Pennys Wochenrückblick Folge 128: Germanys next Bundestags-Busen!
Jaja, hier also ein Dekolleté, welches vermutlich keinen Staatsakt auslöst. Weiß ja auch keiner, zu welch hochdekorierter Politikerin dies nun gehört. Vielleicht ist sie ja auch nur auf kommunaler Ebene aktiv, vielleicht aber interessiert sie Politik ja auch nen Scheiß.
Hauptsache Dekolleté eben!
Befragt man wissenschaftsfaule und entdeckungsresistente Menschen, ob es nicht mal langsam wieder an der Zeit wäre, bahnbrechende Erneuerungen auf unserem Planeten zu ergründen, winken sie meist genervt ab, um sich wieder in ihre Hängematte zu legen.
Den Kubaner-Hut halb im Gesicht und den Cocktailstrohhalm am Munde versichern sie stets, dass es nun reiche mit all den Neuentdeckungen. Mehr als fünf Kontinente wird es nicht geben, den meisten Insel-Eingeborenen habe man bereits die wertvollsten Gewürze entwendet und über den Urknall weiß man im Großen und Ganzen auch Bescheid.
Nun könnte man einwenden, dass es durchaus noch so Einiges zu entdecken gäbe, kein Mensch – und sei er noch so kräftig gebaut – kann zum Beispiel tiefer als 60 Meter tauchen. In 3000 Meter Pottwaltiefe herrscht ein derartiger Druck, dass jeder Mensch innerhalb weniger Sekunden auf die Größe einer Kichererbse zusammenschrumpft…und zwar ohne, dass einer kichert.
Eigentlich ist das schade, denn vielleicht wäre es ja nett, in den Tiefen des Ozeans mal nachzuschauen, was da so alles kreucht und fleucht.
Doch der entdeckungsresistente Hängemattenbenutzer schiebt nur den Hut leicht hoch und erwidert, dass es gewisse Dinge im Leben gibt, die zu entdecken sich schlicht und einfach nicht lohnen.
Ach wäre dies doch bloß der Leitsatz der Presse in dieser Woche gewesen.
Dort gab man sich nämlich nicht ganz so hängemattenaktiv und forschte und entdeckte, was das Zeug hielt.
Und entdeckt hatte man etwas vollkommen Neues, etwas schier Unglaubliches:
Unsere Bundeskanzlerin hat Brüste!
Na herzlichen Glückwunsch.
Hätte ich ein bisschen mehr Zeit gehabt, ich wäre in jede einzelne Redaktion gefahren, um den Entdeckern und Forschern auf ihre journalistischen Schultern zu klopfen und wilde Jubelarien anzustimmen.
Aber was genau war eigentlich passiert?
Nun, die Frau Merkel hat einer Operneröffnung in Norwegen beigewohnt. Aufgrund ihrer vorhandenen Intelligenz und unter Zuhilfenahme diverser Typberater muss unsere Kanzlerin zu dem Schluss gekommen sein, dass man bei einem solchen Ereignis nicht in einer schlichten Jeanshose erscheint.
„ABER SIE HAT DOCH NOCH IHRE PASTELLFARBENEN SAKKOS!!!“, schreien die Modeaffen aus den hinteren Reihen.
Da darf gern zurück geschrieen werden, etwa so was wie:
„DAS IS ABBA NE OOOOPAAAA, DA WIRD’S HALT MAL EIN BISSCHEN BAROCKER!“
Dachte sich wohl auch eine Stylistin und wählte halt ein Kleid mit Ausschnitt.
So weit, so harmlos.
Wenn man ehrlich ist zu sich selbst und vollkommen wertfrei urteilen mag, käme man zu dem Schluss, dass man es hier definitiv mit dem deutschen Pendant eines chinesischen Reissacks zu tun hat, der im fernen Osten des Öfteren umzufallen pflegt, wenn uninteressante Zustände zu vermeintlich aufregenden Ereignissen hochgepusht werden.
Es hätte alles so schön sein können, wir hätten endlich mal ein eigenes nationales Synonym gehabt, hätten sagen können:
„Au Mann, die Ehegeschichten vom alten Herbert…ungefähr so spannend wie das Osloer Dekolleté von Frau Merkel.“
Sicher, man hätte sich ein bisschen an so eine Formulierung gewöhnen müssen, aber hey: neue Hufe klappern auch nicht sofort perfekt.
