30.12.05

Pennys Wochenrückblick Folge 28: Das soll also 2005 gewesen sein? Na toll...

Dieser Tage, so kurz bevor das alte Jahr sich häutet und ein neues draus wird, braucht man nicht nur kräftige Stimmbänder, aber auch.
Eventuell gibt es sogar eine Studie darüber, wie oft man so zwischen den Tagen „Schöne Feiertage“, „Frohes Fest“, „Fröhliche Weihnachten“, „Wünsche frohe Weihnachten gehabt zu haben“, „n guten Rutsch“, „Frohes neues“, „froooos Nois“, „frooooneuja“ und „Himmel, ich hab nicht wirklich in die Tulpen Deiner Mutter…“ krakeelt.
Aber es gibt wichtigere Themen:
Hochsensible Moralisten werden natürlich wieder den alten Gewissens-Klassiker „Brot statt Böller“ in die Hirne knallwütiger Silvestergenossen eintätowieren, wobei nie ganz klar wird, was damit eigentlich bezweckt werden soll, denn mag man auch das Schiesspulver noch problemlos in 500 Gramm Doppelback bugsiert bekommen, eine Zündschnur an einem Laib Brot zu befestigen, das wird schon schwieriger.
Von der verheerenden Wirkung eines explodierenden Körnergebäcks fang ich hier gar nicht erst an.
Vielleicht war das damals ja auch umgekehrt gemeint…“Böller statt Brot“.
Doch das macht leider auch nicht viel Sinn, denn Schwarzpulver hat ja doch einen recht schalen Nachgeschmack und ist nicht besonders fruchtig im Abgang. Außerdem hätte da die Bäcker-Innung gewiss ein Problem mit.
Wie auch immer, auch in diesem Jahr werden sich wieder Berichte über ausländische Knallkörper häufen, die mehr explosiven Inhalt bieten, als eigentlich für den Erzünder gut ist.

Dabei weiss eigentlich ein jeder, dass so ein dicker D-Böller sich zum Zeitpunkt seines Auseinanderfliegens am besten überall befindet, nur nicht in der geschlossenen Faust…es sei denn, man ist scharf auf Hilfe beim Schnürsenkel zubinden.
Gute Vorsätze werden natürlich auch wieder geschmiedet und auch hier ist keine Spur von Logik zu entdecken, denn niemand sollte sich nur von einem Datum vom Fassen ideologischer Grundsätze abhalten lassen, sprich: der Vorsatz, von nun an nicht mehr seine Lunge mit Zigaretten zu teeren, weil Teer ja bekanntlich auf die Strasse und nicht in den menschlichen Körper gehört, kann auch zum Beispiel bequem an einem 26. Juli ausgesprochen werden. Man kann sicher sein, dass zu so einem Zeitpunkt die Leute besser zuhören und das ganze mit einer gewissen Portion Ernsthaftigkeit bewundern, soso, der Erwin hört also mit dem Rauchen auf, guter Mann, während man im kollektiven Vorsatz-Geschwafel um den 31.Dezember herum solche Sätze doch eher ein bisschen gähnend belächelt.
Gegen den Strom schwimmen lautet also die Devise und der einzige Vorsatz soll es sein, gegen Sylvester keine Vorsätze mehr zu schmieden.

Man hat ja auch gesehen, dass das in 2005 zu nix geführt hat. Der Plan, das neue Jahr ein bisschen lockerer angehen zu lassen und ein bisschen mehr gute Laune zu haben, wurde von einem Tsunami direkt wieder weggespült, kollektives trauern und spenden war angesagt, was nichts falsches an sich ist, wenn nicht wieder einige – wie schon nach dem 11.September 2001 – das Ende der Spaßgesellschaft ausgerufen hätten.
Dass diese Leute das auch ernst meinten, haben sie gleich schlagkräftig unter Beweis gestellt und Julis Hit „Perfekte Welle“ aus den Radiosendern genommen, was von einem Großteil der vom Tsunami betroffenen Bevölkerung bestimmt massig Zustimmung gefunden hat, da man ja sonst keine Probleme hat. Man sieht: Symbolismus kann auch manchmal peinlich sein.
Das derartiges rezeptausgestelltes Mitleid keine lange Haltbarkeit hat, haben dann Tokio Hotel keine 10 Monate später bewiesen, als sie „durch den Monsun“ herausbrachten. Kein Aufschrei, kein Protest. Wo er doch hier viel angemessener gewesen wäre, aber gut.

Alle Versuche, den Tsunami als göttliche Strafe gegen die Sünder darzustellen führten leider auch nicht zum gewünschten Ergebniss, blieben doch die Bordelle verschont. Da hat Gott sich dann wohl vertan. Aber zu dem kommen wir gleich noch.
Der Vorsatz der Ehrlichkeit konnte dieses Jahr ebenso ad acta gelegt werden, denn Robert Hoyzer und ein paar lustige Männer des VW-Betriebsrates haben bewiesen, dass man auch anders durchs Leben kommt, wenn man nur illegal will. Ein neuer Wettanbieter namens betandbescheiss musste wieder vom Markt genommen werden und auch der VW Bordello bleib nur ein kuscheliges Wohnmobilgefährt auf dem Reißbrett. Traurig aber wahr.

Doch dann war es endlich Zeit für Neuwahlen.
Das geplagte Dritte-Welt-Land Deutschland konnte erleichtert aufatmen, nachdem der Mann vom Pferd nach der NRW-Wahl fröhlich verkündete, dass das Volk doch jetzt mal machen soll. Juchuu. Endlich auch mal wieder was entscheiden.
Ein paar Monate später hatten wir uns dann alle entschieden und der Mann vom Pferd hatte im Fernsehen seinen letzten lustigen Auftritt in der – wie man so schön sagt - Elefantenrunde, wobei ich gar nicht weiss, was die lieben Dickhäuter der ARD getan haben, dass man ihren guten Namen für so einen Unfug missbraucht.
Auf jeden Fall haben wir jetzt eine Kanzlerin Merkel in einer großen Koalition und die Wähler stehen da wie der betrunkene Ehemann, der gerade aus Versehen seine Frau erstochen hat und „Das…wollte ich nicht!“ stammelt.
Das Wahlsystem müsste also geändert werden, denn man merkt es schon, der individuelle Wille nützt nicht viel, wenn er in einem Meer aus Millionen anderen Wählerstimmen untergeht. Gegenvorschlag: Alle vier Jahre mit verbundenen Augen einen Pfeil auf eine große Deutschlandkarte schmeissen, das Telefonbuch der getroffenen Stadt durchblättern, Stop brüllen, bei Marinowskis zu Hause klingeln und nach der Wunschkonstellation im deutschen Bundestag fragen. Fertig. Keine Wahlwerbung, kein unentschlossener Stotter-Stoiber, keine dubiosen Dickhäuterrunden, kein Gebrülle nach Neuwahlen, die nach Neuwahlen stattfinden.

