28.5.04

Pennys Wochenrückblick Folge 1: Phalluskrawatten,Tagträume und andere Foltereien

Jaja, in den letzten Wochen und Monaten ist ja so einiges geschehen.
Man selber kam nicht umhin, lange darüber nachzudenken, dass man den Präsidenten der vereinigten Staaten von Amerika einfach richtig lieb haben muss.
Dass er zum Knuddeln ist.
Dass man mit so einem echt gern mal ein Pferd stehlen möchte...
...es sei denn natürlich, man ist irakischer Abstammung...
...oder man kommt aus Afghanistan...oder aus dem alten Europa...
...oder man ist bekennender Homosexueller auf einer kleinen Farm in Texas, auf deren Kornfeld man in mutiger Kleinarbeit und im besoffenen Kopf die Worte „Yeah, I am gay“ reingeschnitten hat.
Treffen diese Fälle nicht zu, dann mag man Dschortsch, weil er etwas ist, was man selbst gern wäre (nein, nicht amerikanischer Präsident, wer will denn so ein Amt anstreben):

Er ist ein hoffnungsloser Illusionist mit einem dezenten Hang zur Tagträumerei und einer mächtig grossen Schublade voller Utopien.

Sowas kann romantisch wirken, wenn man nicht gerade der mächtigste Mann der Welt ist, denn dort wirkt es ein wenig, nunja, deplaziert.
Alles begann ja mit der reichlich vorurteilsfreien Feststellung, dass allein die geologische Nähe des Iraks zu Saudi Arabien oder Afghanistan dazu ausreiche, den ollen Saddam mit allerlei Terroristenpack in Verbindung zu bringen. Was haben wir nicht alles gehört, welch wirsche Verbindungen des Irakses gibt, die ja bis nach Südafrika reichten, wo man sich mal eben waffenfähiges Uran besorgt haben sollte.
Es hätte uns alle kaum gewundert, wenn in irgendeiner Pressemeldung der Name Udo Walz aufgetaucht wäre, bei dem Osama und Saddam bei einem gemeinsamen Friseurtermin zu Besuch waren.

Aber gut, gelacht haben wir alle bis zum Umfallen, wenn George Bush – der immer aussieht, als wenn Colin Powell ihm in einer unbemerkten Minute Rasierklingen unter die Achseln geschoben hätte – ans Podium steigt und lustige Märchen erzählt.
„Es war einmal...“ in seiner interessantesten Form.
Wie auch immer, der Bush und seine Truppe, die wussten ganz genau und da konnte es auch keinen Zweifel geben, der Saddam, der will ganz Amerika kaputtmachen.
Deswegen mussten schaufelbewaffnete Waffeninspekteure monatelang in den Irak, um nur eines zu tun: Graben.
Schaufeln und buddeln mussten sie und wehe, man würde keine Massenvernichtungswaffen finden, dann würde der erste Kampfjet in den Irak einfliegen, wenn der letzte Waffeninspektor gerade raus ist.

Und so kam es dann ja auch.
Das ganze sollte – laut Bush – recht schnell gehen und mal abgesehen von ein paar Sandstürmen oder aufgescheuchten Kamelspinnen, die bestimmt auch vom irakischen Diktator persönlich abgesegnet wurden, kamen die Soldaten auch gut voran.
Der Sieg war da, ganz unkompliziert und sauber wie ein chirurgischer Schnitt.
Und nach dem Motto „wenn’s mal wieder länger dauert“ hat man den unrasierten Saddam dann aus einem Erdloch gezogen, wie es einst Schweinchen Dick mit Bugs Bunny gemacht hat. Ich weiss Bescheid und so.
Als erstes soll Saddam nach einem Termin bei Udo Walz gebeten haben, aber sicher ist das nicht.
Gut, nachdem die Amis in seinem Rauschebart auch keine Massenvernichtungswaffen gefunden haben, haben sie ihn erst mal...ja...irgendwo hingebracht und da wird er seitdem...äh..ja...ausgefragt.
Alles schien in Butter und die ersten gelben Riesen – M`s für die McD Filialen standen schon ganz zappelig an den Grenzen, warteten dort sehnsüchtig auf ihren Einsatz.
Die Demokratie war ganz nah, man konnte sie in den Strassen von Bagdad förmlich riechen, sämtliche Iraker brannten förmlich darauf, sich endlich Klingeltöne a la „Go West“ aufs Handy zu laden.

