30.5.07

Wahrheit ist Lüge und Lüge ist Wahrheit!

24.5.07

Pennys Wochenrückblick Folge 99: Hurra, Hurra, Pumuckls Ende der Asexualität!



Wir wissen ja gar nicht, in welcher Gefahr wir leben. Wäre der Pumuckl frei und könnte schalten und walten, wie er wollte, wir hätten längst zwei weitere Weltkriege hinter uns. Doch die Welt ist sicher und kann beruhigt zu Bett gehen, weil der kleine Racker sich auf einem Motorrad in dieser Titankugel das Adrenalin aus dem Körper rast.





Wir schreiben den 24. September 1982.
Ein gar grausiges Geräusch ertönt urplötzlich aus der Unterhaltungsröhre, es geht durch Mark und Bein, es zieht einem die Schuhe aus. Papi in Funktion des vor kollektiver Familientaubheit schützenden Stammesoberhaupts kriecht auf all seinen Gliedmaßen stöhnend zur Flimmerkiste, um den frühzeitigen Lauschertod durch gezielte Schläge auf den AUS-Knopf zu verhindern.
Nach einer professionellen Gehörgangsspülung steht die noch benommene Mischpoke im Krankenhausflur und versucht verzweifelt, die Ursache für die Kopfquälerei zu ergründen, als nach und nach immer mehr Menschen mit Löffelpein in die Klinik stolpern.
„Was haben sie gesehen?“, fragen die Ärzte und die, die überhaupt Antwort geben können, flüstern unter Schmerzen:
„Gesehen? Schlimmer ist, was ich gehört habe…diese Stimme…“
Für viele die letzten Worte vor dem Kurzzeitkoma.
Erst am nächsten Tag wird durch Zeitungsmeldungen klar:
Die erste Folge von „Pumuckl“ wurde ausgestrahlt.

Das krächzende und von Hans Clarin synchronisierte Wesen stellte damalige Fernsehlautsprecher auf eine gewaltige Probe und viele Physiker waren kurzzeitig der Meinung, dass der Schall zwar in den meisten Fällen als Welle verlaufe, aber bei Pumuckls Stimme auch gut und gern als ohrenschmalzvernichtender Zickzack-Blitz in Erscheinung treten könnte.
Kurzzeitige Überlegungen seitens der Politik, Schallschutzwände in Wohnzimmerformat an die Bevölkerung auszugeben, wurden aufgrund der Kostenproblematik wieder eingestellt.
Viele Schwerhörige der heutigen Generation waren früher den Geschichten des Kobolds ausgesetzt!
Wenn er doch bloß nicht gesungen hätte…doch das exzentrische „HURRA, HURRA, DER PUMUCKL IST WIEDER DA!“ hat sich für viele unauslöschbar in die Ohrmuschel gefräst und die meisten leiden bis heute.

Runde 25 Jahre später hat ein Großteil der Menschheit seine Ruhe und der Pumuckl schlichtweg keine Lobby mehr und das ist gut so. Nur noch nostalgieverliebte Zeitgenossen (vermutlich mit Hörgerät) trauern der Zeit hinterher, in der ein leger gekleideter Zeichentrickzwerg Abenteuer epischen Ausmaßes in einer unaufgeräumten Schreinerwerkstatt durchleidet.
Der Rest rümpft die Nase und wendet sich anderen Kindersendungen zu. Würde man Knirpse der Neuzeit mal befragen, was sie so vom Pumuckl halten, was für Antworten kämen heraus?
„Ey, keine Raumschiffe!“
„Wieso kann der Gustl seinen Hobel nicht auch als Pumpgun benutzen?“
„Wie zur Hölle kann dieser Winzling barfuß durch die Schreinerwerkstatt laufen, da liegen doch bestimmt überall Nägel, was auf immense Verletzungsgefahr hindeutet, das ist nichts für Kinder!“
Nun, der letzte Satz würde nicht von einem Kind, sondern von Günter Beckstein stammen, aber die Essenz ist und bleibt dieselbe:
Pumuckl rockt nicht, flasht nicht, haut nich rein.
Das fetzige Leben der neuzeitlichen Fernsehsendungen findet weit außerhalb von Werkstätten statt. Und wie schon erwähnt, das ist auch okay. Würden wir alles Schlammige, was mal hip und in war, aus dem Sumpf der Vergangenheit an die Oberfläche ziehen, wie viel mehr bekloppt als sowieso schon könnten wir geraten?
Die Menschen schnitzen sich auch keine Nierentische, weil es schlicht und einfach scheiße ausschaut im ansonsten feinfühlig aufeinander abgestimmten Feng-Shui-Wohnzimmer. Klar, es gab eine Zeit, da stolperten die Brigittes und Ulrichs dieser Welt in deutsche Partywohnzimmer hinein und legten für gepflegte Zungenküsse die gerade noch so leidenschaftlich gerauchte Zigarette in den extra auf einem Nierentisch platzierten Aschenbecher ab, aber da heute kaum einer raucht und Zungenküsse laut gewisser Studien die Fähren der Bakterien sind, haben auch Nierentische Reiz und Sinn verloren.
Mit dem Fernsehen ist es nicht anders, gefragt sind heute Konflikte auf allen möglichen metaphysischen und auch körperlichen Ebenen, wenn es geht, auch gern gleichzeitig.
Wie viel Konfliktpotential steckt in einem Ragga-Gnom, der eine Nase voller Warzen hat?
Eben.