Doch Politik macht ja auch in den seltensten Fällen stolz, deswegen wurde unser Selbstbewusstsein schon im April gestählt, als der alte Papst Johannes Paul seine Robe an den Nagel hing (zwangsläufig) und es darum ging, flux einen neuen zu wählen.
Tage voller Warten waren die Folge und die interessante Diskussion ob der papstverräterische Rauch aus dem Vatikankamin nun weiss, grau oder schwarz ist, hat doch schon für allgemeine Erheiterung gesorgt.
Und dann war es soweit.
Wir sind Papst.
Der seltendämlichste Spruch des Jahres, nicht nur, weil’s irgendwie kein ganzer Satz ist.
Erstmal ist nur einer Papst, klar, man kann sich auf die Strasse stellen und Homosexuelle verunglimpfen, aber zum Oberhaupt einer Kirche macht einen das noch nicht, eher zum Gast einer dreckigen Zelle.
Dann sind da noch all die Atheisten, Buddhisten und Muslime, die sich wohl auch nicht mit dem Gedanken anfreunden können, ein Ratzinger zu sein.
Also alles Kokolores, Papst ist geil, Lasst Euch nicht verarschen, vor allem nicht vom Papst oder aber Mir losse de Papst inne Votikooon wären irgendwie passendere Slogans gewesen.
Denn machen wir uns nicht vor, wer nun den Boden von Flughäfen knutscht, ist ja letztendlich egal.

Zum Schluss noch einige Naturkatastrophen: New Orleans zum Beispiel, wo der Wind durchpfiff und die Stadt unter Wasser setzte. Auch da war man mit Urteilen wieder schnell bei der Hand, New Orleans ist ja eh ein Sündenpfuhl und Amerika im Allgemeinen ein Umweltkiller, da triffts schon den richtigen. Da hat man wohl wieder den Tsunami in Asien vergessen. Aber auch in Deutschland hiess es gegen Ende des Jahres:

„Huch! Schnee….und dann auch noch so viel davon!“

Jaja, das hochtechnisierte Deutschland hält also noch nicht mal nen hysterischen Anfall von Frau Holle aus, schon waren die Strommasten ein wenig geknickt.
Wir haben aber alle daraus gelernt und der Chef von RWE ordnete an, dass bei einem erneuten Schneesturm potentiell arbeitsfaule Hartz 4 Empfänger mit einem Balancier-Stab und einem Sack Salz auf die Strommasten geschickt werden. Das ist immer noch billiger, als die Dinger zu modernisieren. Die Masten jetzt, nicht die H4 Empfänger.

Die letzte Naturkatastrophe hatte, im Gegensatz zu amerikanischen Wirbelstürmen, einen vollen Namen und hieß Susanne Osthoff. Die wurde trotz mehrfacher Warnungen des auswärtigen Amtes im Irak entführt, konnte aber dank massiven Einsatzes der Bundesregierung freikommen. Sie kam also glücklicherweise mit Kopf, bedauerlicherweise aber ohne Hirn zurück, denn die gute Dame zieht es gleich wieder zurück in das vom Krieg zerrüttete Land. Das ist zwar auf der einen Seite löblich, wird aber auf der anderen Seite nicht gern gesehen, denn bei erneutem Freikaufen fehlt in Deutschland dann das Geld für Würmerbrücken, die über viel befahrene Autobahnen führen. Und das wäre dann doch schwer ärgerlich. Soll sie also mit ihrem Volkshochschul-Arabisch zusehen wie sie klarkommt.

Es kann also nur besser werden in 2006 und deswegen hier eine kleine Liste von Dingen, die wir nächstes Jahr bitte NICHT sehen wollen:

WM-Aus von Deutschland
Nicht im Finale, nicht im Halbfinale, nein nicht mal in der Vorrunde fliegen wir raus, sondern schon vor dem Eröffnungsspiel. Im Schnapswahn setzt Mayer-Vorfelder Robert Hoyzer für alle deutschen Spiele als Schiedsrichter an und das wärs dann gewesen, Otto Rhagel rückt durch seine Zahnlücke mit den Griechen nach und wird Weltmeister gegen Brasilien.

Zweites Album von Tokio Hotel
Die Gründe gegen ein zweites Album dieser Hardcore-Teletubbies sind hinlänglich bekannt, stattdessen sollte der Bandleader seine halbe Haar-Scheuklappe operativ entfernen lassen und in Therapie gehen.

Stoiber beim Promi Wer wird Millionär
Die nachfolgenden Sendungen verschieben sich um fünfundzwanzig Tage

Berlusconi wird Papst
Dann hätten wir ein interessantes Problem, Don Pope, das wäre gefährlicher als eine Verschmelzung der Körper von Osama bin Laden und George Bush

Boris Becker hat Sex mit einer weissen, blonden Frau in einem Bett und die Bild berichtet nicht darüber
DAS wird garantiert nicht passieren.

Stefan Raab macht mit TV Total weiter
Das reicht doch langsam, Turmspringen von Promis, die fast blind werden danach. Also weg mit dem Kaspar.

Klingeltonwerbung in öffentlichen Verkehrsmitteln
Obwohl…ich bin immer mit dem Auto unterwegs, ist mir doch egal.

Bayern wird deutscher Fussballmeister:
Reicht es nicht schon, dass Griechenland die WM gewinnt?



So, im Commentbereich unter diesem Rückblick dürft ihr gern weitere NICHTwünsche hinzufügen, ich würde mich freuen.

Von dieser Stelle aus wünsche ich allen Rückblicks-Lesern einen guten Rutsch ins neue Jahr, auf dass alle Wünsche (NICHT VORSÄTZE) erfüllt werden und ihr Euch bester Gesundheit erfreut, vor allem im Augenbereich, damit ihr Euch auch im nächsten Jahr wieder den wöchentlichen Ergüssen meinerseits widmen könnt.

In diesem Sinne. Bis nächste Woche / nächsten Monat / nächstes Jahr

Pennys Wochenmonatsjahresrückblick heute abend hier in diesem Theater!

22.12.05

Pennys Wochenrückblick Folge 27: Geschlechtsverkehr unterm Mistelzweig und das Weihnachtstagebuch von Max!

Zwei Professoren stehen sich gegenüber, einer der beiden trägt eine Metallkiste und sagt: „Ich habe eine Maschine erfunden, die den Kommerz aus Weihnachten entfernt!“
Der andere antwortet: „Na prima, lass uns ganz viele davon herstellen und sie für viel Geld verkaufen!“
Joscha Sauer, berühmter Nichtlustig-Cartoonist trifft damit den Nagel auf den Kopf.

