25.6.05

Pennys Wochenrückblick Folge 13: Knuspigererer Zweiback und gefährliche Lauferei bei Nacht!

Man mag es im Kleinhirn kaum verpackt bekommen, aber es ist wirklich so:
So ein derber Sommer hat nicht nur Vorteile. Während man noch in den Wintermonaten vor sich hinbibberte und sich hier und da warme Gedanken machte angesichts des heranrückenden Junis oder Augusts oder wie immer diese Sommermonate auch heissen mögen, hat man, in dieser Zeit erst mal angekommen den Eindruck, das von der Vorfreude nicht mehr allzu viel übrig ist....oh natürlich freuen wir uns alle auf das erste Eis, dass uns an den Fingern entlangtropft und auf nicht ganz so schwer bekleidete Wesen des weiblichen Teils unseres affigen Planeten.

Doch solche Dinge scheinen immer nur anderen Leuten zuzustossen.
Nein, meinereiner muss in der schwülen Sommerhitze anzugbekleidet im Pennymarkt hinter einem graumelierten, Cord-Hosen-tragenden, älteren Herrn an der Kasse stehen, der aus dem letzten Loch müffelt und seltsame undefinierbare grosse Flecken an seiner cordigen Hose hat. Das alles würde ja eine tragische Figur an sich abgeben, ich würde diesen Herrn gerne bemitleiden und ihm ein mit meinen Initialien besticktes Taschentuch reichen, aber seine neongrünen Hosenträger, bedruckt mit „I am so happy“ Smilyes hindern mich letztlich daran.
Zurück in der Bank lässt das Nichtvorhandensein einer Klimaanlage diese Erinnerung nicht gerade in einem glanzvollen Lichte erscheinen, die festgeklebten Unterarme auf meinem Schreibtisch tun ihr übriges....

....Raaaaaaatsch.....

Oh...man kann sie ganz leicht abziehen.
Schick.
Mit dem Sud, der jetzt auf dem Schreibtisch klebt, könnte man Suppe für die hungernde Weltbevölkerung kochen, aber hey: ich hab auch eigene Probleme.

Zwieback zum Beispiel:
Der ist nämlich auch nicht mehr das, was er früher mal war.
Der neumodische und freakige Zwieback von heute hat nämlich ein totschniekes „JETZT NOCH KNUSPRIGER“ Schild an der Packung.
Das ist erst seit kurzem so und muss wohl bedeuten, dass ich bis vor kurzem noch ollen, spinnenwebenverklebten und labbrigen Zwieback in mich hineingeschaufelt habe.
Und hat die Firma Brandt etwas von meinem Unterbewusstsein hervorgerufenen Ekel bemerkt, haben sie ein dickes „Pimp my Zwieback“ aus meinem limbischen System herausgefiltert und daraufhin dreihundertfünfzig Marketingstrategen in einen Raum gesperrt und den Schlüssel weggeworfen, bis man einen neuen und verbesserten Zwieback unter der Tür durchgeschoben hat?
Jetzt ist er also knuspriger...hm....in meinen Augen sieht er einfach nur etwas brauner aus, was darauf hindeuten könnte, dass man ihn einfach nur länger im Backofen gelassen hat. Acrylamid und ein früher Krebstod lassen grüssen.

Aber es beschränkt sich ja nicht nur darauf.
Erdbeerjoghurt ist jetzt noch fruchtiger (also mehr Sägespäne) und die Wäsche mit Persil wird jetzt wieder noch weisser (und das, wo Weiss als Farbe kaum veränderbar ist).
Warum Tee nicht teeiger wird, hab ich bis zum heutigen Tag nicht verstanden, aber die Lösung ist auch relativ einfach: zweiten Beutel in die Tasse und Zack.
Da kommt kein Marketingstratege gegen an.
Aber mal ehrlich: in schlechten Zeiten wie diesen, in Zeiten jämmerlicher Deutsch-Armut, wo es uns doch kaum gelingt, die Fliegen um uns herum zu vertreiben, wie können wir da nur derartige Ansprüche stellen?
Knuspriger, fruchtiger, weisser, schnittiger, leckerer. Unverfroren ist so was.
In Zeiten des wirtschaftlichen Niedergangs muss gespart werden.
Wo Geiz doch eh schon geil ist und Deutschland aus dem letzten Loch pfeift (oder müffelt, siehe oben) müssen wir uns der Realität stellen.....deswegen klipp und klar:
Zwiebackpreise runter, nur noch eklige Zutaten verwenden und dann ein eindeutiges Schild dranpappen mit dem leuchtenden Hinweis:
„Ab jetzt leider nicht mehr so knusprig wie früher!“
Ausserdem brauchen wir Innovation:
Wer also wirklich was in der Welt erreichen will, sollte begehbare Handtaschen erfinden, in der man Schuhe unterbringen kann...allerdings bräuchte man dafür einen Raum-Zerwusler, denn die Handtasche darf ja nur von innen riesengross sein.