Die wirklich wahren Dramen finden sowieso weit außerhalb der Fiktion in der Wirklichkeit statt, auch wenn das ja eigentlich umgekehrt der Fall sein sollte.
Denn die (geistige) Pumucklerfinderin Ellis Kaut und die Zeichnerin des Kobolds Barbara von Johnson wissen nämlich nicht wohin mit ihren ganzen Tantiemen, als sie ausgebildeten Juristen in den Rachen zu schmeißen.
Die Barbara wollte – das mangelnde Konfliktpotential der Figur Pumuckl erkennend – eine Freundin für den kleinen Kobold schaffen, kleine Kinder sollten ne Pumuckline zu Papier bringen. Das fand Ellis nun gar nicht schick, einer eifersüchtigen Freundin gleich lehnte sie es zeternd ab, dass der kleine Klabauternachfahre ein Weib an seine Seite bekommt.
Dass man so etwas nicht einfach bei einer netten Tasse Kaffee mit anschließendem Kampf auf Leben und Tod im Petuniengarten, sondern in deutschen Gerichtsgebäuden ausficht, ist schon schlimm genug.
Schlimmer jedoch sind die scheinbar ernst gemeinten Äußerungen der beiden. Es fängt damit an, dass Frau Johnson meint, dass „der Pumuckl eine Freundin verdient habe.“
Ja womit denn?
War er einsam bei Meister Eder?
Wohl kaum, der Pumuckl hatte einen sichtlichen Wonnespaß daran, wie der tasmanische Teufel durch die Schreinerwerkstatt zu wirbeln. Ich kenne keine andere Geschichte, wo einem derartigen Chaoten eine Frau an die Seite gestellt wird.
Einsamkeit und sexuelle Abstinenz kann es auch nicht sein, es sei denn, die ARD hat uns die Folge, in der ein frustrierter Pumuckl wild onanierend durch die Werkstatt hüpft, rigoros vorenthalten. Trifft man im echten Leben Männer, die in Werkstätten wohnen und auch sonst keinen Sinn für Ordnung haben, kommen die wenigsten mit Frau und Behauptung um die Ecke, dass man sich die jetzt aber mal wirklich verdient habe.

Frau Kaut macht es aber nicht viel besser, denn sie behauptet steif und fest, dass der Pumuckl ein Nachfahre der Klabauter und somit ein Engel sei, Engel geistlos sind und Kinder zeugen da eh nicht in Frage kommen würde.
„Nanana!“, schimpfen wir da von unserem Moralthron herab. Bevor da irgendein kleines Wesen ans Kindermachen denkt, wird erst mal ordentlich geheiratet und nicht wild drauf losgehobelt.
Natürlich sind wir froh, dass Frau Kaut Geistwesen betreffend so exzellent Bescheid weiß, aber wird uns bang, wenn man davon ausgehen muss, dass geistlose Wesen nicht auch mal irdischen Freuden nachgehen dürfen.
Wie sich das ganze nun genau verhält, wird nicht erläutert. Sind Koboldmänner und Koboldfrauen räumlich sphärisch getrennt wie einst die Menschen auf Internaten? Und wo kommen dann die Koboldkinder her? Gibt es dafür Koboldstörche? Viele offene Fragen, aber wir haben auch noch viele Jurastudenten, die bestimmt gern mal nach ihrem Staatsexamen auf Beantwortung drängen.

Und wenn erst mal ne Koboldfrau da ist? Nun, dann wird aufgeräumt und durchorganisiert in Meister Eders Hobelhalle, dann werden Schuhe gekauft und es wird hingebungsvoll über die Koboldperiode geklagt. Wir sehen einen Pumuckl, der darüber diskutiert, warum er den Müll rausbringen muss und warum er sich das T-Shirt in die Hose stecken und sich die Nase von einem Schönheitschirurgen verschönern lassen muss.

Konfkliktpotential ist für die Justiz auf jeden Fall noch da, denn laut Frau Kaut, werde der Pumuckl niemals eine Freundin haben, das schließt sie vollkommen aus.
Ach, würd doch ein Drehbuchschreiber emporkriechen und uns in ein paar Jahren nen CGI-Film präsentieren, in der der kleine Kobold (bestehend aus sieben Trilliarden Polygonen, mit physikalisch korrekt dargestellter Haarpracht) sich auf die Suche nach der Liebe seines Lebens macht und an einer übermächtigen Ellis Kaut vorbei muss.
Da wir zu diesem Zeitpunkt die Schnauze voll haben von Spiderman 7 und Fluch der Karibik Drölf, rennen wir wie bekloppt barfuß ins Kino, tragen grüne Hosen und gelbe Shirts und sind total retro, kritteln aber nach dem 3 Stunden Epos „Pumuckl auf der Suche nach der großen Liebe und reversiblen Stimmbändern“ an der überdimensionierten Technik herum, gehen aber trotzdem zufrieden nach Hause.
Selbstredend wird einige Monate später in einem düsteren Winkel einer versifften Videothek ein ab-18-Filmchen mit dem Titel „Pumuckl, der wahre Hobel und seine geile Klabauterbraut“ auftauchen und für peinliche Momente vorbeiziehender älterer Pärchen sorgen.

Doch egal, ob nun Porno oder nicht: Der Pumuckl hat längst einen Sohn. Es wurde nach der Geburt allerdings in ne Babyklappe geschmissen und geht bis heute der Kinderarbeit nach. Wir sehen es häufig im Fernsehen, es hat die Form eines T-Shirts und krächzt:
„KLEIDUNG CLEVER KAUFEN BEI KIK!“
Und wieder kriechen Väter auf all ihren Gliedmaßen zum Fernseher…


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17.5.07

Pennys Wochenrückblick Folge 98: Muddis Bollerwagen und Papis Blumenstrauß!



An 364 Tagen im Jahr ein recht idyllisches Landschaftsbild...und dann kommt der Vatertag!



Bitte, mich kann man für diese Sache nicht verantwortlich machen, ich bin nur ein stiller Betrachter dieser geschlechtlichen…ähm…Evolution.
Schuld ist der Rest, der diesen Quatsch mitmacht, das muss auch mal gesagt werden.
Nun, so geschah es auf jeden Fall:


Sonntag 13.05.2007 Muttertag


Schon in der Früh standen sie auf, die Brigittes, die Elviras, die Ulrikes und wie sie alle heißen mögen. Schnodderten ins Waschbecken, pinkelten womöglich im Stehen und wuschen sich danach nicht mal die Hände. Dann wieder hinein ins Schlafzimmer mit einem lauten
„Hoar, Hoar!“.
Ausladend schreitend wurde der Kleiderschrank vergewaltigt und schon standen sie da, die Brigittes, die Elviras, die Ulrikes und wie sie alle heißen mögen. Festes Schuhwerk, ne graue Jogginghose, n dicker Pulli, ne Pfeife im Mund und auf dem Kopf? Ein Bierhelm.
Wir schreiben das Jahr 2007 und es ist Muttertag.
Aus der Satellitenperspektive betrachtet strömten Rinnsale kleiner Flüsse auf einen Punkt zusammen. Das waren – nun mal von ganz weit oben betrachtet – die bierbehelmten Brigittes, die Elviras, die…na, Sie wissen schon. Die erste Marianne vergaß schon sämtliche Contenance, flößte sich den schäumenden Gerstensaft durch die Nasennebenhöhle ein und fand das alles auch noch urkomisch.

