24.11.05

Pennys Wochenrückblick Folge 23: Ich sags wie`s is....Du bist doch nicht Deutschland!

Optimisten kommen ein bisschen aus der Mode. Das war freilich nicht immer so, eine ganze Zeit lang schrieben Chefoptimisten (Autoren) ganze Bücherstapel zum Thema für ihre Schüleroptimisten (Du und ich) aus dem gemeinen Volk, in dem letztlich alles darauf hinauslief, dass man schlechte Laune vor dem Spiegel einfach mir nichts und dir nichts weggrinsen konnte.
Das ist natürlich absoluter Heckmeck, genau wie die weltumspannende lebensbejahende Karnevalsfloskel:

„Alles wird jut!“

Wird es eben manchmal nicht, manche kommen sich vielleicht auch verapfelt vor, ist man gerade Besitzer einer Tokio Hotel CD geworden oder steht man im kilometerlangen Stau nach der Arbeit oder aber – der absolute Overkill – man steht im kilometerlangen Stau nach der Arbeit, die Heizung im Auto fällt aus und im Radio spielen sie Tokio Hotel, wenn dann einer um die Ecke biegt und den Satz „Alles wird jut!“ los lässt, dann macht sich mindestens eine Augenbraue auf den Weg nach oben Richtung Geheimratsecke.

Es gab derart viele Bücher von Optimisten für Optimisten, derart viel lebensbejahendes, dass es sogar schon Bücher gab, die den Optimismus aufs tiefste verteufelten. Ist ja auch klar, das Universum würde piffpaff in sich auseinander fallen, wenn es zu jeder Bewegung nicht auch jemanden geben würde, der das „Anti“ Schild hochhält.
Doch die pessimistische Volksfront ist auch keine kleine, denn an jeder Ecke hört man es ja zurzeit, dass das Wetter furchtbar schlimm sei im Moment UND dass es schon wieder Jahresende sei.
Mei, wie die Zeit vergeht, nun ist schon wieder ein Jahr rum.

Wenn wir ehrlich sind, dauerte 2005 nicht weniger lang als all diese Jahre zuvor, doch dieser Argumentation steht die pessimistische Volksfront skeptisch gegenüber.
„Nein, Nein“, sagen sie, die Zeit, die vergeht wie im Fluge, die Jahre huschen so dahin (wie Birgit Schrowange letzte Woche, wir erinnern uns) und wo sind sie bloss geblieben?
Doch das ist typisch für die Schlecht-Denkenden, sie sind der Meinung, dass schlimme Zustände immer von Dauer sind.
Das klingt logisch, denn man hat ja auch noch nie einen Pessimisten sagen hören:
„Also 2004, das war so ein Jahr, da fehlt mir gefühlsmäßig jetzt irgendwie ne Woche, aber in 2005 beschränkt sich das auf nur drei Tage, eventuell kommt auch noch ein vierter dazu…das ist doch mal ein Fortschritt.“
Doch für frohe Gedanken an sich besteht auch keinerlei Anlass, denn es ist wirklich so:
Wir sind im Arsch.

Zunächst Angie.

Die ist jetzt Kanzlerin und das Volk nie müde, in andauerndem Singsang sich selbst zu fragen, ob eine Frau an der Macht denn so das richtige wäre für unser schönes Land.
`Ne Frau…ausm Osten…ständig ist die Schwerkraft in Mundwinkelnähe auf volle Pulle gestellt. Und die Pessimisten, die sagen nicht, dass diese Frau viel arbeitet, wenn sie Schweißflecken unter den Armen hat, nein, die sagen: “Bäh, die schwitzt!“
Also wirklich, eine Frau, die schwitzt, die kann nicht Kanzlerin sein, die Staatschef anderer Länder, die ihr galant den Vortritt lassen, rutschen nachfolgend alle aus auf den Transpirationspfützen von Super Angie und am Tag darauf steht es in fetten Lettern selbst in der FAZ:
„Uns Kanzlerin stürzt französischen Staatschef.“
Unsere Angela schien auch nicht viel von unserem Land zu erwarten, sie floh einen Tag nach dem Amtseid ins Ausland, um sich bei den Chefs anderer Länder anzubiedern. Als wenn sie als Ostdame nicht gewusst hätte, dass man auch als Nichtkanzlerin über die deutsche Grenze watscheln kann.
Wir sollten alle hinterher.
Einfach raus hier, Gewinnertypen werden eh woanders getöpfert.

Und dann kamen auch noch Til Schweiger und seine Dana um die Ecke, um mitzuteilen, dass sie sich nun trennen würden.
Tja, wären wir da schon mit den Koffern an der Grenze gewesen, hätten wir davon kaum etwas mitbekommen und hätten hoffnungsfroh nach sonst wohin gehen können, doch so saßen einige Millionen Menschen zu Hause und konnten es ja kaum fassen.
Man war sich da schnell einig, wenn schon der knackige Til mit seinen zwanzig Kindern, drei Häusern und acht Autos, wenn der das mit der Ehe und der Liebe bis zum schüppenden Spaten nicht hinbekommt, wie soll der gemeine Willi aus dem Volk das dann machen?
Vermutlich gibt es sieben Millionen gute Gründe, warum auf bunt bedrucktem Papier derart ausgelassen über das Eheleben bekannter Menschen debattiert wird, nur gestolpert ist noch keiner drüber….vielleicht sind sie zu gut versteckt.
Amor war auf jeden Fall mausetot, vielleicht sogar erstickt an seinen eigenen Liebespfeilen und uns bleibt nur eine Sache übrig als Fazit: eins…zwei…drei….scheiden lassen.
Hat ja eh alles kein Zweck.

