Pennys Wochenrückblick Folge 58: ...uuuuuund in der rechten Ecke des Altersheims...
Es gibt viele Menschen, die für Mut und Entschlossenheit zu bewundern sind. Zu diesen kann man aufschauen und still bei sich denken: „Ach, wär ich doch auch bloß so mutig und entschlossen!“
Natürlich ist das Gegenteil von mutige und entschlossen nicht weit weg, falsch verstandenes Wagnis und dümmliche Beharrlichkeit sind natürlich nicht zu bejubeln.
Diese Woche verkündete Henry Maske, dass er wieder gedenke, in den Boxring zu steigen, da kann sich jetzt jeder für einen Moment selbst überlegen, ob er das toll findet oder nicht.
Als vollkommen unparteiischer Autor der Wochenrückblicke, der sich der Objektivität solcher Nachrichten gegenüber zutiefst verpflichtet fühlt und somit keinerlei Wertung in seinen Texten einfließen lässt, sage ich:
Henry, du bist n echter Vollidiot.
Zunächst geschichtliches:
Henry Maske war mal ein bekannter deutscher Boxer, man nannte ihn den „Gentleman“ des Faustkampfes und diesen Spitznamen bekam er nur deswegen, weil ihn aufgrund seiner schlaffen und defensiven Boxtaktik niemand als Weichei bezeichnen wollte.
„Weichei Maske“, damit verkauft man keine Boxer-Kaffeetassen und lockt die Jugend nicht in die Sparringräume.
Auf jeden Fall bekam der Maske schon damals nicht mal ein Ei in der Pfanne kaputt. Weil aber seine Gegner von diesem ständigen Fäuste-vors-Gesicht-halten schnell frustriert waren, verloren sie die Kämpfe am Ende.
Virgil Hill war da anders, so hieß der letzte Gegner Maskes vor ziemlich genau 10 Jahren. Der klopfte dem Maske das Gesicht dick und haute ihn in seinem letzten Kampf auf die Bretter.
Der Maske bekam – unverständlicherweise – trotzdem seine Abschiedsshow, Andrea Bocelli sang ihm im Angesicht der Niederlage sein „time to say goodbye“ und dann war Ruhe im Ring.
Fortan hielt Herr Maske sein Gesicht nicht mehr in des Gegners Fäuste, sondern in die Kameras von RTL und Co, um Kommentare zu anderen Prominenten abzugeben.
Dass er da nicht schon nach 5 Minuten den unbedingten Drang verspürte, in den Boxring zurückzukehren, statt dumme Fragen von Frauke Ludowig zu beantworten, bleibt bis heute schleierhaft.
So gingen die Jahre ins Land (das sagt man immer, als wenn man das „Jahr“ personifizieren muss, mit Stock und Hut, nur damit man ne schöne Umschreibung für „ne lange Zeit“ hat) und ein Comeback des Weichspül-Kämpfers war weder in Sicht noch zu befürchten.
Aber – das hat keiner von uns gespürt – im Henry, da brodelte es. Das hat ihm nämlich so gar nicht gefallen, dieses unrühmliche Ende, das nagt, jedes Mal, wenn der Henry mit nem Löffelchen auf sein Frühstücksei geklopft hat, muss er das Gesicht von Virgil Hill vor sich gehabt haben.
Natürlich kann es schon mal 3650 Tage dauern, bis die Erkenntnis überreif vom Baum der Entscheidungen fällt, mit 43 Jahren noch mal zu boxen.
Reflexartig regt sich da der Verdacht, dass es da weniger um die nicht verdaute Niederlage von einst, sondern um den nicht mehr ganz so schicken Kontoauszug von heute geht.
Ist typisch deutsch.
Wenn einer was macht, was er lang nicht tat, wusst sein Banker keinen Rat.
Schreibt Euch diesen Reim auf, er ist von mir, ihr dürft ihn gern zitieren.
Aber ich glaube nicht, dass Henry Maske finanzielle Schieflage erlitten hat.
Einer, der so zart den Gegner streichelt, der achtet auch auf sein Sparbuch, da kann man sich sicher sein.
Ist’s doch eher das verletzte Ego, was 10 Jahre brauchte, um aus den Füßen empor zu kriechen bis zur Großhirnrinde.