Der Kommerz ist aus Weihnachten nicht rauszubekommen, nicht mal mit ner Maschine.
Man brauch sich da auch nix vormachen: Dieses elende und heuchlerische Bestehen auf alten Werten und die Erinnerung an Christi Geburt hat nicht mehr viel mit dem heutigen Weihnachtsfest zu tun.
Grundsatzdiskussionen getränkt mit Vorschlägen, an Weihnachten einfach nur einen Gugelhupf voll Liebe zu verschenken, würden den Einzelhandel vollends in den Ruin treiben
und sollten ungehört verhallen.
Was den Einzelhandel aber nicht am Stöhnen hindert, denn Jahr für Jahr heisst es da ja:
ach die Leute, die kaufen nix, die gucken immer nur und machen unseren Parkettboden schmutzig.
Bestätigen kann man so was als Sehender nicht, es sei denn, all die Menschen an der Kasse machen kurz vorm Bezahlen noch mal kehrt und stellen die Waren ins Regal zurück.
Also sind wir uns jetzt mal langsam einig, Weihnachten braucht Kommerz.

Es ist auch interessant, zu beobachten, wie großspurig manche zu Weihnachten daher reden, Geschenke bräuchte man ja nicht, ach was, keine Geschenke, kein Plunder, selbige Leute aber an ihrem Geburtstag sehr wohl enttäuscht dreinblicken würden, wenn die Gäste gar nur ihre leeren Hände an der Eingangstür präsentieren würden.
Nun, wie auch immer, wir alle haben den Dezember überlebt und sind bis hierhin gekommen. Zeit sich der letzten großen Herausforderung zu stellen, in die ultimative Schlacht zu ziehen, den letzten Kampf zu kämpfen, schwitzend, schreiend, stehend sterbend.

Ab auf den Weihnachtsmarkt.

Eigentlich gibt es 17 andere Orte an denen man im Dezember lieber wäre, darunter zum Beispiel „in der warmen, kuscheligen Wohnung“ oder auch „in der Sauna des ortsansässigen Fitnessclubs“.
Trotzdem gibt es seit Äonen Gestalten, die sich nicht davon abhaltenlassen , mit ein paar anderen Gestalten bei Minusgraden in einen Glühweinbecher zu sabbern.
Obststände gibt es auf dem Weihnachtsmarkt auch, aber das konnte noch nie einer genau erklären, warum das so ist, der Supermarkt um die Ecke hat schliesslich auch Obst.
Oder wir wäre es mit Vogelstimmen vom Intrumentenstand?
Wer also schon immer wie ein Wellensittich tschiepen wollte findet hier seine Offenbarung.

Aber es gibt auch fragwürdige Stände.
Wie der, an dem ein Mistelzweig hängt und daneben ein Schild auf dem steht:
„Küssen unterm Mistelzweig für 5 Cent!“
Interessant.
Aber die Frage darf gestellt sein, wie sich das ganze nun verhält?
Wen küsst man dann da? Die Standleiterin? Dass sich jemand in der Weihnachtszeit jemand für einen derartigen Unsinn so billig verkauft, mag man kaum glauben.
Also die eigene Freundin? Aber wer bekommt dann die 5 Cent? Ich darf ja wohl meine Freundin zum Nulltarif küssen oder nicht?
Wie lang darf der Kuss dann sein?
Ausserdem kommt das alles viel zu unkrass rüber.
Deswegen: Geschlechtsverkehr unterm Mistelzweig.
Das erregt auch ein bisschen mehr Aufsehen, aber dann bitte für etwas mehr als 5 Cent.

Manchmal findet man auch obskures auf dem Weihnachtsmarkt:
Durchnässt und mit einer alten Pommes darauf stolperte ich über ein kleines Büchlein, auf dem in goldenen Lettern „Das Weihnachtstagebuch von Max“ zu lesen war.
Aus diesem wollen wir nun gemeinsam vorlesen:

*räusper*

Heiligabend 2 Uhr nachts
Liebes Tagebuch, heute Nacht bin ich aufgewacht, mit schrecklichem Bauch-Aua.
Am Weihnachtsbaum vorbei auf die Toilette, Mist, immer noch keine Geschenke unter der Tanne. Bin wohl recht aufgeregt, zumal ich ja auch heute noch Geburtstag habe. Denke kurz darüber nach, meine Eltern zu wecken und vorsichtshalber nach den Geschenken zu fragen, doch der Durchfall war schneller. Vielleicht hatte meine Mutter doch Recht und grün ist keine natürliche Farbe von gebrannten Mandeln.

3 Uhr nachts
immer noch keine Geschenke, aber schon wieder Durchfall, schön ist das ja nicht.

7:15 Uhr
sitze vorm Weihnachtsbaum und grüble, ob Weihnachten dieses Jahr eventuell ausfällt. Im Radio hörte man davon. Vielleicht könnte man ja den Sender verklagen. Schade, dass wir nicht in Amerika leben.

8:15 Uhr
erste Gedanken breiten sich aus, der Weihnachtsmann könnte ja auch vom CIA entführt worden sein. Was stellen sie wohl mit ihm an? Verstecken sie seine Mütze? Rasieren sie ihm den Bart ab? Schänden sie seine Rentiere?

9:15 Uhr
Mum ist wach. Lustig, wie ihre Augen morgens aussehen, so kurz nach dem Aufstehen….als wenn sie gar keine hätte. Ein gemurmeltes „Ws mchst D` dnn schn hier?“ sagt mir, dass der Weihnachtsmann die Geschenke bei ihr noch nicht abgegeben hat.

10:30 Uhr
Mum macht Frühstück. Mein Vorschlag, geröstete Tannenzapfen auf Toast zu servieren, findet wenig Anklang. Ich bin dann aber trotzdem der Meinung, dass Rührei mit Schnittlauch bestimmt prima mit dem Restbestand gründer Mandeln in meinem Magen korrespondiert.

11:00 Uhr
ich hatte mich wohl geirrt, was die Rührei-Mandel-Sache anging.

11:20 Uhr
immer noch tendiert die Anzahl der Geschenke unter der Tanne gegen null. Es wird doch wohl nicht der Geruch sein, der den Weihnachtsmann von unserem Haus fernhät? Zur Sicherheit hänge ich das komplette Badezimmer mit Spekulatius-Klopapier aus.
Hoffentlich hilfts.

12:30 Uhr
Dad ist aufgestanden. Er hat auch keine Augen.
„`s Kff`schn fertig?“
Wieso will der denn Kaffee trinekn? Warum ruft er nicht bei der Polizei an, um eine Suchmeldung rauszugeben?
Ich komme aber nicht dazu, diesen schönen Vorschlag zu platzieren, denn Dad hat scheinbar Probleme mit Badezimmern, die nach Keksen duften. .

13:30 Uhr
ich liege immer noch auf dem Bauch und schreibe schon seit 20 Minuten einen Brief an Kofi Annan zum Thema „Gewalt in der Familie“

14:00 Uhr
„in die Kirche?“ frage ich.
„Ganz genau“, antwortet Dad.
Aber da gehen wir schon seit Jahren nicht hin“, krakeele ich.
„Eben drum“, antwortet Dad.
Na toll, denk ich und frage mich, ob noch welche von den grünen Mandeln übrig sind.

15:00 Uhr
Waren in der Kirche und weiss wieder ganz genau, warum wir uns von diesem Ort fernhalten. Unverschämt, dass man mir mit diesem Klingelbeutel mein sauer verdientes Taschengeld aus dem Geldbeutel zieht und ich als einzige Gegenleistung so ein Krippenspiel zu sehen bekomme.

