24.12.07

Pennys Wochenrückblick Folge 119: Alm-Apokalypse Now - Tantentaschentücher des Todes





Hier endet sie, die Weihnachtstrilogie um Max. Wer die ersten beiden Geschichten aus 2005 und 2006 noch einmal lesen möchte, um sich zu orientieren, klickt hier:

Teil 1 (runterscrollen bis 22.12.05)
Teil 2



„Max!“
Die Stimme meiner Mutter kam von weit her. Ich roch Salz. Eine Menge Salz.
Überall war Dunkelheit, irgendwo in der Ferne des Raums war ein verbittertes Schluchzen zu vernehmen.
Wo zur Hölle bin ich?
„Max, bist du da?“
Ich versuchte zaghaft, meiner Mutter zu antworten, doch ich bekam nicht einen einzigen Laut heraus. Meine Stimmbänder fühlten sich an, als hätte Andre Rieu mit seinem Geigenstab an ihnen einen neuen Schneewalzer einstudiert. Meine Lippen brannten wie Feuer.
„Bitte sag doch was!“, flehte meine Mutter.
Irgendwo wieder lautes Schluchzen.
„Ich…bin hier“, flüsterte ich gequält.
Meine Zunge fühlte sich an, als wenn ich einen Kaktus abgeleckt hätte. Was zum Teufel war hier los?
Erinnerungsfetzen zuckten durch mein Hirn. Tante Frieda hatte mit der Tuba an die Tür geklopft, während ich mir panisch das Snowboard umschnallte und aus dem Fenster fliehen wollte. Ich war so ein Narr. Ich kam keinen Kilometer weit, da erwischte mich das kalte und golden glänzende Metall mitten an der Stirn. Danach nur noch Dunkelheit…die bis jetzt andauert.
„Oh, Max, wie froh bin ich, deine Stimme zu hören. Wo sind wir?“
Ich rappelte mich auf, unter mir befand sich eiskalter Fliesenboden. Mein Schädel dröhnte und erst jetzt wurde mir bewusst, dass ich immer noch mein Snowboard trug.
„Ich hab keine Ahnung, Mum, ich….mein Kopf, Tante Frieda….sie hat mich voll erwischt und uns vermutlich hierhin gebracht. Was ist mir Dir?“
Meine Mutter antwortete, es war ihr anzumerken, wie sehr sie sich schämte.
„Ich…bin ohnmächtig geworden beim Anblick, wie du in Tante Friedas Tuba...ich dachte unser aller Leben sei zu Ende.“
Vielleicht ist es das bereits, dachte ich verwirrt.
„Wo sind wir? Und vor allem, warum hat sie…“

In dem Moment blendete eine Supernova meine Augen, als das Licht eingeschaltet wurde. Als sich meine vor Schreck geweiteten Augen an die gleißende Helligkeit gewöhnt hatten, sah ich wo wir uns befanden. Es war der Kellerraum der Berghütte, ein etwa sieben Mal sieben Meter großer Raum. Ich sah die Kette, die von einem meiner Snowboardstiefel an das Heizungsrohr gekettet war. Ich sah meine Mum und meinen Dad auf der anderen Seite des Raums, wie sie aneinander kauerten, mein Vater schluchzend, meine Mutter mit zusammengekniffenen Augen. Und ich sah Onkel Hubert auf der rechten Seite des Raumes, ebenfalls angekettet.
Ich folgte seinem ruhigen und stoischen Blick in die Mitte des Raumes…wo etwas wollig-kariertes lag.
„Grundgütiger, was zur Hölle ist hier geschehen…?“
In der Mitte des Raums lag Tante Friede mit dem Gesicht nach unten. Sie bewegte sich nicht. An Ihrem Rücken lag ihre ramponierte und nur ziemlich grob gereinigte Tuba. Ich konnte Blut an ihr entdecken, Blut, welches aus meiner Stirn stammt.
„Herrje ist sie etwa…was ist hier los, verdammt.“
Onkel Hubert fand seine Sprache wieder, er sprach seinen ersten kompletten Satz seit
Ostern '99. Damals umfasste er meine Schultern im Garten meiner Eltern und meinte:
„Die Eier sind im Garten versteckt, Max. Und wenn Du einen Moment unbeobachtet bist, würde ich an deiner Stelle laufen. Lauf weg soweit du kannst. Halt erst an, wenn du in einem anderen Land bist.“
Ich hielt ihn damals für vollkommen bekloppt, besoffen vom Eierpunsch. Jetzt, wo ich hier liege, gefesselt an mein Snowboard, weiß ich: er wollte mir nur helfen.
„Das hier ist das Vermächtnis eurer Tante.“
Meine Mutter riss die Augen auf.
„Ihr was?“
„Ihr Erbe an uns. Ich weiß nicht, ob es zum Plan gehört, dass sie dort tot in der Mitte des Raums liegt, aber Fakt ist: Tante Frieda konnte niemanden von uns leiden. Deswegen hat sie diesen Raum gebaut. Ständig hat sie hier mit Werkzeug herumhantiert und als ich einmal wagte zu fragen, was zum Teufel sie da eigentlich treiben würde, durfte ich mir an einen Stuhl gefesselt zwei Stunden lang Tuba-Techno-Interpretationen anhören.“
Ich wollte gerade etwas darauf entgegnen, als es plötzlich begann zu rauschen. Das Geräusch hatte seinen Ursprung in einem Fernseher, der an einer Wand hing, auf dem plötzlich eine quicklebendige Tante Frieda erschien. Sie zwirbelte ihren Damenbart und begann ihren Singsang des Terrors.