Harleys und andere luftverpestende Zweiräder voller Weibsbilder konterkarierten die weltweiten Bemühungen, das Packeis am Schmelzen zu hindern, in dem sie mit einhundertzweiundachtzig Sachen jodelnd durch eine verkehrsberuhigte Strasse donnerten.
Uschis, Juttas und Karins rotteten sich in Horden zusammen, schmissen Diätzeitschriften und eine Jahresration Actimel auf einen Haufen und zündeten das ganze unter lautem Jubel mit Hilfe von Brennspiritus an. Auch hier durfte der Gerstensaft nicht fehlen. Man fasste sich an den manikürten Händen und tanzte im Kreis.
Jede zweite Verena und jede achte Brunhilde hatte eine Zigarre im Mund.
Die Obermutti Gundel stieg auf einen rosa gestrichenen Bollerwagen und hielt vor siebzehntausend halbbetrunkenen Frauen eine Rede. Um sieben Uhr in der Früh!
„FRAUEN! MÜTTER!“
Die Menge grölte. Oder rülpste, man konnte den Unterschied nicht ganz erkennen.
„Heute ist der Tag. Der Tag…also…!“
Gundel wankte. Man konnte sie gut als Obermutti identifizieren, wenn man neben dem Bierhelm auch das Dreiliter Umschnallfass Veltins Extrastark auf ihrem Rücken registrierte.
„Also, waschich….wasch ich….nein, nicht waschen…was ich Eusch eigntlich sagen will: Heu…also heu…Hoitä…..HOITÄ…“
All die Brigittes, die Elviras, die Ulrikes, all die Frauen lauschten gespannt auf Gundels Botschaft, nur Marianne war einen Moment lang unkonzentriert und musste sich das erste Mal übergeben – um Sieben Uhr Fünfzehn – weil sie festgestellt hat, dass der Bierschlauch auch in ihr zweites Nasenloch hineinpasste.
„Hoitääääää….da wird nicht auf die Blagen aufgepasst!“ Grenzenloser Jubel.
„Hoitäää….bleibt das Licht am Herd aus!“ Fäuste reckten sich in die Höhe. Noch mal grenzenloser Jubel!
„Hoitäää….werdet ihr auch keinen Sex haben….zumindest nicht mit euren Männern!“
Kollektive Ausrasteritis.
„HOITÄ MÄDELS….WIRD GESOFFEN!“
Jubel, Trubel, ein paar Bierhelme flogen hoch. Aber nur weil die Dosen leer waren.
Dreitausend Hannas, Annas, Nannis und auch ein paar Kunigundes steuerten die Kneipe „Zur fruchtbaren Lende“ an und traten die Tür ein. Mit einem gezielten Bierhelmwurf schmiss Louise die Musik-Box an, während der Rest der Flotte in den zitternden Hafen in Form von Wirt Kalli zusteuerte.
„WIRWOLLNBIER!“
Ein käsebleicher Kalli sprach die letzten Sätze seines Lebens.
„Ich hab kein Bier. Ich hab nur Blumen!“
Während die Frauen die Theke zerlegten, zog Gundel auf ihrem rosa Bollerwagen mit den anderen 14.000 durch die Gemeinde.
„Da isn Getränkeladen, Sarah, hast Du die Brechstange dabei?“
Sarah hatte die Brechstange dabei und wenige Minuten später konnten die Jungfrauen in den Laden eilen, um den Müttern die Fässer hinauszuschleppen.
In aller Eile wurde ein Grill aufgebaut und auch wenn man dabei war, den Muttertag gehörig zu revolutionieren, war man noch nicht soweit, dass man Wirt Kalli auf den Grill schmeißen würde.
Wenig später – Marianna hatte zwischenzeitlich herausgefunden, dass man den Bierschlauch auch in den Gehörgang stecken konnte – kam es noch zu einem tragischen Zwischenfall, als eine gewisse Frau Hilton beim Rückwärts-Einparken siebenhundertdreiundfünfzig Frauen schwer verletzte.
Gegen Abend fuhren die städtischen Reinigungsdienste durch die Strassen und hatten erstaunlich viel Mühe, den Mischmasch aus Glasscherben, Erbrochenem, Mariannes Ohrenschmalz und den Überresten von Wirt Kalli zu entfernen.
Der Umsatz von Kopfschmerztabletten stieg am nächsten Tag um 1500 % an, verglichen mit Nicht-Muttertagen.


Donnerstag 17.05.2007 Vatertag


Während die Mütter noch immer mit Schädelfeuerwerk im Bett lagen und einige sich krampfhaft versuchten, an ihren Vornamen zu erinnern, stiegen sie aus dem Bett, die Wolfgangs, die Erichs, die Klausis.
Aufgeregt wie kleine Kinder ließen sie sitzend dem Morgenurin freien Lauf, es wurde abgezogen, man wusch die die Hände (auch die Zwischenräume) und schlich zurück ins Schlafzimmer, um sich für den Tag geeignet einzukleiden.
Slipper, schwarze Socken, gebügelte Hose, ein weißes Hemd mit einem rosa Pullover darüber, ein kecker Hut.
Derart bekleidet legten sie sich wieder ins Bett, um auf ihren großen Augenblick zu warten.
All die Wolfgangs, die Erichs und die Klausis waren schon wieder eingeschlafen, als eine Meute von Jaquelines, Anna-Marias und Klausi-Juniors die Schlafzimmertür mit einem lauten „Früüüüööööörstööööck“ eintraten. Sodann hüpfte der keck bekleidete Vati im Bett herum, während der Restalkohol in Muttis Blut wieder Betriebstemperatur erreichte.
„Papi, alles Gute zu deinem Ehrentag“, schallt es durch die Mauern und es wurden selbstgebackene Croissants aus feinstem Spielplatzsand, Erdbeermarmelade aus Ketchup und Orangensaft aus der Kanalisation kredenzt, der sich von normalen Orangensaft lediglich in seiner Kolorierung unterschied. Es wurden Geschenke ausgepackt, Bilder, die Picasso auf Koks so nicht hinbekommen hätte, Bilder, die von nun an eingerahmt über Äonen in Artpraxen und Büroräumen hängen und die heuchelnde Kollegen mit einem „Ach das haben ihre Kinder gemalt, das ist ja toller Glibber!“ kommentieren.
Und der konsternierte Vater wird nur antworten können:
„Das sind Wolken!“
Wenig später gab es Blumen für Papi in Form von geklauten Kakteen aus der Nachbarschaft und einen Gutschein für eine Wellnessfarm in Thannhausen inklusive Sauna mit Spinataufguss, Ganzkörpermassage von Guildo Horn und Barthaarentfernung mit der Pinzette.
Ebenfalls im Wohnzimmer präsentiert wird der von den Kindern eigens gebackene Vatertagskuchen und er wird nur deswegen nicht in der Küche hergezeigt, weil dort die Feuerwehr noch das letzte Glimmen im verbrannten Ofen mit einem Schaumteppich zu besiegen versucht.
Dann noch ein Gedicht:

Der Papi, der ist wunderbar,
Er ist der tollste Superstar,
er geht ins Büro, kommt nachts erst heim,
und isst dann Muttis Haferschleim,
der in einer ollen Schale,
die einst stand im Ikea-Regale,
nun präsent auf bestickter Decke,
auf dem Tisch steht, ohne Flecke.
Der Haferschleim läuft aus dem Mund,
Mensch Papi, das Zeug, das ist gesund,
sagt auch die Frau von der Leyen,
die wird hier auch noch reinschneien,
und dir sagen wie’s läuft auf der Welt,
bleib raus ausm Büro, kassier Elterngeld.

Waren die Wolfgangs, die Erichs und die Klausis gerade dem Freudentaumel anheim gefallen, waren gerade heiße Freudentränen in väterliche Gesichter geschossen ob all der vielen schönen Gesten und Geschenke, da machen die Jaquelines, die Anna Marias und die Klausi-Juniors diese wundervolle Szenerie mit einer einzigen Frage kaputt:
„Du Papi, dürfen wir auf der PS3 jetzt wieder Gliedmaßen zu Klump schießen? Affenzombies in der Gorgonzolafabrik ist einfach ein geiles Spiel, dürfen wir? Bitte, sag doch ja!“
So erlaubten es die Väter, entledigten sich der Vatertagskleidung, legten sich hinter Mutti, setzten einen Bierhelm auf und während sie den Schaum durch den Plastikschlauch laufen ließen, nahmen sie sich fest vor, das Ganze im nächsten Jahr wieder richtig herum zu machen.





Mutter und Vatertag schnell abhaken, lieber den Rückblicks-Newsletter mit einer Email an pennysworue@gmx.de abonnieren.

10.5.07

Pennys Wochenrückblick Folge 97: Das Knasttagebuch der Paris Hilton!





Willkommen!
Sie haben hier die einmalige Gelegenheit, ein kleines Dokument aus der Zukunft zu lesen! Natürlich kann das echte Knast-Tagebuch von Paris Hilton hier und da auf Nuancen-Ebene ein bisschen abweichen.
Vielleicht geschieht aber auch alles genauso, wie es hier steht.

Urteilen Sie selbst:


Tag 1

Schon die Ankunft im Frauengefängnis Lynwood war kein Zuckerschlecken.
Während der Fahrt - mein Vater meinte, es wäre ratsamer, diesmal den Wagen nicht selbst zu benutzen und einen Chauffeur zu nehmen - habe ich mir wieder und wieder den Antwortbrief von Gouverneur Schwarzenegger durchgelesen. Ich hatte ihn um Gnade gebeten, habe ihm nahe gelegt, dass eine Frau wie Paris Hilton nicht in ein Frauengefängnis gehört und seine künstlerischen Darbietungen in den Rockyfilmen in höchsten Tönen gelobt.
Alles was ich von ihm als Antwort bekam, war ein auf Regierungspapier fett gedrucktes
"Hasta la Vista, Baby", ich schätze mal, dass das eine Ablehnung ist, aber wie kommt der Gouverneur darauf, dass ich die französische Sprache beherrsche? Ich habe mir für die erste Besuchswoche einen Dolmetscher bestellt, der das hoffentlich klären wird.

Dann waren wir endlich da, ich stieg aus dem Auto, wie immer verharrte ich einen Moment in der - wie man in Promikreisen sagt - beinscherenartigen Position und wartete augenschonend sonnenbebrillt auf das übliche Blitzlichtgewitter, welches aber ausblieb. An dessen Stelle stand Gefängnisdirektor Barnes, ein schmieriger Mittvierziger mit widerwärtig zurückgegeelten Haaren und einer Warze auf der Wange, der nach einem langen Blick auf meine Beine nur süffisant bemerkte, dass er ganz erfreut sei, einen so außerordentlich netten Gast in seinem Frauengefängnis begrüßen zu dürfen.
Keine zwei Minuten später stand bereits der erste Ärger ins Haus, wir hatten das Gefängnis noch gar nicht betreten, da hielten bereits mehrere zornige Beamte mir und meinem Chauffeur geladene Schrotflinten unter die Nase.
"Miss Hilton, ich werde in dieser Sache keine Diskussionen dulden, mehr als einen Koffer werden sie in dieses Gefängnis nicht mit hineinbringen. Die restlichen 26 darf Ihr Chauffeur wieder mitnehmen!"
Hatte ich schon erwähnt, dass der Gefängnisdirektor ein Lackaffe ist? Nun, das wird noch häufiger passieren. Die Leibesvisitation war nicht viel angenehmer. Die rektale Entfernung von Tinkerbell, das Gemecker über das Fehlen eines Slips, das Diskutieren über das Tragen des kratzigen Baumwolltangas und die Beförderung sämtlicher Kosmetika in den Gefängnismülleimer, über den seltsamerweise ein Basketballkorb hing, verhagelten mir die Laune bereits ordentlich.
Meine Enttäuschung darüber, dass mein Wunsch nach einer rosa gestrichenen Zelle nicht erfüllt wurde, wurde vom Zorn überlagert, nicht die einzige in der Behausung zu sein.
"Aber, aber Frau Hilton. Dies ist keins Ihrer Hotels, wo wir Zimmer mit Meerblick vergeben. Wir waren schon froh, sie nicht bei den wütenden Mexikanerinnen unterbringen zu müssen. Die haben schon Chili für die Dusche gekocht. Das sagten sie zumindest, eigentlich ist das Kochen in der Zelle verboten. Können Sie kochen, Frau Hilton?
Ah, darf ich Ihnen Olga vorstellen?"