16:00 Uhr
Kommen wieder nach Hause und der Anblick meiner Mutter, die bis zum Ellbogen im Truthahn steckt, begeistert mich wenig.
Draussen wird es dunkler und ich mache mir langsam ernsthaft Sorgen.
Wenn der Weihnachtsmann erfäht, was meine Mutter mit totem Gefieder anstellt, dann wird er um unser Haus einen Bogen in der Größe Kuala Lumpur`s machen, da bin ich sicher.

17:03 Uhr
es klingelt. Grundgütiger, es klingelt.
Zehn Sekunden später zieht mich Mutter mich wieder aus dem Schrank mit dem Hinweis, dass ich mich doch nicht so anstellen soll.
Verdammte mütterliche Intuition, ich dachte, der Schrank wäre ein gutes Versteck.
Dann steht sie in der Tür.
Tante Frieda.
Zuerst begrüßt sie meine Eltern, doch dann stieren ihre Augen mich durch ihre Hornbrille an. Verdammt, sie hat mich entdeckt.
Der unbedingte Wille, unsichtbar zu sein, schlägt wohl fehl, denn Tante Frieda visiert mit ihrem bespucktem Uralt-Taschentuch meine Mundwinkel an, um imaginäre Flecke wegzuschrubben.
Ich renne um mein Leben, denn wenn sie mich jetzt erwischt, bekomm ich Tante Friedas Speichelgeruch erst Ende April wieder aus der Nase.
Wenn ich nicht aufpasse, wird sie mir irgendwann die Mundwinkel wegreiben und dann hab ich nur noch Lippenmitte. Ich werde niemals eine Frau kennenlernen, niemand will einen Mann ohne Mundwinkel küssen. Dabei sollte Tante Frieda erst mal selbst in den Spiegel schauen, Mundwinkel mit borstigen Haaren sind ja wohl auch kein schöner Anblick.

17:15 Uhr
Alles wegrennen hat nichts genutzt, meine Mum hat mich im Keller aufgespürt, sie meinte, mein jämmerliches Schluchzen wäre im kompletten Haus deutlich zu hören gewesen.
Gleich nach Weihnachten werde ich mir eine Schaufel besorgen und einen Tante-Frieda-Fluchttunnel graben.

18:15 Uhr
Tante Frieda sitzt auf der Couch. Ihr unbedingter Wille, Weihnachtslieder auf ihrer Tuba zu interpretieren, lässt mich meinen Vornamen vergessen.
Vielleicht kommt man ja auch nur mit seinem Nachnamen irgendwie durchs Leben, denke ich betäubt.
Onkel Hubert, Friedas Mann, hält sich die Ohren zu.
Das ist mutig von Onkel Hubert, aber er weiss vermutlich, dass seine Frau nicht gleichzeitig Tuba spielen UND ihn mit ihrem grausamen Taschentuch attackieren kann.

18:30 Uhr
Es gibt Essen und der stumme Einwand, nichts zu mir nehmen zu wollen, wird leider überhört. Stattdessen kann ich mich nach dem Servieren schon nicht mehr entsinnen, welche Farbe der Teller einmal gehabt hat, auf dem nun dieser Mount Futter zu besteigen ist.
Ich beobachte Tante Frieda beim Essen, so wie die reinhaut, würde ich es ihr glatt zutrauen, dass sie auch den Weihnachtsmann gefressen hat. Nicht mit böser Absicht. Vermutlich mussten Frieda und Hubert auf dem Weg hierhin mal halten, weil Frieda im Wald mal musste. Und der Weihnachtsmann hatte dort zufällig dort seine Panne. Man hat ja schon von solchen Zufällen gehört. Und gerade, als der Mann im roten Mantel meine Tante um Hilfe bitten wollte, machte es kurz haps und schon war er weg! Alles möglich, Tante Frieda traue ich einiges zu.

19:00 Uhr
Ich werde auf mein Zimmer geschickt. Vermutlich gesteht Tante Frieda jetzt alles und spuckt ein Stück vom Rentier aus…bestimmt die rote Nase, die verdaut keiner so leicht.
Onkel Hubert wird dann behaupten, er hätte nix gesehen und nix gehört. Ein Tuba-Moment.
Das ist aber typisch für Oknel Hu, er wird sich nicht durchsetzen können, wenn er nicht eines Nachts leise aufsteht und Tante Friedas Gesicht heimlich mit dem Rasierapparat traktiert.
Aber Hubert ist ein kleiner Feigling, den Tante Frieda täglich auf den Tisch klopft und alle macht.

19:30 Uhr
Glockenähnliches Gebimmel aus dem Wohnzimmer. Komisch, was ist mit Tante Friedas Tuba passiert? Hat sie sie verschluckt? Egal, ich eile aus dem Zimmer und sehe:

19:31 Uhr
GÄÄÄSCHÄNKÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖ

19:32 Uhr
wieder auf der Toilette….verdammte Aufregung, verdammte Mandeln

19:33 Uhr
Tante Friedas eingestreuter Hinweis, ich könnte die Geschenke doch auch mit einer Windel bekleidet auspacken, damit wir hier endlich mal fertig werden, beantworte ich mit einem tödlichen Blick….aber die Frau atmet weiter. Vermutlich funktioniert er nicht bei Anverwandten.

20:00 Uhr
Ich bin mit meinen Geschenken recht zufrieden.
Nur die Sache mit dem Rasierapparat ist bestimmt eine Verwechslung von Onkel Hubert, ich sage aber nichts, sondern sehe es als Ausgleich für die Klingelbeutel-Spende.

21:00 Uhr
es gibt Nachtisch. Während ich mir Maronenpudding in den Schlund schiebe, frage ich mich, wie der Weihnachtsmann das so schnell deichseln konnte…hat er die Tuba gehört? Meine Gebete? Egal…

22:30 Uhr
Weinend ins Bett, weil Tante Frieda mich sehr verletzt hat mit dem Satz „Wie fühlt man sich denn jetzt mit 32?“
Habe dann bei Ebay angefragt, ob man nicht ausnahmsweise, wirklich nur speziell in meinem Fall eine klitzekleine Menschenhandel-Auktion erlauben würde. Noch keine Antwort.

23:30 Uhr
Höre, wie Tante Frieda unser Haus Tuba spielend verlässt. Verstehe langsam, warum es immer heisst, an Heiligabend würden die meisten Verbrechen innerhalb der Familie passieren. Nehme mir die Sache mit dem Tunnel für nächstes Jahr fest vor.
Schlafe ein und träume von Taschentüchern voller Speichel, die auf meine Mundwinkel zurasen.

01:30 Uhr
Auch Maronenpudding scheint nicht gerade magenfreundlich zu sein, weswegen ich schwöre nächstes Jahr in ein Land zu reisen, in dem Weihnachten nicht stattfindet.