„Hallo, Drecksbande. Da seid ihr ja. Kann’s also losgehen, was? Nun. Ihr fragt Euch sicher, warum der alte Kratzemantel Euch im Keller eingesperrt hat. Die Antwort ist nicht schwer: ihr habt es nicht besser verdient. Eure ständigen Lästereien sind mir nicht entgangen. Meint ihr etwa, ich habe eure abschätzigen Blicke nie bemerkt, wenn ich euch „Hey Baby“ auf meiner Tuba vorgespielt habe? Denkt ihr wirklich, die Ohrenstöpsel sind mir entgangen? Ich mag zu Lebzeiten halb blind gewesen sein, blöd war ich nicht. Und du Max? Hast dich über meinen Reinigunstick echauffiert. Ich sag’s dir im Guten, wer keinen sauberen Mund hat, wird nie eine Frau finden. Dreckige und von Keimen übersäte Mundwinkel sind der Tod einer jeden Beziehung, merk dir das.
Dann Hubert: Herrgott, was bist du bloß für ein Waschlappen gewesen, dein Leben lang. Hast Dich nie gewehrt, nie einen Ton gesagt. Bist immer nur fliegenden Aschenbechern ausgewichen, obwohl du wusstest: irgendwann treff ich dich doch.
Und Brigitte? Dir war eh nicht mehr zu helfen. Hast ja selbst das Salz vergessen. Nebenbei, dein Ehemann ist eine Katastrophe für sein Geschlecht. Ich wette meinen Mantel darauf, dass er immer noch herumheult, hab ich Recht?“
Wie zum Beweis schluchzte mein Vater erneut.
„Nun, ich habe mir gedacht, ich mache euch ein besonderes Weihnachtsgeschenk, jetzt, wo doch klar ist, dass Mäxchen nicht bereit ist, mit mir auf Tubatournee zu gehen. Die Sache ist nämlich die, dass ihr hier versauert…es sei denn, ihr unternehmt etwas dagegen. Max muss beginnen. Er sollte mal in seine Hosentasche schauen. Viel Spaß und….fröhliche Weihnachten. Wir sehen uns in der Hölle.“

Hier endete das Band. Onkel Hubert und meine Mum schauten mich an, während mein Vater es vorzog, weiterhin in Tränen auszubrechen. Ich wollte nicht in meine Tasche greifen, weil ich Angst hatte, was ich darin finden würde. Aber wir würden hier niemals rauskommen, die Kette war ziemlich massiv.
Ich griff also in meine Tasche und fühlte….etwas weiches. Meine Finger zuckten vor Schreck und ich schrie kurz auf. War es das, was ich dachte? Ich griff angeekelt erneut in meine Hosentasche. All meine Albträume wurden wahr. Tante Frieda hatte mir eins ihrer Mundwinkeltöter-Taschentücher in die Hose gestopft. Sie hatte etwas drauf geschrieben.

Tja Max, nun lernst Du, was Hygiene bedeutet. In Deinem Mundwinkel befindet sich der Schlüssel zu der Kette, die Dich gefangen hält. Ich hab ihn Dir dort eingenäht und Du kommst nur dran, wenn Du das Taschentuch benutzt. Es ist mit einer ätzenden Reinigungsflüssigkeit beträufelt. Du kannst natürlich auch so versuchen, den Schlüssel zu bekommen, aber mit dem Tuch ist es schneller…und gründlicher!

War ich wirklich wach? Habe ich das tatsächlich gelesen?
Fünf Minuten später kauerte ich mit blutendem Mund auf dem Boden. Mein Mundwinkel war das Tor zur Hölle, aber ich grinste trotzdem, ich hatte den Schlüssel in der Hand. Von der Last der Kette befreit ging ich in die Mitte des Raums und verpasste Tante Frieda einen leichten Tritt. Selbst wenn sie noch gelebt hätte, ihr Kratzemantel war schusssicher, sie hätte nichts gemerkt. Ich erinnerte mich an die letzten beiden Sätze auf dem Taschentuch des Todes:
„Du gehst zur Tuba und spielst Jingle-Bells. Du hast drei Versuche, es fehlerfrei zu spielen, dann fällt ein weiterer Schlüssel und ein Hinweiszettel aus einer Kachel im Raum heraus.“
Ich schlich wie von Sinnen auf die Tuba zu und hob sie auf. Das Mundstück war mit getrocknetem Tante-Frieda-Speichel bedeckt. Mir drehte sich der Magen um. Hier gab es nichts, um das abzuwischen.
Erst beim dritten Versuch fiel der Schlüssel auf die Fliesen, das erste Mal musste ich zwischendurch irre lachen, so surreal kam mir das Ganze vor, beim zweiten Versuch musste ich mich schon zu Beginn der zweiten Strophe übergeben.
Auf dem Zettel stand, dass der Schlüssel für Onkel Hubert sei. Darunter die nächste Aufgabe…
„Ich soll was?“, keifte meine Mutter. Vater konnte nicht aufhören zu weinen.
„50 Eier essen…in 30 Minuten….und mit Salz. Darauf besteht sie…hier steht: Damit du es nie wieder vergisst, Schwesterherz.“
Es gab eine kurze Diskussion mit ihr und die Frage, was ihr lieber wäre: Ewig in diesem Keller zu hocken oder einige Zeit übel riechende Flatulenz.
Und so begann meine Mum, gesalzene und gekochte Eier in sich hineinzuschaufeln, die in einer Schale bereitstanden. Aus Leidenssolidarität feuerte ich sie mit weiteren Weihnachtsliedern auf der Tuba an. Ich war gerade bei der dritten Strophe von „Oh Tubabaum“ und meine Mutter beim 48. Ei angelangt, ihr ganzer Mund war eine riesige Masse Eigelb als ich von hinten ein Geräusch vernahm, von flüsternder und jahrhundertealter Wolle verursacht. Es war Tante Frieda, die im Türrahmen stand und ihr ekliges Grinsen zeigte.
„Tja, Drecksbande, nicht schlecht. Die halbe Stunde ist rum. Niemand kann 50 Eier essen. Ist ein Zitat aus „Der Unbeugsame“. Aber immerhin hat Max einiges gelernt. Dass die Tuba doch kein so schreckliches Instrument ist. Und dass Du mittlerweile auch ein Taschentuch selbst benutzen kannst. Ich bin so stolz auf meinen Neffen. Ist es nicht schade, dass du deine neu gewonnen Fähigkeiten niemals ausprobieren wirst?“

Ich weiß nicht genau, wann ich aufgehört habe zu schreien, nachdem Tante Frieda die harte Stahltür hinter sich zugezogen hat.
Ich weiß lediglich, dass uns danach die Dunkelheit empfing und ich schlief ein mit dem Geruch von Tantenspeichel in der Nase und den Klängen der Trompeten von Jericho.
Das jüngste Gericht und Tante Frieda holt die Tuba raus?
Aber ganz bestimmt….

Scary Christmas 2007

Heute abend:

22.12.07

Pennys Wochenrückblick Folge 118: "Lieber Penny, gibt es einen Weihnachtsmann?" (inkl. Lesungs-Bilder!!!)