Der Direktor ist ein Lackaffe, erwähnte ich das schon? Auf unerklärliche Weise juckte der Baumwolltanga fürchterlich, als ich Olga die Hand gab. Zuerst hab ich ja gedacht, dies wäre doch ein Männergefängnis, Olgas Damenbart sowie ihre gesamte Gestalt waren einfach zu borstig, hinzu kam eine baritone Stimme, die nicht gerade den Liebreiz Louis-Vuitton-Taschentragender Damen des Boulevards zu bieten hatte.
Ihr erster Satz war eigentlich schon der letzte, den ich hören wollte:
"Na Schnecke, kommste rein, kannste rausgucken, narhar!"
Ich drehte mich zum Direktor, um ihm mit einem bedeutungsvollen Augenaufschlag mitzuteilen, dass ich jetzt nicht glaube, dass das sein Ernst ist, doch er antwortete mit ruhiger Stimme.
"Doch lieber die Mexikanerinnen?"
Zum Glück war Olga eher einfach gestrickt und brummte mehr, als dass sie redete.
So verging mein erster Tag in Haft, während ich diese Zeilen schreibe, schnarcht Olga die Decke an, ein quälender und unterbewusster Ausbruchsversuch mit Schallwellen. Gern würde ich mir fest einbilden, dass das tropfende Geräusch vom Wasserhahn stammt, den ich schon zugedreht habe, bis mir ein Fingernagel unter lauten Karacho abgebrochen ist. Ich werde mich an den Gedanken gewöhnen müssen, dass das feuchte Geräusch ihren Ursprung in Olgas Mundwinkeln hat und die anderthalb Meter vom Hochbett zum Gefängnisboden einen
Wet-Surround-Sound in dieser Zelle auslösen.
In mir keimt ein wenig die Angst, dass wenn man mich im Gefängnis nicht meuchelt, ich hier jämmerlich ersaufen werde. Morgen werde ich vom Direktor verlangen, dass er mir eine neue Zelle gibt.

Tag 2

Die ständige und unterschwellige Angst, gnadenlos zu ertrinken, ließ mich die ganze Nacht kein Auge zutun. Olgas Mundwinkel wollten und wollten einfach nicht aufhören zu tropfen. Feucht durchwischen musste hier niemand, obwohl ich langsam das Gefühl bekam, dass der Zimmerservice hier eh nicht der allerbeste ist.
Dann mein erstes Frühstück. Hanna Sanchez muss eine direkte Verwandte von Olga sein, auch hier tropft es im Mundwinkel, zum Leidwesen meiner Selbst ist Hannah Sanchez aber in der Gefängnisküche bei der Essensausgabe angestellt und Ihr Speichel tropft mittig auf mein trockenes Fleisch nebst Kartoffelpü.
Ich weiß nicht ob das Absicht ist, aber das Mürrische hat sie auf jeden Fall von Ihrer Schwester Olga, denn auf meine Frage nach einem Mousse au Chocolat zum Nachtisch ernte ich nur ein grunzendes und näselndes Grölen, welches in Ihrem Kulturkreis bei 3 Promille als "herzhaft Lachen" durchgehen mag, mich aber für einen Moment vergessen lässt wo ich bin, weil ich mir einbilde, auf einer humorbefreiten Schweinezuchtfarm gelandet zu sein.
"Mädchen, sieh zu, dass du mit deinem Tablett Land gewinnst, sonst verpass ich dir mit meiner Kelle einen Nachtisch, den du dein ganzes Leben nicht mehr vergessen wirst. Und noch was! Du hast deinen Baumwolltanga nicht an."
Ich werde mich beim Direktor beschweren müssen. Tropfende Mundwinkel und ein Gouverneur, der mir die Ablehnung meines Gnadengesuchs auf Französisch beantwortet, was für ein Land!
Als ich den ausgestreckten Beinen auf dem Essensgang geschickt ausweiche - eine Technik, die ich gegen Grabschhände in Diskotheken erlernen musste - kam ich am Mexikannerinnentisch vorbei. Die Einladung auf ein deftiges Chili lehnte ich trotz Speichelschnitzel mit Rotzepüree getrost ab.
Nachmittags dann der erste Hofgang.
Ich war überrascht. Keine Boutiquen auf dem Hof, das wird ne harte Zeit für mich. Drogen aller Art hätte ich wohl kaufen können, aber der Club der Hantel-Amzonen meinte, das Lesegerät für goldene Kreditkarten sei in der Gefängniswerkstatt zur Reparatur. Funktioniert hier überhaupt irgendetwas? Dabei würden mir Schlafmittel schon reichen, um das Getropfe nicht mehr hören zu müssen.

Tag 3

Hatte ich eigentlich erwähnt, dass der Gefängnisdirektor ein Lackaffe ist? Ich bin nicht sicher, deswegen tu ich es noch mal. Er hält sich auf jeden fall scheinbar für einen echten Witzbold. Auf meine Frage, ob ich meine Haftstrafe von 45 Tagen aufgrund guter Führung um ein paar Jahre verkürzen könnte, hat er nur unverständlich und nachdenklich geguckt und als ich ihm den Brief von Gouverneur Schwarzenegger gezeigt habe, da hat er nur blöd gelacht.
"Hahahastala vista, Baby".
Scheint so ne Art französischer Insiderwitz unter Männern zu sein, ich will endlich, dass mein Dolmetscher mich besuchen kommt. Nun, eine Verlegung in eine rosa gestrichene und durchgeplüschte Einzelzelle wurde von Direktor Barnes trotz mehrmaligem Hinweis auf Olgas Mundwinkelproblem abgelehnt.
"Kein Platz, Frau Hilton!"
Und dann hat der Spinner mir einen Rasierapparat in die Hand gedrückt und mir nahe gelegt, doch mal in der Nacht an Olgas Gesichtsbehaarung herumzumanipulieren. Doch vorher sollte ich mir die Gefängnisintensivstation anschauen, was Olga mit meiner Vorgängerin gemacht hat, die dasselbe probierte. Dann nahm der Gefängnisdirektor mir den Rasierer wieder weg und tauschte ihn gegen einen Eimer aus.
"Der hier müsste eigentlich fürs erste reichen."
Am Schluss beugte sich der Gelackte nach vorn, um mir mitzuteilen, dass er über die Haftverkürzung gerne bei einer Runde Geschlechtsverkehr in der Gefängnisbücherei nachdenken würde, worauf ich verwirrt aufgestanden und aus seinem Zimmer gestürmt bin...was zur Hölle ist eine Bücherei? Schon zwei Sachen, die ich den Dolmetscher fragen muss.