Hier sind wir also nun am Ende der Weihnachtstrilogie.
Nächste Woche geht’s nicht mehr um Weihnachten, versprochen.
Also, wie das so ist am Ende von Trilogien, der Ring ist vernichtet, Sauron beleidigt, Neo tot, die Matrix zerstört, Anakin Skywalker verwandelt sich in Darth Vader und Max hat das Weihnachtsfest im wahrsten Sinne des Wortes pappsatt. Finish.

Ich wünsche allen Lesern ein schönes Weihnachtsfest, viele Geschenke, eine nette Zeit und möglichst viel Gesundheit.
Ich bedanke mich auch bei allen, die es bis hierhin mit mir ausgehalten haben und sich immer durch mein Geschreibsel kämpfen, das spornt an, weiterzumachen.
Also, wir lesen uns, wenn wir alle ein paar Gramm schwerer sind.

Bis nächste Woche.


>

15.12.05

Pennys Wochenrückblick Folge 26: wonach muss Toilettenpapier eigentlich riechen, damit man Weihnachten nicht vergisst?

Der heilige Abend nähert sich mit leisen Schritten und vielen wird nicht wohl dabei. Es ist schon ulkig, jedes Jahr im Dezember bekommen die Menschen beim Blick auf den Kalender das, was Verwalter privater Insolvenzen „Verdrängungsgedanken“ nennen.
So wie säumige Schuldner plötzlich keine Briefe mehr öffnen, nicht mehr in den Briefkasten schauen, ja, sogar den Namen des Postboten vergessen, genauso schauen Weihnachtsprobanden im Dezember einfach nicht mehr auf den Kalender.
Sie setzt ein: die große Bescherungs-Vergeßlichkeit.
Man irrt umher, geht mal hierhin, mal dort hin, macht dieses oder auch mal jenes und irgendwas sitzt einem da im Nacken, wie eine kleine Zecke, die ein bisschen nagt, man merkt es, aber man kann es nicht weg machen.
Bis die menschliche Pupille am 23. Dezember auf den Kalender guckt und man aus dem komatösen Schlaf erwacht

„Grundgütiger, die Geschenke!“

Nun setzt dezente Hektik ein, man nimmt Anlauf und springt in seine Schuhe, fährt mit 150 Sachen in Richtung Innenstadt, die in einer dreiviertel Stunde die Schotten dicht macht.
Dort angekommen und nach Präsenten suchend bekommen die Leute so einen weit aufgerissenen, leicht irren Blick. Da haben wir sie. Geschenkezombies.
Wie normale Zombies, nur viel schneller und mit jeder Menge bunter Tüten an den ausgestreckten Armen.

Man muss es aber auch mal mit anderen Augen sehen und einen kleinen Eimer Verständnis aufbringen, denn: Weihnachten kommt ha dieses Jahr wieder völlig überraschend und unerwartet.
Man schlendert durch die Gassen und denkt an nix böses und plötzlich springt ein Gauner aus einer schummrigen Ecke hervor und brüllt:
„Am 24.12. ist es soweit!“
Ein Schock!
Aber zu dem Zeitpunkt hatte man ja auch schon aufgehört auf den Kalender zu gucken, also ist das normal.
Jetzt muss man sich erstmal beruhigen, also eilt man in das nächste Geschäft und kauft eine Ruhe spendende Kerze und die bitte möglichst mit einem deutschen Docht.
So was gibt es jetzt nämlich auch, Kerzen mit deutschen Dochten.
Da muss viel Wert drauf gelegt werden, weil Dochte aus anderen Ländern vermutlich nicht so feuerempfänglich sind. Eventuell brennen sie auch gar nicht. Und dann würde man zu Hause stehen, sich den Daumen wund zündeln beim Versuch, eine Kerze mit bolivianischem Docht zu erleuchten.
Deutsche Dochte werden in fussballfeldergroßen Hightech-Fabriken von modernsten Maschinen gefertigt. In diesen gigantischen Fabriken fährt vermutlich ein gut bezahlter Vorarbeiter in einem kleinen Dienst-Smart durch die Hallen und parkt hin und wieder an einer der überdimensionalen Dochtmaschinen, um sie murmelnd zu überprüfen.
Dochte aus südamerikanischen Ländern werden natürlich nicht so gefertigt, dort werden in brütender Hitze kleine Kinder in Höhlen gesperrt und dann wird auf Teufel komm raus gedochtet.

Man erkennt hier zweierlei: Auf der einen Seite rettet man mit dem Kauf von deutschen Wachserzeugnissen jede Menge Arbeitsplätze (also einen…den vom Vorarbeiter) und auf der anderen Seite hab ich von der Dochtherstellung nicht viel Ahnung.
Wie auch immer, hat man es geschafft, so ein beruhigendes Licht zum Leuchten zu bringen, gilt es, Weihnachten nicht in Vergessenheit geraten zu lassen und den halben Tag „Denk dran, am 24. ist es so weit“ zu raunen.
Natürlich reicht das nicht aus, einfach irgendwas raunen, das hat noch keinen zum Baum der Erkenntnis gebracht.
Man braucht einen Knoten im Taschentuch, eine kleine Gedächtnisstütze.

Also eilt man in den Supermarkt, an Kerzen mit nationalem Gefriemel vorbei und ab dafür ins Taschentuch-Reich.
Aber das kann auch nicht wirklich eine Lösung sein.
Natürlich, man kann sich zig Tempos kaufen, aber es gibt ja nicht nur Weihnachten, an das man sich erinnern muss. Der Erwin hat ja noch am 28.12. Geburtstag und dann kommt da noch das Weihnachtsessen mit der Firma…. Plötzlich hat man siebzig Taschentücher mit nem Knoten vor sich liegen und schon war es das mit der Hirnstütze.
Wer dann niesen muss, der kann erstmal ein Tuch entwirren und bis man damit fertig ist, hängt der Rotz auch schon an der Wand.

Also wieder in den Supermarkt, husch husch, man braucht etwas anderes zur Assoziation und da fällt es einem in die Hände:
Toilettenpapier mit Spekulatius-Geruch.
Das ist es.
Schöne Vorstellung: Auf dem Klo hocken, einen Haufen hinter die Hacken setzen, das Papier nehmen und in der spekulatiusgetränkten Luft beruhigt denken:

„Ach ja, bald is Heiligabend…hoffentlich bekomm ich das Klo bis dahin sauber!“


Natürlich schweigt der Hersteller sich aus, in was der Spekulatiusduft sich verwandelt, wenn das Papier wirklich zum Einsatz kommt.
Man will es eigentlich gar nicht wissen.
Kinder kann man natürlich beruhigt in die Nähe von derartigem Zeug lassen.
Es ist nicht zu befürchten, dass dieses plötzlich fahnengleich aus dem Blagenmunde hängt. Niemand, der bei Verstand ist, mag Spekulatius.
Denn der typische Beigeschmack dieses Gebäcks erinnert doch eher an verstaubte Butterkekse.
Trotzdem gibt es das Zeug schon seit Jahrhunderten…es verschwindet einfach nicht. Vielleicht steckt ja die Spekulatiusmafia dahinter.

