24.2.06

Pennys Wochenrückblick Folge 36: DU bist Deutschland, DU bist Heiner Lauterbach!

Du bist Deutschland!
Du bist Heiner Lauterbach!

Natürlich könnte man auch Michael Schumacher sein, selbst mit einem nach hinten fliehendem Kinn. Oder aber Pabst. Vorausgesetzt, man hat in seinem Leben bereits eine gewisse Faltigkeit erreicht und die Toleranzschwelle, seltsame Roben zu tragen, ist extrem gefallen.
Auch Goethe könnte man sein, allerdings erschließt sich da nicht der Sinn, der Kerl ist bekanntermaßen schon ein paar Tage unterm Torf.
Aber wer nun sonst nix wird und auch nicht er selbst sein will, wird nicht Wirt, sondern Heiner!
Ein kreativer verrückter Zausel mit zerschwurbelter Frisur hat den „Heiner Lauterbach“-Spot für die „Du bist Deutschland“- Kampagne entworfen.
Diesem Zausel ging es dabei um Kontraste, denn wenn plötzlich Hans und Kranz, Meier und Müller zu professionellen Formel 1 Rennfahrern mutieren, dann ist der Nürburg-Ring proppenvoll und schon verwandelt sich ein röhrender Rennwagen Grand-Prix in einen nuschelnden, zähfließenden Werbeplaketten-Verkehrsstau.
„Mööp, Möööp!“ macht es dann auf dem Nürburg-Ring und die Zuschauer werden sich das ein bisschen anschauen und danach die 380 € Eintrittsgeld aus dem Kassenhäuschen-Vorsitzenden herausprügeln.
Die Vips gehen dann auch nach Hause, die lassen allerdings ihre Bodyguards zuschlagen, während sie von Sonnenschirmen geschützt herzhaft in ein Lachstörtchen beißen.
Nun ja, Angela Merkel wollte keine Kontraste, sie schüttelte ihr blumiges Haar in einer lasziven „neeee,eeee“ Bewegung, klaubte die Seiten der lauterbachschen Imagekampagne mit frisch gefeilten Fingernägeln zusammen und trug sie Akte X mäßig die hinterste Ecke des Bundestagskellergewölbes.

Wie nett von dem zerschwurbelten Zausel, mir die Imagekampagne per Email zu schicken, da druck ich sie doch gleich mal ab.

Du bist Deutschland! Du bist Heiner Lauterbach

Schon als kleiner Junge bietest Du der Barbiepuppe deiner Schwester Monopoly-Geld für frühreifen Geschlechtsverkehr an, ihre Gleichgültigkeit quittierst du mit einer Feuerbestattung auf Opa`s Komposthaufen.

Wenige Jahre später findest du zu deiner Einschulung einen Alcopop in Deiner Schultüte, du flippst fast aus, allerdings nicht vor Begeisterung.
„Das ist kein Jim Beam!“

Schon am dritten Schultag bietest du deiner attraktiven Klassenkameradin Jaqueline-Sophie ein Bündel Monopolygeld und einen Zettel an:
„Du gehst gefälligst mit mir ein Eis essen, Doppelvornamen-Schnepfe, kreuz an: `ja`, `gern` oder `auf jeden Fall`!“
Stolz zeigst du deiner Mutter am Abend dein erstes Hämatom auf Augapfelhöhe.

Vier Jahre später wechselst du mit schlechter Laune zum Gymnasium, weil deine Klassenlehrerin nichts von dir wissen wollte.
Aus lauter Frust meldest du dich in der Theater-AG an und wirst Schauspieler. Du polsterst und stolperst über die Bühne, vergisst deinen Text (du trinkst jetzt jeden Tag Jim Beam!), aber bist trotzdem ungemein erfolgreich.
Auch endlich bei den Frauen, bis zum Abitur hast du die 2.000 voll.

Jetzt sind die Drogen dran, du nimmst alles mit was geht, Koks, LSD, Heroin, du stopfst alles in einen Mixer, führst dir den Kram intravenös ein und schon kommt ne vierte Grundfarbe in Deinem Leben dazu (du nennst sie Brödoro)

Ein paar Jahre, zig Frauen und noch mehr Grundfarben später findest du aber endlich deine Traumfrau und schlürfst von dort an nur noch Mineralwasser und kaufst dir einen Hometrainer.

Du bist das Wunder von Deutschland, Du bist Heiner Lauterbach!