Mit der Niederlage abtreten ist halt doof. Will ja keiner. 12,89 Jahre aufs Abi vorbereiten und dann abkacken? Wär schon doof. Essen kaufen, Kerzen anzünden, doll duschen, Kondome bereithalten und dann merken, dass die neue Geliebte früher mal ein Mann war? Auch keine tolle Vorstellung.
Trotzdem sollte Henry Maske es einfach sein lassen.
Man muss auch mal einfach von seinen Erinnerungen leben, wenn einem die Gegenwart nicht genug Abwechslung beschert. Wenn der Henry jetzt nämlich noch mal verliert, dann müsste er nach demselben Prinzip nämlich Vigil Hill wieder mit 53 herausfordern. Und wenn das dann so weitergeht, hat man alle 10 Jahre kräftig was zu lachen und 2047 wird der Endkampf direkt aus dem Altersheim übertragen.
Da wünscht man sich doch in Deutschland endlich den Volksentscheid herbei.
Es ist schließlich auch klar, wie`s laufen wird:
Die beiden steigen Anfang nächsten Jahres in den Ring, viele gucken`s, weil Anfang Januar vom Fernsehen eh nur der Schrottkübel auf deutschen Wohnzimmerteppichen ausgekippt wird.
Einer von beiden wird siegen.
Ist ja klar.
Gewinnt der Virgil, können wir uns teutonisch erheben, mit dem Zeigefinger auf den Henry zeigen und heroisch sagen, dass wir es doch alle gewusst haben.
Siegt dagegen Henry, wird man kurz sagen:
Aha, hat er es noch mal allen gezeigt, schön…toll.
Dann singt Andrea Bocelli „time to say goodbye, jetzt aber wirklich“, Henry heult ein letztes Mal in seinen Boxmantel und alle gehen schrecklich berührt ins Bett, nur, um sich am nächsten Morgen zu fragen, was einen denn da so berührt hat am letzten Abend.
Doch Henry Maske wird nicht gewinnen, weil A) sich Andrea Bocelli doch im Endeffekt verarscht vorkommen muss („wenn ich time to say goodbye sing, dann mein ich das auch so“) Und B) das Leben nun mal kein Rocky-Film ist.
Da kann man nicht einfach unvorbereitet zum nächsten Metzger rennen, über die Ladentheke springen, die feilgebotene Fleischwurst der Fleischwurstfachverkäuferin ausschlagen, in die Kühlkammer hetzen und auf unschuldige Schweinehälften einprügeln.
Auch einfach auf nen Berg laufen, bis zur Spitze, furchtbar fit tun und den Namen des Gegners rufen („Wööööööööördschiiiiiel“) gibt einem keine Garantie auf einen Sieg.
Wohlstandsbäuchlein weg-sit-uppen, ein Foto des Gegners an den Spiegel pappen, aufm Klo für den Trainer beten und mal eben dann im Kampf den Gegner wegknüppeln, das ist einfach nicht drin.
Das hier ist schließlich das echte Leben.
Klar, in Amerika würden sie das alles ganz furchtbar toll finden, der Henry mit 43 noch mal in den Ring, ja super, geil, toll, awesome, great, ein echter Hero, euer Henry. Und sie buddeln Michael Buffer noch mal aus, installieren ihn als Ringsprecher (auch wenn er das lang gezogene Maaaaaaaaaasgööööööööööö nur mit ner Familienpackung Wick Blau rauschfrei rausbekommt), ein kleines Kind wedelt mit ner groooßen deutschen Fahne und dann geht die Heldengeschichte los. Aber wie schon erwähnt, hier is nix Amerika, unbegründeter Optimismus wird hier nicht geduldet.
Man muss schon fast hoffen, dass der Henry aufs Maul bekommt.
Sonst macht das Schule und irgendwann mit 57 taucht Franzi van Almsick im faltenabsorbierenden Haifisch-Badeanzug noch mal ins Becken, um Weltmeisterin zu werden.
Oder Jan Ulrich steigt drogenfrei aufs Rad.
Oder der Boris spielt noch mal Tennis, womöglich noch ohne Arme.
Schließlich war ja der letzte Auftritt so unbefriedigend.