Doch dann geschah etwas total Überraschendes.
Ein kleiner Teil der irakischen Bevölkerung hatte wohl kein Bock auf mobile Kommunikation und Schokodonuts zum Frühstück und fanden es interessanter über die Frage zu debattieren, wie es wohl aussehen mag, wenn sich die Organe eines amerikanischen Soldaten in alle Himmelsrichtungen verteilten.
Als manch ein Iraker merkte, dass das ganz gut klappt, schlossen sich sofort ein paar andere an, die ihn nachahmten.
Jaja, Demokratie ist nichts, was man sich morgens aufs Frühstücksbrot schmieren kann.

Ein paar Tausend Kilometer entfernt war man im träumerischen Washington dann doch ein wenig überrascht, als die ersten Särge mit amerikanischen Flaggen heimkehrten, war man doch ganz doll davon ausgegangen, dass das schlimmste, was einem amerikanischen Soldaten passieren könnte ein kleines Mädchen wäre, die einem mit aller Gewalt eine Blume in den Gewehrlauf stopft.
Gut, diese Utopie konnte George dann auch aus der Schublade nehmen und dem Papierkorb anheim führen.

Das ging dann ein paar Monate so und mit jedem toten Amerikaner sank die Zustimmung zum amerikanischen Präsidenten, die vermutlich längst bei 21 % gelandet wäre, wenn man in den amerikanischen Medien zeigen würde, wie viele tote Soldaten es denn wirklich gibt.
Nein, da zeigen wir lieber noch mal George, wie er die Besatzung eines Flugzeugträgers mit einem Plastiktruthahn beglückt. Lecker.
Wenn man monatelang nur Schleim frisst, muss einem Plastik doch wie der Himmel auf Erden vorkommen.

Jetzt, also gerade vor ein paar Wochen ist dann auch die letzte Traumwolke der Bushregierung geplatzt und zwar die des netten amerikanischen Soldaten.
Die sind nämlich nicht nur so saublöde und lassen sich trotz Hightechausrüstung abknallen und in die Luft sprengen, nein nein, sie sind auch noch so oberdämlich und foltern irakische Gefangene UND halten das auch noch viermegapixelig fest.

Was zunächst wie Topf schlagen für Anfänger oder „meine kleine Farm“ aussah, verwandelte sich schnell in einen weltweiten Skandal und wieder mal waren in Amerika (aber auch leider sonst wo auch) alle deutlich überrascht, zu welch grausamen Methoden der Mensch doch greift, wenn er nicht eine Fernbedienung und einen Fernseher in seiner Nähe weiss.
Aber gut, als amerikanischer Soldat kann man ja treudoof gucken (zu irgendwas müssen die Nackenschläge in der Army ja gut gewesen sein) und steifweg behaupten, dass man nur Befehle ausgeführt hat.

Die Maueropfer, die an der Grenze zu West Berlin von Leuten erschossen wurden, die genau den selben geistigen Durchfall ausgeschieden haben, würden sich vermutlich scheckig lachen, wenn sie nicht schon ein paar Jährchen tot wären.
Im entfernten Washington will man von solcherlei Aussagen aber nicht viel Wissen, von wegen Befehle von oben und so, nix da, brüllt der alte Knacker Rumsfeld, knöpft sein Hemd auf und zeigt sein T-Shirt auf dem steht:
„Yeah, man, ick bin ein Fan von die Genfer Konventionen.“
Schuld sind doch die doofen Soldaten, wenn die sich ihre Gameboys von den Kamelspinnen wegfuttern lassen und sich so ihre Langeweile vertreiben, was kann ich dann dafür.
Ja, so wird er es gesagt haben, der gute Donald.

