Pennys Wochenrückblick Folge 23: Ich sags wie`s is....Du bist doch nicht Deutschland!
Das ist natürlich absoluter Heckmeck, genau wie die weltumspannende lebensbejahende Karnevalsfloskel:
„Alles wird jut!“
Wird es eben manchmal nicht, manche kommen sich vielleicht auch verapfelt vor, ist man gerade Besitzer einer Tokio Hotel CD geworden oder steht man im kilometerlangen Stau nach der Arbeit oder aber – der absolute Overkill – man steht im kilometerlangen Stau nach der Arbeit, die Heizung im Auto fällt aus und im Radio spielen sie Tokio Hotel, wenn dann einer um die Ecke biegt und den Satz „Alles wird jut!“ los lässt, dann macht sich mindestens eine Augenbraue auf den Weg nach oben Richtung Geheimratsecke.
Es gab derart viele Bücher von Optimisten für Optimisten, derart viel lebensbejahendes, dass es sogar schon Bücher gab, die den Optimismus aufs tiefste verteufelten. Ist ja auch klar, das Universum würde piffpaff in sich auseinander fallen, wenn es zu jeder Bewegung nicht auch jemanden geben würde, der das „Anti“ Schild hochhält.
Doch die pessimistische Volksfront ist auch keine kleine, denn an jeder Ecke hört man es ja zurzeit, dass das Wetter furchtbar schlimm sei im Moment UND dass es schon wieder Jahresende sei.
Mei, wie die Zeit vergeht, nun ist schon wieder ein Jahr rum.
Wenn wir ehrlich sind, dauerte 2005 nicht weniger lang als all diese Jahre zuvor, doch dieser Argumentation steht die pessimistische Volksfront skeptisch gegenüber.
„Nein, Nein“, sagen sie, die Zeit, die vergeht wie im Fluge, die Jahre huschen so dahin (wie Birgit Schrowange letzte Woche, wir erinnern uns) und wo sind sie bloss geblieben?
Doch das ist typisch für die Schlecht-Denkenden, sie sind der Meinung, dass schlimme Zustände immer von Dauer sind.
Das klingt logisch, denn man hat ja auch noch nie einen Pessimisten sagen hören:
„Also 2004, das war so ein Jahr, da fehlt mir gefühlsmäßig jetzt irgendwie ne Woche, aber in 2005 beschränkt sich das auf nur drei Tage, eventuell kommt auch noch ein vierter dazu…das ist doch mal ein Fortschritt.“
Doch für frohe Gedanken an sich besteht auch keinerlei Anlass, denn es ist wirklich so:
Wir sind im Arsch.
Zunächst Angie.
Die ist jetzt Kanzlerin und das Volk nie müde, in andauerndem Singsang sich selbst zu fragen, ob eine Frau an der Macht denn so das richtige wäre für unser schönes Land.
`Ne Frau…ausm Osten…ständig ist die Schwerkraft in Mundwinkelnähe auf volle Pulle gestellt. Und die Pessimisten, die sagen nicht, dass diese Frau viel arbeitet, wenn sie Schweißflecken unter den Armen hat, nein, die sagen: “Bäh, die schwitzt!“
Also wirklich, eine Frau, die schwitzt, die kann nicht Kanzlerin sein, die Staatschef anderer Länder, die ihr galant den Vortritt lassen, rutschen nachfolgend alle aus auf den Transpirationspfützen von Super Angie und am Tag darauf steht es in fetten Lettern selbst in der FAZ:
„Uns Kanzlerin stürzt französischen Staatschef.“
Unsere Angela schien auch nicht viel von unserem Land zu erwarten, sie floh einen Tag nach dem Amtseid ins Ausland, um sich bei den Chefs anderer Länder anzubiedern. Als wenn sie als Ostdame nicht gewusst hätte, dass man auch als Nichtkanzlerin über die deutsche Grenze watscheln kann.
Wir sollten alle hinterher.