Tja… der Heiner war ganz schön sauer, dass er mit diesem Text nicht mitmischen durfte.
Also schrieb er eine Autobiografie.
Ich weiss ja nicht wie es Euch geht, aber wenn in meinem Bekanntenkreis jemand plötzlich seine Lebensgeschichte zum Besten gibt, in der er von all den Drogen und all den Frauen erzählt, dann zieh ich gekonnt eine Augenbraue nach oben und wende mich mit Schrecken ab.
Zum Glück existiert so jemand nicht in meinem Bekanntenkreis, also bleiben meine Augenbrauen wo sie sind und ich auch.
Aber es ist schon seltsam: Es gibt ja recht viele interessante Persönlichkeiten, aus dessen Leben man gern etwas liest, der Dalai Lama zum Beispiel. Meinetwegen auch Richard von Weizäcker.
Aber was könnte jemanden dazu bewegen, ein Buch über jemanden zu kaufen, der seine Lach und Puffgeschichten zum Besten gibt.
Aber das alles ist nicht so schlimm.
So ein Buch könnte man auch einfach Buch sein lassen und damit hätte es sich.
Niemand würde es kaufen, bis auf ein paar bemitleidenswerte Nachahmer.
Das wirklich gar schreckliche an diesem Buch ist, dass der Stern den Autor aufs Titelbild hievt und das wird nur noch davon übertroffen, dass Stern-Mitarbeiterin Evelyne Holst den Heiner auch noch gut findet, so wie der gesoffen, gekokst und gehurt hat.
Das muss man sich mal vorstellen: Da schreiben sich Armeen von pullistrickenden Frauen in Alice Schwarzers Zeitschrift „Emma“ die Pfoten blutig, damit sie ihr verbrieftes Recht auf Nachtisch durchdrücken und dann kommt Frau Holst um die Ecke und erzählt uns, dass sie es echt scharf findet, dass der Heiner nix ausgelassen hat.
Na herzlichen Glückwunsch, ich spring mit ner Badehose ins nächste Klärwerk, bereise Deutschland in einer fahrbaren Waschmaschine und schneide Schafen auf der Weide mit ner Fingernageschere das Fell ab.
Da könnte man ja auch behaupten, ich hätte nix ausgelassen, aber in den Stern komm ich damit noch lange nicht.
Aber vielleicht nähern wir uns vorsichtig einer neuen Zeitepoche:
Die drohende Vogelgrippe-Pandemie vor Augen wird es langsam Zeit, dass wir uns alle ein bisschen amüsieren, also her mit dem Koks und ab in den Sauna-Club.
Keine Macht den Drogen?
Kannste vergessen, ab heute lautet das Credo:

Heiner macht Dir Drogen!

Nebenbei lösen wir auch noch sämtliche Arbeitsplatzprobleme, schliesslich werden so einige Stellen in Suchtberatungszentren frei.
Neue Ratgeber werden erscheinen, die sich mit der Frage beschäftigen:
Drogen? Alkohol? Frauen? Ein Ratgeber über Umgang und Dosierung. Löffel, Kondom und Musterkreditkarte beiliegend.
Ein letzter Satz blieb mir aus der Biografie von Heiner Säuferloch aber noch in schicker Erinnerung.
Er wäre weniger für den Geschlechtsverkehr in Nachtclubs gegangen, sondern er hätte es im Whirlpool mit den Mädels so gerne blubbern lassen.
Nen hohen IQ hat der ja nich, der Heiner, schließlich kann man bequem zu Haus mit Hilfe von drei rohen Zwiebeln, einem Becher Speisequark und einer vollen Badewanne den gleichen Effekt sehr viel billiger erzielen.

Sollte ihm mal einer sagen.

23.2.06

KLEINE BESTANDSAUFNAHME ! ! !



Penny bedankt sich mit diesem Foto und ist dafür extra in den nächsten Nachtbus Richtung Fuerteventura gestiegen. Scheiss Wetter da!






Ich wollte diesen kleinen Text nutzen, um mich mal ordentlich zu bedanken.
Seit Oktober werden die Wochenrückblicke auf meiner eigenen Internetseite präsentiert und auf die ahnunglose Menscheit losgelassen wie Horst Seehofer auf verseuchte Wildvögel.
Vorher wurden sie (schon seit längerer Zeit) exklusiv im besten Forum der Welt gepostet und zwar im GSPB ;)

Ich hätte mit so mancher Reaktion gerechnet:
Dass die Leute schreiend wegrennen, dass man über die Abschaffung des Internets nachdenken würde vielleicht. Oder dass die Erdachse kippt.

Stattdessen bekomme ich so manch liebes Wort für meine Schreiberei und die wiederkehrende konstante Zahl an Besuchern zeigt, dass es jede Woche eine Gruppe von Leuten gibt, die es interessiert, was ich schreibe....ist das nicht faszinierend?

Also, nackte Zahlen: Insgesamt und bis zum jetzigen Moment haben sich 6521 Besucher auf www.pennys-wochenrueckblicke.de eingefunden. Das ist ein Tagesschnitt von immerhin 52 Besuchern und ein Wochenschnitt von ungefähr 350 Leuten (wobei ich ehrlich gesagt keine AHnung habe, ob diese 6521 Besucher alles unterschiedliche Personen sind. Vielleicht gucken jede Woche die gleichen 350 Leute drauf, aber das ist auch okay).

Da der Rückblick immer Freitags oder ggf. Donnerstags erscheint, ist an diesen und den 2 darauffolgenden Tagen die Besucherzahl am höchsten.

Die Rückblicke füllen mittlerweile 57 Word Seiten oder 24.588 Wörter und so soll es weiter gehen.

Immer wieder werde ich gefragt: "Warum eigentlich Penny?"
Nun, zum einen gibts da ne Punkband namens Pennywise, die sehr gute Musik macht und zum anderen existiert ein recht fieser Clown gleichen Namens in Stephen Kings Buch "ES". So kam ich zu meinem Spitznamen MrPennywise, mit diesem Namen laufe ich also im Internet herum, in all den Foren, denen ich meinen Weblog aufs Auge drücke.

Viel mehr kann ich schon gar nicht sagen ausser nochmal:

Danke, Danke, Danke!

Alle, die sich die Mühe machen und Freizeit opfern und meinen Kram lesen.
Allen, die mich loben, weil es aufbaut, anspornt und mich jede Woche an die Tastatur prügelt.
Allen, die konstrukitve Kritik äussern (ich kann nur demjenigen danken, der mir im GSPB-Forum einst Max Goldt empfohlen hat, sehr gut)!