Knecht Ruprecht existiert natürlich...aber der braucht auch keine teure Spielzeugfabrik, nur ein paar freche Blagen.







Die Email der achtjährigen Jaqueline-Melinda-Beverly erreichte mich in den frühen Morgenstunden des 20. Dezember und darin stellte sie mir nur eine einzige Frage:

„Penny, gibt es eigentlich einen Weihnachtsmann?“

Ich überlegte kurz und erinnerte mich daran, dass Erwachsene, die den Weihnachtsmann leugnen schnell auf einer Stufe mit jenen Menschen stehen, die vor einem Kindergartenkonglomerat laut lachend über rote Fußgängerampeln spazieren und antwortete wie folgt:


„Liebe Jaqueline-Melinda-Beverly,

natürlich gibt es keinen Weihnachtsmann. Also: es gibt ihn nicht mehr. Doch es wäre eine ziemlich tolle Sache, wenn er weiterhin existieren würde.
Auch ich war in meiner Kindheit glühender Fan diverser Zeichentrickfilme, in denen ein dicklicher Kerl seinen Schmierbauch durch einen Kamin quetscht und – unten angekommen – das ganze Wohnzimmer mit Geschenken und Zuckerstangen verunstaltet. Doch schon damals wurde mein Glaube auf entscheidende Weise erschüttert. Wir hatten gar keinen Kamin. Ich machte mir so meine Gedanken:
„Wie um alles in der Welt sollte der Weihnachtsmann bloß zu mir kommen ohne Schornstein?“
Würde er durch die Dunstabzugshaube rutschen? Oder klopft er an die Balkontür? Klettert er durchs Schlüsselloch? Schon als ich in Deinem Alter war, kostete es mich eine Menge Mühe mir vorzustellen, dass der Weihnachtsmann mit seinem BMI um die 40 herum durch den Schornstein rauscht und so legte ich die Idee schnell im Körbchen der Unglaublichkeiten ab, der Fettsack könnte durch unser Schlüsselloch kriechen. Abgesehen davon, dass so ziemlich jedes Geschenk dabei in seine Einzelteile zerlegt werden würde.

Jaqueline-Melinda-Beverly, die Menschen behaupten des Öfteren, der Weihnachtsmann würde am Nordpol wohnen. Das könnte auch den dicken roten Mantel erklären, die Logistik einer Geschenkfabrik im hohen Norden ist wohl kaum im Bikini durchführbar.
Doch auch hier muss ich Dich enttäuschen.
Weil die Chinesen nämlich so gallig auf den Kapitalismus sind, ergo auch endlich ein nettes Leben führen wollen und nebenbei man in Amerika immer noch nicht begriffen hat, dass Autos mit einem Spritverbrauch von unter 14 Litern auf 100 Kilometer ebenfalls zum Ziel führen, schmilzt der Nordpol. Das stellt nicht nur Knuts Verwandte vor arge Platzprobleme, sondern auch den Weihnachtsmann. In einer fetten Fabrik, die hilflos auf einer Eisscholle balanciert lässt es sich nur schwer Mikrochips in Playstations löten, da können die Weihnachtselfen noch so filigrane Finger haben.

Nein, die Fabrik des Weihnachtsmannes wurde bereits letzten Monat geschlossen, der von der großen Koalition in einer Geheimrunde durchgeboxte Mindestlohn von 8,50 Euro für Weihnachtselfen zuzüglich Kältezuschlag zwangen den Weihnachtsmann, dicht zu machen.
Santa Clause ging es nämlich vorher schon nicht gut, finanziell gesehen. Unter den eisigen Blicken des RTL-Schuldnerberaters wurde ihm in der bisher nicht gesendeten Folge auf Flipchart aufgezeigt, dass er erhebliche Defizite auf der Einnahmenseite zu verbuchen hat.
Den nicht unerheblichen Kosten für Geschenke in Höhe von 22.456.222.333, 89 Euro standen auf der Einnahmeseite lediglich ein bereits angesabberter Lutscher von Jan-Felix aus Zuffenhausen, eine halbleere Flasche Johnny Walker und ein Gutschein für eine Neubesohlung bei „Fred’s Shoes“ gegenüber. Das rechnet sich auf Dauer nicht, zumal die Instandhaltungskosten für den Schlitten sowie das Rentierfutter da noch nicht mal mit drin sind.

Auch körperlich geht es dem Weihnachtsmann nicht mehr so gut, Du musst wissen, liebe Jaqueline-Melinda-Beverly, auch das Augenlicht eines Santa Clause wird mit den Jahren nicht besser und die steigende Zahl der Menschen, die ihr Haus trotz steigender Strompreise mit Weihnachtsbeleuchtung zukleistern, ließ Santa Clause schon gegen so manche Betonwand donnern. Das zahlt auf Dauer keine Krankenkasse. Auf der mentalen Seite sieht es nicht viel besser aus. Menschen auf hiesigen Weihnachtsmärkten ziehen ohne Scheu das heilige Fest durch den Dreck, indem sie sich in Gruppen Wuschel-Heiligenscheine und blinkende Nikolausmützen auf den Kopf setzen und das ungeheuer witzig finden, obwohl sie tief im Inneren spüren dass ein solches Auftreten außerhalb der Weihnachtszeit mit Anzeigen wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses endet. Es ist letztlich nicht geklärt, ob der Glühweindampf für diesen Unsinn verantwortlich ist. Doch glaube mir, wenn Kinder aufgeregt rufen, sie hätten „Rudolph, the Red nosed Reindeer“ gesehen, handelt es sich in 99 von 100 Fällen nur um einen sturzbesoffenen Weihnachtsmarktbesucher mit Plüschgeweih.

