9.6.11

Pennys Wochenrückblick Folge 135: Schissophobie...man darf auch mal Angst vor Ängsten haben!

 
 Bildrechte: Anne Wurster  / pixelio.de 

Die tut nix, die will nur netzen...



Gibt es eigentlich eine Formel, mit der die Wahrscheinlichkeit errechnet werden kann, wie hoch der Wahrheitsgehalt von Behauptungen im Internet ist?
Würde man meine mathematischen Kenntnisse zur Aufstellung jener Formel heranziehen, käme folgendes heraus:
Die eine Hälfte der im Internet aufgestellten Thesen wäre per se falsch, die anderen 50 % zumindest strittig. Aus dieser strittigen Hälfte ziehen wir die dritte Wurzel (skeptische Zeitgenossen ziehen die vierte) und teilen nochmal durch zwei. Von den übrig gebliebenen Behauptungen subtrahieren wir 98,3 % aller Aussagen, die das Wort "Penisverlängerung" enthalten und schon kommen wir auf eine Wahrheitswahrscheinlichkeit für Internetbehauptungen von ca. 14,37 %.

Angewendet auf eine Liste von Phobien, die im weltweiten Datennetz kursiert, käme man zu erstaunlichen Erkenntnissen.
Während ich der Bromhidrosophobie - der Angst vor Körpergerüchen - gerade in diesen schwülwarmen Tagen durchaus eine Existenzberechtigung zugestehen möchte, kommen mir speziell bei der Anatidaephobie Zweifel, die mich zur Anwendung meiner Wahrscheinlichkeitsformel zwingen.

Hierbei handelt es sich nämlich um die Angst, irgendwie und irgendwo von einer Ente beobachtet zu werden.

Da reichen 14,3 % vermutlich nicht, immerhin kann ich nicht einen Bekannten mein Eigen nennen, bei dem ich mir vorstellen könnte, dass er neben mir im Park schreiend davon läuft, wenn wir hart gewordenes Brot auf hungrige Erpel schmeißen.

Kennen Sie jemanden?

Wenn es wenigstens die Angst wäre, von einer Ente gezwickt oder getreten zu werden.
Aber beobachten?
Könnte denn nicht jemand erstmal überprüfen, ob Enten überhaupt so etwas wie eine 'Beobachtungsgabe' besitzen?
Die Enten, die ich so kenne, fixieren eigentlich nur selten überhaupt irgendwas an, es wird fröhlich quakend und den Kopf hin und her wippend über die Wiese gestolpert und wenn Brot hart wie Kruppstahl im Wasser aufweicht, dann wird gepaddelt bis der Arzt kommt.
Aber Menschen beobachten?
Was ist mit der Ente selbst? Wenn wir bei Wahrscheinlichkeiten bleiben, um ein wievielfaches möglicher erscheint es denn, dass Enten panische Angst davor haben, an scharfkantiger Brotkruste zu ersticken? Stullophobie.
Wer das widerlegen will, muss erst mal empirisch Enten interviewen.

Dass man mich nicht falsch versteht:
Natürlich möchte ich nach meinem Ableben nicht in den heiligen Hallen der Satireblogger ein Katzentischchen zugewiesen bekommen, der reserviert ist für Schreiberlinge, die sich über die Ängste anderer Leute lustig machen.
Schließlich hab ich ja auch mal Angst.
Ich selbst wäre zum Beispiel überhaupt nicht erfreut, wenn ich eines Tages gemütlich und nichtsahnend meiner Wege gehe und ad hoc in einen Bottich falle, der randgefüllt ist mit:
abgestandenem Blumenwasser. 
Ich finde, dass nichts auf der Welt einen ähnlich abstoßenden Gestank verbreitet.
Allerdings muß ich auch sagen, dass mich diese Angst weder im Alltag lähmt - ich also nicht ständig aufpasse, dass auf Gehsteigen keine Blumenwasserbottiche stehen - noch fühle ich mich dazu auserkoren, meine Angst in einen Fachterminus übersetzt ins Internet zu stellen.