Allen, die weiterhin dabei bleiben, denn ich werde nicht aufhören, einen Text pro Woche zu schreiben. Erzählt es brav weiter, wenn ihr die Seite mögt. Wenn ihr sie nicht mögt, empfehlt sie als abschreckendes Beispiel im Freundeskreis.
Und ich würde mich freuen, wenn noch mehr Leute etwas in den COMMENT-BEREICH unter den Wochenrückblick schreiben würden, egal ob Lob oder Kritik. Ich weiss zwar das viele Leute die Rückblicke lesen, aber mich würde auch interessieren, was ihr denkt.


Oder schreibt einfach ne Email an pennysworue@gmx.de

Ich werde mich noch zu gegebener Zeit in besonderer Form bedanken, aber dazu im Laufe des Jahres mehr, lasst Euch überraschen.

17.2.06

Pennys Wochenrückblick Folge 35: ILIDIGAGADO und andere lyrische Liebesbekundungen!

Einen Kübel Zynismus über den Valentinstag auszuschütten ist schon eine besondere Herausforderung.
Da fangen die Leute an, sich Sachen zuzuflüstern „Der wird wohl nicht richtig geliebt, was?“
Werde ich aber doch, nur keine Sorge.
Aber das ist ja hier auch ich das Thema, sondern man muss es mal aussprechen wie es ist:

Der Valentinstag gehört abgeschafft.

Mögen Floristen fies fauchen und Pralinenhersteller mir bitterböse und giftige Briefe mit in Blut getränkter Feder schreiben, aber dies scheußliche Ritual der zwanghaften Geschenkekauferei muss für beendet erklärt werden.
Gründe dafür gibt es schließlich genug, man(n) selbst muss sich doch lächerlich vorkommen, wenn man das ganze Jahr nicht in der Lage ist, ein liebes Wort an seinen Partner zu richten und dafür am Valentinstag ein ganzes Liebes-Stakkato in Form von Karten, Gestrüpp und Süßkram auf die Geliebte abfeuert.

Chemiker und Chemielehrer würden jetzt geschlossen hinter mir stehen mit ihren von Schwefelsäure versifften Kitten und den zerzausten Bärten, sie würden sagen:
Jawohl, Liebe ist eh nur ein auf chemische Prozesse basierender Vorgang, der sich im Gehirn abspielt.
Doch auf die hör ich nich, wenn die Chemikergilde derartige Erkenntnisse gewinnt um mich wieder für ihr Fach zu begeistern, ist der Zug abgefahren. In meinem Chemieunterricht zog nicht eine Flüssigkeit es vor, mal anständig zu explodieren, also was soll das Gefasel von Endorphinen?

Überhaupt, in einer Zeit, in der man sich selbst am besten jeden Tag übertreffen muss, machen Blumen und Pralinen schon lange keinen Sinn mehr, erst Recht nicht bei allergischen Diabetikern.
Auch Liebesbriefe ziehen nicht mehr wirklich, erstens steht immer derselbe Schnodder drin („ich liebe Dich so sehr, mein [insert komischen Kosenamen here]!“) und zweitens sind die Ansprüche derart gestiegene, dass die Enttäuschung groß ist, wenn die literarische Zärtlichkeitserklärung nicht auf seltenem Papyrus verfasst wurde…in einem dunklen Keller…eines kalten Schlosses…in Süd-Rumänien.
Nein, wer heutzutage Aufmerksamkeit bei seiner Liebsten ernten will, springe bitte minimum am Bungeeseil aus einem Heißluftballon (Herzchenform, was sonst?) mit Tulpe und Megaphon in der Hand durch den Büro-Luftschacht der Geliebten, gebe den ganzen Kladderadatsch ab und lasse sich wieder hochschnacken.
Das war natürlich nur das Vormittagsprogramm, für den Nachmittag ist ein Hochgeschwindigkeitsflug nach Paris angesagt und wehe, der Eiffelturm ist nicht in der Lieblingsfarbe der Angebeteten angestrichen.
Ist man dann um 16 Uhr wieder zu Hause, geht’s ab ins Theaterstück, wer richtig romantisch veranlagt ist, kauft alle Karten auf zwecks alleiniger Berieselung durch die Darsteller.
Zum Schluss noch das 12-Gänge-Menü im örtlichen Feinschmeckertempel inklusive Minnesänger, wenn schon denn schon.
Bekommt man nach all den Mühen von der Liebsten ein lapidares „joar, war ganz nett,“ kann man erleichtert mir einem melodramatischen „Puuuh!“ aufatmen und den Tag als Sieger verlassen.