Einfach raus hier, Gewinnertypen werden eh woanders getöpfert.
Und dann kamen auch noch Til Schweiger und seine Dana um die Ecke, um mitzuteilen, dass sie sich nun trennen würden.
Tja, wären wir da schon mit den Koffern an der Grenze gewesen, hätten wir davon kaum etwas mitbekommen und hätten hoffnungsfroh nach sonst wohin gehen können, doch so saßen einige Millionen Menschen zu Hause und konnten es ja kaum fassen.
Man war sich da schnell einig, wenn schon der knackige Til mit seinen zwanzig Kindern, drei Häusern und acht Autos, wenn der das mit der Ehe und der Liebe bis zum schüppenden Spaten nicht hinbekommt, wie soll der gemeine Willi aus dem Volk das dann machen?
Vermutlich gibt es sieben Millionen gute Gründe, warum auf bunt bedrucktem Papier derart ausgelassen über das Eheleben bekannter Menschen debattiert wird, nur gestolpert ist noch keiner drüber….vielleicht sind sie zu gut versteckt.
Amor war auf jeden Fall mausetot, vielleicht sogar erstickt an seinen eigenen Liebespfeilen und uns bleibt nur eine Sache übrig als Fazit: eins…zwei…drei….scheiden lassen.
Hat ja eh alles kein Zweck.
Auch der Wochenrückblick an sich hat keine Chance mehr und entflieht der Evolution, denn ich muss diese Woche schon wieder über Deutschland sucht den Superstar berichten.
Auch hier ist von „super“ kein Spürchen zu erlupen.
Stattdessen werden in den Castings die logopädischen Katastrophen gezeigt, die jeden RTL Kamera-Kabelträger noch bis heute in den Schlaf verfolgen.
Statt die wenigen Talente zu präsentieren, die es wenigstens „ein bisschen drauf haben“, wurde ein Grunzer nach dem anderen gezeigt, die Leute traten vor die blaue Wand, die erste Diagnose der Jury war „Maul und Klauenseuche“, der Didda durfte seinen Spruch ablassen und dann trat man ihn wieder an, den Weg zurück in den Vorgarten der Hölle, wo der Rest des crazy Chors schon geduldig wartete.
Und dann war da noch Veronika Naujoks.
Sie wird – und das kann man jetzt schon pessimistisch behaupten – der größte Superstar in dieser Staffel sein, wer auch immer am Ende gewinnt.
Die Frau mit der Piepsstimme, verriet der Jury nämlich, dass sie am allerliebsten „Apfelringe“ verspeist. Das fand man bei RTL offenbar derart drollig, dass sie daraus einen Klingelton kreierten, der dem Sender pro Herunterladen 1,33 € einbringt.
Die irgendwie ejambakulierte und digital vergewaltigte Veronika sieht von der Asche natürlich nicht einen Cent, bei RTL nennt man das einen „fairen Vertrag“ und der Sender begründet das mit der Aussage, diese „Idee sei in der Redaktion entstanden“.
Nachvollziehbar und für Pessimisten ein weiterer Ausreisegrund, wenn diese Idee Schule macht, denn dann bekommen Bäckersfrauen auch bald keine Gehalt mehr, die können für sich ja auch nicht das Patent auf Mohnbrötchen beanspruchen.
Hätte sie doch bloss „Flughafen-Kotztüten-Hersteller“ oder so was gesagt.
Wer jetzt immer noch nicht auf gepackten Koffern sitzt, dem sei gesagt, dass Tic Tac Toe wiederkommen.
Natürlich nicht, weil man ein bisschen Geld abgreifen will, nein, die drei Ausnahmekünstlerinnen aus Germanien haben nach Auflösung der Band Tag für Tag wie der arme Poet auf dem Dachboden gehockt, ein Schirmchen über dem Kopf und Stoßgebete zum Himmel geschickt, dass es weitergehen möge mit der furiosen Karriere.
