28.6.07

Pennys Wochenrückblick Folge 104: von zerhackten Quanten, zerbröselten Mauken, gequetschten Latschen!



Schönheitsoperationen Anno 2007...und alle schneiden mit!





Über den Fuß an sich rankt sich so manches Mysterium.
Nicht viel ist über ihn bekannt.
Mit der Hand ist das anders, da weiß man Bescheid, da wird sich gekümmert. Auch der Kopf ist wohl erforscht, manche verwenden ihn sogar zum Lösen kompliziertester Gleichungen, während etliche noch immer mit dem kleinen Zeh vor große Schränke rennen.
Einige dagegen denken gar nicht nach, weder Füße noch sonst etwas betreffend.

In Wissensmagazinen wird manchmal über den Fuß berichtet.
Da wird dann immer einleitend ein Riesengeschrei veranstaltet, das man seine Füße gar nicht zu schätzen wüsste, läuft einer von Punkt A nach Punkt B – wobei Punkt A eine Frittenbude und Punkt B einen Mülleimer in unmittelbarer Nähe der Frittenbude darstellen kann – so wüssten die meisten es gar nicht zu würdigen, dass es doch die eigenen Mauken sind, die einen diesen Weg zurücklegen lassen.
Es paart sich Undankbarkeit mit schlechtem Gewissen und fortan rennen einige wispernd durch die Straßen.
„Feine Füße. Toll macht ihr das. Immer einer nach dem anderen, Wahnsinn, wie koordiniert ihr euren und meinen Alltag bereichert. Ihr seid die besten Füße, die ich mir vorstellen kann!“ Menschen, die derlei raunen sind für Menschen, die nicht mit ihren Quanten quatschen immer eine willkommene Gelegenheit, um die Ladenhüter in den Schaufenstern auf der anderen Straßenseite zu beobachten. Wir bedanken uns ja auch nicht bei unserer Lunge, dass sie so nett ist und täglich all die Luft für uns einsaugt und ausbläst.
Wir sehen: die meisten kümmern sich einen feuchten Schmutz um ihre Füße, was ja dazu führt, dass niemand mit normalem Gehwerkzeug ausgestattet ist.
Oder haben Sie jemanden in Ihrem Bekanntenkreis, der nicht unter einem Plattfuß, Senkfuß, Spitzfuß, Spreizfuß, Knickfuß, Hohlfuß oder einer Kombination aus diesen Deformitäten leidet? Hat man es nicht so mit dem Sockenwechseln, kommt auch gern mal ein nasser Schweißfuß dazu.
Da gerade die Männer es sind, die unter all diesen Krankheiten leiden, haben Frauen im Laufe der Jahrzehnte eine gewisse Abneigung gegen Füße entwickelt, gegen die der Männer und meist auch gegen die Eigenen. Viele strecken die Zunge raus und machen „Bäh!“, ich habe es selbst erlebt, auch wenn mein Fuß keine außerordentlichen Hässlichkeiten aufweist und immer frisch gewaschen daherkommt. Würde ich mir die Füße abhacken und auf blutigen Stumpen durch die Gegend staksen, manche Frau wäre ob ihrer Fußabneigung vermutlich verzückt.
Da ich mir aber nie freiwillig an meinem Fuß herumschnippeln lassen würde, muss die Verzückung der Frauen sich aus anderen Quellen speisen.

So manche Dame im Land der unbegrenzten Dämlichkeiten sieht das aber anders.
Denn weit überm Teich ist das sägen, fräsen, klöppeln, bolzen, knattern, hämmern und nageln an Frauenfüßen der allerletzte Schrei.
Nicht, weil man eventuell ein Problem mit seinem Gehwerkzeug hat und schief läuft oder weil einem ein Zehennagel eingewachsen ist. Nein, in good old America werden Zehen gekürzt, begradigt, umgeschnitten und verarztet, damit sie in Manolo - Blahnik – Latschen besser zur Geltung kommen.
Das ist nur logisch und verständlich, da ja mittlerweile jede Brust aufgepumpt ist und jede Lippe einem Mini-Atombomben-Testfeld ähnelt, gilt es neue Felder zu finden, auf denen chirurgisches Werkzeug sinnentleert zum Einsatz kommen kann. Da kommt den Halbgöttern in Edelweiß die unförmige Hacke gerade recht.
Wie es nun wirklich zu einer derartigen Entwicklung kommt, dass Frauen auf ihren Pumps in eine Praxis wackeln und um eine Abhobelung bitten, die weit über den Status der Hornhautentfernung hinausgeht, darüber lässt sich eigentlich nur mutmaßen. Man sollte doch meinen, dass die Menschheit mit zunehmender Verweildauer auf unserem Planeten auch mal ein bisschen schlauer wird.
Schade, dass man sich da wohl vertan hat.
Die Männer können nicht schuld sein. Ich kenne kaum jemanden, der auf gekürzte Zehen abfährt, Fetischismus scheint auch Grenzen zu haben.
Oder ist es das Aufgefangen-werden-wollen?
Wer in Stuart-Weitzman-Schühchen schon unter normalen Umständen keinen sicheren Halt findet und wie ein Hochseilartist im ersten Lehrjahr durch die Welt stolpert, der wird mit zusätzlich zerfräster Mauke kaum sicherer durch die Botanik schreiten.
Warum man sich da nicht einfach ein bequemes Paar Turnschuhe kauft und sich wieder auf Lippen und Oberweite konzentriert, ist vermutlich nur mit einem erhöhten Langeweile-Ausstoß zu erklären, frei nach dem Motto „An mir wurde schon so lange nicht mehr herumgeschnitten, es muss doch noch was geben...“
Da graut es einem vor der Zukunft.
Von der Schweißdrüsenentfernung im Fußbereich sind wir wohl nicht weit entfernt, könnt ja stinken auf dem Teppich der Eitelkeiten, eventuell könnte man an dieser Stelle einfach einen Raumdufterfrischer installieren, der nach leichten Druck auf den kleinen Zeh (wenn der noch nicht wegen der neuesten Jimmy Choo Latschen zweckamputiert wurde) eine leichte Wolke Kiwiduft in der Atmosphäre verteilt.
Auch schlangenartige Fortbewegung wird bestimmt in ein paar Jahren kein Problem mehr sein, ein paar Kerben in die Fußsohle und einige zusätzliche Muskeln und schon schwelgen Frauen dahin, ohne irgendwelche anderen Körperteile übermäßig beanspruchen zu müssen. Das wird klasse, wenn an den Stränden Malibus ganzkörperoperierte Schnaken den Strand auf und abgleiten. Eventuell kann man sich dann auch die Leber glätten lassen, sieht ja scheiße aus, so ein verschrumpeltes Organ unterm Ultraschall.
Vor der Idee, mal was mit dem Gehirn zu veranstalten, wird sich die schneidende Zunft natürlich schwer hüten. Nicht, dass so mancher dann auf den Trichter kommt, dass man auch ohne gebügeltes Gesicht und formvollendeten Zeigezeh ein prima Leben führen kann und alles wieder rückgängig gemacht werden soll. Reversible plastische Chirurgie, auch damit ließe sich ja Geld verdienen.
Es ist aber wohl eher davon auszugehen, dass so gegen 2120 folgender Dialog auf den Farmen der Fratzenmetzger zu vernehmen ist:
„Ach Herr Doktor, ich fühl mich ganz unwohl damit, ständig Kopfschmerzen, dann die ständigen Stimmen und mein Schädel…er fühlt sich so schwer an. Können sie da nicht was unternehmen?“
„Kein Problem, Miss Stewart, ob Großhirn, Kleinhirn, Zwischenstamm oder Hypohalamus. Lässt sich alles schmerzfrei weglasern. Die Migräne verschwindet nützlicherweise gleich mit.“
Und bei Darth Freiwald auf Schoppyng 5 wird die Chirurgensäge zum Selbstversuch für 399,95 vertickt. Inklusive einem Sack Mullbinden.
Möglich wär’s.