Es werden nun Menschen zu Dir kommen, die Dir etwas anderes einreden wollen. Menschen, die an Träume glauben, Menschen die sagen:
„Liebe Jaqueline-Melinda-Beverly, trotz Deines bekloppten Vornamens in dreifacher Ausfertigung kommt der Weihnachtsmann auch zu DIR nach Hause!“
Sie werden steif und fest behaupten, dass er existiert, kein Kamin hin, schmelzende Polkappen her.
Es sind die Befürworter der so genannten Nikolausphysik, die behaupten, dass der Weihnachtsmann ein extraterrestrisches Wesen sei, das sich mit uns unbekannter Technologie fortbewegt. Mit anderen Worten, der Weihnachtsmann könnte auch ein achtäugiger, grünlichen Schleim absondernder Außerirdischer sein, der in seinem blubbernden Inneren die Geschenke aufbewahrt und sie, nachdem er in seinem schicken Ufo auf Deinem Dach gelandet ist, voller Schleim unter der Tanne platziert. Mal abgesehen davon, dass dann nicht geklärt wäre, wer den Teppich sauber macht: möchtest Du, liebe Jaqueline-Melinda-Beverly derart Deine Geschenke bekommen?
Da ich ein „Nein! Bitte nicht!“ als Antwort für wahrscheinlich halte, sollten wir uns doch die andere Seite anschauen, die wissenschaftlich belegt, warum der Weihnachtsmann nun nicht existiert und zwar weil er sich, wenn er alle Geschenke an einem Abend zu verteilen gezwungen wäre, sich mit 1040 Kilometer bewegen müsste – und zwar pro Sekunde.
Abgesehen davon, dass eine Sendung namens „Pimp my Schlitten!“ nicht existiert, bräuchte der Weihnachtsmann einen ziemlich gut gepanzerten Helm, um die Belastung von 20,6 Millionen Newton auszuhalten, die bei einer solch dezenten Reisegeschwindigkeit entstehen.
Der Weihnachtsmann mit Helm. Wie wahrscheinlich klingt das für Dich?

Fassen wir zusammen:
Wenn Du möchtest, dass der Weihnachtsmann existiert, müsste er folgendermaßen aussehen:
Es würde sich um eine Gestalt von extrem schlanker Natur handeln, der mit einem Raumschiff-Schlitten durch die Gegend heizt, der sämtliche Regeln der Physik bricht. Seine Fabrik wäre nicht mehr am Nordpol sondern irgendwo in einem Industriegebiet bei Castrop-Rauxel, wo hochbezahlte Elfen kompliziert blinkendes Spielzeug herstellen. Um in den Bereich der Wirtschaftlichkeit vorzudringen, müsste der moderne Weihnachtsmann eine Telefonhotline einrichten („Ist das gewünschte Geschenk vorhanden? Einen Moment bitte, wir schauen nach!“ und 67,99 Euro Telefongebühren später gibt es die Zusage) und Merchandising-Produkte in Form von Shirts und CDs in kleinen Shops anbieten, die überall in den Großstädten Filialen eröffnen. Mafiös gekleidete Gestalten würden sonnenbebrillt über die Weihnachtsmärkte schleichen und blitzschnell Nasen brechen und Beton anrühren, wenn wieder irgendwer es wagt, ein Plüschgeweih aufzusetzen oder rechtlich geschützte Weihnachtslieder trällert.

Und Knecht Ruprecht?
Der müsste fett aufrüsten. Ich kann mir nämlich, liebe Jaqueline-Melinda-Beverly, beim besten Willen nicht vorstellen, wie der alte Knecht eine Schlacht gegen gut bewaffnete und übers Jahr nicht brav gewesene Jugendgangs überleben will. Sturmhaubitze, Handgranaten und Feuerschutz gebende Sniper-Elfen wären das Minimum, um sich zumindest auf Augenhöhe zu begegnen.
Hinzu kommt das Zusammenbrechen des Einzelhandels zuzüglich dem Verlust von Millionen Jobs, denn Papis und Mamis, die Geschenke kaufen, machen das Geschäft vom Weihnachtsmann kaputt. Ist dies die Welt, in der Du leben möchtest, Jaqueline-Melinda-Beverly? Glaub mir, je eher Du die Wahrheit erfährst, umso besser. Wer zu lange an den Weihnachtsmann glaubt, der glaubt auch irgendwann an Ego-Shooter.
Also lass Dir gesagt sein: Deine Eltern sind’s, die all diese netten Geschenke verpacken, die Du unter der Tanne findest. Die kennen Deinen Geschmack nämlich genau, im Gegensatz zu einem Kerl, der mehrere Tausend Kilometer von Dir entfernt nicht in der Lage ist, seine Heizungsrechnung zu bezahlen. Und weil Du Dir diesen Antwortbrief so schön durchgelesen hast, habe ich Dir noch ein kleines Lied beigefügt, welches Du mit Deinen Eltern am heiligen Abend singen kannst. Ich wünsche Dir alles Gute für das Weihnachtsfest.

Dein Penny




Dieser Song wurde auf der Lesung von meinem Publikum zum Besten gegeben, die 4. Strophe stammt von HotShot aus dem Gamestarforum. Vielen Dank an Dich und an mein Publikum fürs Singen :)


In der Weihnachtsmetzgerei



Refrain:
In der Weihnachtsmetzgerei
gibt es manche Leckerei
zwischen Kalb und Rind
macht so manches Kind
eine riesengroße Sauerei
in der Weihnachtsmetzgerei
in der Weihnachtsmetzgerei


Strophe 1:
Wo ist unser Fleisch geblieben
von den Viechern die wir lieben
wer hat das Kotelette?
Claudette?
Damit unsere Kund' nicht schmachten
müssen wir jetzt Tiere schlachten
wetzt die Messer fein
und REIN!

Refrain:
In der Weihnachtsmetzgerei
gibt es manche Leckerei
zwischen Kalb und Rind
macht so manches Kind
eine riesengroße Sauerei
in der Weihnachtsmetzgerei
in der Weihnachtsmetzgerei

Strophe 2:
Brauchen wir nicht Rinderleber
Schweinesülze frisch vom Eber
und auch noch Tatar?
Na klar!
Affenhirn und Schmand verrühren
zwischendurch bloß nicht probieren
fertig ist die Le-
berwurst!


Refrain:
In der Weihnachtsmetzgerei
gibt es manche Leckerei
zwischen Kalb und Rind
macht so manches Kind
eine riesengroße Sauerei
in der Weihnachtsmetzgerei
in der Weihnachtsmetzgerei

Strophe 3:
Bitte mal den Schinken schneiden
und danach ne Kuh ausweiden
sind die Finger rein?
Wozu?
Sind die Würstchen, die wir grillen
für die Technofans zum Chillen
es ist Hasch mit drin!
Macht Sinn!