Das wär ja so, als wenn ich nen blöden Wochenrückblick abliefer und die Woche drauf so frech bin und noch einen schreibe.
Wer will so was bloß?
Natürlich ist das Gegenteil von mutige und entschlossen nicht weit weg, falsch verstandenes Wagnis und dümmliche Beharrlichkeit sind natürlich nicht zu bejubeln.
Diese Woche verkündete Henry Maske, dass er wieder gedenke, in den Boxring zu steigen, da kann sich jetzt jeder für einen Moment selbst überlegen, ob er das toll findet oder nicht.
Als vollkommen unparteiischer Autor der Wochenrückblicke, der sich der Objektivität solcher Nachrichten gegenüber zutiefst verpflichtet fühlt und somit keinerlei Wertung in seinen Texten einfließen lässt, sage ich:
Henry, du bist n echter Vollidiot.
Zunächst geschichtliches:
Henry Maske war mal ein bekannter deutscher Boxer, man nannte ihn den „Gentleman“ des Faustkampfes und diesen Spitznamen bekam er nur deswegen, weil ihn aufgrund seiner schlaffen und defensiven Boxtaktik niemand als Weichei bezeichnen wollte.
„Weichei Maske“, damit verkauft man keine Boxer-Kaffeetassen und lockt die Jugend nicht in die Sparringräume.
Auf jeden Fall bekam der Maske schon damals nicht mal ein Ei in der Pfanne kaputt. Weil aber seine Gegner von diesem ständigen Fäuste-vors-Gesicht-halten schnell frustriert waren, verloren sie die Kämpfe am Ende.
Virgil Hill war da anders, so hieß der letzte Gegner Maskes vor ziemlich genau 10 Jahren. Der klopfte dem Maske das Gesicht dick und haute ihn in seinem letzten Kampf auf die Bretter.
Der Maske bekam – unverständlicherweise – trotzdem seine Abschiedsshow, Andrea Bocelli sang ihm im Angesicht der Niederlage sein „time to say goodbye“ und dann war Ruhe im Ring.
Fortan hielt Herr Maske sein Gesicht nicht mehr in des Gegners Fäuste, sondern in die Kameras von RTL und Co, um Kommentare zu anderen Prominenten abzugeben.
Dass er da nicht schon nach 5 Minuten den unbedingten Drang verspürte, in den Boxring zurückzukehren, statt dumme Fragen von Frauke Ludowig zu beantworten, bleibt bis heute schleierhaft.
So gingen die Jahre ins Land (das sagt man immer, als wenn man das „Jahr“ personifizieren muss, mit Stock und Hut, nur damit man ne schöne Umschreibung für „ne lange Zeit“ hat) und ein Comeback des Weichspül-Kämpfers war weder in Sicht noch zu befürchten.
Aber – das hat keiner von uns gespürt – im Henry, da brodelte es. Das hat ihm nämlich so gar nicht gefallen, dieses unrühmliche Ende, das nagt, jedes Mal, wenn der Henry mit nem Löffelchen auf sein Frühstücksei geklopft hat, muss er das Gesicht von Virgil Hill vor sich gehabt haben.
Natürlich kann es schon mal 3650 Tage dauern, bis die Erkenntnis überreif vom Baum der Entscheidungen fällt, mit 43 Jahren noch mal zu boxen.
Reflexartig regt sich da der Verdacht, dass es da weniger um die nicht verdaute Niederlage von einst, sondern um den nicht mehr ganz so schicken Kontoauszug von heute geht.
Ist typisch deutsch.
Wenn einer was macht, was er lang nicht tat, wusst sein Banker keinen Rat.
Schreibt Euch diesen Reim auf, er ist von mir, ihr dürft ihn gern zitieren.
Aber ich glaube nicht, dass Henry Maske finanzielle Schieflage erlitten hat.
Einer, der so zart den Gegner streichelt, der achtet auch auf sein Sparbuch, da kann man sich sicher sein.
Ist’s doch eher das verletzte Ego, was 10 Jahre brauchte, um aus den Füßen empor zu kriechen bis zur Großhirnrinde.
