Pennys Wochenrückblick Folge 82: Jetzt wird's klamm im Kopp!
Entschuldigung.
Aber wir müssen hier noch mal über Werbung reden.
Werbung dient – das weiß ich genau, da hab ich mich eingelesen – der bewussten Beeinflussung des Menschen durch das Wecken von Bedürfnissen auf emotionaler Ebene. Laut Wikipedia kann Werbung vergleichend, appellierend und neugierig machend sein.
Und sie kann betroffen machen.
Das stimmt.
Denn betroffen war ich nicht zu knapp, als mir vor einigen Tagen ein Werbeclip vor die Augen huschte.
Aber anders angefangen:
Viele Firmen probieren ja, ihre Produkte unter der Hinzunahme erotischer Hilfsmittel an den Mann oder die Frau zu bringen.
In der Parfumbranche ist das seit Jahren häufig wiederholte Praxis, geht es im Fernsehen um reine Umluft verpestende Duftwässerchen, die man sich Rötungen verursachend an den rasierten Hals klatscht, kann man gewiss sein, dass halbnackte
Wesen sich rekeln und winden. Nicht weil’s so furchtbar stinkt, sondern weil’s so toll ist.
Dass die Luststeigernde Wirkung von befüllten Flakons ein bisschen zu hoch gehängt wird merkt man ja schon daran, dass in die Menschen in den Parfümerien des Landes sich beim Einkauf nicht die Kleider vom Leib pflücken und sabbernd übereinander herfallen.
Aber wir wollen nicht unfair erscheinen, Erotik in Parfumwerbung ist durchaus legitim, sprechen die Düfte doch eines unserer Sinnesorgane an und da hier und da die Leute vor sich hin behaupten, dass ihr Gegenüber furchtbar toll duftet, wollen wir sie verzeihen, all die unangezogenen Parfumprobanden.
Blöd wird’s natürlich, wenn auch andere Branchen die Erotik für sich entdecken, gerade so als hätte man auf einer einsamen Insel eine Schatztruhe unter einer Palme entdeckt, die man aber vorher als Trittleiter dazu benutzt hat, um erfolgreich Kokosnüsse zu pflücken.
Das Haarshampooproduzierende Gewerbe ist da ein leuchtendes Beispiel.
Jahrelang war man da keinem Stress ausgesetzt, man setzte Clips ins Fernsehen, in denen Mamis ihren Kindern die Haare wuschen und was so ein richtig tolles Shampoo sein wollte, das brannte nicht in den Augen. Dann gab’s noch Anti-Schuppen-Shampoo-Werbung, in denen ganze Schneemänner sich auftürmten auf den Schultern geplagter Männer. Doch Kraul und Knet, mit dem richtigen Zeug wurden die Schneemänner verbannt und man konnte wieder unbesorgt durchs Haupthaar wuscheln.
Dann kamen die Früchte.
Und damit zwangsläufig die Erotik, wie damals im Garten Eden.
Irgendein schlauer Fuchs war nämlich der Meinung, dass man so ein Shampoo doch auch fetziger machen kann. Und so wurd das Zeug getunt, mit Extrakten aus Trauben, Äpfeln, Kiwi und Brombeeren. Nicht genug, dass der Kopf danach riecht wie ein geplatztes Multivitamin-Trinkpäckchen, nein, diese Shampoos sollten ein wohliges Gefühl auslösen. So waren in den Werbungen Frauen zu besichtigen, die stöhnend unter der Brause standen und sich lasziv den Schädel einschäumten.
Was das nun mit der Wirklichkeit zu tun haben könnte, kann sich ja jeder gerne selbst fragen.
Doch seit dieser Woche haben die Macher von sexy Werbespots noch einen draufgesetzt:
Hustenbonbons.
Denkt man an Hustenbonbons, will einem spontan nichts Erregendes einfallen.
Würden wir jetzt hier ein knappes Brainstorming veranstalten, hätte man beim Thema Hustenbonbons andere Bilder im Kopf:
Menschen, die röcheln und krächzen, kaum noch sprechen können, der Verständigung auf verbaler Ebene beraubt, immer einen schleimigen Klumpen neben dem Kehlkopf, den es unter lautem Getöse abzuhusten gilt. Hustende Menschen werden auch immer mit schwarzen Augenringen in Verbindung gebracht. Und gerötete Augen. Und Leichenblässe.