Auch der Wochenrückblick an sich hat keine Chance mehr und entflieht der Evolution, denn ich muss diese Woche schon wieder über Deutschland sucht den Superstar berichten.
Auch hier ist von „super“ kein Spürchen zu erlupen.
Stattdessen werden in den Castings die logopädischen Katastrophen gezeigt, die jeden RTL Kamera-Kabelträger noch bis heute in den Schlaf verfolgen.
Statt die wenigen Talente zu präsentieren, die es wenigstens „ein bisschen drauf haben“, wurde ein Grunzer nach dem anderen gezeigt, die Leute traten vor die blaue Wand, die erste Diagnose der Jury war „Maul und Klauenseuche“, der Didda durfte seinen Spruch ablassen und dann trat man ihn wieder an, den Weg zurück in den Vorgarten der Hölle, wo der Rest des crazy Chors schon geduldig wartete.
Und dann war da noch Veronika Naujoks.
Sie wird – und das kann man jetzt schon pessimistisch behaupten – der größte Superstar in dieser Staffel sein, wer auch immer am Ende gewinnt.
Die Frau mit der Piepsstimme, verriet der Jury nämlich, dass sie am allerliebsten „Apfelringe“ verspeist. Das fand man bei RTL offenbar derart drollig, dass sie daraus einen Klingelton kreierten, der dem Sender pro Herunterladen 1,33 € einbringt.
Die irgendwie ejambakulierte und digital vergewaltigte Veronika sieht von der Asche natürlich nicht einen Cent, bei RTL nennt man das einen „fairen Vertrag“ und der Sender begründet das mit der Aussage, diese „Idee sei in der Redaktion entstanden“.
Nachvollziehbar und für Pessimisten ein weiterer Ausreisegrund, wenn diese Idee Schule macht, denn dann bekommen Bäckersfrauen auch bald keine Gehalt mehr, die können für sich ja auch nicht das Patent auf Mohnbrötchen beanspruchen.
Hätte sie doch bloss „Flughafen-Kotztüten-Hersteller“ oder so was gesagt.

Wer jetzt immer noch nicht auf gepackten Koffern sitzt, dem sei gesagt, dass Tic Tac Toe wiederkommen.
Natürlich nicht, weil man ein bisschen Geld abgreifen will, nein, die drei Ausnahmekünstlerinnen aus Germanien haben nach Auflösung der Band Tag für Tag wie der arme Poet auf dem Dachboden gehockt, ein Schirmchen über dem Kopf und Stoßgebete zum Himmel geschickt, dass es weitergehen möge mit der furiosen Karriere.
Damit wir noch ein bisschen länger in Deutschland bleiben, neugierig wie wir ja sind, haben sie uns auch schon den Titel ihrer ersten Single verraten. „Spiegel“, glaub ich war es.
Vielleicht auch „Tasse“ oder „Fensterbank“, fest steht, wer in Deutschland nix sagen hat, der macht scheinbar keine langen Sätze.

Wer nun immer noch nicht überzeugt ist, dass es mit diesem Land steil bergab geht, dem sei gesagt, dass es geheime Pläne gibt, Andreas Elsholz auszugraben und bei Tic Tac Toe mitmachen zu lassen. Und schon könnte man das ganze in Tic Tac Melodientod umbenennen. Witzig ist das nicht, aber wir leben ja auch in einem pessimistischen Land.
Die restlichen siebenundzwanzig unverbesserlichen Optimisten sind noch im Lande aber der Angie ein Dorn im Auge, sie will das ganze, ganze Deutschland für sich alleine haben und deswegen startet sie eine Kampagne (ein Manifest), die auch den letzten Rest aus dem Lande fegt:


Du bist doch nicht Deutschland!

Dass ein Schmetterling einen Taifun auslöst, ist purer Quark und eigentlich nur eine billige Ausrede für US-Präsidenten, die von desaströser Energiepolitik ablenken wollen.
Du feuerst Bayern München an, obwohl das eigentlich unnötig ist, schiessen sie in letzter Minute doch immer das entscheidende Tor, Du schwenkst die Fahne für Michael Schumacher, Du schwenkst den ganzen Grand Prix lang und hast hinterher eine Sehnenscheidenentzündung, die die Krankenkassen extrem belastet, also lass es doch einfach!
Deine Stimme klingt erbärmlich und auch aus vielen Stimmen wird nicht mehr als ein erbärmlicher Chor.

Du bist doch nicht Deutschland!

Dein Wille ist wie Feuer unterm Hintern, doch auch hier ist es eher zu viel Tabasco auf der Sardellenpizza. Davon hat Schumi nix und Bayern München auch nicht.
Du hälst den Laden zusammen? Du doch nicht! Du meckerst doch im Supermarkt immer über die langen Schlangen, also bitte! Du bist auch nicht der Laden, Aldi sind andere und die sind furchtbar reich.

Du bist doch nicht Deutschland!

Unsere Zeit schmeckt nicht nach Zuckerwatte. Das will ich, Angie, nicht behaupten. Alte und schimmelnde Pfirsiche, danach schmeckts schon eher, oder? Du stehst mit dem Rücken zur Wand oder mit dem Gesicht vor einer Mauer und Du hast diesen schimmligen Pfirsich in Deiner Hand. Wie willst Du denn damit eine Mauer einreissen? Das hätte mit Zuckerwatte mit Verlaub auch nicht wirklich funktioniert. Wir waren mal 82 Millionen…aber bis auf 27 sind alle weg. Was wollt ihr also noch hier? Mit siebenundzwanzig Leuten kann man noch nicht mal eine ordentliche Beerdigung organisieren.

Du bist doch nicht Deutschland!

Also, feuer Dich selbst an, pack Deine olle Tabascopulle in die Reisetasche und dann gib Gas auf der leeren Autobahn Richtung Ausland. Frage nicht die anderen, ob sie mitkommen dürfen…es sind noch 27 und Dein Golf ist viel zu klein.

Du bist doch nicht Deutschland!

Behandle Dein Land doch wie einen nicht ganz so netten Freund. Mecker und läster ein bisschen über ihn. Bring keine Leistung, sie wird nicht mehr benötigt. Übertriff Dich selbst und reise endlich ab, wir zahlen sogar das Benzin.
Du bist der Taifun, Du fährst den Wagen, Du kannst jetzt gehen!

Du bist eben doch nicht Deutschland!


Dem ist ja nix mehr hinzuzufügen…eine schö…äh…eine schlimme Woche noch!

18.11.05

Pennys Wochenrückblick Folge 22: Deutschland sucht die Superfrucht...und die Banane ist es nicht!