Tag 6

HA! Der Dolmetscher war natürlich nicht da! Bestimmt hat Schwarzenegger Wind von der Sache bekommen und ihn zu einem Boxkampf aufgefordert. Scheiß Rockyfilme.
Stattdessen kam meine Schwester mich besuchen, aber war sie eine große Hilfe?
Nein, verdammt. Ich hab ihr die Ablehnung des Gnadengesuchs gezeigt und was sagt sie?
„Paris, ich kann kein Kantonesisch!“
Ist die bekloppt?
Da die Mexikanerinnen und die anderen Häftlinge gut von mir abgeschirmt wurden, ich aber trotzdem auf Mitleid aus war, malte ich mir mit Olgas Schuhcreme ein blaues Auge und flehte Nicky an, sie möge mich hier rausholen. Eine Feile in ner Torte oder so was.
Doch auch hier kann ich nicht glauben, dass diese Frau wirklich mit mir verwandt ist.
„Paris, ich kriege keinen Werkzeugkasten in ne Scheiß Torte, wie stellst du dir das vor?“
Vielleicht kriegt sie es ja wenigstens hin, mir beim nächsten Besuch die fünfundsiebzig eingeforderten Bettlaken mitzubringen. Die müssten für den ersten Stock reichen. Und für die Fenstergitter nehme ich dann eben den vollen Eimer Olgarotze.
Nicky wusste übrigens auch nicht, was ne Bücherei ist.

Tag 17

Ich habe eine Freundin in der Gefängniswäscherei gefunden, sie heißt Johnathan. Irgendwas stimmt mit ihr nicht, ich muss nur noch raus finden, was es ist. Eigentlich waren wir kommunikativ auf einer ziemlich guten Ebene, aber auch sie schaute mich ganz komisch an, als ich ihr von den Botox-Spritzen erzählte.
Wieso schauen mich die Leute immer so an, wenn ich mit ihnen rede?
Als mich die Gefängniswachen an einer Tür mit einer kleinen Scheibe vorbeigeführt haben, hab ich doch ganz genau gesehen, wie eine Frau eine Botox-Spritze bekommen hat, komischerweise in den linken Arm. Darauf angesprochen haben die Wärter nur lachend geantwortet, dass man ein paar Räume weiter auch noch einen Stuhl mit Kappe habe, der einem auf Knopfdruck fetzige Frisuren zaubert. Wieso bekomme ich so etwas nicht eher mitgeteilt, mein Haar sieht schrecklich aus und stinkt wie die Hölle, seitdem mich letzte Nacht ein Olgatropfen voll erwischt hat.
Auch hier erntete ich von Jonathan nur einen langen und verständnislosen Blick, werden die hier alle unter Drogen gesetzt? Ist es das billige Waschmittel?
Habe meinen Baumwolltanga in die Wäschetrommel geschmissen und mich spontan besser gefühlt.

Tag 25

Die Mexikanerinnen sind eigentlich ganz okay. Das dachte ich zumindest. Auf dem Hof umzingelten sie mich, um mir in feinstem Gossenmexikanisch zu erklären, dass die Gefängnismauer zwar recht hoch, aber nicht unbezwingbar wäre. Alles, was ich für meine Flucht benötigen würde, sei eine Portion Chili im Hintern. Diese Theorie wurde seitens der Latinas so schlüssig vorgetragen, dass ich eigentlich schon meine Hose fast unten hatte, als Olga plötzlich in den Kreis trat. Sie hatte den Rotze-Eimer dabei, schaute geduldig in die Runde, nur um dann kurz und knapp zu brummen:
“Jemand Interesse an ner Hepatitis?“
Interessanterweise zerstreuten sich die Mexikanerinnen sofort und Olga erklärte mir in einem recht langen Gespräch, was es mit dem Chili auf sich hat und dass die Reste dieses Chilis von Direktor Barnes in warmen Monaten als Rattengift zweckentfremdet wird.
Olga war eine ziemlich schlaue Frau, das erkannte ich jetzt, ich vertraute mich ihr an und zeigte ihr Schwarzeneggers Brief.
„Tut mir leid, Honey, aber Weißrussisch kann ich nich!“

Tag 30


Nicky war wieder da. Gerade mal 50 Bettlaken, wenn sie denkt, dass sie so ihrer Schwester zur Freiheit verhilft, muss sie einfach gestört sein. Französisch hatte sie immer noch nicht gelernt, doch was spielte es für eine Rolle? Ich werde hier für den Rest meines Lebens versauern, weil ich 15 Bettlaken zu wenig habe und hier keine kriminelle Fremdsprachenkorrespondentin einsitzt. Es ist doch echt zum Heulen.

Tag 33


Olga hat mir in ihrer unwiderstehlich grunzigen, wortknappen und mundwinkelfeuchten Art erklärt, was A) eine Bücherei ist und B) dass ich in 12 Tagen in Freiheit bin und die Sache mit dem „bis zum Lebensende versauern“ vielleicht ein bisschen übertreibe. Die Mexikanerinnen würden es gar nicht lustig finden, wenn man ihnen - die hier noch jahrelang sitzen werden, ECHTE Jahre – wegen den paar Tagen etwas vorheult. Irgendwann würden sie diese Chilisache durchziehen und Olga könnte nicht immer mit dem Eimer kommen.
Da ist was dran.
Abends mal ein Highlight, weil in der Zelle gegenüber jemand mit einem schrecklich hell leuchtenden Gerät an einer Zellentür herumwerkelte. Ich rief ihm zu, dass ich diese schicke Sonnenbrille UNBEDINGT haben müsse, bis Olga mich aufgeklärt hat, dass es sich um einen Schweißerhelm handelt.
Was zur Hölle ist ein Schweißerhelm?