Wie wir sehen, ist in unserer Vorstellung ein Mensch, der so einen richtigen Husten hat, nur ein bis zwei Nuancen von einem Vollblutzombie entfernt. Auch das Geräusch des Hustens ist kein wohliger Klang, als wenn Elefanten einen Kasten Bier zertreten, so hört sich das ja bei manchen an, wenn sie „abhusten“.
Nun, bei Wick sieht man das alles ein bisschen anders…wer einen Husten hat, der kann’s auch erotisch bekommen und so wurde ein Werbespot erschaffen, der definitiv in die heiligen Hallen schwachsinniger Werbung einen gut beleuchteten Vitrinen-Ehrenplatz bekommt.
Wer das Machwerk nicht kennt:
Wir sehen einige Frauen. Sie schürzen die Lippen, streicheln sich sanft über den Hals, gucken keck über die Schulter. Ein Musikstück ertönt, bei dem der Zuschauer sich nicht recht entscheiden kann, ob es besser für den Fahrstuhl oder einen drittklassigen Porno geeignet wäre. Dann eine sanfte Frauenstimme, die gar revolutionäres verkündet:
„Wick hat die Halsbonbons neu erfunden!“
Aha, gut, an der Stelle wurde ich neugierig.
Gefolgt von DEM Satz überhaupt.
„Jetzt wird’s feucht…im Mund!“
An der Stelle war ich dann betroffen.
Die eben noch trockenen und halbnackten Damen sehen sich plötzlich einem Schwall von Wasser ausgesetzt, es perlt, trieft und spritzt von alle Seiten und die sanft klingende Stimme erzählt uns, dass die neuen Wick-Bonbons auf natürliche Weise Wasser im Mund freisetzen und dass das alles viel viel besser für den Hals ist.
Nun gilt es, zwei Aspekte zu durchleuchten.
Zunächst würde mich interessieren, warum um alles in der Welt man ein Hustenbonbon auf den Markt werfen muss, welches die Speichelproduktion aufs äußerste anregt?
Möchte Wick, dass wir innerlich ertrinken beim Verzehr von Lutschkugeln?
Wollen wir das wirklich?
Menschen die mit ihrem Husten durch die Strassen stolpern und denen Sturzbäche aus dem Gesicht laufen? Meckerte man gestern noch über Leute, die eine „feuchte Aussprache“ haben, heißt es dann ab heute: “Aha! Ein Wickbonbon.“
Der zweite Aspekt ist aber die pseudoerotische Botschaft. Denn selbst wenn wir uns nun vorstellen mögen, dass unser Mund nie wieder trocken wird, wenn wir erst mal so ein Wick-Bonbon verzehrt haben, stellt sich die Frage, was daran nun so libidös ist, dass man einen derartigen Werbespot abdrehen muss.
Auch das betonen des Wortes „Mund“ im oben genannten Satz erklärt sich nicht von selbst.
Will uns Wick etwa mitteilen, dass es auch noch an anderen Körperstellen nass werden kann?
Über so viel Aufklärung könnte man ja froh sein, wenn’s nicht so lächerlich präsentiert würde.
Ich kann sie vor mir sehen, Erika und Karl-Heinz wollen den ehelichen Akt vollziehen. Doch Erika, ihres Zeichens Referentin an der örtlichen Universität und mit vielen guten Freundinnen gesegnet, ist ein Mensch, der dauernd quasselt. Das macht die Schnute trocken und das Küssen zur Qual. Doch da zieht Karl-Heinz aus dem Nachtschränkchen eine Tüte Wick-Bonbons heraus. Ab da krachts natürlich auf dem Lattenrost.
In Schanghai hat man übrigens keine Probleme mit Mundtrockenheit
Anders ist es nicht zu erklären, dass die Menschen dort, wo sie gehen und stehen, auf die Strasse speien. Selbst Taxifahrer haben im Land der aufgehenden Sonne wohl die unangenehme Eigenschaft, ihre Körperflüssigkeiten in der ganzen Stadt zu verteilen.
Deswegen bekommen sie Spucknäpfe, die sie sich ins Taxi hängen. Wo sie diese allerdings leeren, wissen wir nicht. Und wir wollen es auch nicht erfahren.
Aber was wir unbedingt verhindern müssen, ist ein Export unserer Flüssigeitsteigernden Bonbons ins ferne Asien. Denn haben wir auch keine Angst davor, dass unser Planet aus der Bahn geworfen wird, wenn alle Chinesen gleichzeitig ihre Fahrradklingel betätigen, müssten wir uns doch fürchten, was passiert, wenn alle Chinesen ein Wickbonbon zu sich nehmen.
Das Ende der Welt, die endgültige Apokalypse.