Nur die wenigsten dürften über die finanziellen Mittel verfügen, einen derartigen Heckmeck zu veranstalten, von daher ist jegliches normales Valentinstagsgeschenk von vornherein zum grandiosen Scheitern verurteilt.
Kauft man Blumen, sind`s generell die falschen. Rosen sind einfallslos, Tulpen sind spießig, wer Gänseblümchen selber pflückt, der muss Mitte Februar erst mal welche finden, ja und mitgebrachte Lilien hatten schon mal als Antwort ein „seh ich etwa schon so tot aus, dass du mit Beerdigungsblumen mitbringst“ zur Folge!
Auch Pralinen werden immer falsch gekauft. Holt man die mit Füllung, werden jene ohne verlangt, besorgt man welche mit Nüssen, sitzt man garantiert 2 Stunden später mit seiner cholerischen Freundin beim Kieferorthopäden.
Selbst eine harmlose Valentinskarte kann zur tobenden Explosion führen, die mit den Worten „dieses Schweinchen da, was von Amors Pfeilen beschossen wird, soll das etwa ICH sein? Hä?“ zündet.
Als letzte Notlösung bliebe da ja noch schicke Unterwäsche, doch jeder, der schon mal in einer Unterwäscheabteilung war, wird sein blaues Wunder erleben: Welche Größe war das denn jetzt noch mal? B? C? A? Mit Spitze oder ohne? Oder wollte sie doch Feinripp?
Wer sich derartige Fragen stellt, hat in der Dessous-Abteilung eigentlich schon verloren und muss mit einem Gutschein heimkehren, die interessanteste Art, an Valentinstag Selbstmord zu begehen.
Wer Suizid verabscheut und mehr auf Folter steht, der begebe sich direkt in die Hausgeräte-Abteilung und suche den billigsten Mixer aus, den man für fast kein Geld kaufen kann. Am besten sind dafür jene Mixer geeignet, die einem beim Abschluss von Handyverträgen neben ner X-Box hinterher geschmissen werden.
Dann muss man zu Hause nur noch das Geschenk überreichen, sich auf den Küchentisch legen und nach dem Auspacken „na leg schon los“ wimmern. Hauptsache man hat genug Verbandszeug daheim.

Aber vielleicht wird das weibliche Wesen ja auch als zu anspruchsvoll verurteilt. Eventuell reicht auch ne nette SMS mit dem Text

ILIDIGAGADO, S.

Was ge-sms-dolmetscht „Ich liebe Dich ganz ganz doll, Schnuckelschnäuzi-Hasenpupsi“ heißen soll. Da sage doch bitte noch einer, die Digitalisierung wäre unpersönlich und humorlos.
So siehts dann also aus, die Empfängerin der SMS sitzt mit ihrer besten Freundin in einem Eis Cafe, man begackert die gemeinsamen Einkäufe, als plötzlich das Handy loswiehert (früher piepsten die Dinger, na ja, der Fortschritt).
Die Empfängerin weitet ihre Augen, atmet drei mal flach, die Freundin fragt „Und?Und?Und?Und?Und?Und?Und?“ und bekommt als Antwort:

„Mein Freund…..ILIDIGAGADO!“

„ILIDIGAGADO?“

„Ja!“

Pause.

Kreischen.

„WHHHIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIEEEE!“

Die beiden Frauen quieken derart laut und wedeln so furchtbar heftig mit den Handgelenken, dass Luigi kurz davor ist, den Notarzt anzurufen.

Also: um derartig peinliche Situationen nicht entstehen zu lassen, tun Männer gut daran, den Valentinstag komplett zu ignorieren, Frauen werden weltweit in Eiscafes sitzen und ihre Unterlippe kneten, sich fragen, was sie falsch gemacht haben, aber ihre Handgelenke und ihre Stimmbänder werden gesund bleiben.
Nach einer schlaflosen Nacht bereiten wir für sie das Frühstück vor, mit Rose und Honigtoast und dann wird die Welt wieder in Ordnung sein.
So, Floristen, jetzt schlagt mich mit nem Kranz ans Kreuz!

Schöne Woche noch

Der neue Wochenrückblick erscheint heute im Laufe des Tages ;)

9.2.06

Pennys Wochenrückblick Folge 34 extra krass: The Super-Nanny vs. the unbelievable Terror Kids

Die folgende Situation dürfte ja nicht unbekannt sein: Man ist drei oder auch 15 Jahre alt - je nach Geburtsjahr und Lebensdauer - und kommt eines Morgens auf die Idee, ein bisschen den Aufstand zu proben.
Es gibt ja recht unterschiedliche Möglichkeiten, sich als Heranwachsender bei seinen Erziehungsberechtigten unbeliebt zu machen.
Zum Beispiel kleinere Geschwister:
Möchte man als Teppichrutscher den ungeheuren Zwang zum Destruktiven exzessiv ausleben, reicht eigentlich schon ein gepflegter Roundhousekick auf die unversehrte Wange des kleinen Brüderchens. Wenn das noch keinen beeindruckt, reisst man halt noch ein bisschen am Skalp herum und hört erst auf, wenn das Ergebnis in der Faust als „Büschel“ bezeichnet werden kann.
Ist man der körperlichen Gewalt nicht so zugeneigt, kann man auch den Mobbing-Weg beschreiten und sich an den Lieblingsspielzeugen der Geschwister vergehen, so ein Lego Feuerwehrauto wirkt schliesslich erst dann authentisch, wenn es sich auf dem Weg zu einem brennenden Teddy befindet.
Auch das Pfosten-Ansägen von Etagenbetten hat sich als recht beliebte Methode herausgestellt, Eltern und Geschwister in Wahnsinn und Baumarkt zu treiben.

Telefonterror gegen den kleinen Bruder bringt allerdings noch keinen zerstörerischen Nutzen, das Spielzeugtelefon funktioniert nicht wirklich, aber wenn der zweijährige Racker in spätestens vier Jahren sein erstes Handy zur Einschulung bekommt, dürften Psychoterroranrufe a la „Ich weiss genau wo du wohnst und ich mach dich alle“ auf der Tagesordnung ganz oben zu finden sein.