Refrain:
In der Weihnachtsmetzgerei
gibt es manche Leckerei
zwischen Kalb und Rind
macht so manches Kind
eine riesengroße Sauerei
in der Weihnachtsmetzgerei
in der Weihnachtsmetzgerei


Strophe 4:
Ist die Kundschaft ausgeblieben.
Bleibt die Wurst im Kühlschrank liegen.
Wird das Fleisch schon braun?
Ma schaun!
Einfach mal die Messer Wetzen.
Weg mit den nicht frischen Fetzen.
Frisch wird überschätzt.
Das fetzt!

Refrain:
In der Weihnachtsmetzgerei
gibt es manche Leckerei
zwischen Kalb und Rind
macht so manches Kind
eine riesengroße Sauerei
in der Weihnachtsmetzgerei
in der Weihnachtsmetzgerei


So, hier also nun die Bilder von der Lesung:






































































19.12.07

Wochenrückblicks-Lesungs-Nachlese (noch ohne Bildmaterial)






Zeit, sich noch einmal zu bedanken, auch wenn ich das ja gestern in aller Ausführlichkeit getan habe.
Ihr alle, die Ihr gestern auf der Lesung gewesen seid (und das waren knappe 80 Personen), habt den Abend mit Eurem Klatsch-Lach-und-Sing-Support in ein unvergessliches Erlebnis verwandelt. Vielen Dank fürs Kommen, fürs Zuhören und fürs Stimmung machen. Ihr habt mir mit Eurer herzlichen Aufnahme gezeigt, dass meine fast unmenschliche Aufregung unbegründet war.
Wenn Euch das Zuhören nur halb so gut gefallen hat, wie es mir eine Freude war zu lesen, dann würdet ihr mich glücklich machen, wenn Ihr im nächsten Jahr wieder dabei seid.
Der von Euch perfekt vorgetragene Song "In der Weihnachtsmetzgerei" war übrigens der Hammer :)

Also, wie schon erwähnt: vielen Dank :)
Ich werde dieses Erlebnis immer in mir tragen.
Fotos werden in einigen Tagen auf die Seite gestellt, des Weiteren hätte ich eine Bitte:
Hat noch jemand Fotos gemacht? Wenn ja, dann wäre es nett, wenn Ihr mir ein paar Bilder zuschickt an pennysworue@gmx.de! Die besten Fotos werden natürlich ebenfalls hier veröffentlicht.

Vielen Dank auch dafür schon mal :)

16.12.07

Dumdidum

Da ich noch mitten in den Lesungsvorbereitungen stecke, verschiebt sich der Wochenrückblick auf's nächste Wochenende. Deswegen hier nur noch mal der Trailer für die Lesung. Wir sehen uns am Dienstag im Hicc-Up, freu mich auf Euch :)



8.12.07

Pennys Wochenrückblick Folge 117: Licht aus für fünf Minuten, Gehirn aus für immer?



Licht aus für fünf Minuten? Bekloppt? Dann seh ich ja nix mehr!






Ja sicher, wir kennen ihn doch alle. Diesen Witz von einem Witz, in dem sich zwei Planeten treffen, von denen der eine behauptet, krank zu sein, da er „Homo Sapiens“ hätte und der andere darauf gar süffisant erwidert:
„Ach, keine Angst, das geht vorbei!“

Ein netter Beweis, dass Umweltschutz eine ernste Sache ist und mit Humor nur wenig zu tun hat. Nein, meist ist Engagement für die Natur eine eher peinliche Sache, vor allem, wenn das muffige Sprüchlein aus der Mottenkiste hervorgezogen wird, das stets behauptet, dass „wir die Erde von unseren Kindern nur geliehen haben.“
Tja, den Leihvertrag soll man mir mal zeigen.
Ich war auch mal Kind und meine Eltern kamen nie zu mir, um mich um eine Leihgabe die Erde bezüglich zu bitten. Sie wollten nicht mal nen Kontinent.
Das wirft natürlich Fragen auf. Gab es bestimmte Kinder, die Teile der Erde an Erwachsene verleihen konnten? Ist das nicht ein bisschen diskriminierend, wenn der auf Sylt geborene Jan-Felix ganze Dünen in seiner Gewalt gefangen hält, während so ein Sascha aus Dortmund von seinen Besitzansprüchen nicht mal die geringste Ahnung hat?

Einigen wir uns doch einfach darauf, dass dem Satz sämtliche Logik abhanden gekommen ist und das vermutlich von Beginn an. Denn wenn man als Kind die Erde verleiht, muss man sie als Erwachsener ja zurückbekommen, bleibt ja keiner ewig jung. Dann ist man allerdings selbst erwachsen und müsste sich die Erde ja wieder von den eigenen Kindern borgen. Also bitte, da läuft doch was falsch, da ergibt sich doch ein Verteilungsproblem, da sind ja die Kompetenzen gar nicht klar geregelt.
Ich schlage vor, dass die Bundesregierung einen Arbeitskreis einberuft, um dieses kapitale Missverständnis aus der Welt zu schaffen.

Trotz oder gerade wegen dieses pseudoromantischen Gefasels werden manche nicht müde uns daran zu erinnern, dass unser Planet im Eimer ist, wenn wir nicht mal langsam gegensteuern.
Das ist nur recht und billig, kommen ja ständig Nachgeborene, die noch nicht Bescheid wissen, dass man nicht mit dem Airbus zum Brötchenholen fliegt.
Auch dies ist nur schwer zu begreifen: wo immer Umweltsünden angeprangert werden, fällt den Menschen nichts Besseres ein, als sein mobiles Backwarenbeschaffungsverhalten durchzuanalysieren. Geht die Welt eines Tages mal tatsächlich unter, werden nicht wenige kurz vor ihrem Tode empört kreischen: „Diese verdammten Brötchen!“
Pustet nicht auch der sinnentleerte Altpapiertransport zum Altpapiercontainer einen ganzen Batzen Feinstaub in unsere Luft? Oder wenn Jan-Felix auf Sylt mal wieder zum Handballtraining kutschiert werden muss? Der sich bei elterlichen Protesten gerne mit Das sind aber eigentlich meine Dünen herausredet?
Aber nein, immer sind’s die Brötchen.