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21.6.07

Pennys Wochenrückblick Folge 103: Multiple Orgasmen auslösende Massagematten von Schoppyng 5!



hier ein Intelligenz förderndes PC-Spiel für den RTL-Shop! Herr Beckstein, übernehmen Sie...





Ich bIn mir nicht sicher, ob der RTL-Shop wirklich auf der guten alten Erde gedreht, geschnitten und von einer Sendestation ausgestrahlt wird. Viel einfacher wirkt in mir die Vorstellung eines fremden Planeten voller Schrottartikel, auf dessen Gipfel Darth Walter Freiwald seine imperialen Truppen losschickt, um meinen Heimatplaneten mit den feschesten Elektroartikeln zu überhäufen, seit Edison die Glühbirne erfunden hat. Bis vor ein paar Wochen wusste ich freilich noch nichts von derlei Welteroberunsplänen, da platzte Darth Walter getarnt im Biedermeieranzug Punkt acht Uhr auf die Fernsehschirme deutscher Haushalte, aber nicht auf meinen, denn die Flimmerkiste war aus und ich auf dem Weg zur Arbeit.
Doch ich wurde entdeckt, entlarvt, enttarnt.
Auch ich sollte leiden, furchtbare Schmerzen sollte ich erdulden, durch meine Gehörtunnel sollten Transporter voller Unrat rasen, die antiaudiophilen Müll in meinem Hirn ablagern, bis ich mich nicht mehr wehren kann und bei der Hotline…irgendeinen Scheiß bestelle.
So zog man den RTL-Shop um eine Stunde vor, um auch ja all die Menschen zu empfangen, die bisher erfolgreich flüchten konnten.
Mich eingeschlossen.
Also machte die Planetenschar sich auf, mich zu erobern:
Darth Freiwalds dunkle und böse Prinzessin trägt den weltlichen Namen Bianca-Maria und probiert im TV die Masasche-Matte aus.
Nicht die Massagematte, sondern die Masasche-Matte. Ihr Adjutant Gernot (mit einer Fliege bekleidet, das ist bei Adjutanten so) klärt sie über den genauen Wortlaut auf, aber wir verzeihen es Bianca-Maria, schließlich hat sie auf Schoppyng 5 (Darth Freiwalds Heimatplanet) bisher unschuldige Staubsauger gefoltert. Die Masasche…Verzeihung, die Massagematte ist ein mobiles Knetgerät, welches sich überall mit hinnehmen lässt. Ein stichhaltiges Argument, der Masseur aus der Praxis folgt einem schließlich nicht, Rezeptgebühr hin oder her.
Aber so ne Matte, die kann man ja überall und überhaupt. Die Matte wurde in den Todesfabriken von Schoppyng 5 hergestellt, um uns arme Erdenbewohner von Rückenpein und Nackenknacken zu befreien. Die dunkle und böse Prinzessin Bianca-Maria hockt sich auf den Sessel, auf die Matte und …dann geht’s los. Sie stöhnt und stöhnt und stöhnt, als wenn hinter der Kamera ein Exorzist zu Werke geht und mystische Formeln raunt. Das Stöhnen weitet sich zum Brüllen aus, DAS MÜSSEN SIE HABEN, DAS BRAUCHEN SIE. Somit wäre ein Teilauftrag zur Eroberung der Erde erledigt, denn die Masaschematte ist keine Masaschematte und auch keine Massagematte, nein, die kleinen sich drehenden Kugelgelenke pflanzen uns außerirdische Gene ein, die eine Herabsetzung der Kaufhemmschwelle bewirken. So werden aus mündigen Bürgern sabbernde Hotlinebesteller und sei das Produkt auch noch so beknackt.