Stattdessen wurde in den Medien und vor allem in Zeitungen und Feuilletons der Aufstand geprobt. So könne man nicht auftreten, so etwas geziemt sich nicht für eine Politikerin.
Also genau jene Medien, die eigentlich nicht genug bekommen können von halbseidenen Dumpfbackenpromis, die schlüpferlos aus ihrem Gefährt steigen, wollten nun den Ausschnitt von Deutschlands mächtigster Frau kritisieren.
Auch das Internet strotzte nur so vor Kommentaren, die nicht eben nett und durchweg durchzogen waren von Angst vor Erblindung bis hin zum Brechreflex.
Warum nun genau eine Politikerin verkniffen, verbissen und hochgeschlossen im Kabinett sitzen muss, bis die Lachfalte stirbt, kann eigentlich keiner so genau erklären. Klar, Politik ist keine Zirkusveranstaltung, da wird selten gelacht und wenn, dann auch nur zynisch.
Aber dürfen wir uns denn wirklich ein Urteil erlauben?
Wo halb weiblich-Deutschland arschgeweihzeigend durch die Innenstädte flaniert, sollte man sich doch mit Dekolleté-Kommentaren zurückhalten.
Wo ein Buch von Charlotte Roche, bei dem man sich nur wundern kann, dass nicht Exkremente und Spermaproben beiliegen, auf Platz 1 der Bestsellerliste steht.
Selbst ein Duisburger Politikwissenschaftler konnte ob der optischen Reizüberflutung nicht anders: er MUSSTE Unsinn brabbeln.
Dieser sagte nämlich, dass die Kanzlerin bisher mit Verzichtsästhetik gepunktet habe.
Hiermit schlage ich „Verzichtsästhetik“ für das Wort des noch so jungen Jahres 2008 vor.
Denn handelt es sich doch hierbei um einen weit dehnbaren Begriff, Darstellerinnen verschiedener Schmuddelfilmchen, die ja schon in der dritten Szene nix mehr anhaben und sich in der Horizontalen befinden: wäre das nicht auch schon Verzichtsästhetik?
Gut, kommt auf den Betrachter an.
Auf jeden Fall war dieser Politikwissenschaftler sich nicht zu fein, auch noch ein weiteres Statement abzugeben, nämlich dass ein Mehr an Inszenierung seitens der Kanzlerin ein Fehler wäre.
Ein Fehler für wen genau es wäre, war nicht zu ermitteln. Ein Angriff mit Langstreckenraketen aus schockierten Ländern dürfte wohl ausbleiben, Ihr wisst schon, die chinesische Reissack-Theorie. Einzig zu erklären ist dieser Unsinn doch nur mit der Überlegung, dass unsere Bundeskanzlerin sich launetechnisch dem deutschen Volke anzupassen hat. Und wer das als Politiker tut, der grinst nicht dekolletiert in Kameras, sondern der sperrt sich in ein Verlies und heult unentwegt in dreckige Taschentücher.
Wem man diese Woche ausnahmsweise mal keinen Vorwurf machen kann, das war die BILD!
Diese gab sich herrlich neutral und schrieb allen Ernstes, dass uns Angie mit Ihrem Ballkleid Mette Marit verblassen ließ. Was nun wirklich keine Kunst war, schließlich gleicht die norwegische Kronprinzessin in Ausstrahlung und Hautfarbe einer Raufasertapete mit chronischer Gastritis.
Was nun also tun, wenn man Merkel heißt und weiterhin Opern besuchen möchte?
Vorschlag zur Güte:
Das ganze mit Humor nehmen und beim nächsten Mal ein lustiges T-Shirt anziehen, auf dem steht:
„Ich hab auch Augen, Du Arsch!“
Da müssen wir uns dann auch nicht mehr so doll aufregen und können Eingeborenen auf neu entdeckten Inseln wieder die Gewürze unter dem Hintern wegklauen.
"Pennys Wochenrückblicke - 2007 ging ja mal gar nicht!"
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