Die Woche begann gar nicht mal so gut, denn mein PC zog es vor, kaputt zu gehen.
Das ruft bei allen Lesern vermutlich nur ein müdes Lächeln ins Gesicht, denn ein PC, der sein ganzes PC-Leben lang fehler- und virenfrei vor sich hinsummt, der muss erst noch ausgestanzt werden auf dem Backblech fabelhafter Technik-Utopien.
Aber ich hatte nicht nur einen kleinen Baby-Mini-Virus auf meinem Rechner, nein, mein Rechner hatte noch nicht mal mehr Lust, hochzufahren. Und das ist schlimm, auch wenn man es kaum glaubt.
Zum Vergleich sag ich, dass es nicht schlimm ist, wenn in der Küche einer Wohnung im Herd etwas anbrennt. Explodiert hingegen die Wohnung, dann ist das doch ein wenig schrecklich.

Nun, wie auch immer, so ein PC ist ja schon veraltet, wenn der Kassierer an der Kasse den Preis eintippt und das ist ja auch in Ordnung so, denn ein Computer bzw. sein Innenleben unterliegt einer ständigen Veränderung.

Ganz im Gegensatz zu Birgit Schrowange.

Die moderiert seit ungefähr zweitausend Jahren das RTL Magazin Extra und natürlich kann ich mich nicht an die erste Folge entsinnen, ich bin mir sicher, dass ich erst ab der dritten mal reingeschaut habe und ich muss auch fürs Protokoll festhalten, dass ich nicht alle „Extra“-Sendungen gesehen habe, doch eines steht fest:
Birgit Schrowange sieht in jeder Sendung gleich aus und scheint nicht altern zu wollen.

Das wäre ja nichts schlimmes, wenn es dafür eine vernünftige Erklärung geben würde, aber ich glaube ja, dass die Birgit direkt nach der Sendungsaufzeichnung nach Hause huscht (das denke ich wirklich, eine Frau, die sich äußerlich kaum verändert, die huscht), ihrem jugendlichem Lebenspartner Marcus Lanz einen Kuss auf die Wange haucht und sich danach zu den kleinen Hähnchen in die Tiefkühltruhe legt.
Zwei Tage vor der nächsten Aufzeichnung wird sie dann auf der Spüle wieder aufgetaut.
Auch die Themen sind leider zu jeder Jahreszeit die selbigen.
So fliegt das gesamte RTL Extra Team Sommer für Sommer nach Mallorca, um nach Touristen mit weißen Socken Ausschau zu halten und das wird dann immer mit zynischen Kommentaren hinterlegt. Keine Planung, warum man diesen Unfug jedes Jahr senden muss, vermutlich ist es auch immer derselbe Bericht, aber da ja immer 365 Tage dazwischen liegen und man das ja auch nicht jedes Jahr sieht, fällt das eben kaum auf und spart ne Menge Geld (Pauschalreisen mögen billig sein, aber für eine ganze Filmcrew ist das dann doch zu teuer).

Jetzt um den 11.11. herum gibt es einen zweiten Bericht, der immer und immer und immer wieder aufs Neue heruntergeleiert wird, nämlich den, in dem in Köln die Männer zu Wildstrullern werden.

Genau, Karneval kommt aus den Startlöchern, die Domstadt ist voll wie ein Eimer Erbrochenes und all die Männer benutzen nicht die Dixie-Klo`s, sondern drücken den Strahl an Hauswände und unschuldige Bäume, deren Äste zu dünn sind, um sich erfolgreich zu wehren.
Damit wir uns hier nicht falsch verstehen, die Pinkelei in freier Wildbahn ohne Trennwand ist auch meine Sache nicht, zu groß wäre die Angst, eine RTL Kamera im Nacken zu haben und mir voller Schreck auf den Schuh zu urinieren.
Es ist ja auch nicht schön, denn so eine nasse Wand fängt ja spätestens nach dem dritten Durchlauf ein bisschen zu müffeln an und das ist kein Geruch, den man in ein Parfumflakon abfüllt.

Nun, der RTL-Reporter holte sich zwei verkleidete Vollzeit-Emanzen, die die Männer während ihrer Strullerei munter anbrüllten und das Wort „Schwein“ fiel dabei recht oft, das störte die Männer aber scheinbar nicht, da sie diesen Begriff offenbar schon von zu Hause kannten.
Frauen haben auch in Ecken gepinkelt, was freilich nicht so machomässig aussah, wegen der Hockstellung.
Faszinierend, dass da kein emanzipierter Mann vor dem RTL Mikro herumgehüpft ist und die Damen angebrüllt hat….vermutlich wären sie umgekippt mit dem nackten Po ins nasse Laub und das wäre etwas, was wohl noch nicht mal Birgit Schrowange hätte zeigen dürfen, Tiefkühlfach hin oder her.

Eine Kölsche Anwohnerin wurde auch befragt zu all dieser Pinkelei und sie stellte fest, dass „es jedes Jahr schlimmer werde.“
Soso.
Hat sie eine Strichliste geführt? Geruchstests gemacht? Urinproben gesammelt? Konnte ein Anstieg in Litern gemessen werden? Fanden Natursektpartys vor dem eigenen Briefkasten statt?
Ich glaube nicht. Die Leute sagen ständig, dass alles immer schlimmer wird. Das Ozonloch, die Hähnchen, die Jugend von heute. Das ist so eine schicke deutsche Floskel, die ein bisschen von fehlendem Optimismus zeugt.

Ein bisschen anarchistisch wäre es doch gewesen, wenn die Anwohnerin folgendes gesagt hätte:
„Ach wissen sie, sie gelbes Mikrofon, die Leute mögen hier an meine Hauswand pullern, doch aufgrund der schlechten Wirtschaftslage in diesem Land bin ich fest davon überzeugt, dass es dieses Jahr nicht ganz so gruselig werden wird. Kein Geld, kein Alkohol, keine volle Blase und damit eine saubere Wand! Und der Sommer war dieses Jahr zwar schlecht, doch der schöne Herbst hat uns für so manch dunkle Wolke entschädigt!“

Ich bin übrigens noch mal meine Schrowangsche Tiefkühltheorie im Kopfe durchgegangen und verwerfe sie hiermit hochoffiziell. Strom ist schließlich teuer und der Marcus Lanz ist bestimmt auch nicht damit einverstanden, mit einer unterkühlten Frau zusammenzuleben, die immerzu auf den Kichererbsen liegt.
Aber was macht Birgit Schrowange so….unveränderlich?
Vielleicht Pampelmusen.