Derart grenzdebil und von allen weltlichen Gelüsten befreit lässt sich auch der Edelstahl Halsreif „Meereszauber“ bestellen. Folterknechtin Anona (ja, die heißt wirklich so, auf Schoppyng 5 ist das nach Karl-Heinz der zweithäufigste Vorname).
Für läppische 44 fünfundneunzig, bekommt man einen offenen Halsreif. Offen deswegen, weil die Energie weiterhin fließen kann. Um welche Energie es sich genau handelt, wird nicht erläutert, Erdenbewohner sind eventuell zu blöd für so intelligentes Weltallzeugs. Wichtig ist lediglich, dass die Energie fließen möge. Für Bewohner illustrer Heime, in denen Menschen über 35 noch einmal die Grundrechenarten erklärt werden, wird Folterknechtin Anaona deutlicher: Man solle sich doch einen Wasserschlauch vorstellen, man drehe den Hahn auf, ABER….man knickt den Schlauch.
Was passiert?
Die Energie kann nicht fließen.
Sagt Anona.
Und erklärt, dass Wasser auch Energie ist. Ganz schön bekloppt, die Bewohner von Schoppyng 5. Wenn ich nen Gartenschlauch abknicke, dann verdorren meine Hortensien, so einfach ist das. Ursache und Wirkung, checkste das, Darth Walter?
Aber Anona foltert ja meine Ohren noch ein Stückchen weiter. Wir (also die plöden Erdfuzzis) sind energetische Wesen und wenn wir verklemmt (!) sitzen, dann fließt die Energie – von der wir leider immer noch nicht wissen, um welche Energie es sich hier dreht – von der Erde in den Kopp und wieder zurück.
Hier setzt allerdings der Halsreif „Meereszauber“ an, denn die Magnete am Reif….ja….was machen die? Wird leider auch nicht erklärt, man munkelt nur ein bisschen, dass man die Magnete ja an Halsreif, Armreif und Fingerring ansetzt. Also genau die Stellen am Körper, die mal ab und an geschwollen sind. Leider wird ein Stirnband nicht angeboten, das Abschwellen des Stammhirns aufgrund von ungezügelter Dumpfbackenplauderei wäre nicht nur bei Anona und ihren Kollegen von Schoppyng 5 zu begrüßen.
Damit wir nun nicht einfach den Fernseher ausschalten (die Wirkung der Masaschämaddä lässt ja auch langsam nach) wird uns noch vorgeworfen, dass gerade wir in Deutschland (also SIE und ICH und SIE DA DRÜBEN ebenfalls) „so Sachen“ immer gleich abtun. Sachen, die man nicht messen kann. Dann wird Anona poetisch und sagt den Satz des Tages:
„Liebe könne man ja auch nicht messen!“
Ein toller Vergleich, die Wirkung des energetischen Halsreifs kann man nicht messen, aber man kann das Teil kaufen, die Liebe kann man nicht messen…aber man kann sie auch kaufen. Wer nun an einen Zusammenhang von RTL-Shop und Russenpuff denkt…bitte schön, ich werd’s nicht verurteilen.
Gegen Ende des Verkauf-Martyriums wird man nicht müde, uns die leichte Handhabung von „Meereszauber“ ins Hirn zu trichtern. Ganz „Easy Going“ könnte man das Ding anlegen und abnehmen, da stört kein Knebelverschluss. Dass Darth Walter auf Schoppyng 5 mit einer Universalfernbedienung nur darauf lauert, alle Träger von „Meereszauber“ mit einem einigen Knopfdruck über eine Entfernung von 28 Lichtjahren qualvoll zu erwürgen, wird nicht erwähnt. Ist ja auch wenig verkaufsfördernd.

Zwei namenlose Rekruten der Imperialtruppen stellen dann später eine von 17 Millionen verschiedenen im RTL-Shop erhältlichen Digi-Cam-Modellen vor. Jeden Marktschreier in Grund und Boden brüllend wird das Drei Zoll Display der Kamera angepriesen, als wenn das letzte Mal die Sonne aufgeht (auf Schoppyng 5, logisch!). Gleichzeitig wird die verwandtschaftliche Größe zur auf der Erde heimischen Scheckkarte in höchsten Tönen gelobt. Da ist man als Erdenbewohner schnell wirr im Kopf. Will ich nu ne Kamera, die so klein ist, dass ich sie fast einatmen kann? Oder will ich lieber ne Kamera, die ich im Notfall auch als raumeinnehmenden Farbfernseher benutzen kann. Vermutlich bastelt Darth Walter schon an ner aufblasbaren Digicam, die, wenn man erstmal den ganzen Kladdereaddatsch fotografiert hat (die Folterungen von Anona, das Sexualverhalten der imperialen Sturmtruppen nach Benutzung der Matschasematte, das Energiestirnband von Paris Hilton), auf dem aufgepumpten 747 Zoll Bildschirm bewundern kann. Die Digicam-Luftpumpe muss man selbstredend extra bezahlen. Derart überzeugt steigen wir natürlich samt und sonders blöde grinsend in Darth Walters Albtraumschiff ein und fliegen mit Denkgeschwindigkeit nach Schopyyng 5 um dort für immer und ewig unter Erduldung körperlicher und seelischer Höllenqualen sinnlose Sachen zu kaufen, die uns hirnverblendete Shoppingverkäufer ans Bein binden…ein schlimmes Ende.





Wer natürlich zu den mutigen Zeitgenossen gehört, darf sich gern die Originalvideos dieser Shopping-Wahnsinnigen ansehen. Aber beschweren Sie sich bitte nicht bei mir, wenn Darth Walter Sie als erstes abholt:

Maaaasaaaaaschä-Maddä

Killer-Halsreif

Digicam-Hypnose


















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14.6.07

Pennys Wochenrückblick Folge 102: Full HD Dieter Bohlen für 80.000 Euro, Beklopptheit schon für 10!



Ein toller Fernseher (wie hier im Hintergrund links), ne fette Anlage (Hintergrund rechts) ein schickes Tattoo zum Abwischen (dank Tattoostift) und ne olle Holzklampfe. In Verbindung mit hässlichen Hausschuhen lässt sich so für knapp 17,50 Euro ne nette Stimmung erzeugen. Es geht aber auch teurer, doch lest selbst...