Mit der Niederlage abtreten ist halt doof. Will ja keiner. 12,89 Jahre aufs Abi vorbereiten und dann abkacken? Wär schon doof. Essen kaufen, Kerzen anzünden, doll duschen, Kondome bereithalten und dann merken, dass die neue Geliebte früher mal ein Mann war? Auch keine tolle Vorstellung.
Trotzdem sollte Henry Maske es einfach sein lassen.
Man muss auch mal einfach von seinen Erinnerungen leben, wenn einem die Gegenwart nicht genug Abwechslung beschert. Wenn der Henry jetzt nämlich noch mal verliert, dann müsste er nach demselben Prinzip nämlich Vigil Hill wieder mit 53 herausfordern. Und wenn das dann so weitergeht, hat man alle 10 Jahre kräftig was zu lachen und 2047 wird der Endkampf direkt aus dem Altersheim übertragen.
Da wünscht man sich doch in Deutschland endlich den Volksentscheid herbei.
Es ist schließlich auch klar, wie`s laufen wird:
Die beiden steigen Anfang nächsten Jahres in den Ring, viele gucken`s, weil Anfang Januar vom Fernsehen eh nur der Schrottkübel auf deutschen Wohnzimmerteppichen ausgekippt wird.
Einer von beiden wird siegen.
Ist ja klar.
Gewinnt der Virgil, können wir uns teutonisch erheben, mit dem Zeigefinger auf den Henry zeigen und heroisch sagen, dass wir es doch alle gewusst haben.
Siegt dagegen Henry, wird man kurz sagen:
Aha, hat er es noch mal allen gezeigt, schön…toll.
Dann singt Andrea Bocelli „time to say goodbye, jetzt aber wirklich“, Henry heult ein letztes Mal in seinen Boxmantel und alle gehen schrecklich berührt ins Bett, nur, um sich am nächsten Morgen zu fragen, was einen denn da so berührt hat am letzten Abend.
Doch Henry Maske wird nicht gewinnen, weil A) sich Andrea Bocelli doch im Endeffekt verarscht vorkommen muss („wenn ich time to say goodbye sing, dann mein ich das auch so“) Und B) das Leben nun mal kein Rocky-Film ist.
Da kann man nicht einfach unvorbereitet zum nächsten Metzger rennen, über die Ladentheke springen, die feilgebotene Fleischwurst der Fleischwurstfachverkäuferin ausschlagen, in die Kühlkammer hetzen und auf unschuldige Schweinehälften einprügeln.
Auch einfach auf nen Berg laufen, bis zur Spitze, furchtbar fit tun und den Namen des Gegners rufen („Wööööööööördschiiiiiel“) gibt einem keine Garantie auf einen Sieg.
Wohlstandsbäuchlein weg-sit-uppen, ein Foto des Gegners an den Spiegel pappen, aufm Klo für den Trainer beten und mal eben dann im Kampf den Gegner wegknüppeln, das ist einfach nicht drin.
Das hier ist schließlich das echte Leben.
Klar, in Amerika würden sie das alles ganz furchtbar toll finden, der Henry mit 43 noch mal in den Ring, ja super, geil, toll, awesome, great, ein echter Hero, euer Henry. Und sie buddeln Michael Buffer noch mal aus, installieren ihn als Ringsprecher (auch wenn er das lang gezogene Maaaaaaaaaasgööööööööööö nur mit ner Familienpackung Wick Blau rauschfrei rausbekommt), ein kleines Kind wedelt mit ner groooßen deutschen Fahne und dann geht die Heldengeschichte los. Aber wie schon erwähnt, hier is nix Amerika, unbegründeter Optimismus wird hier nicht geduldet.
Man muss schon fast hoffen, dass der Henry aufs Maul bekommt.
Sonst macht das Schule und irgendwann mit 57 taucht Franzi van Almsick im faltenabsorbierenden Haifisch-Badeanzug noch mal ins Becken, um Weltmeisterin zu werden.
Oder Jan Ulrich steigt drogenfrei aufs Rad.
Oder der Boris spielt noch mal Tennis, womöglich noch ohne Arme.
Schließlich war ja der letzte Auftritt so unbefriedigend.
Das wär ja so, als wenn ich nen blöden Wochenrückblick abliefer und die Woche drauf so frech bin und noch einen schreibe.
Wer will so was bloß?