Nun, es ist beunruhigend festzustellen, dass es auch noch ein wenig peinlicher geht:
Denn heute schreiben wir den 08. Dezember 2007.
Heute machen wir die Erde komplett kaputt.
Ein Konglomerat des Schwachsinns hat sich gebildet aus der Bild, Google, Pro Sieben und Greenpeace.

Heut Abend sollen wir von 20.00 Uhr bis 20.05 das Licht ausmachen.

Damit gleich keine Missverständnisse auftraten, beeilte man sich auf Seiten der Bild klarzustellen, dass man damit das Klima nun nicht würde retten können. Aber es hätte eine unglaubliche Symbolkraft und ganz viele Menschen, Promis und Firmen machen mit. Man würde sehen, so Ex-Umweltminister Klaus Töpfer, dass eine ernste Situation eingetreten ist.
Dass man von den Menschen erwartet, innerhalb von 300 Sekunden Dunkelheit sämtlicher Erdenprobleme gewahr zu werden ist nun schon ein wenig bedenklich. Da hält man uns wohl für ein bisschen blöd.
Zu dumm, dass nun seriöse Wissenschaftler der Meinung sind, dass durch diese Aktion das Stromnetz in Europa bedroht ist, aber hey: es hat doch Sym-bol-charakter.
Daran könnte man sich eventuell ausrichten, während man die Samstagnacht in kompletter Dunkelheit verbringt.
Schafft das Stromnetz allerdings diesen Kraftakt (für irgendwas müssen die Trilliardengewinne ja gut sein), haben wir ganze 5 Minuten, um … ja um was zu tun?

Als wenn jetzt fünf Minuten Licht-aus so was Ungewöhnliches wäre. Wenn ich nachts schlafe, brennt des Öfteren acht Stunden am Stück kein Licht, für nen Umwelt-Award hat mich deswegen aber noch keiner vorgeschlagen.
So dürfte in den meisten Haushalten eine recht unangenehme Atmosphäre entstehen, einige werden ungeduldig auf die Uhr schauen, viele werden’s gar nicht aushalten und zum Kiosk fahren. Brötchen holen.
Doch auch hier hat die BILD Vorschläge, was tun in 5 Minuten Dunkelheit.

Beten für eine bessere Welt, für Nächstenliebe, Selbsterkenntnis und Demut.

Beten dafür, dass das Licht wieder angeht?

Verstecken mit den Kindern spielen – ihr Lachen ist der Glockenschlag des Glücks.
Der markerschütternde Schrei aufgrund eines Knieschlags gegen die Tischkante lässt einen vielleicht lieber andere Spiele spielen.

Auch den Fernseher ausknipsen – hören sie die Stille?
Abgesehen davon, dass Stille nur schwer zu hören ist, da sie nur selten ein Geräusch erzeugt und wenn doch, sie nicht mehr eine Stille per definitionem ist: Alle Lichter ausmachen und sich trotzdem noch die Klingeltonwerbung auf MTV reinpfeiffen macht einen zum größten Umweltsünder, seit Chemiekonzerne die Flüsse für sich entdeckt haben.

Sich bei Musik besinnen – über den Sinn des Lebens (Bachs Weihnachtsoratorium oder Mozarts Nachtmusik)
Und wer soll die Musik machen? Wie in 5 Minuten Bachs Weihnachtsoratorium auf der Flöte unplugged lernen? Nen CD-Player werden wir ja wohl nicht benutzen dürfen, oder?

Wehe, Sie gehen zum Eisschrank – dann geht’s Licht an!

Ja weh mir, weh mir, wenn ich zum Eisschrank geh. Dann war die ganze Aktion für’n Arsch. Dann wird man mich mit fauligen Tomaten beschmeißen am nächsten Tage.

Wie auch immer, so eine tolle Aktion ist auch eine herrliche PBM (Prominenten-Beschäftigungs-Maßnahme), man kann ihnen allerlei Ulkiges entlocken.
Verona Pooth weiß folgend zu berichten: „Ich mache das Licht aus, weil ich San Diego, meinem 4-jährigen Sohn, erklärt habe, dass wir zu Besuch auf der Erde sind. Sie gehört uns nicht und deshalb sollten wir sie auch hinterlassen, wie wir sie vorgefunden haben.“
Mit anderen Worten, wir sind Außerirdische? Die grenzdebile Namensgebung ihres Brüllkrümels erklärt das noch lang nicht, aber gut.

LaFee (17), Pop-Star sinniert gar über die Ungnade der späten Geburt: „Ich mache mit, weil wir schon heute den Klimawandel spüren. Ich bin noch jung, aber meine Generation wird besonders betroffen sein, wenn wir nicht sofort handeln.“
Wie wunderbar unegoistisch. Was eventuelle spätere Generationen angeht, spielt da kaum eine Rolle. Hach so ist sie, die Jugend von heute.

Nun muss man nicht für einen Umweltgrobian halten, nur weil ich hier den Symbolismus verteufele. Aber irgendwie wären Taten schöner. Man muss ja mit dieser Symbolcharaktersache auch aufpassen, sonst ist es kein weiter Weg von „5 Minuten Licht aus“ zu „2 Wochen aufn Baum“. Gewonnen wird damit außer einem guten Gewissen leider nur recht wenig. Bewusstseinsschärfung ist im Ansatz eine schöne Sache, doch ein klarer Geist allein hat noch kein Land vor einer Ökokatastrophe bewahrt.

Warum denn nicht mal was Sinnvolles? Eine Woche keine BILD! So mancher Baum würde sich entwurzeln und ein kleines Freudentänzchen aufführen. Und überhaupt, was ist aus dem guten alten Witz geworden „Rettet den Wald, esst mehr Biber?“
Stehen Biber auf den kulinarischen Karten der Spitzenrestaurants? Nein.
Stattdessen Hirsch und Pangasiusfilet, nix, was die Natur vernichtet.
Oder wie wäre es mit einer Überproduktion Korken, die den Kühen rektal für einen Abend eingeführt werden? Schließlich duften Viehausdünstungen nicht nach Rosmarin und den Planeten kaputt machen sie außerdem.
Das alles könnte helfen.
Und um dem drohenden Stromkollaps entgegenzuwirken, fordert Pennys Wochenrückblicke:

Licht an in jedem Zimmer für fünf Minuten. Auch den Toaster und den PC und das Radio und den Mixer.
Ein Hoch auf die Elektrizität.