Ach man kann so viele schöne Dinge kaufen, wenn man nur das nötige Kleingeld über hat.
Ich suchte in dieser Woche einen Fernseher, flach soll er sein, denn das bollernde und ausladende und für viele doch recht unnütze Hinterteil eines TV-Gerätes – der Fernseharsch – ist nicht erst gestern aus der Mode gekommen. Einen Fernseher muss man an die Wand hängen können. Nicht, dass das früher nicht gegangen wäre, allerlei Seilschaften und dicke Haken waren allerdings von Nöten.
Weil das nicht schön aussah, stellte man Fernseher dorthin, wo sie hingehörten: in Phonoschränke. Holzige Ungetüme mit dicken Türen. Wie beim Kasperletheater, tadaaa, ein Fernsehaaaaa. Diese wuchtigen Möbelstücke sind mit der Erfindung des Flachbildschirms netterweise gleich mit ausgestorben.
Nun, ich suchte und fand. Die Preise für die flachen TV-Flundern sind gefallen, doch stolperte ich bei meiner Recherche auf ein ungewöhnliches TV-Gerät.
Ein Fernseher für läppische 79.999 Euro.
In Worten noch mal, damit keiner glaubt, ich hätt mich vertippt:
Neunundsiebzigtausendneunhundertneunundneunzig.
Zweihunderteinundsechzig Zentimeter Bilddiagonale.
Was für Menschen sind das, die sich so eine Flimmerkiste kaufen?
Und darf man zu so einem Gerät überhaupt „Flimmerkiste“ sagen?
Würde ein dekadenter Dialog zweier Barone folgend möglich sein?

„Schau hier, meine Flimmerkiste für gerade mal neunundsiebzigtausendneunhundertneunundneunzig Euro!“
„Mensch, Klasse, Thorben. Und dieser eine Euro, durch den die Schmerzgrenze von 80.000 Euro nicht überschritten wird. Wahnsinn!“

Vermutlich.
Gehen wir davon aus, dass weder Sie noch ich jemals diesen Fernseher in die Palette technischen Schnickschnacks aufnehmen, der in unseren Behausungen piept und blinkt.
Und das ist auch okay so. Ich müsste mir erstmal ne Eigentumswohnung kaufen, die mehr wert wäre, als dieser Fernseher. Alles andere wäre doch zu paradox.
Doch was kann dieser Fernseher für so unglaublich viel Geld? Da muss es doch was besonderes geben, so nen Batzen Kohle leg ich doch nicht hin, damit ich morgens im RTL Shop Walter Freiwalds dampfreinigerverkaufendes Gesicht im Kontrastverhältnis 5.000 : 1 genießen darf, oder?
Sortiert er vielleicht gutes Fernsehprogramm von schlechtem? Aber das ist auch blöd, dann bleibt das Ding die meiste Zeit aus. Kann man vielleicht sogar darin wohnen? Schlafen? Dann bräuchte ich diese teure Eigentumswohnung nicht mehr, ich würde mich einfach abends in das Innere meines 220 Kilogramm schweren Fernsehers legen und mir Pixelsand in die Augen streuen lassen.
Geliefert wird das schicke Gerät direkt vom Hersteller, was noch mal 6.000 Euro kostet, was witzig ist, weil ich mir für dieses Geld fünf gute Fernseher kaufen könnte und somit auch auf dem Gästeklo keine Folge von „unser neues Zuhause“ verpassen würde.
Warum 6.000 Euro? Sind das die Kosten für das Herausbrechen tragender Pfeiler, damit sie den Fernseher überhaupt in mein Wohnzimmer gerollt kriegen?
Oder kommt der Vorstandschef der Herstellerfirma mit dem Hubschrauber persönlich angeflogen, um mir zu meinem Spontankauf zu gratulieren? Hubschrauberbenzin ist teuer.
Geben wir doch die rund achtzigtausend Euro für sinnvollere Dinge aus und nicht für einen solch oberflächlichen Humbug.
Fliegen wir doch lieber nach Schanghai in den Seelensupermarkt und kaufen leere Döschen, leere Kartons, leere Behältnisse. Ganz leer sind die Verpackungen nicht, im Gegenteil, sie sind voller Seelenzustände.
Auf einer steht „ein viertel Liter bedingungslose Liebe!“ Ein vernünftig gewähltes Maß, viele halten mehr bedingungslose Liebe auf einmal auch nicht aus.
Oder wir kaufen uns „8 Stunden guten Schlaf“. Dass man den auch umsonst bekommt, in dem man einfach früh genug ins Bett geht, fällt vielen erst auf, wenn die Packung schon geöffnet wurde und da ist es für einen Umtausch schon zu spät, wer kann schon Schlaf wieder zurück in eine Packung befördern?
Es gibt auch eine Flasche, auf der „Stell Dich Deiner Hässlichkeit“ steht! Ein Verkaufsschlager? Eigentlich reicht doch da ein nicht beschlagener Spiegel, eine Reise nach Schanghai ist also unnötig.
Bei all der Frotzelei hat das ganze dann doch wieder einen ernsten Hintergrund und eine tiefgründige Botschaft. Denn der spirituelle Tante Emma Laden mit den ulkigen Verkaufsschlagern wurde von einem dänischen Künstler ins Leben gerufen. Warum er diesen Laden in Schanghai und nicht in Kopenhagen eröffnet hat, kann man nur mutmaßen. Vielleicht waren die Dänen einfach nicht an „Wehmut“ in Flaschen interessiert.
Doch die Dänen haben’s nicht geschnallt, denn der Künstler will dem unsäglichen Konsumterror spirituelles Shopping entgegensetzen. Der Kunde soll daran erinnert werden, worauf es eigentlich ankommt. Als belustigter Betrachter hoffe ich natürlich nicht, dass es im Leben darauf ankommt, leere Behälter zu kaufen, wo „ein Gugelhupf voll Harmonie“ und ähnliches draufsteht. Schlecht ist die Idee ja nicht und die Absicht, Menschen zum Nachdenken anzuregen ist ja auch ehrbar, aber mit Preisen von 1-10 Euro pro Seelenzustand bin ich mir mittlerweile gar nicht mehr so sicher, welcher Konsumterror mehr Sprengkraft birgt. Der omnipotente Fernseher für 80.000 Euro oder „ganzheitliches Denken“ aus dem Karton für 10 Euro. Vielleicht liegt die Wahrheit irgendwo kompliziert dazwischen, aber sicher bin ich mir nicht.