Feucht, aber lustig.
Aber wir müssen hier noch mal über Werbung reden.
Werbung dient – das weiß ich genau, da hab ich mich eingelesen – der bewussten Beeinflussung des Menschen durch das Wecken von Bedürfnissen auf emotionaler Ebene. Laut Wikipedia kann Werbung vergleichend, appellierend und neugierig machend sein.
Und sie kann betroffen machen.
Das stimmt.
Denn betroffen war ich nicht zu knapp, als mir vor einigen Tagen ein Werbeclip vor die Augen huschte.
Aber anders angefangen:
Viele Firmen probieren ja, ihre Produkte unter der Hinzunahme erotischer Hilfsmittel an den Mann oder die Frau zu bringen.
In der Parfumbranche ist das seit Jahren häufig wiederholte Praxis, geht es im Fernsehen um reine Umluft verpestende Duftwässerchen, die man sich Rötungen verursachend an den rasierten Hals klatscht, kann man gewiss sein, dass halbnackte
Wesen sich rekeln und winden. Nicht weil’s so furchtbar stinkt, sondern weil’s so toll ist.
Dass die Luststeigernde Wirkung von befüllten Flakons ein bisschen zu hoch gehängt wird merkt man ja schon daran, dass in die Menschen in den Parfümerien des Landes sich beim Einkauf nicht die Kleider vom Leib pflücken und sabbernd übereinander herfallen.
Aber wir wollen nicht unfair erscheinen, Erotik in Parfumwerbung ist durchaus legitim, sprechen die Düfte doch eines unserer Sinnesorgane an und da hier und da die Leute vor sich hin behaupten, dass ihr Gegenüber furchtbar toll duftet, wollen wir sie verzeihen, all die unangezogenen Parfumprobanden.
Blöd wird’s natürlich, wenn auch andere Branchen die Erotik für sich entdecken, gerade so als hätte man auf einer einsamen Insel eine Schatztruhe unter einer Palme entdeckt, die man aber vorher als Trittleiter dazu benutzt hat, um erfolgreich Kokosnüsse zu pflücken.
Das Haarshampooproduzierende Gewerbe ist da ein leuchtendes Beispiel.
Jahrelang war man da keinem Stress ausgesetzt, man setzte Clips ins Fernsehen, in denen Mamis ihren Kindern die Haare wuschen und was so ein richtig tolles Shampoo sein wollte, das brannte nicht in den Augen. Dann gab’s noch Anti-Schuppen-Shampoo-Werbung, in denen ganze Schneemänner sich auftürmten auf den Schultern geplagter Männer. Doch Kraul und Knet, mit dem richtigen Zeug wurden die Schneemänner verbannt und man konnte wieder unbesorgt durchs Haupthaar wuscheln.
Dann kamen die Früchte.
Und damit zwangsläufig die Erotik, wie damals im Garten Eden.
Irgendein schlauer Fuchs war nämlich der Meinung, dass man so ein Shampoo doch auch fetziger machen kann. Und so wurd das Zeug getunt, mit Extrakten aus Trauben, Äpfeln, Kiwi und Brombeeren. Nicht genug, dass der Kopf danach riecht wie ein geplatztes Multivitamin-Trinkpäckchen, nein, diese Shampoos sollten ein wohliges Gefühl auslösen. So waren in den Werbungen Frauen zu besichtigen, die stöhnend unter der Brause standen und sich lasziv den Schädel einschäumten.
Was das nun mit der Wirklichkeit zu tun haben könnte, kann sich ja jeder gerne selbst fragen.
Doch seit dieser Woche haben die Macher von sexy Werbespots noch einen draufgesetzt:
Hustenbonbons.
Denkt man an Hustenbonbons, will einem spontan nichts Erregendes einfallen.
Würden wir jetzt hier ein knappes Brainstorming veranstalten, hätte man beim Thema Hustenbonbons andere Bilder im Kopf:
Menschen, die röcheln und krächzen, kaum noch sprechen können, der Verständigung auf verbaler Ebene beraubt, immer einen schleimigen Klumpen neben dem Kehlkopf, den es unter lautem Getöse abzuhusten gilt. Hustende Menschen werden auch immer mit schwarzen Augenringen in Verbindung gebracht. Und gerötete Augen. Und Leichenblässe.
Wie wir sehen, ist in unserer Vorstellung ein Mensch, der so einen richtigen Husten hat, nur ein bis zwei Nuancen von einem Vollblutzombie entfernt. Auch das Geräusch des Hustens ist kein wohliger Klang, als wenn Elefanten einen Kasten Bier zertreten, so hört sich das ja bei manchen an, wenn sie „abhusten“.