Ich kann es deutlich vor mir sehen: Klischeebehaftete und muskelbepackte Männer in langen schwarzen Mänteln drohen kleinen Supermarktfilialleitern mächtig Prügel an, wenn sie das Spekulatius im Regal nicht an die vorderste Konsumentenfront schieben.
Spekulatius wird natürlich grundsätzlich in alten, mittelalterlich bemalten und muffigen Tüten feilgeboten, der Modernisierungswahn ist beim Spekulatius noch nicht angekommen, es ist noch nicht hip, noch nicht kultig.
Cabriofahren, ein Ellbogen hängt draussen, der warme Fahrtwind und dann ein Spekulatius? Nee, das passt irgendwie nich. Nachts in der Disse, ein nettes Gespräch zwischen zwei Geschlechtern, ein leckerer Caiphirinha mit zwei Strohalmen und dann holt der Mann einen Keks raus und streut ihrn krümelig über das Getränk? Das endet auch nicht in ner tollen Nacht.
Vermutlich müssen erst berühmte Filmschauspielerinnen in knappen Shorts mit Spekulatius in der Hand auf dem roten Teppich abgelichtet werden.

Dann geht’s aber richtig los, die lustige Backmischung bekommt eine neue Farbe (Türkis vielleicht?), in den Städten werden Speku-Automaten aufgestellt und jedes Wochenende werden coole Partys veranstalt, in denen es das Zeug in allen nur erdenklichen Variationen zu kaufen gibt (Pudding, Saft, intravenös, so was in der Art).
Dies gipfelt dann darin, dass 2 Musiker mit den Namen MC Speck featuring Lazius eine Hitsingle mit dem Namen „Kauf Dir nen Keks“ auf den Chartgipfel tragen.
So eine Entwicklung wäre doch zu begrüßen, man vergisst vor lauter Ekel-Gebäck alles um sich herum, nur an Weihnachten muss man ständig denken und endlich gibt’s dann auch pünktlich die Geschenke.

In diesem Sinne…ab in die Stadt.

10.12.05

Pennys Wochenrückblick Folge 25: Ein Knecht! Ein Krake! Nicht viel Besinnlichkeit !

Nutzloses Wissen zu gewissen Themen kann auch recht ulkig sein. So kam es mir in dieser Woche zu Ohren, dass ein ausgewachsener Krake sich problemlos durch ein Loch quetschen kann, dass die Größe einer zwei Euro Münze hat.
Wissen solcher Art mag interessant klingen, doch zu einem praktischen Nutzen kommt es meist nicht. Nur die extrem verschrobenen Zeitgenossen halten einen ausgewachsenen Kraken in ihrem Geldbeutel oder der Spardose, nur um zu schauen, wie er sich durch die stinkenden Taler windet.

Doch eigentlich wollte ich ja was über Nikolaus und Weihnachten schreiben.

Schliesslich ist es jetzt höchste Zeit für ein bisschen Besinnlichkeit, denn wer bei all dem Stress und all der Muffigkeit der letzten elf Monate jetzt immer noch nicht zur Besinnung und damit zur Besinnlichkeit gekommen ist, der wird nicht mitgenommen ins nächste Jahr.
Das stelle man sich mal vor, schlecht gelaunt wird man von seinen Mitmenschen einfach in 2005 gelassen, die Zeit hält an, wahrscheinlich noch an einem Tag, wo`s Glatteis regnet und den Rest seines Lebens legt man sich auf dem Einkaufsweg dezent aufs Gesicht.
Deswegen jetzt auf drei…1…2….3….Besinnlichkeit.

Hm..

Scheint nicht zu klappen.
Es ist aber auch nicht einfach, klar, die kleinen Kinder, die hüpfen immer noch im Kreis in der Nacht vor Nikolaus, was wird wohl drin sein im Nike-Turnschuh und die wichtigere Frage, wird es teurer sein, als der Nike-Turnschuh?
Wenn nicht, ist Enttäuschung vorprogrammiert bei all den verwöhnten Teppichrutschern.
Aber hohe Erwartungen sind dieses Jahr nicht erwünscht. Man kann froh sein, wenn die Mandarinen nicht schimmelig sind, die da im Schuh liegen, auf der einen Seite schmecken verschimmelte Mandarinen nicht und auf der anderen sind die Schuhe im Eimer.

Aber unsereins freut sich nicht mehr auf Nikolaus, hofft eher, dass keine Schokokrümel die Sohle versauen.
Man wird realistischer.
Denn der Nikolaus, das weiß man auch, wenn man sich ein bisschen informiert, sah früher ganz anders aus. Der hatte keine Kohlsuppendiät nötig, der Nikolaus von damals war ein Geselle von schlanker Statur, trug eine Bischofsrobe und einen interessanten Stab.
Aber das ist einfach nicht massenkompatibel, weil so einem Nikolaus würde man heute die Tür vor der Nase zuknallen, aus Angst er würde einem ein Wachturm-Abo andrehen wollen.
Also hat Coca Cola vor Jahren einen anderen erfunden, einen der nen roten Mantel mit weissem Pelz trägt.
Aber jetzt hab ich in dieser Woche erfahren, dass das nur ne Urban Legend ist, also was, was auch nicht stimmt und nun bin ich vollends verwirrt.

Richtige Besinnlichkeit will auch nicht aufkommen, wenn man im Dezember durch den Supermarkt läuft, denn dort stehen sie ja in Reih und Glied, die Nikoläuse, eine einzige Schokoarmee ist das und dieser Anblick langweilt mit der Zeit.
Vielfach zur Besinnlichkeitsvernichtung beigetragen haben auch englisch gesungene Weihnachtslieder.
Schrecklich.
Und allen voran „Last Christmas“.
Dank Schotts Sammelsurium weiss man ja, dass dieses Lied zu keiner Weihnachtzeit auf Platz 1 war, niemals, doch das hält die Radiosender trotzdem nicht davon ab, diesen Skihüttenfremdgehschmalz in unsere Ohren zu stopfen.
Da lob ich mir meinen heimischen Radiosender. Der spielt nämlich immer ein Weihnachtslied direkt vor den Nachrichten, so dass ich genau weiss, wann mein Radio nicht eingeschaltet zu sein hat.
Wobei es sich recht lustig anhört, wenn mein Gurtwarnsystem im Takt der Weihnachtsmucke plingt. Die Polizisten, die mir 30 Eur für`s Gurtvergehen aufbrummen, sehen das prinzipiell aber anders.