Doch zurück zum Thema:
Auf Prostituierte kann man solche „Jetzt nicht mehr knusprig“ - Schilder natürlich nicht pappen....wär auch blöd, wo doch 40.000 oder mehr der käuflichen Damen nächstes Jahr zur WM unser Land überrollen und alles niederpimpern, was nicht rechtzeitig im Fussballstadion sitzt.
Die Sportbild wusste es sogar ganz genau und titelte vor einiger Zeit: „HUREN IN DER NÄHE DES WESTFALENSTADIONS“.
Im Artikel selbst war dann von „wenigen Gehminuten vom Stadion“ die Rede.
Auch ein Strassenname wurde erwähnt....dazu ein passendes Bild eines Dortmunder Baumarkts in der Nähe des Borsteinschwalbennests.

Während nun ein Dortmund-unkundiger Mensch die Befürchtung in sich aufsteigen spürt, dass er demnächst nicht mehr zum Westfalenstadion gehen kann, ohne dass eine Prostituierte an seinen Fanschal zupft, fragt sich der interessierte Dortmunder wie man eigentlich vom Westfalenstadion „innerhalb weniger Minuten“ zum Strassenstrich kommt, denn laut Routenplaner braucht man dazu etwa 15 Minuten....mit dem Auto.
Was ungefähr einem Fussweg von einer Stunde entspricht....aber gut, vielleicht verfügen ja BILD Reporter über eine gewisse Grundschnelligkeit, die Standardbürgern abgeht.
Also seien wir nächstes Jahr gewarnt, wenn statistisch gesehen auf jeden 10. Dortmunder eine Bezahldame kommt.
Wer mutig und des kleinen Spasses nicht abgeneigt ist, kann ja bei Wal-Mart an der vollen Kasse mal abzählen und der zehnten Dame ein forderndes „Wat kost` denn Franze, he?“ entgegnen und die Reaktion abwarten.

Nun, bevor ich mich nun zu Bette begebe, sollt ihr an meiner letzten Überlegung teilhaben, die da lautet:

Nachtwanderungen....stirbt so unser Planet aus?

Als Schnuppi heute in einem Gespräch das Wort „Nachtwanderung“ erwähnte hab ich echt lange nachgedacht und mich gefragt, warum in aller Welt man in seiner Kindheit an Nachtwanderungen teilgenommen hat? Warum?
Es gibt keinen logischen Grund.
Selbst Wickipedia fällt zum Thema Nachtwanderung nix besseres ein, als folgendes:

Nachtwanderungen sind Wanderungen, die überwiegend bei Dunkelheit durchgeführt werden

Ein guter Hinweis.

Pennypedia sagt:
Nachtwanderungen werden vornehmlich von Bälgern durchgeführt, die gerade gelernt haben, bis tausend zu zählen. Dann latscht man mit einer schwachen Funzel bewehrt durch gefährlich knackendes Unterholz oder andere lebensbeneinende Botaniken.
Zerstochen von Mücken, erschlagen von Tannenzapfen, an Klippen herabgestürzt, in den dicken Hintern der Nachtwanderungsleiterin gelaufen sind nur einige der sieben Millionen Gefahren, in die man sich begibt, nur damit man am Ende einer langen Latscherei am Lagerfeuer zu den schräg gespielten Saitentönen einer dreissig Jahre alten Akustikgitarre „Country Roads“ in den Äther röhrt, um danach wieder den Heimweg anzutreten.
Ja, aber die Romantik, Penny....
Ja klar, Romantik...wenn die Angebetete sich 20 Meter weiter mit ihrer besten Freundin unterhält und man selbst mit seiner beschissenen Taschenlampe nur die Mücke auf der Nase angestrahlt bekommt. Tolle Romantik.
Auch im Alltagsgebrauch hat sich der Begriff nie durchgesetzt...oder hört man mondaktive Ehemänner zum Weibe sagen:
Du Schatz, ich mach nochmal schnell ne Nachtwanderung um den Block, Fluppen holen.
Also liebes GSPB, wer meint, dass ungesicherte Baustellen oder Kinderspielplätze voller Drogengeschirr eine Gefahr darstellen, der hat sein Kind noch nicht nach einer Nachtwanderung gesehen.....merkt Euch das, nächste Woche wird das abgefragt....

Eine schöne Woche noch.