So klettern oft Menschen von Baumhindernis zu Baumhindernis, die schon Höhenangst bekommen, wenn sie sich auf ihren Bürostuhl setzen.

Man begibt sich also in echte Gefahr, könnte man meinen, aber eigentlich ist es nur Gefahr light:
Wer nicht gerade komplett auf die Karabiner verzichtet, kann kaum kippen.
Statt ordentlich gefüllter Schlangengruben am Waldboden gibt es Grillplätze, wo kletterunwillige Muttis Tupperdosen öffnen und Kuchen auspacken. Die am Boden Gebliebenen handeln nach dem Motto:
Wenn ich mich unten befinde, kann ich schon mal nirgends runterfallen.

Derweil hoppeln die Vatis und Abkömmlinge in den Baumkronen herum, aber eigentlich tun sie es ohne Stress. Weder kämpfen sie um Nahrung (die wartet ja unten), noch um's Überleben (weit und breit keine Wildtiere in Sicht), sondern lediglich gegen den eigenen Schweinehund, der einem noch vor einer Stunde die Worte "Willst du da wirklich hoch? Was willst'n da?" in den Nacken hauchte.

Ist das alles echt?
Es birgt soviel Realismus wie das buchbare Panzerfahren in Prag.
Männer, die schon immer mal Krieg spielen wollten, düsen da hin und hocken sich lachend in einen M5, um damit durch die Landschaft zu knattern.
Doch weit und breit kein Krieg.
Man wird nicht beschossen und selber rumballern ist auch verboten.
Immerhin gibt es danach ein Panzerdiplom, eine Art martialisches Seepferdchen, das einem bescheinigt, dass man mit 30 Tonnen Stahl in der Lage war, vier Hektar Land umzupflügen.
Es ist schon komisch: Der letzte Weltkrieg ist noch keine 70 Jahre her, da gibt es schon wieder die ersten Zeitgenossen, die 'mal nur so und aus Spaß an der Freud' mit Kriegsgeräten durch die Gegend eiern.

Nein, wer so richtig was erleben will, dem muß mehr geboten werden.
Die Panzer sollen geladen sein mit echter Munition und statt dass einer allein über's Feld fährt, gibt es ein ordentliches Duell mit jemandem, der auch doof genug war, in ein Kettenfahrzeug zu steigen.
Wenn es sich nicht anfühlt wie Krieg, wo bleibt da der Thrill?

Übertragen auf unseren Krabbelwald wäre der Authentizität Genüge getan, wenn rollstuhlfahrende Ex-Kletterer in Einführungskursen den Kindern anhand schlimmer Unfallbilder aufzeigen, was es bedeuten kann, wenn der Karabiner nicht sicher hängt.
Zwischendurch muss im Wald mal was angezündet werden, damit der Mensch im Baum auch ins Schwitzen kommt und bei nahendem Gewitter sollten nicht sofort alle Probanden runtergeholt werden, nur weil sich das Stahlseil statisch auflädt. Dann noch das ein oder andere Krokodil zwischen die Brennnesseln,und der Adrenalinspiegel erreicht ein Maß, welches der Aufgabe angemessen erscheint.
Man muß die Gefahr spüren, sonst zahlt man den vollen Preis für's halbe Gefühl.

Über all das dachte ich jedoch - noch - nicht nach an diesem Sonntagmorgen, als ich meinen Karabiner schwitzend in das Halteseil des Übungsparcours schlug. Ich war viel zu beschäftigt mit der Musik, die von drüben ertönte, als ich meinen ersten Schritt den Baum hinauf tat.
"Am Tag, als Conny Kramer starb.", erklang im Schlagerzelt und alles was ich dachte war:

Nächstes Mal fahr ich Panzer, da kann ich wenigstens die Bäume umsplittern...

Holzmich'lige Grüße

Euer Penny

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