22.12.04

Pennys Wochenrückblick Folge 11:Öffnet das letzte Türchen,schaut rein!

Nun. Bald ist Heiligabend.
Früher – das wissen wir nicht erst, seit es Großmütter gibt, die so etwas ständig sagen – war ja standardmäßig alles besser. Vor knapp 20 Jahren hab ich mir schon vier Wochen vor Weihnachten in metaphorischer Regelmäßigkeit in die Hose gemacht. Das war ein tolles Gefühl...also die Weihnachtsvorfreude, nicht das eingebildete Urinieren.
Ja und früher („Hallo!“ an alle die, die jetzt noch mitlesen und nicht vor Langeweile eingepennt sind) da gab es hier im polaren Dortmund auch noch Schnee, dieses kalte weisse Zeugs, dass immer vom Himmel rieselt, wenn Winter und Weihnachten ist.
Dann zog ich mit dem Schlitten durch die Gegend und hätte es damals schon GTA gegeben, hätte ich vielleicht mit einer Wasserpistole ein Rodel-By-Shooting inszeniert.
Doch auch ohne die Actioneinlage war früher alles besser.
Heute nämlich fällt kalter nasser Regen vom Himmel und auf dem Weg nach Hause – im Stau – gehen mir die Gedanken einfach nicht mehr aus dem Kopf, zwei einzelne Gedanken, die mich in dieser Woche doch arg beschäftigten.

1. Von welchem Planeten kommen Menschen, die Handys am Gürtel tragen?
Das ist mir nämlich nicht ganz klar. Zunächst: Den Mobilfunkgeräten haftet ja ein historischer Snobismus an und wir wollen es nicht leugnen: bevor Nokia und Siemens zur Massenware wurden, faltete sich so manche Stirn in Runzeln, wenn ein Mensch einfach so im Kaufhaus stand und mit seiner Tante plötzlich über Darmreinigungstabletten diskutierte.
Heutzutage erkennen wir diesen Wert natürlich an, die Evolution hat uns alle ein bisschen weiter geformt und heutzutage bespricht man jeglichen Subversivmüll übers Handy, ob da noch jemand zuhört oder nicht, ist da eher Nebensache.
In dieser kommunikativen Masse wirken Menschen, die ihre Handys am Gürtel befestigen, wie ein Relikt aus grauer und alter Vorzeit.
Warum tun sie dies?
Ist es das „He, schaut her, ich habe ein Handy und ich werde es benutzen“ Gefühl, was damit zum Ausdruck gebracht werden soll?
Und das schlimmste an der ganzen Sache ist, dass Leute, die ihre Handys am Gürtel klemmen haben, die unangenehme Eigenschaft besitzen, das Hemd in der Hose zu tragen, was ebenfalls so einiges aussagt.

Das alles ist noch nicht weiter tragisch, bis ich in dieser Woche im örtlichen Pennymarkt auf den 2. Gedanken gestoßen bin, den ich jetzt serviere.
Dort befand ich mich nämlich in der Yoghurtecke und zwischen Fruchtzwergen, die jetzt ohne echten Zucker, sondern nur noch aus Fruchtzucker sind, was sie natürlich gleich um ein vielfaches gesünder macht und zwischen lustiger Käsesalamiwurst, die den Eindruck des „hab ich schon mal gegessen, aber wieder ausgespuckt“ verbreitete, fand ich ihn:
Den Yoghurt mit der definitiv beknacktesten Sorte, die es je gab.
Vergesst Zabaione und Haselnuss, denn jetzt kommt:
KÄSEKUCHEN MIT MANDARINE
Jepp.....von Ehrmann.
Was soll man denn nun davon halten?
Hält die Marketingabteilung das deutsche Volk für kollektiv bescheuert?
Sollen wir uns nun wirklich einbilden, dass es irgendwo in Deutschland in einem abgelegenen Industriegebiet Fabriken gibt, in denen gramgebeugte und bucklige Frauen Tausend Tonnen Käsekuchen in der Stunde backen, die dann wieder zerbröselt und von Mandarinenpflückern unterstützt, in kleine Plastikbecher gefüllt werden?
Kann das sein?
Wo doch jeder weiß, dass das Erdbeeraroma in Erdbeerschokolade nicht aus Erdbeeren, sondern aus Sägemehl gewonnen wird?
Woher kommt dann Käsekuchenaroma?
Ziegensperma?
Gilt Möglichkeit 1 (wir erinnern uns: bucklige Frauen und Mandarinenpflücker), verquirlen sich meine beiden schrecklichen Gedanken zu einem superschlimmen Gedanken, in dem ein altkluger Vorarbeiter in hautenger Jeans sein Handy vom Gürtel zieht und „Mehr Käsekuchen, wir brauchen mehr Käsekuchen“ hineinbellt und danach die buckligen Frauen ankeift, dass sie gefälligst schneller backen soll.
Früher war alles besser.
Da hatte ich noch nicht solch seltsame Gedanken.
Und früher gab es noch keine amerikanischen Verteidigungsminister, die Kondolenzbriefe von toten Soldaten vom PC unterschrieben ließen.

Jaja, die Welt ist im Wandel und früher mag alles besser gewesen sein.
Doch heute ist heute, heute ist Schnuppi, die ich über alles liebe, heute ist besser als früher, heute ist der schönste Tag, weil ich mich auf ein 2. Weihnachtsfest freuen kann, dass ich mit der Frau verbringe, mit der ich mein ganzes Leben verbringen möchte.
Ich denke, dafür kann ich auch auf Schnee und Schlitten verzichten.

Ein schönes Weihnachtsfest Euch allen.