Den Duft der Frucht hinters Frauenohr geschmiert, mutmaßen Wissenschaftler, bringt die Männerwelt nämlich dazu, eine nicht allzu attraktive Dame plötzlich rattenscharf zu finden.
Das klappt selbstredend nicht bei allen, die ganz extremen Fälle müssten natürlich weiterhin eine Wassermelone aushöhlen und sie sich über den Kopf stülpen (aber nicht die Gucklöcher vergessen).
Grundsätzlich ist eine solche Entdeckung aber zu begrüßen, sie schont die Männerleber. Denn will eine Frau nun schick sein, müssen die Männer sie sich nicht mehr schön saufen, nein ein Pampelmusenbad, das ist bereits der Bringer, man kann Furchen haben wie Dieter Bohlen und einen Buckel, dass es für den Glockenturm reicht, aber der Duft der Superfrucht prügelt einen in eine Schönheitsmetamorphose, dass die Herren nur so Schlange stehen.

Weitere Früchte werden folgen und auf die Titelseiten der kleinen Frauenzeitschriften ihren Weg finden (Titel: Blasse und müde Augen? Mit einem Spritzer Zitronensaft werden sie wieder farbig und frisch!)
Wenn ein Mann trotz Pampelmuse einfach nicht begreifen will, wie schön man als Frau ist, reicht ein komatöser Schlag mit der Ananas zur Entscheidungshilfe.
Redet der Kerl Schwachsinn, könnte man sich zwei entkernte Weintrauben in die Lauscher schrauben und wer dem Beischlaf entfliehen will, weil der pampelmusierte Phallusträger vielleicht doch nicht so der Brüller-Knüller ist, benötigt lediglich eine Schachtel abgelaufener Erdbeeren.

So werden Früchte zur Allzweckwaffe unterjochter Frauen und Orangenhaut wird plötzlich salonfähig.
Aber es gibt auch ein paar Männer, die nicht hübsch sind. Bevor die auf die Idee kommen, sich am 11.11. ein bisschen Pipi in die Ohrläppchen einzumassieren, sollten nicht allzu von der Natur bevorzugte Herren sich in der Wüste hinter einem Kaktus verstecken und auf die Mädels warten.

Doch auch Früchte stossen an ihre Grenzen, wenn es um Attributsveränderungen geht.
Gegen die würgenden Laute, die einer Kehle bei einem Musik- Casting entweichen können, hilft die härteste Kiwi nix.
An dieser kleinen Einführung merkt man es schon, der Höllenschlund hat sich aufgetan und die dritte Staffel von „Deutschland sucht den Superstar“ ausgespuckt.
Das ist absolut berechtigt, wenn wir uns an die zweite Staffel zurückerinnern, denn dessen Siegerin Ellie war mit ihrem ersten Hit ganze anderthalb Tage in den Charts und stand sogar in dieser Woche auf der letzten Seite des "Stern" unter der Rubrik "Was macht eigentlich" und das ist eigentlich der Todesstoss für jeden Künstler, der noch was reissen möchte.
Auch Alexander, Vorzeige-Schumi-Klon und Gewinner der ersten Staffel hat heute eine weitreichende Karriere hinter sich, in der er in Baumärkten die Motorsägen zu überröhren versuchte.

„Neid!NEID!“, schreien sie aus den hinteren Wochenrückblicksreihen und ich entgegne: natürlich, neidisch bin ich, denn ich habe die Erfahrung noch nicht gemacht, segelohrig in einen Gurkenlaster zu fliegen, verzichte aber wohl auch weiterhin darauf.
Viel gibt es allerdings nicht zu berichten. Wieder gab es einige, die eine gute Stimme haben und wieder gab es massige, die bei der Verteilung der guten Stimmen gerade auf der Toilette oder sonst wo waren.
Die schlechten werden von Dieter und seiner Jury jedes Mal gefragt, ob sie denn keine Freunde hätten, die sie von solchen Castings abhalten und ich sage nix da, diese Menschen haben ein paar Feinde, die sie zu solchen sogar ermutigen und das ist keine schöne Sache, denn ein Zugticket kostet massig Knete in Zeiten von Mehdorns Alleinherrschaft über die deutsche Bundesbahn.

Aber interessant sind die, die nicht weiterkommen und hinterher behaupten, die Jury hätte keinerlei Ahnung im Köpfchen. Also hätten diese singenden Subjekte sich wohl im Falle eines Weiterkommens freiwillig mit musikalischen Jury-Dilettanten abgegeben?
Der letzte Casting-Wahnsinnige am Mittwoch hatte übrigens eine recht nette Stimme, zuletzt hab ich derart gelacht, als ein sehr kleines Kind eine sehr große Menge Helium eingeatmet hat.
Der Musik-Probant klang genauso, war aber trotzdem der Meinung weiterkommen zu müssen und hat derart gebeten und gebettelt, dass ich beschämt weggeschaut habe.
Vielleicht sollte er es beim nächsten Städte-Casting noch einmal probieren. Und diesmal sollte er eine reife Ananas dabei haben, nur für alle Fälle.

Ein Fazit? Na gut.

Pipi, Pohlen, Pampelmusen, dieser Alliterationshaiku verdeutlicht, dass das alles vielleicht irgendwie zusammenhängt, aber wie genau, wurde mir noch nicht klar.
Lassen wir Birgit Schrowange weiter grinsen, Dieters Superstars weiter schräpen, Männer weiter an Hauswände pinkeln und die Pampelmusen, die lassen wir bitte im Obstregal, wenn wir sie nicht essen wollen.

Manchmal ist es wohl wirklich besser, wenn alles so bleibt wie es ist.

Eine schöne Woche noch!

Ich hab noch ein P.S.: Meine Rechtschreibprüfung aktzeptiert das Wort „Urinprobe“ nicht. Stattdessen wird mir „Urhinprobe“ vorgeschlagen. Wer herausfindet, was das bitteschön ist, möge es mir in den „Comment“ – Bereich hineinschreiben, auf das mein Horizont ein kleines bisschen Erweiterung findet.