Aber die Welt und auch die amerikanischen Bürger halten nichts von pyramidenartigen Anordnungen voller maskierter Iraker und Stromstösse in den Penis sind auch nichts mehr, was einen schmunzeln lässt.
Bevor nun das ganze Gedankengut und die Gummibärenbandewelt der USA in sich zusammenbricht, hat der George die rettende Idee:
„Ich muss wieder mal zu meinem Volk sprechen.“
Er musste wieder mal zu seinem Volk sprechen.
Und das tat er in dieser Woche.
Manch einer war furchtbar gespannt auf diese Rede und erwartete sich konkrete Zielsetzungen und Pläne für die Zukunft des Iraks, was im Nachhinein betrachtet den Erwartenden nicht weniger träumerisch wirken lässt als den US Präsi.
Und George hat voll zugeschlagen.

Das Gefängnis Abu Ghoreib will er abreissen lassen. Da soll vermutlich eine MC-Donalds Filiale hin (wer Burger isst, kann nicht gefoltert werden) oder aber unter diesem Gefängnis befinden sich die Massenvernichtungswaffen, die man dann aber taktisch unklug ausgebuddelt hätte, weil Wahlen sind ja erst im November.
Der Abriss des Foltergefängnisses macht ja auch viel Sinn ,denn

1. wenn das Gebäude erst mal weg ist und dort ja nicht mehr gefoltert wird, wird im Rest des Iraks auch nicht mehr gefoltert
2. wenn man das Gefängnis niederreisst, ist es doch irgendwie, als wenn nie was passiert wäre.
3. Unter dem Gefängnis ist ein Ölfeld

Und ansonsten? Ein Fünf Punkteplan:

1. Die Amis bleiben. Wen sollen die Iraker denn wegsprengen, wenn die erst mal aus dem Land sind.
2. McDonalds-filialen in jeder grösseren Stadt...aber nur, wenn Ronald Mc Donald einen Vollbart trägt.
3. Der Irak bekommt eine Wertpapierbörse, erstes Unternehmen wird die Weaponsofmassdesruction AG sein.
4. Schiessung aller Foltershops in Bagdad
5. jeder amerikanische Soldat bekommt eine Schaufel in die Hand gedrückt. Irgendwo müssen die Atombomben doch sein.

Während bei früheren Reden des Präsidenten noch alle Fernsehsender flugs ihr laufendes Programm unterbrachen, war das bei dieser Rede nicht der Fall. Naja, Sitcoms sind ja auch lustiger...eventuell.
Man darf gespannt sein, wie das ganze ausgeht...und was uns George in den nächsten Wochen für lustige Geschichten erzählen möchte.

Aber es gibt auch wichtigere Dinge, die diese Welt bewegen, als so ein oller Krieg und ein paar doofe Digitalfotos.
Denn Hessens Frauenbeauftragte sind schockiert und empört und zwar zutiefst.
Denn Florian Rentsch hat im Playboy geblättert. Florian, Du alte Sau.
Wenn Ihr Euch fragt, wer Florian Rentsch ist – ich kannte ihne vorher auch nicht – Bundestagsabgeordneter und – das ist das witzigste – frauenpolitischer Sprecher der FDP.
Da müsste die Aufregung ja eigentlich schon ein Ende finden, denn wer den Posten eines frauenpolitischen Sprechers innehat, muss doch auch wissen, wie Frauen aussehen, wenn man über sie redet.
Doch nein, im feministischen Hitzewahn fordert Hessens Frauenlobby die Entlassung und die Antwort auf die Frage wie Rentsch zur „völligen Sexualisierung und Ausbeutung von Frauen und Mädchen stehe“.
Was lernen wir daraus?
Feministinnen können nette Menschen sein, wenn sie nicht den Mund aufmachen...da hilft es auch nichts, wenn Alice Schwarzer beim Wer wird Millionär Prominentenspezial über Günther Jauchs Phalluskrawatte ablästert.
Denkt mal darüber nach.

Eine schöne Woche noch