Nun, bei Wick sieht man das alles ein bisschen anders…wer einen Husten hat, der kann’s auch erotisch bekommen und so wurde ein Werbespot erschaffen, der definitiv in die heiligen Hallen schwachsinniger Werbung einen gut beleuchteten Vitrinen-Ehrenplatz bekommt.
Wer das Machwerk nicht kennt:
Wir sehen einige Frauen. Sie schürzen die Lippen, streicheln sich sanft über den Hals, gucken keck über die Schulter. Ein Musikstück ertönt, bei dem der Zuschauer sich nicht recht entscheiden kann, ob es besser für den Fahrstuhl oder einen drittklassigen Porno geeignet wäre. Dann eine sanfte Frauenstimme, die gar revolutionäres verkündet:
„Wick hat die Halsbonbons neu erfunden!“
Aha, gut, an der Stelle wurde ich neugierig.
Gefolgt von DEM Satz überhaupt.
„Jetzt wird’s feucht…im Mund!“
An der Stelle war ich dann betroffen.
Die eben noch trockenen und halbnackten Damen sehen sich plötzlich einem Schwall von Wasser ausgesetzt, es perlt, trieft und spritzt von alle Seiten und die sanft klingende Stimme erzählt uns, dass die neuen Wick-Bonbons auf natürliche Weise Wasser im Mund freisetzen und dass das alles viel viel besser für den Hals ist.
Nun gilt es, zwei Aspekte zu durchleuchten.
Zunächst würde mich interessieren, warum um alles in der Welt man ein Hustenbonbon auf den Markt werfen muss, welches die Speichelproduktion aufs äußerste anregt?
Möchte Wick, dass wir innerlich ertrinken beim Verzehr von Lutschkugeln?
Wollen wir das wirklich?
Menschen die mit ihrem Husten durch die Strassen stolpern und denen Sturzbäche aus dem Gesicht laufen? Meckerte man gestern noch über Leute, die eine „feuchte Aussprache“ haben, heißt es dann ab heute: “Aha! Ein Wickbonbon.“
Der zweite Aspekt ist aber die pseudoerotische Botschaft. Denn selbst wenn wir uns nun vorstellen mögen, dass unser Mund nie wieder trocken wird, wenn wir erst mal so ein Wick-Bonbon verzehrt haben, stellt sich die Frage, was daran nun so libidös ist, dass man einen derartigen Werbespot abdrehen muss.
Auch das betonen des Wortes „Mund“ im oben genannten Satz erklärt sich nicht von selbst.
Will uns Wick etwa mitteilen, dass es auch noch an anderen Körperstellen nass werden kann?
Über so viel Aufklärung könnte man ja froh sein, wenn’s nicht so lächerlich präsentiert würde.
Ich kann sie vor mir sehen, Erika und Karl-Heinz wollen den ehelichen Akt vollziehen. Doch Erika, ihres Zeichens Referentin an der örtlichen Universität und mit vielen guten Freundinnen gesegnet, ist ein Mensch, der dauernd quasselt. Das macht die Schnute trocken und das Küssen zur Qual. Doch da zieht Karl-Heinz aus dem Nachtschränkchen eine Tüte Wick-Bonbons heraus. Ab da krachts natürlich auf dem Lattenrost.
In Schanghai hat man übrigens keine Probleme mit Mundtrockenheit
Anders ist es nicht zu erklären, dass die Menschen dort, wo sie gehen und stehen, auf die Strasse speien. Selbst Taxifahrer haben im Land der aufgehenden Sonne wohl die unangenehme Eigenschaft, ihre Körperflüssigkeiten in der ganzen Stadt zu verteilen.
Deswegen bekommen sie Spucknäpfe, die sie sich ins Taxi hängen. Wo sie diese allerdings leeren, wissen wir nicht. Und wir wollen es auch nicht erfahren.
Aber was wir unbedingt verhindern müssen, ist ein Export unserer Flüssigeitsteigernden Bonbons ins ferne Asien. Denn haben wir auch keine Angst davor, dass unser Planet aus der Bahn geworfen wird, wenn alle Chinesen gleichzeitig ihre Fahrradklingel betätigen, müssten wir uns doch fürchten, was passiert, wenn alle Chinesen ein Wickbonbon zu sich nehmen.
Das Ende der Welt, die endgültige Apokalypse.
Feucht, aber lustig.