Wie wärs mit Licht, mag mancher denken doch auch hier haben wir es eher mit paradoxen Wohlfühlverhalten zu tun, denn dieses Jahr ist es ja eher so, dass so manch einer mit der rechten Hand die Beschwerde an sein Energieunternehmen schreibt, während man mit der linken die Weihnachtsbeleuchtung andreht.
Und Schnee? Was ist mit Schnee?
Tja, der hat dieses Jahr auch seine Leidenschaft verloren, meiner Meinung aber noch viel früher. In jeder Stadt gibt es zig Individuen, die auf die Idee kommen, Schnee etwas abzugewinnen. Die haben aber alle keinen Führerschein und düsen morgens mit dem Schlitten zur Arbeit.
Auch die Geilheit, ne weisse Weihnacht haben zu wollen, ist mir unerklärlich, denn es dauert Stunden über Stunden, bis man von A (Verwandte) nach B (andere Verwandte) kommt und das kann dem ganzen doch nicht förderlich sein. Ich kann auf jeden Fall keine Besinnlichkeit ausmachen, wenn ich mit meinem Auto übers Glatteis rutsche.
Im Sauerland hat man jetzt eine kleine Aversion gegen weisse Flocken, dort gilt es jetzt als besonders kreativ, sich auf folgende Weise zum Suizid zu begeben: Das Licht im Raume löschen, das Fenster öffnen und ganz laut rufen:“Juchhhheeee…Schnee…ich liebe Schnee!“

Der Einzelhandel muss auch noch reagieren auf diese ganze Antibesinnlichkeit.
Man sollte den Nikolaus mal Weihnachtsmann sein lassen und sich seinem netten Partner widmen:

Knecht Ruprecht.

Dieser fröhliche Zeitgenosse wird doch weit unterschätzt. In der landläufigen Meinung geht das Gerücht um, dass Knecht Ruprecht die nicht ganz so braven Kinder mit einer Weidekätzchen-Ruthe den bejeansten Hintern versohlt.
Das ist so nicht ganz richtig, denn der olle Knecht zieht so ein richtig großes Programm durch, der schleppt jeden Denunzianten mit in die Vorhölle.
Da wir alle nicht besonders brav sind, können wir schon mal unsere Badesachen zusammensuchen.

Das einzige Problem: kein Mensch weiss, wie der Knilch aussieht.
Deswegen sollte man Knecht-Ruprecht-Ähnlichkeitswettbewerbe veranstalten.
Vom Gewinner werden dann Schoko-Knechte in die Supermärkte gestellt (Zartbitterschoki mit Pfefferminz und Ketchupgeschmack), zahllose Doppelgänger jagen Kinder durch die Gassen (Motto: Brav war keiner, die Ruthe schlägt zurück) und spätestens im nächsten Jahr kommt dann der erste Kinofilm mit dem Titel:

Der große Knecht, Untertitel wie ich dem dicken gezeigt hab, wo`s lang geht.

Der Nikolaus wird arbeitslos, alle Menschen in Deutschland, die Niko Laus heissen, werden aus dem Land gehetzt und fortan verteilt der Knecht die Geschenke.
Das ist doch schön, denn so ein ausgewachsener Krake passt bestimmt auch zusammengeknüllt in einen Nikolausstiefel.
Natürlich ist das so ziemlich das schlimmste Knecht - Ruprecht - Geschenk was es gibt, noch vor den Bügeleisen und den Büchergutscheinen, aber der Gesichtsausdruck eines kleinen Kindes, dass morgens hoffnungsvoll in die vor die Tür gestellten Treter greift und dann einen Tentakel in der Hand hält….das ist schon einen Schnappschuss wert.
Natürlich verschenkt Knecht Ruprecht einen solchen Unfug nicht, er müsste seine Helferchen zu einem Tauchkurs schicken, sie vom Südpol in wärmere Gefilde verfrachten und dort auf Krakenjagd entsenden. Währenddessen muss eine andere Elfen-Arbeitsgruppe am Südpol ein angemessenes Aquarium basteln, ganz zu schweigen von den zwei Euro großen Reifen, durch die die Viecher springen müssen, bevor sie endgültig als Geschenk den Weg in die Kinderschuhe antreten.

Nein, ein solch Getier macht keine Freude am sechsten Dezember, eher macht’s den Boden nass und die Mama schimpft wie ein Rohrspatz und beendet die Diskussion damit, dass das glitschige Tier AUF KEINEN FALL ins Kinderzimmer gehört.
Sondern in die Badewanne.

Ich mach mich noch mal auf die Suche nach einer Nuance Besinnlichkeit, eventuell finde ich ja welche.

2.12.05

Pennys Wochenrückblick Folge 24: wenn vergammeltes Fleisch zu singen beginnt und anderes Schimmelgetöse!

Jetzt haben wir also den Salat. Den Fleischsalat. Noch genauer? Aber gerne: jetzt haben wir ihn also, den verschimmelten Fleischsalat.
Fleisch an sich ist ja eh schon länger nicht mehr in Glanz und Gloria getaucht, bekloppte Rinder und supergesunde – weil mit Antibiotika vollgepumpte – Schweinchen haben einen kleinen Teil dazu beigetragen.
Aber gut, da kann man nicht viel machen.

Die Möglichkeiten der Verbraucher sind ja eigentlich sowieso begrenzt, da Keime die unangenehme Eigenschaft haben, recht klein zu sein für die menschliche Pupille.
Und wenn sich der Schimmel doch bemerkbar macht auf dem Steak, dann denken bestimmt wieder einige:

„Och, das ist doch nur noch ein bisschen Fell!“

Überhaupt, der Verbraucher ist auch ein bisschen Schuld, sagt der Horst, der Seehofer.
Wir mit unserer „Geiz ist Geil“ Mentalität sorgen ja für einen schier ungeheuren Preisdruck unter den konkurrierenden Fleischanbietern auf dem Markt.
Das leuchtet ein und ein billiges Auto muss auch nur drei Räder haben.
Die Vegetarier werden sagen: „Wir haben es doch schon immer gewusst!“
Sie und noch ein paar andere werden einwerfen, dass Fleisch ja eh keinen Eigengeschmack habe und sich nur durch so manche würzige Sauce in ein gar köstliches Mal verwandle.
Natürlich stimme ich dem zu, allerdings finde ich die Vorstellung keineswegs interessant, lediglich Gewürzsoße zu schlabbern.

Man war sich auf jeden Fall recht schnell einig, dass Schimmel auf den Käse und in durchnässte Wände gehört, aber nicht auf ein Schnitzel.
Tipps für den mündigen Bürger gab es ja diese Woche zuhauf, frischer Rehrücken lässt sich am besten daran erkennen, dass irgendwo noch ein bisschen Geweih aus der Packung stößt, noch warmes Schweinefleisch erkenne man an frisch gekämmten Borsten und das Steak an sich ist eigentlich zum Verzehr geeignet, wenn es noch nicht paprikagrün ist.
Da haben dann nur die Farbenblinden ein Problem, aber wir können uns auch hier nicht mit jeder Minorität beschäftigen.

Natürlich meldet sich die korksandalentragende Front lauthals zu Wort, jetzt muss auch mal Schluss sein mit der Fleischesserei, ein Umdenken sei doch von Nöten, wir lassen die Kuh jetzt mal Kuh sein und widmen uns dem Gemüse.
Doch auch da finden sich nur Enttäuschungen, sind doch die Paprikas aus dem Supermarkt laut Greenpeace zu kleinen Pestizid-Handgranaten verkommen.
Man merkt es schon, es wird Zeit für eine trendige Brigitte-Diät, vielleicht: „Diese Woche essen wir mal gar nichts und nehmen drei Pfund ab!“

Ob sich das durchsetzt?