16.11.05

Freitag ist es wieder mal so weit

11.11.05

Pennys Wochenrückblick Folge 21: meine Zwangsneurose heisst Simone Hanselmann und meine Zeitersparniswurst kommt von Herta

Man kennt das ja: Wir wollen die Wohnung verlassen, nachdem wir etwas gekocht haben und dann fällt es uns siedend heiss ein…. Der Herd!
Man geht dann zurück und schaut, ob die Stätte brutzelnder Nahrungsmittel auch wirklich ausgeschaltet ist. Ganz extreme Zeitgenossen starren den Herd minutenlang konzentriert an, falls er so unverschämt sein sollte und von allein wieder anspringt.
Und die allerschlimmsten drehen die Knöpfe ein paar Mal an und aus, um auch wirklich sicher zu sein, dass nicht etwa die Kontrolllampe kaputt ist.
Das gleiche am Auto, Personen mit Zwangsneurosen laufen um ihr Gefährt herum und prüfen Türgriffe, dass es an manchen Tagen für einen schicken Halbmarathon reicht.
So verplempern einige den halben Tag und müssen Kopfschmerztabletten nehmen am späten Abend.

Dale Carnegie nennt dieses ständige Sich Sorgen-Machen in seinem Bestseller „Sorge Dich nicht, lebe“ Glibber Wibber, kleine sorgenvolle (natürlich nicht echte) Insekten, die im Kopf herumgeistern.
Abgesehen von der Tatsache, dass es verwunderlich ist, wenn jemand viele Bücher verkauft, in denen das Wort „Glibber-Wibber“ benutzt wird, heisst meine Zwangsneurose:

Simone Hanselmann.

Wir erinnern uns noch träge an das Jahr 1998, als eine Sendung namens „Gute Zeiten, Schlechte Zeiten“ sich aufmachte, die dröge Fernsehwelt im Sturm zu überrennen.
Dort reiherte sich Simone Hanselmann als Bulimiekranke Anna von Folge zu Folge, nachdem sie sich dicke Törtchen in den Rachenbogen geschoben hatte.
Derlei soziale Fingerzeige auf gesellschaftliche Probleme in Fernsehsendungen waren mir schon immer suspekt, eine Soap muss doch nicht darauf aufmerksam machen, dass es Menschen mit Essproblemen gibt.
Ich glaube dieser Unfug fing damals in der Lindenstrasse an, als Benno Aids bekam und fortan nur noch mit schweißnassem Gesicht und blasser Nase durch die Sendung torkeln durfte.

Überhaupt, diese Soaps. Realistisch und lebensnah ist das ja irgendwie alles nicht.
In Seifenopern muss nie mal einer „groß“ auf die Toilette, „klein“ auch nicht. Ins Bad geht man nur, um sich dort vor aufdringlichen Liebhabern hinter dem Duschvorhang zu verstecken.
Verabredungen werden in ungeheuerlicher Art und Weise präzisiert:

„Sehen wir uns heute? Okay, bis dann?“

Das sollte man mal spaßeshalber im richtigen Leben ausprobieren, einfach mal mit dem besten Freund irgendwo irgendwann ein Treffen vereinbaren, da können ganz neue Lebenssituationen entstehen.
Außerdem gibt es in Soaps nur Probleme, Randalierer zerlegen eine Bar, die eine klaut, der nächste kloppt sich die Armvene frei für einen Schuss und wieder einer verliert seine komplette Werbeagentur. Probleme des Alltags wie sie ein jeder kennt.
Natürlich, so eine sorgenfreie Periode von drei bis vier Tagen würde keiner Sendung gut tun, die auf Konflikte aufgebaut ist.
Doch ich schweife ab, schließlich geht es hier um Simone Hanselmann.

Nachdem sie bei GZSZ verschwunden war (vermutlich hat sie derart abgenommen, dass sie durch einen Kulissengulli direkt durchrutschte bis zur Ostsee), hatte ich eine Weile Ruhe vor meine Zwangsneurose, bis sie in einer Sendung namens „Schulmädchen“ als kleine Zimtzicke wieder auftauchte, um dem Rest der PISA-genervten Schulwelt zu zeigen, wo der Tafelschwamm liegt.

Ich weiss ja nicht, wie es Euch geht, aber Simone Hanselmann war zum Zeitpunkt von „Schulmädchen“ bereits irgendwas um die 24 und das ist dann doch ein bisschen bedenklich.
Überhaupt, Simone Hanselmann….würde es bis heute keine Künstlernamen geben, der Name Simone Hanselmann wäre der beste Grund dafür, sie aus dem Nichts zu erschaffen.
Wer so heisst, der braucht sich über fehlenden Durchbruch nicht lauthals zu beklagen und gegen das Hollywood-Schild zu pinkeln.

Doch in dieser Woche sollte er kommen, der absolute Aufstieg von Simoha (DAS wäre doch ein schicker Künstlername für die Dame) in der absoluten Weltpremiere auf Pro Sieben, der Pilotsendung zur bahnbrechenden Serie „alles ausser Sex“!

Pro Sieben hat zum Glück nicht behauptet, dass es eine WELTpremiere sei, diesen Unsinn hat RTL mal eine zeitlang verfolgt mit germanischen Filmproduktionen, als wenn man die Eigengewächse ins koreanische übersetzt und dort ausgestrahlt hätte, aber zuallererst bitte schön in good old Germany.

Aber das macht es nicht viel besser.

Alles ausser Sex ist, so hört man es landauf und landab das deutsche Sex and the City und schon bei dieser Formulierung muss man extrem hellhörig werden, wenn man nicht kostbare 60 Minuten seines Lebens in die Tonne kloppen will.
Exkursisch muss ich festhalten, dass noch nie ein Amerikaner gesagt hat:

“Hey, wow, wir haben jetzt hier bei uns diese neue Fernsehserie und in der Zeitung steht, es sei das amerikanische gute Zeiten, schlechte Zeiten!“

Nein, wenn irgendein Trend irgendwann irgendwo hingeht, dann von drüben übern Teich hierhin zu uns.
Warum man dann aber den Serien dann derart dämliche Namen geben muss, leuchtet mir nicht ein. Vierzig Marketingstategen und Creative Director hat Pro 7 vermutlich in einen Raum gesperrt und der Oberstratege hat dann verlangt, einen furchtbar kreativen Namen für das deutsche SATC zu finden.

„Macht am besten auch was mit dem Wort „Sex“, damit auch der letzte Zuschauer weiss, worum es geht!“

Und dann kam so etwas wie „Alles ausser Sex“ dabei raus.

„Alles ausser Unterhaltung“ wär irgendwie treffender gewesen.

„Alles ausser lustig“ auch.