Des Weiteren lassen nutellaverschmierte Türklinken, Zahnpasta im Fön und Stolperdrähte im Hausflur die Kochlöffel-auf-Hintern-Frequenz und den elterlichen Blutruck nach oben schnellen.
Das ganze schaut man sich als Erziehungsberechtigter natürlich eine Weile an, man diskutiert mal im ruhigen Ton, dann blökt man wieder herum, man gestikuliert, entfernt strafmassnahmend Spielzeuge, erteilt Hausarrest und auch Computerverbot.
Bringt das alles nichts, steigt man im Verzweiflungsrang schnell auf Obergeneral.
Das ist dann die Stufe, auf der man sich auch gern mal gut gemeinte Ratgeber mit Titeln wie „Wie erziehe ich mein Kkind richtig, ohne es an einen Stuhl zu knebeln“ und auf der man beginnt, seltener zum Friseur zu gehen, da ein guter Teil der Haare schon weggerauft wurde.

Abends im Bett, wenn die Schlafmittel des kleinen Anarchen zu wirken beginnen, die man ihm mit der Honigmilch verabreicht hat, stöbert man ausführlich im Erziehungsschmöker und liest Sätze wie „Sie müssen ihr Kind nicht schlagen, sondern ruhig mit ihm reden und ihm klarmachen, dass sein Handeln und Tun Konsequenzen hat, die andere verletzen. Ihr Kind wird es begreifen.“
Hat man sich von dem gemeinsamen Lachanfall erholt, wird der schnell von der Empörung verdrängt, dass man siebzehnneunundneunzig für Ratschläge ausgegeben hat, die schon nach dem 23. Lebensmonat auf taube Lauscher mit Durchzugs-Windstärke 10 gestossen sind.
Umtauschversuche der phrasendreschenden Lektüre schlagen allerdings fehl unter dem der Buchverkäuferin, dass man Bücher mit zerissenen und Aprikosemarmeladeverklebten nicht umtauschen könne.
Bevor genervte Eltern nun in den Baumarkt eilen, um eine Schaufel zu kaufen (nein nein, nicht, um den Kinderterroristen lebendig zu begraben, sondern um einen Schutzbunker für genervte Mamas und Papas ins Erdreich zu kloppen), greift man doch lieber nach dem letzten Strohalm und ruft bei RTL an.
Eine gute Woche später kommt sie mit der Aktentasche gerannt, das Ziel fest im Blick, sämtliche Mistgören dieses kleinen Planeten gründlich durchzupädagogisieren:

KATJA SAALFRANK!


Chaos-Kids, die diesen Namen hören (auch wenn sie evenutell nicht wissen, wie man ihn schreibt), flüchten in Schränke, krabbeln unter Betten, versuchen im Ausguss zu verschwinden und verstecken sich im Keller. Doch es nutzt alles nichts, denn Kati Saali hat ihren Kleinkind-Detektor mitgebracht, der piepsend auf Pickel, vollgesabberte T-Shirts und Aggressionsschübe reagiert.
Für die, die mit der Supi-Dupi-Nanny noch nicht vertraut sind: Katja Saalfrank hat einen Ehemann, ungefähr 37 Kinder und drei Ponys…ursprünglich waren es mal vier, aber siebenunddreissig – wenn auch wohlerzogene – Kinder auf einem Ponyrücken führen unweigerlich und auch durch Pferdeflüsterer nicht verhinderbar zum frühen Vierbeiner-Tod.

In den glorreichen Gründertagen der Supernanny`s war Katja Saalfrank allerdings noch recht unkonventionell. Im ulkigen Clownskostüm, beschwert mit riesigen rotenn Hemdknöpfen, ellenlangen Schuhen und einer giftgrünen Perrücke marschierte sie dickgeschminkt und von RTL noch unbegleitet in die Trutzburgen jugendlicher Aufsässigkeit.
Doch sie merkte schnell, dass Torten in Teenie-Gesichtern und Spritzwasser aus Blumen keine geeigneten Methoden sind, skrupellose Kinder in ihrer Entwicklung zu fördern.
Humor ist nun mal eher beim Witze erzählen nützlich,m nicht aber beim durchpädagogisieren.
Katja fiel dann schnell ins andere Extrem und tauschte das Clownskostüm gegen die Gladiatorenrüstung und Torte gegen Ochsenpeitsche und Morgenstern aus.

In dieser Kampfmontur wurde von RTL immerhin eine Folge halb abgedreht, die dicken Striemen auf dem Rücken des frechen Max zuzüglich der Platzwunde auf Augenbrauenhöhe veranlassten den Fernsehsender dazu andere Wege zu gehen, zumal man diese Folge nicht vor 23 Uhr hätte ausstrahlen dürfen.
Katja Saalfrank schmiss also auch die Rüstung in die Ecke und wollte schon aufgeben, als plötzlich der Crative Director mit dominaähnlicher Bürokleidung um die Ecke huschte.
Flugs liess Katja sich die Augenbrauen eckig operieren, was ihr gleich einen viel autoritäreren Gesichtsausdruck verlieh und schon war die Supernanny geboren wie wir sie heute kennen und lieben (wenn wir nicht gerade 13 Jahre alt und furchtbar frustriert sind).