Hier noch ein paar Seelenzustände, die ich mir gern kaufen würde:

„eine Palette Anti-Morgenmuffeligkeit“ – für den Durchstarter von morgen.
„einen Eimer Lachanfall“ – nicht auf Beerdigungen benutzen
„einen Karton Verkehrstüchtigkeit“ – für Drängler und Rechtsüberholer
„eine Prise Tocken-Nase“ – gegen meinen Heuschnupfen
„die Fünf Minuten Depression“ – bei unberechtigter Euphorie
„ein Sprühfläschchen gepflegte Langeweile“ – wenn’s mal wieder zu aufregend wird, wegen der potenzierten Wirkung nicht an verregneten Sonntagnachmittagen verwenden.

Welche würdet Ihr gern kaufen? Schreibt sie in den Commentbereich.








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10.6.07

Pennys Wochenrückblick Folge 101: Ein Planet, ein paar Steine, ne Menge seltsame Menschen!



Da geht er nach Hause, der letzte Demonstrant aus Heiligendamm, in der rechten Hand noch die Flasche, die er eigentlich schmeißen wollte. Doch dann dachte er an den langen Heimweg und an den Durst, der ihn befallen könnte und so ließ er es bleiben.



Ab heute ist die Welt ein viel, viel besserer Ort als noch vor anderthalb Wochen, es muss so sein. Man hat sich nämlich auf allen Seiten ganz große Mühe gegeben, das soll nicht unerwähnt bleiben. Vor zwei Wochen war das freilich noch anders, da türmten sich Probleme und Klimaerkenntnisse ebenso in den Himmel wie Aids-Tote in Afrika und Berge gefälschter Markenschuhe. Es türmte sich eine ganze Menge, doch jetzt? Flachland, Ebene, alles abgetragen. Klasse, die Welt! Ein besserer Ort.
Dazu beigetragen haben:

Friedfertige Demonstranten

Friedfertige Demonstranten machen keinen Quatsch und gehen in Reih und Glied protestieren. Moment, Reih und Glied ist falsch, das klingt nach Militär, nein, sie schwadronieren die Protestmeile entlang, halten bunt bemalte Transparente hoch.
Viele haben übergroße Pappmache-Köpfe von Politikern auf Ihren Schultern, unter denen sie furchtbar schwitzen. Originalität wird übergroß geschrieben.
Da war das „Huhn aus Kamerun“, eine Frau, die in einem übergroßen Hühnerkostüm protestierte. Befragt, was das Huhn aus Kamerun denn nun genau bedeuten würde, da es auf den ersten Blick wohl nicht schlüssig schien, antwortete die schwitzende Dame, dass sie das „Huhn aus Kamerun“ sei und das Huhn dafür stehe, dass wir in Deutschland die ganzen tollen Teile vom Federvieh verzehren und den ganzen übrig gebliebenen Hühnerrotz, den wir daheim in den Müll schmeißen würden, nach Kamerun zur dortigen Verzehrung schicken. Hier soll wohl erreicht werden, dass in Zukunft die Menschen in Kamerun die gute Hühnerbrust verzehren und wir uns in Deutschland einen Hühnerschnabel-Auflauf backen. Damit ist zwar nicht der komplette Planet gerettet, aber ein toller und symbolüberfrachteter Anfang ist es schon.

Ansonsten ging es den friedfertigen Demonstranten vor allem darum, an den Sicherheitszaun zu gelangen, der viele Quadratkilometer Feld von noch mehr Quadratkilometer Feld trennte. In weiser Voraussicht wurde dieser Zaun nicht in Steinwurfnähe zum G8 Hotel gezogen, aber man muss als friedfertiger Demonstrant auch Ziele haben. Polizisten haben natürlich versucht zu verhindern, dass friedfertige und eventuell weniger friedfertige Demonstranten den Zaun erreichen. Dabei war an ein Überklettern eigentlich nicht zu denken, der fleischverzehrende Nato-Stacheldraht hätte so manches Hühnerkostüm kaputtgemacht. Da friedfertige Demonstranten weder doof noch unorganisiert daherkommen, schaffte man es bis an den Zaun, nicht ohne vorher die Ernte der deutschen kapitalistischen Großbauern kaputtzutrampeln. Man war sich in den Reihen der friedfertigen Demonstranten aber schnell einig, dass dies kleine Opfer gebracht werden kann für das große und ehrenhafte Ziel, den Zaun zu erreichen. Der viele Quadratkilometer Feld von noch mehr Quadratkilometer Feld trennte. Des Nachts wurde ebenfalls sozusagen im Schlaf friedfertig protestiert, in dem man sich auf die Zufahrtsstrassen legte, wo aber leider kein Politiker von Welt vorbeikam, um sein Leid über von Demonstranten verstopften Zufahrtsstraßen zu klagen. Vielleicht hatte man sich aber auch einfach auf die Straße gelegt, weil man jetzt nicht jeden Tag den weiten Weg von der Stadt zum Zaun zurücklegen wollte, aber genau wissen wir es nicht.