Tag 44

Noch ein Tag, dann bin ich hier weg. Olga nahm mich vorm Zubettgehen in den Arm, ein Mordversuch, wie ich zunächst dachte, doch ihr Mundwinkel blieb trocken und ich am Leben.
Stattdessen waren Ihre Augen feucht, doch irgendwie bedrohte mich das nur peripher. Das Wort hatte ich von Olga gelernt, toll oder? Niedersorbisch ist schon ne tolle Sprache. Olga gab mir noch mit auf den Weg, dass weniger mehr ist, wenn ich Sonnenbrillen trage und mehr noch lange nicht weniger ist, wenn es um das Tragen von Slips in der Öffentlichkeit geht.
Ich sag’s ja, ne kluge Frau, Todesspeichel hin, burschikoses Auftreten her.
Beruhigt werde ich mich ins Bett legen und der Freiheit entgegenschlafen. Werden mich meine Fans wohl schon erwarten?



Hier enden die Tagebucheinträge, einen Tag später fand man an einer Raststätte eine vollgekritzelte Serviette.

Tag 44 gegen Mitternacht

Dieser Lackaffe. Aber ich hab’s ihm gezeigt. Kam in meine Zelle und ließ Olga rausführen. Sie versuchte zu spucken, gutes Mädchen, aber die Wärter waren vorbereitet und trugen Ganzkörperschutzanzüge. Barnes Helfer stellten eine Kamera auf und er lockerte seinen schief sitzenden Krawattenknoten.
„Wir drehen jetzt nen Film. Hinter Gittern in Paris. Gut oder?“
Ich wusste nicht, was er mit „gut“ meinte, aber ich hab ihm Olgas Eimerinhalt ins Gesicht geschüttet.
Fürchterliches Geschrei.
Ich rannte aus der Zelle, man feuerte mich an, die Mexikanerinnen gaben mir eine Ladung Chili mit. Vor der Gefängnismauer stehend war ich traurig, dass ich die Bettlaken vergessen hatte, aber ich war froh, keinen Slip zu tragen. Das Chili war wirklich gut. Und was riefen die Mexikanerinnen mir nach?

Hasta la Vista Baby!

Altturkmenisch ist echt ne klasse Sprache.

Wo bekomme ich denn jetzt so nen Schweißerhelm her?


Tja, wer wissen will, wo Paris sich versteckt, muss den Rückblicks-Newsletter mit einer Mail an pennysworue@gmx.de schicken.

6.5.07

Trailer Wochenrückblick 97

5.5.07

"Pennys Wochenrückblicke" in den Ruhr-Nachrichten!


auf das Bild zum vergrößern klicken:







Vielen Dank für den netten Artikel an Irene Steiner und das Team der Ruhr-Nachrichten :) Hab mich sehr gefreut.

4.5.07

Pennys Wochenrückblick Folge 96: Plappernde Polarplagen und eine delphinvernichtende Thunfischdose!

Der Trailer zu Rückblick Nummer 96 (einfach auf "Play" klicken):





Eigentlich ist es nur noch an wenigen Orten der Welt möglich, nörgelfrei eine Portion Thunfisch zu verzehren. Vielleicht in den Pyramiden von Gizeh. Eine Mumie wird wohl kaum aus ihrem Sarkophag herausgewankt kommen, mit bereits ausgestreckten und zerfledderten Armen auf die Fischdose zeigen und mit staubiger Stimme unseren nicht vorhandenen Sinn für Meerestierschönheiten anprangern.
Außerhalb der uralten Bauwerke jedoch wird energisch gezetert.
„Denk doch mal an die Delphine, Herrgott noch mal!“
Dies und ähnliches wird gerufen, ordert man sich die Thunfischpizza auf die Tischdecke.
Statt nun dem Gaumenschmaus zu frönen, wird mal wieder das ökologische Gewissen strapaziert. Mit Fischresten zwischen den Zähnen kann man sich dann einen mindestens fünf Minuten andauernden und die Nerven stark belastenden Vortrag darüber anhören, dass der Thunfisch mit bösen Netzen gefangen wird, in denen sich auch hin und wieder einer von Flippers Verwandten verfängt.
Nun haben die wenigsten Tümmler einen Werkzeugkasten dabei, um sich aus dieser misslichen Lage herauszuschneiden und so endet hier das ein oder andere Delphinleben, ganz im Gegensatz zum Anti-Thunfisch-Vortrag.
Der endet noch lange nicht.
Vortreffliche und rhetorisch ausgefeilte Reden werden geschwungen auf der Bühne des Umweltbewusstseins, es werden Thunfisch-Delphin-Quoten an Flipcharts gezeichnet und vorgerechnet, mit wie vielen Pizzen man einen Delphin tötet. Alle acht Italienerbesuche soll uns schlecht werden, während wir im Prinzip statt der Thunfischtorte einen Meeressäuger verdauen.
Interessanterweise würde man sich umgekehrt nicht so verhalten.
Nur mal so, zum vorstellen:
Wir ordern uns eine schmackhafte Pizza „Flipperius“ mit allerlei Delphinfleisch darauf.
Plus doppelt Käse. Noch vor dem ersten Gabelhub kommt die Körnerfresser-Front protestschildertragend in das Lokal gestürmt und fordert uns energisch (also mit etwas lauterer Stimme) dazu auf, das Besteck fallen zu lassen und uns zu fragen, wie viele tausend Thunfische sterben müssen, nur damit wir eine einzige Delphinpizza genießen können. Wenn man nur lange genug darüber nachdenkt, wäre dies eigentlich der logischere Ansatz für ökologisches Unverständnis, aber gut, Delphin in Dosen verkauft sich bestimmt schlecht und Thunfische haben einfach keine Lobby. Die grinsen auch nicht soviel, balancieren keine bunten Bälle auf der Nase und hüpfen auch nur selten durch Reifen, schon gar nicht durch brennende.
Hieraus kann man schon mal die Lehre ziehen, dass es sich lächelnd leichter durchs Leben taumeln lässt, man sich aber trotz der guten Laune auch gut und gern mal in einem Thunfischnetz verheddern kann.
Pinguine sind eigentlich fast so wie Delphine, nur mit dem Unterschied, dass man deren Tod nur selten mit dem Ableben von Thunfisch in Verbindung bringt.
Könnte daran liegen, dass Pinguine sich am Südpol den Arsch abfrieren und Ihre Eier wärmen, während die Pinguinfrau nichts anderes tut, als meilenweit zu latschen, Futter für den Kleinen zu besorgen, um danach den gleichen Weg zurückzulatschen.
Trotzdem haben die flugunfähigen Seevögel eine starke Lobby und dass nicht nur, weil sie stets so gut gekleidet sind.