Natürlich müssen wir dann trotzdem weiterhin beten, dass nicht irgendeine chinesische Boulevardzeitung auf die Idee kommt, ihr Volk möge gleichzeitig die Fahrradklingel betätigen.
Denn so ein Hinausschleudern aus der Erdatmosphäre mag zunächst recht spannend wirken, macht die Erde aber im Endeffekt schneller kaputt als alle Lichtanlasser.

So ich geh jetzt mal zu meinen Eltern, Alaska zurückfordern. Das liegt in der Abstellkammer und tropft durch.



P.S.: Ich hoffe, ich spreche hier mit der Stimme des ADAC, wenn ich frech und frei behaupte, dass das Lichtausschalten in der Wohnung eine tolle symbolische Granate ist, dies aber nicht für das Licht am Auto gilt. Dieses auszuschalten und sich womöglich mit dem nächsten Baum am Strassenrand anzulegen hilft der Natur schließlich auch nicht weiter. Merken.


Kommt zur Wochenrückblicks-Lesung am 18.12.2007 ins Hicc-Up (Wittener Str. 205,44149 Dortmund Dorstfeld)

Beginn 20.30 Uhr!

Hier der Trailer:


4.12.07

Pennys Wochenrückblick Folge 116: "Geht ja ma gar nich!" sagen geht ja ma gar nich!

Bitte ansehen!!!!


Hallo zusammen! Ich muss mich entschuldigen. Die letzten fünf Wochen war ich zu sehr im Stress und zu wenig inspiriert, als dass ich irgendetwas Brauchbares auf den Bildschirm hätte zaubern können. Aber jetzt bin ich wieder da...wir sehen uns am 18.12. :)





Schon vor einiger Zeit hat es sich in der deutschen Sprache eingebürgert, für unerträgliche Zustände jeglicher Couleur den hübschen Satz „Das geht ja ma gar nich“ fallen zu lassen.
Das ist natürlich reichlich bequem. Statt sich mit den Unwägbarkeiten des Lebens auseinandersetzen und mit seinem Gegenüber leidvolle Diskussionen führen zu müssen, tut man es einfach mit dem bekannten Satz ab und damit hat es sich.
Bush will in den Iran eindringen? Geht ja ma gar nich.
Die Lokführer wollen mehr Geld? Geht ja ma gar nich.
Neue Staffel von DSDS? Geht ja ma…und so weiter.
Ganze Diskussionssendungen ließen sich GEZ-einsparend auf die Garzeit-Länge von einer halben Tiefkühlpizza zurechtstutzen, würden die Bedenkenträger links von Frau Illner kurz meckern und die Exekutive rechts von Frau Illner antwortet lapidar:
„Geht ja ma gar nich!“
Guten Tag, guten Weg und der TV-Zuschauer kann ne schöne Kassette in den Rekorder schieben. Oh, wobei: Videorekorder. Geht gar nich. Machen doch heutzutage alle in DVD. Und DVD wird bald auch gar nich mehr gehen, wenn Blu-Ray erstmal bezahlbar ist.
Nun, das Blöde an diesem Satz ist: Die Sachen – egal ob gut oder schlecht – gehen leider alle doch, da kann man’s verneinen, bis einem schlecht wird.

Wenn nämlich der gute alte George in den Iran will, dann macht der das und wenn die Lokführer mehr Asche wollen, dann wird auf Deutschlands Bahnsteigen schon mal engagiert gewartet. Und Dieter Bohlen? Scheidet eine DSDS-Staffel nach der anderen aus, da kann die Uno mit Sanktionen drohen, wie sie will.
Und ja, es gibt auch heute noch Menschen mit Videorekordern. .
Wenn man also gewisse Zustände, die eigentlich auf Unverständnis stoßen akzeptiert und sie nicht vermeintlich unsichtbar redet, ist schon viel gewonnen.

Umso schlimmer, dass ich – auch durch ungebremsten Gedankengang – in der letzten Woche eines besseren belehrt wurde. So stand ich dumm glotzend in der Toilette eines griechischen Restaurants, wunderte mich und dachte nur: „Geht ja ma gar nicht!“
Vielleicht hilft es, wenn man weiß, dass es sich um ein eher edles griechisches Lokal handelte oder um es mal direkter auszudrücken: es wurden keine zugeölten Speisen von OP-Licht im Verkaufstresen angeleuchtet. Nun, in SOLCHEN griechischen Etablissements findet sich auf dem Männerklo häufig ein Kondomautomat.
Kondomautomaten sind der größte Irrtum gewinnsüchtiger Automatenaufsteller. So ist es zwar ein redliches Recht, dass sie dort hängen, schließlich muss die Menschheit kollektiv vor Aids geschützt werden, auch nach Gyros-Tsatsiki-kleine-Pommes. Aber irgendwie verhält es sich mit Toilettekondomen wie mit in der Kloake gefundenen Schinkenbrötchen: man verwendet sie nicht.
Empirische Untersuchungen und eigene Erfahrungen würden es zeigen: lange Schlangen vor Kondomautomaten sind nicht zu befürchten. Da auch ein Kondomauswechselfachmann selten zu erblicken ist bei den Restaurantbesuchen, kann man nur grob mutmaßen, wie lange sich die Verhüterlis nun bereits in der Maschine befinden. Erste Horrorvorstellungen zeichnen ein grausiges Bild, dass die Präservative vor dreizehn Monaten ihr Verfallsdatum bereits um sechs Jahre überschritten haben. Und wenn so ein Automat nie aufgefüllt wird, wer will dann nicht ausschließen, dass nicht der ein oder andere Igel in so einem Kasten überwintert.
Da kann man’s auch gleich lassen mit der Verhütung und nach dem Geschlechtsverkehr in den Babymarkt laufen.
Also, Kondomautomaten sind nicht so der Hit, da ändert auch die Vagina-to-go nichts, momentan der neueste Verkaufsschlager in den Metallkisten frei nach dem Motto „wenn ich kein Gummi brauch, dann begnüg ich mich halt hiermit“.
Länger wurden die Schlangen vor dem Automaten dadurch nicht, aber gut. DIES hier war nun mal ein edleres Restaurant. Ein Automat hing trotzdem, aber nicht voller Kondome, stattdessen:
Zahnbürste und Zahnpasta.

Glotz.

Guck.

Geht ja ma gar nich denken.