Nun, auf jeden Fall wird verottetes Fleisch vielfach untersucht und danach vernichtet, was ja auch richtig ist, wer will schon wissen, wie vergammeltes Mett noch ein bisschen weiter vergammelt und plötzlich Füße bekommt.
Irgendwo in dieser Republik hat man das aber dann doch gemacht, mit 5 großen Mettklumpen sogar, monatelang hat man das Zeug in die Sauna gelegt und wissenschaftlich untersucht und am Ende des Experiments durften die 5 Mettklumpen auf die Bühne gehen und „Durch den Monsun“ singen!

Jawoll ja, es ist Tokio Hotel Zeit und man verzeihe mir das Thema an sich, weil es ja keine Herausforderung darstellt, über 5 Gören zu schreiben, die nur beim Singen drei gerade Sätze auf einmal rausbringen.
Selbstredend hat eine solche Band ja eine Existenzberechtigung, schließlich weiss so manch neunjähriger heutzutage nicht, was er hören soll, wenn Benjamin Blümchen uncool wird. Endlich weiss ich, was in meiner Kindheit fehlte, fünf Knaben, die böse gucken können und irgendwas über Regen berichten. Juli und Silbermond für Grenzdebile.

Auch faszinierend, dass solche Bands heutzutage schon nach einer Single berühmt wie Hulle sind und kleine Mädchen an chronisch obstruktiver Bronchitis leiden.
Früher, zu meiner Zeit, da musste man sich als Musikus erstmal ein bisschen beweisen, da gab es Sätze wie:“Hmmmm, die erste Single war okay, eigentlich war sie sogar super, wollen doch mal schauen, ob mit der zweiten nicht schon der Absturz folgt.“
Man war skeptischer und noch nicht so abgestumpft, scheint mir fast.
Doch heutzutage kaufen ja auch nur noch die ganz kleinen Menschen CDs.
er Rest zieht sich die Musik ja aus dem Netz, wobei ich schwer verwundert bin, dass es noch „aus dem Netz ziehen“ und nicht „ausm Net pullen, Alder“ heißt.

Fans der Band US 5 mögen Tokio Hotel übrigens gar nicht.
Das ist witzig, denn nach „USA vs. IRAK“ gibt es nun endlich wieder einen kleinen Krieg in den Medien zu bestaunen, toll.
Warum die Fans von US 5 die Asien-Pension nicht mögen weiß ich leider nicht. Ist vielleicht zuviel krasse Gitarrenmusik oder so.
Die sind vielleicht zu krass drauf, schließlich wurden die beim Saufen erwischt und das ist gar nicht lustig, weil die 5 singenden Metthaufen noch minderjährig sind.

Aber einer hatte gleich eine passende Ausrede parat, nämlich „eine Frau hat mir so ein buntes Getränk in die Hand gedrückt und ich hab gar nicht gemerkt, dass da Alkohol drin ist.“
Jetzt kann man sich genüsslich der Frage zuwenden, welcher Metthaufen denn dümmer ist, der Tokio Hotel-Haufen oder der Manager-Haufen, der dem Tokio-Hotel-Haufen instruiert hat, einen derartigen Schwachsinn von sich zu geben.
Was soll das noch für Ausmaße nehmen mit der Jugend von heute?
Wenn die kleine Sängerin von Schnappi mit der Kokserei anfängt, wird sie dann auch behaupten, dass sie dachte, es sei nur Schnee?

Ach ich weiss es auch nicht.

Heute ist übrigens Freitag und ich habe Verona Feldbuschs Brustwarze gesehen. Herrlich. Mein Leben hatte also wieder einen Sinn. Diese alte Schnepfe, nie wollte sie sich ausziehen, aber haha, ganz Deutschland weiss jetzt, wie die poothsche Brust nun ausschaut und dank Bild.de wissen wir sogar, wie sie unter ner Lupe aussieht. Wahnsinn. Echt jetzt. Was mich irgendwie zu der Überzeugung bringt, dass in der BILD Kantine auch kein frisches Fleisch mehr feilgeboten wird.
Es ist immer wieder herrlich zu beobachten, über was man so alles berichten kann und deswegen berichte ich noch über das hier:
Heute, kurz vor elf, eine Hals-Nasen-Ohren Praxis mitten in Deutschland.
In der Mitte des Wartezimmers auf Kniehöhe ein roter Holztisch mit lauter komischen weissen Flecken.
Huch“, denk ich so auf die Entfernung betrachtend „hat der Fleischskandal jetzt auch schon die Herren in weiss erreicht?
Und plötzlich kommt sie rein, eine Mutter mit ihren drei Rutschepetern (das ist österreichisch, ich habs nachgeschlagen) und zack, hocken die drei am Tisch, nehmen die stabilen Bauklötze in die Fingerchen und schon weiss man, woher die weissen Macken im roten Holztisch kommen.
Und ich war doch nur wegen meinem Hals hier, denk ich so vor mich hin.
Klötze sollten aus Schaumstoff gemacht sein. Da spricht doch wohl überhaupt nichts gegen, auch Schaumstoffklötze kann man zu Türmen auftürmen und wenn diese dann holterdipolter umkippen, dann ist dieses holterdipolter doch wohl ein Andre Rieu Streichkonzert gegen das holterdipolter von normalen Bauklötzen, welches ja eher an eine polnische Baustelle erinnert.
Aber es sind nicht nur die Klötze. Kleine Kinder rennen andauernd in Arztpraxen mit ihrem Kopf gegen Stuhllehnen (wenn die Stühle leer sind) oder gegen die arthritischen Knie älterer Menschen (wenn die Stühle besetzt sind).

So oder so, finde ich es bewundernswert, mit welch stoischer Gelassenheit Kleinkinder derartige Aufprallereignisse verarbeiten, nur die wenigsten weinen und somit haben sie viel mit Betrunkenen gemeinsam, wenn diese im Flachflug die Strasse mit ihrem Gesicht tätowieren.

Vielleicht sollten sich mal Wissenschaftler über dieses Schmerzfrei - Phänomen wundern und sich damit beschäftigen, ich war auf jeden Fall froh (wie alle anderen Patienten auch), endlich dranzukommen.
Gut, dass keiner der drei Kleinen auch noch ne Windel vollgemacht hat, sonst hätte mein HNO-Arzt viel zu tun gehabt.

In diesem Sinne:

Eine schöne Woche noch.


P.S.: Niemand sollte mir Kinderfeindlichkeit unterstellen, schliesslich hab ich weder gefordert, die 5 singenden Metthaufen fachgerecht zu entsorgen, noch machte ich den Vorschlag, Spielecken in Arztpraxen in schalldichten Räumen unterzubringen.