Bevor sie nun endgültig auf Sendung ging, war allerdings noch Fitnesstraining Galore angesagt.
In zig Wiederholungen musste die Supernanny Daumen und Zeigefinger zum Kinn führen, einen nachdenklich-besorgten gesichtsaudruck aufsetzen und gleichzeitig „Hmmm!“ hmm`en.
Abwechslung in diesem Fitnessprogramm brachte das auch nicht einfache „Hände-in-die-Hüfte-stemmen“, eine Technik, die einfach und effektiv Entrüstung ausdrücken sollte, wenn der grosse Tim versucht, die kleine Maria in den Laubhäxler zu befördern.
Danach mehrere Lektionen perfektes Nanny-Verhalten mit stundenlangem Arme verschränken und beobachten-ohne-zu-blinzelnm wobei die grösste Herausforderung darin bestand, nicht die Dominabürokleidung vollzutränen.
Komplettiert wurden die Übungen mit dem Extrem-Betatsching von Eltern-Dummys, welches Kontakt und Nähe mit dem Erziehungsberechtigten simulieren soll.
Die Eltern-Dummys sahen das aber anders und beklagten den Tatbestand sexueller Nötigung beim DGB (Dummy Gewerkschaft Bund).

Derart ausgerüstet konnte es losgehen, misserzogene Kröten in schnieke Prinzen und Prinzessinen zu verwandeln.
Die erste Auffälligkeit besteh darin, dass die Anwesenheit einer Fernsehkamera ausser Rand und Band geratene Kleinkinder dazu veranlasst, John-Woo-Neo-Matrix ähnliche Stunteinlagen auszuführen, dass man manchmal den Eindruck bekommen könnte, der Kameramann hätte den Kids vor dem Dreh gesagt, man drehe einen Actionfilm.

Dann geht erst mal das grosse Beobachten los, Katja Saalfrank nimmt die armverschränkte Haltung ein und blinzelt nicht, geht auch kaum, herumfliegende Füsse, schwingende Fäuste und verbal vorgetragenes Fäkalvokabular machen es schwer wegzusehen und zu hören.
Spritzt zwischendurch ein wenig Blutplasma oder knackt hier und da mal ein Knochen, werden Daumen und Zeigefinger wieder ans Kinn geführt und es wird proffessionell gehmmmm`t.
Ist die Schlacht geschlagen und das Feld besudelt, wird durchanalysiert.
Aber erst nach der Werbung.
Direkt zu Beginn der Konsumpause macht Katja Saalfrank Kontrastprogramm und wirbt mit dem Gewinn einer Playstation 2, die ja das Siegel „von den meisten Pädagogen nicht unbedingt empfohlen“ trägt. Macht aber nix, es wird ja Eye Toy 2 beworben, das soll Spass für die ganze Familie bringen. Klare Kiste, kleine Kinder, die den Perserteppich vollschwitzen könne ja kaum aufeinander losmoshen.
Auf jeden Fall gab es so eine Klapperkiste zu ergattern, die Gewinnfrage lautete:
„Wohin gehören kleine Kinder im Auto!“
A) Auf den Kindersitz oder
B) Auf den Schleudersitz.
Mir persönlich fehlte da Auswahl C: „Also, das kommt jetzt drauf an, wenn mein Kind besonders frech ist, wär so ein Schleudersitz schon eine nette Sache im Zubehörkatalog

Nach der Warenberauscherei wird Kriegsrat gehalten, die meist unterlegene Fraktion (Eltern) bekommt wichtigen Input vom Spion (Katja), wie mit dem übermachtigen Gegner (der kleine Moritzs, die freche Anna Maria, die verwöhnte Paris Hilton) zu verfahren ist.
Schuld sind – und das kann man jedes Mal ganz ohne Tarotkarten oder Wunderkugel vorhersagen – immer die Eltern.
Der kleine Racker kann in Nazigruppierungen stecken oder im Supermarkt mit seinen Freunden alten Damen den Karren in die Hacken fahren und behaupten „mehr Spass gibt’s für einen Euro nirgendwo“, die Eltern sind schuld, nehmen ihre Monster nicht oft genug in den Arm oder spielen nur selten Brettspiele mit ihnen.

Als nächstes wird die Taktik besprochen: Mehr Beschäftigung mit den Kindern ist das Allheilmittel um sie in kleine Knigges zu verwandeln , da reichen eigentlich schon zwei Folgen Super-Nanny, um das auch dem dümmsten RTL Zuschauer begreiflich zu machen.
Fliegen trotz aller Liebe und Zuneigung weiterhin die Fäuste, geht es ab auf…genau…die stille Treppe, die ulkigste Erfindung seit es Pädagogik gibt.
Methode? Ein zeternder Schreihals auf Dauerbetrieb wird einfach dauerhaft auf einer Treppe platziert, wo er so lange hocken muss, bis er sich seines Benehmens bewusst und das Adrenalin im Körper wieder abgebaut ist.
Blöd natürlich, wenn man das zu daheim nachmachen will und nicht in einem Einfamilenhaus mit treppeverbindender Doppeletage wohnt.
Wohnt man also in einem gewöhnlichen Wolkenkratzer, setzt man den Brüllkrümel in den Hausflur.
Dort wird er eventuell schneller still, als es einem Erziehungsberechtigten lieb sein kann, schreiende Bälger im Hausflur, das ist nichts, was man als Nachbar allzu lang toleriert und wenn dann auch noch Flurwoche ist, sind die Moritze dieser Welt schneller im Wischeimer als Katja Saalfrank „pädagogisches Playstation Partygame“ sagen kann.
Doch hier kann man wunderbares Cross-Selling betreiben, im RTL Shop könnte man aufblasbare stille Treppen für zu Hause erwerben und wenn man gleich zwei nimmt, gibt’s nen 100er Pack Ohrstöpsel gleich als Kirsche oben drauf.
Bringt das auch alles nichts und wollen die Kinder immer noch nicht hören, könnte die Supernanny ja die „blutverschmierte, knurrende Rolltreppe“ einführen. Aber nur als letzte Konsequenz.