An sich ist die Idee gar keine so üble. Noch weit vor der Benutzung eines Parisers kommt es meist zum Austausch flammender Küsse und stellt die Angebetete dann fest, dass sich zwischen den Schneidezähnen noch Restlamm befindet, wird so eine Latexhülle schnell überflüssig. Also hätten sie da eigentlich stehen müssen, aufgereiht am Waschbecken. Horden von Männern, die sich libidoruckartig die Hauer wienern. Überraschenderweise stand da aber niemand und der Automat sah auch noch nicht allzu abgegriffen aus.
Da kommt man ins Grübeln.
Was noch so alles nicht geht.
Plötzlich springt die Tür auf, eine Frau stolpert hinein ins Pissoir, winkt kurz ab und äußert:

„Hi, ich bin die Moni, bei uns ist’s gerad tierisch voll und die letzte freie Toilette verfügt über kein Klopapier, schlimm so was, aber was soll man machen, muss ja raus, das Zeug. Ist doch okay, oder? Na ich denke schon, ghni, ghni!“

Tja, womit wir schon bei der nächsten Sache sind, die eigentlich ma gar nich geht, aber trotzdem immer wieder passiert. Frauen auf dem Männerklo. Bitte, ohne sexistisch wirken zu wollen, ich habe größtes Verständnis, dass bei gleichzeitigem Auftreten schlechter Umstände (volle Blase, lange Schlange, Existenz in einer globalisierten und sich partout nicht entschleunigenden Welt) die Schamgrenze mancher Weiblichkeit Taubheitsgefühle bekommt und man indes an strullender Männerschar vorbeistelzt.
Aber würd’s der Busch in der freien Natur nicht auch tun?
Das würde uns Männern nämlich den Gedankengang ersparen, was die Frauenwelt wohl sagen würde, wenn wir bei ihr auf dem Klo auftauchen. Protestmärsche angeführt von Alice Schwarzer mal ausgenommen wäre die Empörung wohl nicht klein, wenn’s auf einmal hallt und schallt auf dem Frauenklo: „Udo hier, bei uns is voll, ich lass ma bei euch reinhängen!“
Würde der vermeintliche Macho durch den Wust kratzender Fingernägel, stechender Nagelfeilen und umherfliegender Lippenstifte bis zur Schüssel kommen, könnte er sich Diskussionen anhören durch das gepresste Holz der Toilettentüren.
„Hast Du das gesehen, Elfriede!“
„Ja und er trägt sogar einen Schnurrbart!“
„Ein Unding, ich werde mich bei der Geschäftsführung beschweren!“

Und genau: Von weiter weg wieder mal ein: „Geht ja ma gar nich!“
Nun, warum Frauen auf dem Männerklo weder Akzeptanz noch Widerworte finden, soll mal schön der Mario Barth rausfinden. Der kann mir dann gleich auch noch erklären, warum es immer noch Männer gibt, die T-Shirts mit bescheuerten Sprüchen spazieren tragen. Bevorzugt mit welchen, die sich mit dem Erreichen des 30. Lebensjahres beschäftigen. Welch ein Unfug, als wenn das etwas Besonderes wäre, Dreißig wird heute fast jeder, meist auch noch kerngesund. Vor ein paar Jahrhunderten, als ein simpler Schnupfen genügte, um ganze Familien auszuradieren, da wäre so ein Shirt als Totenhemd ja gar nicht schlecht gewesen.
„Alles Gute zur 30, dein erster Nieser war dein Letzter!“, so was.
Na ja, der Buchdruck war noch nicht erfunden.
Doch heute? Hackenblöde Sprüche aller Art finden sich wieder auf dem Brustkorb geschmacksverirrter Männer. Der Hackenblödeste? Bitte schön:
„Bitte, bitte sag mir wann, damit ich vorher duschen kann!“
Das verzückt natürlich die Frauenwelt, die enthusiastisch wie in der Axewerbung traubengleich und sexwillig an der Hacke des Shirtträgers klebt.
Na ja, eher nicht. Da nutzt es auch nichts, wenn man sich vorher mit einer Automatenzahnbürste die Kauleiste durchflext.
Fazit? Geht ja ma gar nicht.
Vielleicht könnte ein solcher Mann ja mal seinen Typberater anrufen, wär ja kein Problem, weil Männer mit Spruch-Shirts meist auch gleich ihr Handy in einer dieser laminierten Handygürteltaschen bei sich führen. Hinzu kommt, dass diese Männer ihr Spruchshirt in die Hose stopfen. Sonst könnte man das Handy ja nicht sehen.

Wer nun meint, dass nur die mies angezogenen Männer ma so gar nich gehn, der irrt sich holzwegartig: Selbst unter den Wohlsituierten geht es gar spinnerhaft zu. Hochmodisches Accessoire in diesem Herbst ist der Männerschal – und keiner weiß, warum. Kollektiv fette Mandeln können es nicht sein, die meisten tragen ein dünnes Hemdchen und darüber besagten Schal. Derart gedresst schlürft man(n) klebrige und sprudelnde alkoholische Getränke oder verkauft Hemden bei H&M.
Dass man so selbst als Urbayer wie ein sylterianischer Wichtigtuer ausschaut, fällt den meisten bestimmt erst in zwanzig Jahren auf, wenn sie sich die Fotos von heute anschauen, die Hand vor den vor Schreck weit geöffneten Mund halten und leise stottern: „Ich seh ja aus wie ein sylterianischer Wichtigtuer!“
Aber dann ist es halt zu spät und man muss mit dem Stigma leben.
Nun, vielleicht und eventuell gibt es ja ein Universum, welches neben unserem existiert, in dem Frauen keine Herrenklos betreten und an zahnreinigenden Mittvierzigern vorbeihuschen, die eingehüllt in Blöde-Sprüche-Shirts mit ihrem Typberater telefonieren, um die Anschaffung eines Männerschals zu diskutieren. Statt dieser wirklich netten Phantasie einer durchaus angenehmen Vorstellung nachzugeben, nölen wir aber wohl lieber:
„Noch n Universum? Geht ja ma gar nich!“
Schade eigentlich.



Ihr kennt weitere Sachen, die ma so gar nich gehn? Mailt sie mir: pennysworue@gmx.de

3.12.07

BACK ON TRACK!

Morgen abend geht es weiter. Danke für Eure Geduld.

Penny :)