Nein, Pinguine passen toll in unsere Zeit, da wir uns alle stets um den Schmelzgrad von Eisschollen und nicht mehr um den von Hüttenkäse kümmern, geraten die Eisrutscher in den Fokus globaler Aufmerksamkeit. Angefangen bei „Madagaskar“, in denen ein paar der Viecher ein ganzes Schiff gekapert haben, über „Die Reise der Pinguine“, in der die Pilger-Futter-Reise dokumentarisch dargestellt wurde bis zu „Happy Feet“, wo ein kleiner mit den Füßen steppender Pinguin lernt, dass Anders-Sein eine schwere, aber auch tolle Sache sein kann.
Ganz schön viele Pinguine in so kurzer Zeit. Den Trailer für den nächsten Film hab ich heute im Kino bewundern dürfen.
Schneehasen, Gespenstschrecken und Chamäleons erfahren nicht mal annähernd eine solche Fürsorge, aber die leben auch nicht am Südpol. All das würde uns nicht Bange machen vor der Zukunft, doch aufgrund eines Hörerlebnisses am Wochenende bin ich mir meiner Sache relativ sicher:
Die Pinguine wollen die Weltherrschaft übernehmen.
Denn propagandistisch ist er nun auf jeder „Bravo Hits 57“ zu finden:

Der Pinguin – Rap.

Zur altehrwürdigen und in verschiedenen Folterkammern der Welt bereits ausführlich verwendeten Melodie von Ralph Siegel’s Ententanz wird im „Pinguin-Rap“ ragga-rasselnd erklärt, dass „Pinguine im Kreis tanzen, Spaß haben, auf ihren Bäuchen rutschen und aufgrund von zu kleinen Flügeln nicht mal bis zur Insel Rügen kommen.“
Erschreckenderweise wird das alles mit einer derart hohen Stimme vorgetragen, das man Angst haben muss, dass Klischeehaft Gläser zerplatzen, in denen normalerweise Erzeugnisse aus der Champagne gegossen werden.
So schafft es der Song spielend, das an sich schon erschreckende Niveau einer durchschnittlichen „Bravo Hits“ noch tiefer in den Keller zu reißen, was zu glauben mir schwer fiel, bevor ich den Pinguin-Rap zum ersten Mal vernahm. Ein Freund von mir, den ich am 1. Mai von der Mayday abholte und dem ich den Song zwecks Beurteilung seinerseits auch direkt in seinen Technotinnitus hineinschoss, versuchte bei 70 Sachen schreiend, mein Auto zu verlassen. Nur mit Mühe konnte ich ihn davon abhalten:
Berni, ich hoffe, Deinen Ohren geht es wieder besser.

Was man sich nun generell in den heiligen Hallen der deutschen Musikindustrie dabei gedacht hat, einen solchen Song auf die Menschheit loszulassen, ist ohne Hinzunahme der Pinguin-Mafia nur schwer zu erklären. Da scheinbar nur noch die ganz kleinen Käufer in Läden stürmen, um überteuerte Maxi-CDs zwecks Regalkolorierung an die Kasse zu tragen, haben sich die Labelbosse wohl gedacht, dass man hier tatsächlich ein Vermögen machen könnte.
Der Plan scheint aufzugehen, antwortet doch eine Userin auf einer Internetseite den zu 99 % das Lied verspottenden Beiträgen, dass diese Flut an negativen Kommentaren ein Zeichen für die Ver-Singeleung unseres Landes in einer immer kinderfeindlicheren Welt sei, die sich gern als Mittelpunkt der Welt nimmt.
Ist ja auch schön und politisch korrekt gesprochen, aber werfe ich der Userin den Fragenball zurück und würde gern wissen, ob man wirklich Kinder in eine Welt setzen sollte, deren Plattenbosse derartige Lieder veröffentlichen. Viele kinderfreundliche und geschlechtsverkehrwillige Paare verlieren doch von Hundert auf Null die Lust am Sex, wenn sie im Radio den Pinguinrap hören, sie sitzen depressiv bei Tisch und sinnieren.

Sie: Ist dir klar, dass unser Kind, wenn es erstmal in der Lage ist, selbsttätig einen Kassettenrekorder respektive deine Stereoanlage zu bedienen in der Lage ist, wir uns den ganzen Tag Songs wie diesen anhören müssen? Ist dir das klar?

Er (wirr ins Leere starrend): Ich zieh meine Boxershorts wieder an.

Vielleicht sollte man auch mal dazu übergehen, Kinder ernster zu nehmen. Da die frechen Früchtchen immer früher immer reifer werden und Begriffe wie
„Diplomierter Arschkuhauslecker“ zur Einschulung bereits fehlerfrei zu Papier und Gehör gebracht werden, sind rappende Polartiere vielleicht nicht der richtige Erziehungsweg. Vielleicht sollte man stattdessen Sido aus einem Märchenbuch vorlesen lassen:

“Der fesche Prinz machte sich mit Schild auf Weg aus Burg. Als der Oberchecker des Königreichs ihn voller Furccht fragt, wohin der fesche Prinz hinchillen will, antwortet dieser nur: Isch geh Drachenhöhle, Bitch retten!“

Würde ich diesen Vorschlag nun ernsthaft platzieren, die Userin würde empört auf ihre Maustaste hauen und mir bitterbös antworten, dass man Kindern nicht die Kindheit rauben dürfe mit so einem Schlamassel-Schund.
Ich würde dann selbstsicher entgegnen, dass rappende Pinguine, jodelnde Krokodile und anderes singendes Getier Kinder zwar herzhaft auflachen lassen, dies zum Kindwerden und Kindbleiben nicht ganz so viel beiträgt, wie das miteinander Essen oder Spielen und dass man für 6,79 Euro statt einer bunten CD voller ohrenknorpelvernichtender Musik auch gut und gern zwei satt machende Kidsmenüs bei Burger King bekommt.

Da ist das Kind zwar fett, aber wenigstens nicht taub und das ist doch auch schon mal was.