Doch das ist halt nur was für die ganz Kleinen.
Rebellierende 13 bis 17-jährige würden über einen „Stille Treppe“ Verweis wohl nur müde lächeln, ein Anruf bei Freunden und schon wird aus der schweigenden Treppe eine kiffende.
Hier müssen härtere Geschütze aufgefahren werden, den Jugendlichen ausknocken, die Maskenbildnerin von RTL töpfert rasch siebenundzwanzig Pickel ins Gesicht den Schlechte-Laune-Trabanten und holt ihn aus dem Wachkoma vor einem Spiegel sitzend zurück.
Der entscheindende Satz „Schau also wie du aussiehst, wenn du dich nicht benimmst“ der Nanny sollte einen Großteil der Jugendlichen kurieren und der letzte Rest, der es bis hierhin immer noch nicht begriffen hat, wird nach „Sonja wird eingezogen“ abgeschoben zum U-Boote hinterhertauchen.

Doch Katja Saalfrank schaut pädagogisch wertvoll dem Horizont entgegen und schmiedet schon neue Pläne auf dem Amboss anspruchsloser Fernsehunterhaltung.

DIE SUPER-GRANNY
Untertitel: meine 37 jährige Tochter treibt mich mit ihrem Schuhtick in den Wahnsinn, bitte Katja hilf mir doch.

Solls ja auch geben, so was.

2.2.06

Pennys Wochenrückblick Folge 33: Der Arsch von Heidi Klum und der Husten von Oma Lise!

Gerne würde man ja manchmal die Zeit ein kleines bisschen nach hinten schleudern, um mal zu betrachten, ob früher wirklich so viele Dinge so viel besser waren. Aber alles was heute nun mal da ist, hat ja wohl auch seine Berechtigung, möchte man meinen.
Nicht alles.
So ist es im Internet auf einer einschlägigen Seite nun möglich, sich zwölf verschiedene Lungenkrankheiten als Soundfile herunterzuladen und zwar so, wie es sich durch das Stethoskop eines Facharztes anhört.
So eine typische Brustfellentzündung klingt zum Beispiel wie knirschender Schnee.
Solche Hinweise sind in der heutigen Zeit fatal, läuft man morgens früh unausgeschlafen zur Bushaltestelle und hört seine Mitmenschen durch die weiße, kalte Pracht stapfen, muss man höllisch aufpassen, nicht reflexartig den Notarzt zu kontaktieren.

Der kommt dann – tatütata – angedüst und fragt hektisch, was denn los sei und dann zeigt man auf das vermeintliche Opfer und faselt:
“Klang nach knisterndem Schnee, der Herr…..Brustfellentzündung, die Diagnose ist eindeutig!“
Die Nacht in der gummitapezierten Zelle dürfte dann noch das kleinste Problem sein.
Aber auch für Teilzeithypochonder dürfte das akustische Röcheln keine echte Hilfe sein.
Die sitzen dann vor ihrem PC, die dicken Sennheiser Kopfhörer auf, lauschend und mit dem eigenen Odem vergleichend: Ist das nun eine Lungenentzündung oder doch nur ne harmlose Bronchitis? Und wenn es eine harmlose Bronchitis ist, ist sie dann akut oder chronisch? Oder vielleicht sogar chronisch obstruktiv?
Ein Trend dürfte das ganze letztendlich nicht werden, das möchte man zumindest schwer hoffen. Zu ungewöhnlich und fremdartig ist die Vorstellung, Deutschlands Jugend würde in der U-Bahn sitzen und den neuesten Röchelhits auf dem iPod lauschen.
Was für ein Glück.
Sonst greifen zwielichtige Trittbrettfahrer die Idee noch auf und machen Magen-Darm-Grippe, Zehenzwischenraum-Pilze, grauer Star und diverse Geschlechtskrankheiten hörbar und schon hätte man einen Sampler zu verkaufen:

Hausdoc-Hits Vol. 1 (mit Tokio Hustelinchen, Skorbut Williams, die fantastischen vier Kopfschmerztabletten, fette Grippe und den famosen Pneumologie Pussycat-Dolls)

Auch das pathologische Revival der Klingeltonwerbungen bleibt uns so erspart, so laut könnte ich gar nicht schreien, wenn plötzlich eine crazy-hippige-duchgeknallte Stimme mir den neuesten Handy-Pimp präsentiert.
Jaaa, lads dir auf dein Handy, wähle 110 für das Ausbrechen der Vogelgrippe, 112 für hustende Kopfläuse und die 111 für eine fröhliche Raucherbeinamputation.
Alles natürlich in Real-Tone, so ne Heuschnupfenattacke in polyphon, das würde sich nicht gut verkaufen.