Nicht ganz so friedfertige Demonstranten

Nicht ganz so friedfertige Demonstranten halten nichts von Vogelverkleidungen, man orientiert sich modisch an bequemer Randalierkleidung in möglichst schwarzer Tarnfarbe.
Die linke Hand hält einen Stein und die rechte meist auch. Dass es hier nicht zu Missverständnissen kommt: stellt man sich auf einen wenig bevölkerten Acker und schmeißt einen Stein durch die Gegend, ist das meist unproblematisch. Blöd wird es ab dem Zeitpunkt, in dem der Stein auf seinem Weiterflug durch das Treffen auf ein Hindernis beeinträchtigt wird und Ungemütlichkeit gesellt sich hinzu, wenn das Hindernis die Form eines Polizeihelms hat. Solche Spitzfindigkeiten interessieren nicht ganz friedfertige Demonstranten aber nicht, man ist schließlich mit der Randale an sich beschäftigt. Die wird umso heftiger ausgelebt, von manchen sogar so heftig, dass man die Faux-Pas gar nicht bemerkt. So ist das Autoanzünden ein beliebter Spaß bei nicht ganz so friedfertigen Demonstranten. Die Aussage dahinter ist natürlich klar: Fahrt nicht so viel Auto, das macht die Umwelt kaputt. Wie viele Kilometer so ein Gefährt fahren muss, um den CO2-Ausstoss auszugleichen, der beim Verbrennen der Karre entsteht, wäre herauszufinden mal eine interessante Sache. Früher wurden generell nur Bonzenautos angezündet, sprich: Mercedes, BMW, Rolls Royce. Da das nicht zur Rettung des Planeten führte, zündete man in Rostock auch mal den einen oder anderen Ford Kombi an. Wie viele der weniger friedfertigen Demonstranten nun daheim ein eigenes Auto fahren, will man ja gar nicht wissen. Auch das fachmännische Demolieren eines Parkautomaten gehörte zur Randale dazu, beweisen kann ich’s hier jetzt nicht, aber bestimmt hat einer vorher gesagt:
„Wir stellen uns jetzt mal vor, das wär der Tower der Weltbank!“ So wurde der Weltbank-Parkautomat also kaputtgemacht und das Geld eingesammelt, vermutlich um direkt in der nächsten Bank eine Spendenüberweisung auszufüllen. Oder man ging damit zu McDonalds. Ein steinewerfender Körper verbraucht Energie und da haben einige in ihrem Protestierwahn vermutlich übersehen, dass McDoof und Konsorten zu den weltvernichtenden Konzernen gehören. Aber man kann auch nicht an alles denken. Von aufmerksameren Demonstranten darauf hingewiesen, dass das so nicht gehe, wird mancher mit vollem Mund
„Lasst mich zurück“ geantwortet haben. Da in dem verzehrten Chickenburger vermutlich keine Kamerun-Huhn-Teile verarbeitet wurden, können wir aber wohl sicher sein, dass es dem Steineschmeißer gut geht.

Polizisten

Polizisten müssen nicht nur an Kreuzungen den Verkehr regeln und Menschen mit Säcken voller Diebesgut an der Weiterreise hindern, nein, Polizisten müssen auch mal auf ne Großdemo.
Dort wird ihnen was von Deeskalationsstrategie erzählt oder von Null-Toleranz-Taktik, je nach Oberbefehlshaber. Deeskalationsstrategen sind die heimlichen Charlie Chaplins des
G8–Gipfels gewesen, weil sie vermutlich mit einer ganzen Reihe Argumenten bewaffnet auf die Demonstranten zugegangen sind.
„Nicht Steine schmeißen, das tut weh!“
„Das bringt doch jetzt nichts, komm da mal runter von den Gleisen!“ oder aber
„Ziehen sie doch bitte dieses Huhn-Kostüm aus, das müffelt doch auf Dauer!“
Null Toleranz gibt’s aber eben auch und bevor man nun auf das protestierende Volk einknüppelt, ist die Frage zu klären, wer angefangen hat.
Dann kann’s losgehen, anhand der Bilder, auf denen öfter zu sehen ist, wie fünf Polizisten auf einen Demonstranten draufhauen ist die Szenerie, in der ein Einsatzleiter Tage zuvor die Polizisten im Chor „Ist der Protestkopf auch noch so hohl, nach unserem Einsatz brauch er Paracetamol“ brüllen ließ, gar nicht mal so unwahrscheinlich. Weil man den Polizisten vorher auch noch mal die Gesetzeslage erklärt und auf das Vermummungsverbot auf Seiten der Demonstranten hingewiesen hat, wollten einige Polizisten wohl wieder besonders gründlich sein. Was zur Folge hatte, dass sechs Polizisten einer Frau eine blonde Perücke vom Kopf rissen, sie schlugen und verhafteten. Da ist der Fall aber klar, so eine blonde Perücke bedroht den Weltfrieden nicht wenig. Auch das Einsteigen in einen Zug wurde von der Polizei schlagstockmäßig begleitet und ich lüge nicht, wenn so mancher Pendler sich so einen Polizisten im Alltag wünscht, wenn mal wieder in der rappelvollen Bahn ein Volltrottel auf der Türschließungshinderungsschwelle rumlungert. Würd da ein Polizist kommen und mit dem Mikadostäbchen loslegen, würd man pünktlich zur Arbeit kommen, ach ja. Zum Schluß wurden militante Demonstranten noch in Käfigen untergebracht, ob man hier nun auf ein Guantanamo-Light hinauswollte oder ob man den Demonstranten zeigen wollte, wie ein Käfighuhn sich so fühlt, konnte nicht geklärt werden.

Politiker

Politiker befinden sich in einem ständigen Entscheidungsfindungsprozeß. Es gibt ja auch immer was zu entscheiden. Vor allem eben in der Weltpolitik. Dass man sich auf dem G8 Gipfel hinsetzt, um über Hühnerabfall zu reden, der nach Kamerun geschickt wird, ist nicht anzunehmen. Nein, es wird über wichtiges geredet, Klima, Armut, Markenpiraterie, solche Sachen. Um diesen wichtigen Themen einen wichtigen Rahmen zu geben, werden die G8 Gipfel aufgeführt. Nicht, dass man erst dort die Probleme bespricht und Lösungen direkt findet, dafür ist nicht genug Zeit, Polizisten müssen auch mal wieder den Kreuzungsverkehr regeln und viele Demonstranten können sich nicht so viel unbezahlten Urlaub nehmen. Nein, vieles ist vorher schon klar, die ablehnende Haltung von Bush zum Klimathema und das mürrische „Nein“ Putins zum Raketenabwehrschild. So bleibt der bittere Nachgeschmack, dass G8-Gipfel eher wie recht dekadente Klassentreffen anmuten. Hinterher war man aber schwer begeistert. Angie Superstar hat geschafft, was das „Huhn aus Kamerun“ genauso wenig erwartet hätte wie der pflastersteinwerfende Demonstrant. Klima gerettet, Afrika bald nicht mehr arm, Putin und Bush wollen ein gemeinsames Raketenschild aufbauen. Klasse. Da nun nicht zu vermuten ist, dass man bis zum nächsten Gipfel diese Ziele auch wirklich erfüllt, sind aber Änderungen vonnöten.