Damit wir noch ein bisschen länger in Deutschland bleiben, neugierig wie wir ja sind, haben sie uns auch schon den Titel ihrer ersten Single verraten. „Spiegel“, glaub ich war es.
Vielleicht auch „Tasse“ oder „Fensterbank“, fest steht, wer in Deutschland nix sagen hat, der macht scheinbar keine langen Sätze.
Wer nun immer noch nicht überzeugt ist, dass es mit diesem Land steil bergab geht, dem sei gesagt, dass es geheime Pläne gibt, Andreas Elsholz auszugraben und bei Tic Tac Toe mitmachen zu lassen. Und schon könnte man das ganze in Tic Tac Melodientod umbenennen. Witzig ist das nicht, aber wir leben ja auch in einem pessimistischen Land.
Die restlichen siebenundzwanzig unverbesserlichen Optimisten sind noch im Lande aber der Angie ein Dorn im Auge, sie will das ganze, ganze Deutschland für sich alleine haben und deswegen startet sie eine Kampagne (ein Manifest), die auch den letzten Rest aus dem Lande fegt:
Dass ein Schmetterling einen Taifun auslöst, ist purer Quark und eigentlich nur eine billige Ausrede für US-Präsidenten, die von desaströser Energiepolitik ablenken wollen.
Du feuerst Bayern München an, obwohl das eigentlich unnötig ist, schiessen sie in letzter Minute doch immer das entscheidende Tor, Du schwenkst die Fahne für Michael Schumacher, Du schwenkst den ganzen Grand Prix lang und hast hinterher eine Sehnenscheidenentzündung, die die Krankenkassen extrem belastet, also lass es doch einfach!
Deine Stimme klingt erbärmlich und auch aus vielen Stimmen wird nicht mehr als ein erbärmlicher Chor.
Du bist doch nicht Deutschland!
Dein Wille ist wie Feuer unterm Hintern, doch auch hier ist es eher zu viel Tabasco auf der Sardellenpizza. Davon hat Schumi nix und Bayern München auch nicht.
Du hälst den Laden zusammen? Du doch nicht! Du meckerst doch im Supermarkt immer über die langen Schlangen, also bitte! Du bist auch nicht der Laden, Aldi sind andere und die sind furchtbar reich.
Du bist doch nicht Deutschland!
Unsere Zeit schmeckt nicht nach Zuckerwatte. Das will ich, Angie, nicht behaupten. Alte und schimmelnde Pfirsiche, danach schmeckts schon eher, oder? Du stehst mit dem Rücken zur Wand oder mit dem Gesicht vor einer Mauer und Du hast diesen schimmligen Pfirsich in Deiner Hand. Wie willst Du denn damit eine Mauer einreissen? Das hätte mit Zuckerwatte mit Verlaub auch nicht wirklich funktioniert. Wir waren mal 82 Millionen…aber bis auf 27 sind alle weg. Was wollt ihr also noch hier? Mit siebenundzwanzig Leuten kann man noch nicht mal eine ordentliche Beerdigung organisieren.
Du bist doch nicht Deutschland!
Also, feuer Dich selbst an, pack Deine olle Tabascopulle in die Reisetasche und dann gib Gas auf der leeren Autobahn Richtung Ausland. Frage nicht die anderen, ob sie mitkommen dürfen…es sind noch 27 und Dein Golf ist viel zu klein.
Du bist doch nicht Deutschland!
Behandle Dein Land doch wie einen nicht ganz so netten Freund. Mecker und läster ein bisschen über ihn. Bring keine Leistung, sie wird nicht mehr benötigt. Übertriff Dich selbst und reise endlich ab, wir zahlen sogar das Benzin.
Du bist der Taifun, Du fährst den Wagen, Du kannst jetzt gehen!
Du bist eben doch nicht Deutschland!
Dem ist ja nix mehr hinzuzufügen…eine schö…äh…eine schlimme Woche noch!