Titelseitenreif war das die Woche über sowieso nicht, da haben wir ganz andere Kaliber in Deutschland.
Es ist mal wieder an der Zeit, sich aufzuplustern und ein gehöriges Stück Empörung in die Welt hinauszuschreien!
Denn seit einigen Wochen läuft auf dem Kuschelsender Pro7 die Modelshow von Heidi Klum und schon entzündet sich an der Sendung eine hitzige Debatte über das Idealgewicht deutscher Durchschnittsfrauen.
„Du kommst hier ned rein, Du bist zu fett“, hieß es da bei einem Grossteil der Mädels, die für das normal geschulte Auge schon eher so aussahen, als müsste man sie beim Mittagsessen an den Tisch ketten und die bei der morgendlichen Reinigung schwerwiegende Probleme haben, sich von zwei Duschstrahlen gleichzeitig berieseln zu lassen.
Statt diesen grenzdebilen Unfug aber einfach grenzdebilen Unfug sein zu lassen, musste das Thema erst mal bauchfaltig aufgerollt werden, bulimiekranke Frauen ließen ihre zierlichen Körper von BILD Fotografen ablichten und klagten an, Sendungen wie diese würden die deutsche Jugend kaputtmachen und zu Crash-Diäten verleiten.

Dass es diesen Wahn bereits vor der Show von See-Aal`s Gefährtin gab, in unzähligen Frauenzeitschriften propagiert, schien da niemanden wirklich zu jucken.
Ananasdiät, Nudeldiät, Kohlsuppendiät (wer die macht, verliert nicht nur Pfunde, sondern auch Freunde und im Extremfall auch den Partner), allüberall werden die kurzwirkenden und einseitigen Ernährungstipps vorgestellt, dass es einem schon die Linse trübt, wenn man nur aufs Zeitschriftenregal glotzt.
Man sollte das ganze einfach ignorieren, wenn Modemacher aus Mailand, New York, Rom, London und Paris (in anderen Städten scheinen Modeschauen und Modezaren nicht ansatzweise existent zu sein) auf klapprige Gestelle fliegen, die ständig Hämatome an den Ellbogen haben, weil sie armaustreckend über Gullideckel laufen müssen, bitte sehr.
Dies alles kann doch ruhig eine in sich geschlossene Welt bleiben, Models haben schließlich für lange Zeit ausgesorgt, sie leben in prachtvollen Villen, wo wir sie eh nicht sehen können.
Und wenn mal doch eine Muse von Lagerfeld all ihre Model-Milliönchen in zu viel Koks investieren sollte, kann es immer noch als Schulskelett auf 400-Euro-Basis jobben…aber nur, wenn es vorher ein bisschen zunimmt.

Wer mal ein bissen Sinn für Realitäten und aus den Fugen geratene Proportionen entwickeln möchte, der sollte sich sowieso in eine öffentliche Sauna begeben.
Nach der nervösen Anspannung des ersten Besuchs kann man getrost die Schultern sinken lassen, erleichtert ausatmen und denken:
Puh, die sehen ja auch alle nicht besser aus als ich.
Da wirken die photogeshoppten Mädels aus den Frauenzeitschriften plötzlich aus wie fremde Besucher vom fernen Planeten Skelleton IV.
Schau mal einer an, denkt man in der Sauna, Orangenhaut, gepiercte Bauchfalten, sperrige Ohrläppchen, aufgeplusterte Wangen, die aufgeplustert bleiben. Alles wird selbstverständlich präsentiert und dem Auge des Betrachters feilgeboten.
Luft anhalten bringt in so einer aufgeheitzen Atmosphäre auch nicht viel, der Vorteil des eingezogenen Bauches wird da schnell durch den Nachteil der violetten Gesichtsfarbe aufgezehrt.

Kommt man dann raus aus dem Tempel schwitzender Realitäten, ist man dann doch gleich ein anderer Mensch und kann über das Modelgesülze „also, ich ess ganz normal, ich trink halt nur viel Wasser, natürlich gönn ich mir auch ab und zu etwas, ich bin ja nicht als Sklave eines im Galeerenrhytmus trommelnden Körper gefangen, hihi“ nur noch müde lächeln.
Bis zur Normalität ist es dann trotz allem noch ein weiter Weg, zumindest global gesehen.
Wir werden vermutlich noch ein Weilchen warten müssen und so manche Spinne wird unzählige filigrane Netze weben, bis endlich eine halbwegs normal aussehende Weiblichkeit uns medial verklickert, dass sie sich nach dem Joggen eine Joghurette himmlisch joghurleicht zwischen die Zahnlücken steckt.

Diese Frau wird uns dann erzählen – man wird es später das Zeitalter unendlich vorgetragener Ehrlichkeit nennen – dass man nach dem Joggen ruhig Schokoriegel verzehren darf, sich dann aber nicht wundern muss, wenn man nicht unbedingt davon abnimmt.
Auch beworbenes Duschgel wird in jener Epoche marketingtechnisch keinen multiplen Orgasmus mehr auslösen, sondern von stinknormalen Menschen wie du und ich in dellige Haut eingeseift und aus faltiger herausgespült.
Dicke Frauen werden endlich Kleider tragen können ohne dass jemand dumme Witze macht, dass man doch bitte im Beinschlitz einen Kartenabreisser für eine Zirkusshow aufstellen möge.
Die Leute werden also endlich vernünftig werden.
Und bis dahin dürfen sich gerne einige mit der Frage beschäftigen, warum sie einen dicken Schluck aus einer 78er Pulle Doppelmoral-Feinrip getrunken haben und Heidi Klums Show verteufeln bis zur Hölle, auf der anderen Seite aber eine Meinung zur Arschbreite der Moderatorin haben.

Guten Appetit