Was also tun mit dem Gipfel?

Zu Hause bleiben.
Alle.
Auf dem heimischen Sofa protestiert es sich schließlich am gemütlichsten.
Da Federviehkostüme und Wurfgeschosse vermutlich nicht zu den Entscheidungen der Weltpolitiker führen, die Globalisierung friedliebender und für alle Menschen gerechter zu gestalten, kann man es auch einfach sein lassen. Spenden, sich politisch engagieren, somit zur Entscheidungsfindung beitragen und im Alltag dafür sorgen, dass aus Ungerechtigkeiten Gerechtigkeiten werden, scheint ein besserer Weg zu sein.
Viele werden nun sagen, dass es so nicht gehe, man muss doch präsent sein, man muss doch Flagge zeigen undsoweiter.
Klaro, aber hey: Die Politiker und die Polizisten bleiben ja auch zu Hause. Ist der G8 Gipfel erst mal abgeschafft, kann man sich auch in aller Ruhe alle paar Jahre im Geheimen bei Sachertorte und Himbeerschnitte in einer schicken Konditorei treffen, ein „heute geschlossene Gesellschaft“-Schild aufstellen und dann dort Weltpolitik töpfern. Das macht dann ohne Reisekosten siebenundreissig-fuffzich und mit den gesparten 99.999.962,50 Euro könnte man dann bestimmt auch was Sinnvolles anstellen.
Hühnerkörperteile gerechter verteilen vielleicht.




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9.6.07

Pennys Wochenrückblick Folge 101 erscheint am Sonntag 10.6.07

entschuldigt bitte die Verspätung!

take Care

Sascha

1.6.07

Pennys Wochenrückblick Folge 100: Alltagsent-dope-ung für Anfänger oder: Epo ist doof, Gelsattel aber auch!

Trailer für die 100. Folge:




Wenn ich also vor dem Spiegel stehe und mein Selbst von oben bis unten betrachte, bin ich doch recht froh, kein professioneller Radfahrer zu sein.
Die Vorteile liegen deutlich auf der Hand:
Das Hineinquetschen in hautenge Stoffkleidung entfällt, wie ein Besengter in eben jener albern wirkenden Klamotte durch die Pyrenäen zu klotzen, scheidet ebenfalls aus und das Tollste: Ich muss keine Pressekonferenzen geben, bei denen ich die Teleobjektive der Kameras kaputt heule, weil ich in meinem Leben mal nicht ganz ehrlich gewesen bin.
Es ist ja so, wenn man sich am Blut herumpfuschen lässt, nur damit man sich schwitzend auf dem Siegerpodest von zwei dauergrinsenden Frauen abschlecken lässt und nebenbei auch noch ein kleines Preisgeld bekommt, nach Verdächtigungen das Doping massiv bestreitet, jahrlang die Klappe hält, um dann – mittlerweile wurde „Epo“ durch „Demut“ ausgetauscht – auf einer einberufenen Pressekonferenz zu beichten, bis sich die Balken biegen, ja wenn so etwas passiert, dann hat das für viele mit Sport nicht mehr viel zu tun.
Klaro, wenn alle dopen, könnte man ja meinen, man hätte es wieder mit einem gerechten Leistungsvergleich zu tun, aber erstens haben ja – siehe Jan Ulrich - gar nicht alle gedopt und zweitens: wenn alle Menschen einer zugehörigen Gruppe eine Lüge erzählen, dann wird die noch lange nicht zur Wahrheit.
Wir können also festhalten, dass Radfahrer über Jahre voll gepumpt waren, wie getunte Pfingstochsen. Wie gesagt, nur Jan Ulrich nicht. Wie kann jemand gedopt sein und doch vor jedem Rennen erkältet? War denn da im Dopingköfferchen zwischen all den Epopaketen kein Platz mehr für ne Pulle Wick Medinaid?

Die Gesellschaft als solche hat natürlich schnell einen Platz gefunden in dieser Posse und sie wusste auch sofort, wo ihr Zeigefinger war. Ausgestreckt, auf die Lenkstangenhocker zeigend, fluchend, schimpfend, geifernd.
Wenn nun also die Masse (ja genau: auch viele, die sich für den Radsport gar nicht interessieren) im Kollektiv fordert, dass das mit dem Doping jetzt mal aufhören muss, meint die Masse:

Lügt nicht!

Da ein niemand von uns ein Lügner ist, lässt sich dies leicht einfordern.
Oh, ich höre erste Zweifel, wir haben vielleicht doch ein paar Schwindler unter uns?
Aber ich bitte Sie, kommen Sie, machen Sie mit mir eine Reise durch den Tag meines Bekannten. Ja genau, der mit dem Wetter und der mit dem verpassten Lottogewinn, die Älteren erinnern sich. Mein Bekannter ist kein Radfahrer, zumindest können seine halbstündigen Ausflüge in die Bürgersteigepampa auf seinem Gelsattel-Mountainbike Menschen auf richtigen Rennrädern nur ein müdes Lächeln entlocken.
„Ha! Ich werd’s dir schon zeigen. Einen Tag nicht lügen, wo ist das Problem?“
Ich hätte ihm gern gesagt, wo das Problem ist, aber hey: dann wäre der Rückblick hier schon zu Ende.
Wir beginnen:

Mein Bekannter denkt seine erste Lüge schon kurz nach dem Aufwachen, welches von einem dämlichen Grinsen begleitet wird. Da ich mir, an seinem Bett sitzend so etwas schon gedacht habe, hole ich meine Weckutensilien hervor, um am Sinn dieses Tages erst gar keine Zweifel aufkommen zu lassen und haue den Löffel mit voller Wucht gegen den Kochtopf, um meinen Bekannten von seinem Grinsen zu befreien.
Mit zerschwurbelter Frisur und recht schlechter Laune hört er sich meinen Monolog an, dass die dralle Blondine aus seinen Träumen so gar nichts mit der speckbrutzelnden Tonne von Frau in seiner Küche zu tun hat, er diese Art von Selbstlüge also sofort abzustellen habe, wenn er nicht schon am Start ein Loser sein will.
Am Frühstückstisch wird es das erste mal Ernst für uns, auf die Standard-Brummel-Frage, „wie’s denn schmecken würde“, wurde mein Bekannter bis zum heutigen Tag nicht müde, die Kochkünste seiner beleibten Frau in von Engelschören begleitete höchste Sphären zu loben. Auch jetzt konnte ich ganz genau sehen, wie er versuchte, mit seinen Händen eine Harfe zu imitieren und sein Gesülze zu starten, doch ich sah ihn nur fies an.
Keine Lügen heute.
„Marianne, ich weiß nicht, wie ich es dir sagen soll. Aber nach jedem Frühstück von dir habe ich die nicht unberechtigte Sorge, noch vor Erreichen der Haustür an spontaner Adipositas zu verenden.“
Man kann sich das Geschrei nicht vorstellen und na ja, eventuell kriegt man den Speckfleck von der Tapete ja wieder ab, aber weiß man’s?
Im Bus – in ihrem Wutanfall hatte Marianne die Autoschlüssel meines Bekannten das Klo hinuntergespült – mussten wir uns erst mal beruhigen und durchatmen, als ein netter älterer Herr freundlich um den Platz meines Bekannten bat, welches dieser brüllend mit einem „NEIN!“ beantwortete.
Hauptsache ehrlich, war ja auch kaputt vom vielen Laufen, mein Bekannter.
An seinem Arbeitsplatz mussten wir nicht lang verweilen, der Chef der Spedition meinte, wenn mein Bekannter nicht wolle, dass er und seine Männer ihn zu Klump hacken, wäre es besser, wenn man gehen würde.
Dabei war die Forderung „nach mehr Geld oder ich setz dir nen Haufen auf den Schreibtisch, was ich eigentlich schon längst hätte tun sollen“ jetzt auch nicht schlimmer als die üblichen Scharmützel zwischen Gewerkschaft und Arbeitgeber.
Nun, ohne Job hatte man mehr Zeit, der Ehrlichkeit zu frönen.
Im Syrtaki-Grill wirkte mein Bekannter schon leicht desorientiert.
„Ich weiß echt nicht, was schlimmer ist. Meine Frau, die vermutlich immer noch mit dem glühenden Pfannenwender zu Haus auf mich wartet oder die Tatsache, dass ich ihr erklären muss, dass wir demnächst nicht mehr genug Geld haben, um den Speckfleck von der Tapete zu entfernen.“
„Na, wenigstens bist du ehrlich geblieben“, bestätigte ich ihm.
Als wenig später zwei uniformierte Beamte der Staatsgewalt in der Gyroshölle einliefen, ging der Wahnsinn weiter.
Auf die Polizistenfrage „Wie laufen die Geschäfte denn so?“ meinte mein Bekannter übereifrig „Im Keller is n illegaler Roulettetisch und ne Eisenstange für tanzende Frauen mit wenig Kleidung!“ antworten zu müssen, was die Polizei zu erfahren zwar einerseits sehr freute, diese Freude aber nicht überschwänglich genug war, um meinen Bekannten nicht zumindest ein paar Stunden wegen Mitwisserschaft in U-Haft zu nehmen. Der Anwalt meines Bekannten legte sein Bekannten-Mandat direkt nieder, als er nach der Hinterlegung der Kaution vom Inhaftierten mit den Worten
„Hey, du glattgegeelte Schweinebacke, warum in Dreiteufelsnamen hat das so lang gedauert? Hat dich ein McDonalds-Store auf den Weg hierher überfallen, hm?“ begrüßt wurde.

Letztendlich standen wir spätabends wieder vor seiner Tür, ich als Trainer, mein Bekannter als Testobjekt. Ein Testobjekt ohne Job, morgen ohne Frau, übermorgen vermutlich vorbestraft und nächste Woche von seinem Ex-Anwalt verklagt.
„Das mit der Wahrheit ist so ne Sache“, begann er schwadronierend.
„Seemannsgarn und Augenwischerei mögen moralisch verwerfliche Tugenden zu sein, aber bis heute bin ich ganz gut damit durchs Leben gekommen. Für den Glanz der Wahrheit riskiere ich, mit irreversiblen Knochenschäden auf der Intensivstation intravenös ernährt zu werden, wenn man mich denn überhaupt als Notfall rein nimmt, schließlich kann ich keine Praxisgebühr mehr zahlen. Ich denke, dass mir das eine Lehre sein wird. Die Wahrheit zu hören tut gut...wenn man denn taub ist. Aber ich danke dir wirklich, dass du mit mir dieses Experiment durchgezogen hast, es hat mich...weit gebracht, weiter, als ich jemals wollte. Ach ja noch was. Alles Gute, zum 100. Rückblick. Du schreibst wirklich tolle Texte“, sprach er und stieg aus, während ich nur konsterniert hinterher brüllte:
“DAS IST DOCH JETZT GELOGEN! UND GEGEN UNSERE VEREINBARUNG! Und vergiss nicht, deinen Gelsattel wieder abzuschrauben. Das ist auch ne Art von Doping...irgendwie!“
Tja, jede Wahrheit braucht einen Mutigen…na, Ihr wisst schon.



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