Denn die 60 Minuten voller Simone Hanselmann, Anette Frier und Rhea Harder hatten das Unterhaltungspotential abgehobelter Fuss-Hornhaut.
Dass die Damen am Abend zuvor bei Stefan Raab saßen, hätte uns allen Warnung genug sein sollen.
Das ganze fing harmlos an, Simoha ist Ärztin und aus einem nicht näher beschriebenen Grund dauergeil, was an sich nicht schlimm ist, wenn sie doch die Männer nicht so schikanös nach dem Akt behandeln würde mit genialen Sprüchen wie

„Hab ich Dir eigentlich meine Nummer gegeben? Nein? Gut!“!

Einen Quotenitaliener hatte man auch parat in der Sendung, einer, der ganz viel Wert auf la familia legt, Holzklampfe spielt und bis in die gegeelten Haarspitzen mit Romantik voll gepumpt ist.
Zur Liebesszene lief dann auch gleich passend ein Lied von Eros Ramazotti, weil das der einzige Sänger in Italien weit und breit ist.

Normalerweise nimmt man für so was auch gerne Quotenfranzosen, doch die gehen ja momentan anderen brennenden Leidenschaften nach.
Egal, der Quotenitaliener, dessen Name ich mir nicht gemerkt habe, bestimmt irgendwas mit Giovanni oder so, pflückt eine der Darstellerinnen eine Blume….von einer Eisenbahnschiene…kurz bevor der Zug kommt.
Na super. Allzu oft darf so eine Szene auch nicht schief gehen.

Annette Frier quiekte dagegen beim Sex wie eine nicht geölte Horrorfilm-Haustür und das Problem Nummer eins war es, dieses Gequieke ein bisschen tiefer zu gestalten.
Am Ende wurde die Hochzeit mit dem Italiener und der Darstellerin, dessen Namen ich vergessen habe verhindert, weil…ja ich weiss auch nicht mehr warum.
Ansonsten hat man am Ende noch die Erkenntnis um die Ohren geklatscht bekommen, dass „Männer ein Problem mit diesen drei Wörtern“ haben.

„Ich…Ich…ich…llll..lllllllllllll….“ stammelte der Schauspieler Annette Frier an und liebe Mädels, eins sag ich Euch, ungeachtet der Tatsache, dass dieser ganze TV-Schund witzig sein soll, wenn ihr Euch irgendwo Verhaltensweisen abschauen wollt, um den richtigen Umgang mit stotternden Männern zu lernen: schaltet niemals Pro 7 ein.
Und Simone Hanselpansel sollte sich demnächst die Narben vom Beine-rasieren überschminken lassen, die Stampfer sahen ja aus, wie eine schlecht freigekratze Windschutzscheibe im tiefsten Winter.

Eventuell ändert die Politik was, aber zu hoffen ist das nicht.

Die müssen sich nämlich momentan um andere Dinge kümmern und aufgrund der tief greifenden Personalentwicklung in den obersten Etagen sah die BILD sich gezwungen, wieder Wörter-Durchfall zu spielen und auf Seite 1 zu titeln:

Die Ossis sind jetzt die Bossis.

Und sitzen in großen Schlossis? Futtern Cabanossis? Reiten auf schicken Rossis?
Hey, wenn man nur ein „i“ an gewisse Wörter hängen muss, um eine Titelzeile für die BILD zu kreieren, dann bewerb ich mich da auch mal. Ich hab hier noch eine ganze Schachtel voller „i`s“, die nur darauf warten, an andere Wörter geklatscht zu werden.

Auch der Sinn der Schlagzeile wird mir nicht klar.

Heißt das, dass das Maurerhandwerk demnächst Hochkonjunktur hat? Die WM noch schnell im Land spielen lassen und dann hoch damit, einmal um ganz Deutschland rum? Und müssen wir nun Bananen horten? Darf mein Auto demnächst nur noch aus Plastik bestehen?

Apropos Cabanossis:

Wurstwerbung war schon immer schlimm. Man erinnere sich nur an den Kerl, der in eine billige Plastik Rübenwalder Mühle reitet und eine Fleischfachverkäuferin fast um den Verstand bringt, nur weil er alle Würste mitnimmt.
Vielleicht sollte das erotisch wirken oder so was, aber das alles ist irgendwie Oskar-verdächtig gegen das, was momentan im Fernsehen läuft.

Denn der Herta-Schinken liegt fortan zusammengeklappt in der Verpackung, was ja an sich eine ganz nette Sache ist, auch wenn ich noch nicht weiss warum, aber die Werbung weiss es ganz genau, denn aufgrund der Tatsache, dass die Scheiben nun nicht mehr aneinander gepappt in der Packung ein klebriges Dasein fristen, kann die Mutter die Scheiben gar flugs entnehmen, was das Werbungskind am Ende zu einem fröhlich hysterischem „UND MAMA HAT MEHR ZEIT FÜR UNS“ veranlasst.

Ich denke noch darüber nach, was man mit einer halben Sekunde Zeitersparnis so alles anstellen kann, Doktorarbeiten wollen fertig geschrieben und Pullis für die Obdachlosen gestrickt werden, mit Herta-Schinken ist das nun alles möglich und da trifft es sich doch wunderbar, dass aufgrund diverser erdachsentechnischer Probleme das Jahr 2006 eh schon eine ganze Sekunde länger dauert.

Hertha Schinken und Erdachse, das ist ein gefühlter zusätzlicher Urlaubstag, das ist die absolute Erfüllung auf Erden.

Macht anderthalb Sekunden mehr Zeit im nächsten Jahr und genau diese Zeitspanne wird es sein, die ich nächste Woche für „Alles ausser Sex“ aufbringen werde.

Eine schöne Woche.

10.11.05

Pennys Wochenrückblick Folge 21 erscheint pünktlich am Freitag

3.11.05

Pennys Wochenrückblick Folge 20: Hello Wien, in Polen gestohlen und ein gruseliger Leberwurstfleck!

Vielleicht trug es sich ja so zu:

Mathilde, eine Frau im schlichten Blümchenkleid und mittleren Alters, beschmierte die Stullen ihres Ehemannes Horst mit dicker Leberwurst, die sie ihm in einem feierlichen Akt zum Abendessen kredenzte. Dazu eventuell ein warmer Hagebuttentee. Dem Horst, der die Stullen unterhemdtragend in einem alten Fernsehsessel verzehrte, mundete es sehr, die zufrieden schmatzenden Geräusche konnten da gar keine Zweifel aufkommen lassen.