Phobien, die viele Menschen betreffen, dürfen natürlich gern weiter genannt und von Fachärzten behandelt werden, ich bin ja nicht so.
Die Behandlung geschieht meist mit der Konfrontationstherapie, man muß sich der Angst entgegenstellen und es darf nicht ausgewichen werden.
Im Falle der Ente hieße das: Zurückstarren, bis der Watschler aufgibt und woanders hinschaut.

Bei Spinnen ist es nicht ganz so einfach, die Arachnophobie ist weit verbreitet und vor allem Frauen geben recht marktschreierische Laute von sich, wenn sie den kleinen Tierchen begegnen. Woher die Angst kommt, man weiß es nicht genau.
Eine Theorie besagt, dass die Angst vor Lebewesen umso größer wird, je mehr sie sich in ihrer Außendarstellung vom Menschen entfernen.
Aber kann das sein?
Wenn Jopi Heesters um die Ecke biegt, läuft ja auch keiner brüllend davon.
Eine weitere Erklärung sei, dass sie plötzlich und nahe am eigenen Körper erscheine.
Klingt schlüssig, wenn so ein Vieh keine Distanz kennt und unerwartet im eigenen Tanzbereich auftaucht, darf gern mal Adrenalinpudding angerührt werden.

Im Gegensatz zur Enten-Anglotz-Angst oder meiner eigenen intimen Blumenwasserpanik ist die Arachnophobie immerhin schlüssig und am eigenen Leibe erfahrbar, nämlich dann, wenn einem die eigene Freundin einen Tinnitus beibringt und/oder den Arm ausreißt aus Angst vor einem kleinen Achtbeiner, der harmlos an der Wand hockt und eigentlich nur die Käferpopulation im Wohnzimmer dezimieren will.
"TÖTE DIESES DING!"
"Ja, aber Schatz..."
"TÖÖÖÖÖTEN!"
Ist ne Phobie, da wird nicht diskutiert.
Man macht dann verschiedene Vorschläge, die samt und sonders abgelehnt werden, weil sich im bestialisch-animalischen Tötungswillen plötzlich wieder die Hausfrauenvernunft beimischt.

"Wie nun töten? Mit'm Pantoffel?"
"Du spinnst wohl, wer streicht denn dann die Wand? Und wer bezahlt die neuen Pantoffeln?"
"Mit ner Haarspraydose und nem Feuerzeug?"
"Ha! Die nächsten Gardinen hängst DU aber dann auf!"
"Mit nem Glas?"
"Ja, prima Idee, wir fahren dann zu Ikea und holen einen Satz neue."

Irgendwann gibt man entnervt auf und befreit den guten alten Miele-3000 aus der Abstellkammer, um das Vieh fleckenfreundlich und ohne Abbrennen der Rauhfasertapete von der Wand zu saugen.
Das ist der Moment, in dem eine neue Phobie ihre Geburtsstunde mit sich selbst feiert, die es aber so im Internet noch nicht gegeben hat.
Während man nämlich das Kabel ausrollt und bereit ist, loszusaugen, beginnt ein hysterischer Singsang.
Man wolle doch wohl nicht...
Ob man nicht wüsste, dass...
Man solle doch folgendes bedenken...
Aber man hört's nicht, der Sauger ist zu laut, das Insekt wird fortgesaugt und die Freundin fällt in Ohnmacht. Wenig später, als sie wieder zu Sinnen kommt, versucht sie zu erklären, dass die Saugmethode die Allerschlimmste sei. Da würden die Insekten nämlich wieder aus dem Sauger heraus krabbeln. Und dass die dann ja wohl ein bisschen sauer wären, sei mehr als verständlich.
Man kommt ins Grübeln:
Hunderte eingesaugter Spinnen, die sich auf einen Rachefeldzug durch das Saugrohr begeben, Beinchen an Schulter, alle hintereinander, brummelnd singend? Da wird die Angst glatt getauft auf:

Arachno-Polonaisis-Phobie.
.
..
...
...WAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAH! 



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