Nach der Völlerei spülte Mathilde die restlichen Brotkrumen vom Teller und ließ heißes Wasser in die leere Teetasse einlaufen, weil die langjährige und praktische Erfahrung als Hausfrau sie gelehrt hatte, dass man aus einer Teetasse so ziemlich alles herausgespült bekommt, nur keinen festgekrusteten Hagebuttenrand.

Sodann wirft sie aufgelöst und aufgeregt ihr Blümchenkleid in den Wäschekorb, malt mit ihrem roten Lippenstift einige Male wild im Gesicht herum und wirft eine schicke schwarze Robe über das mit künstlichen Spinnenweben verzierte Haar, um dem immer noch im Fernsehsessel sitzenden und Leberwurstbrote verdauenden Horst aufzufordern:

„Na los! Wir gehen uns jetzt gruseln!“

Ja!

Es ist wieder Halloween in Deutschland.

Dieses Fest, was so ähnlich wie Karneval ist - nur vielleicht nicht ganz so albern - ist die Zeit, in der Kinder kostümiert von Haustür zu Haustür hetzen, um Süßes einzufordern, da es sonst Saures gibt, was schon unverständlich an sich ist, schließlich haben die Süßigkeitenabteilungen in den Supermärkten das ganze Jahr offen, wozu muss man da arme Mitbürger aus dem Fernsehschlaf entreißen?

Wir sind aber keine Spielverderber (denn wir befürchten ausgeprägte Muster roher Eier an unserer Hauswand) und befüllen die Taschen der Kinder mit all dem klebrigen Zeugs, vermutlich zweitklassiger Aldi-Süßkram, das gute Zuckerzeug, wo Snickers und Bounty draufsteht, wird für Zeiten gehortet, in der man wieder vom wirtschaftlichem Aufschwung sprechen kann.

Die Erwachsenen (eventuell sogar Horst und Mathilde) gehen dann des Nachts, wenn die Kinder mit Bauchkrämpfen im Bett liegen, auf fesche Halloweenpartys.

Und in diesen reflektiert sich zum Teil die Unfähigkeit Deutschlands, die Dinge auch mal richtig zu machen.

Denn auf Flyern oder in Zeitungsausschnitten steht es zu 99 % Schwarz auf Blut, dass auf der Halloween Party XY „Verkleidungen erwünscht“ seien.

Mit anderen Worten, wenn Horst mit seinem weißen Unterhemd, auf dem ein kleiner Leberwurstfleck ein verriebenes Dasein fristet, auf einer Halloweenparty erscheint, dann ist das auch okay!

Welch ein Unding!

Wäre ich Halloween-Veranstaltungs-Organisator-Creative-Director, auf meine Partys käme niemand unverkleidet und da würde auch kein rotes Gummimesser helfen, das albern aus der Stirn herausragt.

Wer soll sich bitte schön zu Tode gruseln, wenn die Gäste untereinander murmeln: „Also die Fleischmütze sieht schon beängstigend aus, auch die Kork-Sandalen lassen meine Nackenhaare schreien…aber der Leberwurstfleck macht die grausige Gesamterscheinung komplett zunichte.“

Nein, für Menschen wie Horst würde ich Anti-Halloween-Partys veranstalten, garantiert gruselfrei und sei es nur deswegen, weil zu jeder Massenbewegung (Weihnachten, Halloween, Fleischesser) auch eine kleine Gegenbewegung existiert, die den Spielverderber markiert.

Anti-Halloween-Partys würden in komplett durch Halogenlampen ausgeleuchteten Hallen stattfinden, damit auch ja kein zufälliger Grusel im Vorbeigehen entsteht.

Den Getränken würde jegliche Farbe fehlen (es kommt also nur Mineralwasser und Wodka pur in Frage), da das Vorhandensein kolorierter Cocktails gleich Misstrauen wecken könnte, nach dem Motto:

„Moment Mal….dieser Kirschsaft…das wird doch wohl kein Blut sein?“ oder aber „Diese Waldmeister-Cognac-Bowle schmeckt deliziös, doch erinnert mich das ein wenig an Zyklopenschleim.“

Wenn die Leute so etwas sagen, hat man schon ne halbe Halloweenparty und schon kann man das ganze vergessen, mit Anti-Halloween-Partys ein Häufchen Schotter zu verdienen, denn dann verlassen die Unverkleideten die Örtlichkeit mit dem Hinweis:“Ich bin hier hergekommen um mich nicht zu gruseln und ich wurde maßlos enttäuscht!“

Kürbisse müssen auf einer Anti-Halloween-Party natürlich auch fehlen, auf selbiger muss dann auch hingebungsvoll diskutiert werden, warum um alles in der Welt man Kürbisse seziert, den Inhalt möglicherweise wegkippt, nur um dann eine alberne Fratze hineinzuschneiden, während in anderen Ländern Menschen tagelang nichts zu essen bekommen.

Dies ist dann der Auftritt von Sergio, der sich in einem Yetikostüm auf die Anti-Halloween-Party verlaufen hat, weil er denn Eingang verwechselt hat bei all dem Schweiss, der ihm unter seinem Yetikostüm in die Augen gelaufen ist und er entgegnet in die unkostümierte Runde:

„Ob die Kürbisse aufgeschnitten werden oder nicht, in Afrika verhungert dadurch wohl nicht ein Kind weniger!“

Dann gucken ihn alle etwas verdutzt an und an diesem Punkt befindet sich die Anti-Halloween-Party auf dem absoluten Höhepunkt.

Aber ob Anti oder nicht, das Geisterfest wird sich auf Dauer vermutlich sowieso nicht durchsetzen können.

Schon an Karneval ist es schwer, fröhliche Laune mit einem Knopfdruck zu produzieren oder sie sich morgens mit dem Frühstücksmüsli einzuverleiben; fällt einem ein Baumstamm aufs Auto, ist das Nutella schimmlig oder stirbt der Lieblingshamster, dann kann Karneval Karneval sein, doch sorgloser Spass lässt sich dann nur noch schwer erzeugen.

Aber gut, man hört davon, mit der richtigen Menge Alkohol wird so ziemlich alles witzig und so besteht immer noch die Möglichkeit, sich die Pappnasenversammlung im ersten Quartal des Jahres zumindest lustig zu gurgeln.

Und gerade das kann mit Halloween nicht klappen, schließlich ist mir kein Getränk bekannt, mit dem man sich eine langweilige Party gruselig süffeln kann.

Vielleicht braucht man dafür ja LSD, aber das ist jetzt ein anderes Thema.

Sowieso und überhaupt ist der aufgesetzte Horror um den 1. November herum ja gar nichts gegen die subtile Angst, die einen während mancher Fernsehveranstaltung überfallen kann, wenn man mal einen Moment nicht aufpasst.

So zum Beispiel am 1. November im Vorabendprogramm auf RTL.

Manch einer – aber zum Glück nicht alle – kennen vielleicht die Serie „Die Autoverkäufer“, in denen die Kölner Jörg und Dragan ahnungslosen Hausfrauen überteuerte Gebrauchtwagen unter den Rock schieben.

Bei RTL sah man sich aufgrund des wohl weltweiten Erfolges der Serie dazu verpflichtet, ein Special über die beiden Vögel zu drehen, wie sie nach Polen reisen.

Wer bei der Vorschau der Sendung noch nicht wegezappt oder den Fernseher komplett zerstört hat, hatte entweder eine Kürbisvergiftung oder muss Wochenrückblicke schreiben.

Für die, die das Spektakel verpasst haben, lasst es Euch gesagt sein: Euch ist ein wahres Feuerwerk entgangen.

Jörg, Dragan und der Lehrling Michael – der immer nur mit „Micha“ angesprochen wurde, mehr als zwei Silben verursachten bei den Autoverkäufern wohl Kopfschmerzen – erlebten in einer Woche Polen mehr als mancher Buddhist in seinem ganzen Leben zusätzlich zweier Wiedergeburten:

Mercedes geklaut, Falschgeld angedreht bekommen, mit Falschgeld in ner Kneipe bezahlt, in den Knast gekommen (genau: wegen Falschgeld), einen Unfall gebaut, dem Unfallgegner das Auto abgekauft, ein Auto abgefackelt, den geklauten Mercedes in Einzelteilen auf nem polnischen Automarkt wieder gefunden, man sieht schon, das alles wirkt recht authentisch, zumal der Kameramann nicht mit in den Knast musste, der durfte ausserhalb der Gitterstäbe fröhlich weiterfilmen.

Jörg und Dragan sind natürlich nicht aus lauter Jux und Dollerei nach Polen gedüst, sondern um Tante Marthas Mann zu helfen, der einen Unfall hatte und nun jemanden braucht, der seinen Autohof weiter führt.

Dort trug sie sich dann auch zu, jene legendäre Unterredung, die in die Annalen der RTL-Dialoge einging und fortan auf einer einsamen Insel erzählerischer Glückseligkeit überwintern darf:

„Ey Micha, mach ma die Preise von allen Autos 30 % rauf!“

„Ja wie jetzt, also doppelt so teuer?“

„Ne, du Vollspacken, datt wären ja dann 50 %!“

Um Gottes Willen, nur drei Gründe sind mir eingefallen, warum der Kölsche Fernsehsender dies auch wirklich exakt so ausgestrahlt hat:

  1. Bei RTL hat man kaum Zeit, dreht die Sendungen runter und schmeisst dann alles fix in den Schneideraum, wo ein armer, blinder und tauber Praktikant mit einer Schere und einigen Rollen Tesafilm herumhockt.
  2. RTL hat den dezenten Rechenfehler bemerkt, der zuständige Regisseur tat aber alles mit einem „da soll der Herr Pisa sich mal schön drum kümmern“ lässig ab.
  3. Jörg und Dragan sind wahre Rechenkünstler und haben die Aufgabe auch zunächst gelöst. Doch irgendein Knilch bei RTL mit einem subtilen Sinn fürs humoristische war der Meinung, dass das eine gute Stelle für einen proletarischen Witz sondergleichen wäre und der beim staunenden Publikum bestimmt klasse ankommt.

Gruselig, nicht wahr?

Als letztes noch der Werwolf. Ein bellendes Geschöpf der Nacht, welches bei Vollmond ein kleines bisschen aus der Haut fährt und seine Fressgewohnheiten einen Hauch Richtung Mensch verschiebt.

Ist jetzt Vollmond?

Diese Woche begann nämlich der Prozess um den mutmaßlichen Mörder von Rudolph Mooshammer und die BILD sah sich in der Pflicht, die vollkommen rhetorische Frage zum Prozessauftakt zu stellen:

„Stürzt sich Daisy auf Mosis Mörder?“

Aber sicher doch, dieser kleine, scherbenbellende Teppichporsche, der eben noch in eine kleine Herrenhandtasche passte, wird plötzlich zur geifernden Bestie, stürzt sich auf des Irakers Halsschlagader und beißt sie durch….mit 3 Millimeter langen Zähnchen….wenn der Iraker denn stillhält….und der anwesende Richter Daisy ein paar Stündchen Zeit gibt.

Wir wollen hier auch nicht die Biologiekentnisse führender BILD Journalisten anzweifeln, aber wie fein muss ein Hundenäschen sein, wenn es nach Monaten einen Killer erschnüffeln und überführen soll und selbst wenn dies der Fall ist, was dann?

Sagt der Richter dann: “Zeugin Daisy? Soll ich für Sie einen Ball in den Zeugenstand schmeissen?“

Und Daisy sagt:“Wuff!“

„Sie erkennen den Angeklagten also wieder?“

„Wuff!“

„Na dann ist der Fall ja klar, allseits einen schönen Feierabend!“

So dürfte es vermutlich nicht laufen…und auch Mathilde und Horst waren wohl auf keiner Halloweenparty, ob Anti oder nicht. Sie saßen zu Hause, haben gesehen, wie Franz Müntefering zurückgetreten ist und Edmund Stoiber wenige Stunden später folgte.

Und nun frage man sich: Wer braucht bei so viel alltäglichem Horror eigentlich noch grausige Kostüme und Partys mit Zyklopenschleim?

Eben und nächste Woche verrate ich Euch einen Trick, wie man Leberwurst-Flecken aus Hemden herausbekommt. Bringt dazu eine Heckenschere und ein paar Pflaster mit.

Schöne Woche!

2.11.05

Pennys Wochenrückblick Folge 20 erscheint pünktlich am Freitag...vermutlich mit Kürbissen drin!!!