26.11.06

Pennys Wochenrückblick Folge 74: Ein fehlendes Jott, eine Verschaltung und viel Nudelsalat!

Der Mensch ist ein Nomade.
Das wird landauf und landab behauptet und zwar in regelmäßigen Zeitabständen.
Der Mensch ist ein Nomade.
Er zieht gern umher, der Mensch, so heißt es. Sesshaftigkeit, das wäre nur der notwendige Gemütszustand zwischen zwei Umzügen.
Der Mensch ist ein Nomade.
Er könne einfach nicht lange Zeit an einem Ort verweilen, er sucht das Neue, das abenteuerliche, neue Reize, eine neue Umgebung, neue Nachbarn.
Der Mensch ist ein Nomade und manche Menschen reden viel Unsinn.

Das Märchen von Leuten, die aus reiner Liebe an Bewegung einfach mal von heute auf morgen ihren ständigen Wohnsitz paralysieren, muss aus einer Zeit stammen, in der das Wort „Umzug“ für diese Leute bedeutete, einfach ohne Sack und Pack aus dem Haus zu gehen, einen langen Weg entlang zu schlendern und in ein neues und frisch renoviertes Heim einzuziehen. Mit anderen Worten: So eine Zeit hat nie existiert.
Schon zur von materialistischen Dingen nicht gerade überladenen Steinzeit war es nicht damit getan, einfach nur aus seiner Höhle hinauszutreten, stur in eine Richtung zu latschen und den ganzen Steinzeitkladderadatsch in eine neue Höhle zu schmeißen. Das Ganze musste logistisch sorgfältig geplant werden. Viele Fragen galt es zu beachten.

Wer trägt das ganze Werkzeug?
Wer zieht an des Frauen Frisuren?
Wie transportieren wir unser Lagerfeuer?
Bekommen wir den Mammutkopf aus dem Eisfach wieder heraus?

Umzugsunternehmen waren noch nicht erfunden und der Weg von Höhle A nach Höhle B war gepflastert mit faustgroßen Kieselsteinen und lauernden, sabbernden Säbelzahntigern.
Und abgesehen davon konnte hinter jeder Ecke eine Eiszeit lauern, die sich überlegen könnte, spontan auszubrechen. Ohne wärmende Höhle steht man da schnell auf der Verliererseite, evolutionstechnisch gesehen.
So kann man davon ausgehen, dass die meisten Menschen schon früher über soviel Intelligenz verfügten, dass sie die Erkenntnis gewannen, es wäre besser zu bleiben wo man ist.
Heute ist es nicht viel anders.
Umzüge sind für viele Menschen der blanke Horror, doch niemand gibt es zu.
Das gipfelt dann in einen ungeheuren Akt der Selbstverleugnung, in dem viele sich zu folgender Aussage hinreißen lassen:
„Wir ziehen nächsten Samstag um!“
Falsch!
Der Umzug, der beginnt viel früher, beim fremde Wohnungen anschauen, geht weiter beim Möbelhäuser anschauen, erklimmt den Gipfel der Umzugslust beim Kisten packen und hört erst auf, wenn man Monate nach dem eigentlichen Einzugstermin endlich die Stühle in der passenden Bezugsfarbe vom Möbelhaus geliefert bekommt.
Menschen, die also behaupten, sie würden „innerhalb weniger Tage umziehen“, wollen wir wegsperren und nicht auf Gefängnisdächer klettern lassen, bis sie einsehen, dass so was mindestens sechs Monate dauert.

Sämtliche Vorteile eines Nomadendaseins müssten eigentlich spätestens in dem Moment verschwinden, in dem man beginnt, eine der gefühlten siebentausend Umzugskartons zu packen. Beim herumwühlen in hinteren Bereichen gewisser Schränke tut sich das Grauen auf:
Dinge, die wir nie finden wollten, springen hervor und erinnern uns peinlich genau an unsere Unfähigkeit zu einer gewissen Ordnung. Anders kann man es sich nicht erklären, warum ich in der letzten Woche einen Postkartenkalender fand.
Von 2006.
Nun, ich habe immerhin noch einen Monat Zeit, ihn aufzustellen, Glückwunsch an mich selbst.
Auch gehören Diskussionen mit dem Partner bezüglich gewisser Gegenstände unweigerlich zu einem Umzug dazu:

„Aber warum soll ich denn diese schöne [hier einen albernen und nicht schön anzusehenden Gegenstand Eurer Wahl einfügen] wegwerfen, das kann man doch noch benutzen!“

„Weil der [hier den albernen und nicht schön anzusehenden Gegenstand von eben einfügen] nun unbenutzt seit 15 Jahren in den hintersten Ecken des Schranks gelegen hat!“

Solche Diskussionen wären an sich nicht problematisch, wenn es nicht sehr viele Gegenstände geben würde, die der Diskussion bedürfen und diese nicht jedes Mal zehn Minuten in Anspruch nähmen. So kann man an einem verregneten Sonntagnachmittag immerhin anderthalb Umzugskisten schaffen.
Aber nicht nur das Finden sinnloser Dinge gestaltet sich problematisch, nein auch das Verlieren recht sinnvoller Dinge ist etwas, was die Nervenheilanstalten dazu veranlasste, vor Jahren „Umzugs-Abteilungen“ mit vielen durchgedrehten Patienten in ihre Gummi-Burgen einzurichten.
Ich verlor ein Jott.
Ja, ein Jott.
Und zwar auf tragische Weise.
Es wurden Überlegungen geäußert, die Tastatur meines PCs zu säubern, denn ich verfüge über die unangenehme Eigenschaft, meine Zähne in krümelnde Nahrungsmittel hineinzuschlagen, während meine Finger über die Tasten huschen. Warum man das unbedingt an der Schnittstelle von zwei Wohnungen erledigen muss, weiß man leider nicht, aber das ist auch egal, bewaffnet mit einer Nagelfeile amputierte ich also sämtliche Buchstaben von meinem Keyboard und man kommt sich vor wie ein feinfühliger und emsiger Arzt, der einem mit der Flinte angeschossenen Patienten das Schrot aus dem Hintern pickt. Natürlich habe ich vorher die Tastatur mit der Digitalkamera vorher fotografiert, so dass ein späteres Widerannähen der amputierten Buchstaben kein Problem darstellt. Hier kann man sich über die Erfindung der Digitalkamera freuen, noch vor Jahren hätte ich mit einer analogen Kamera so schnell drei Umzugstage durchs Bilderentwickeln verloren.
Nun, was unter der von Buchstaben befreiten Tastatur zum Vorschein kam, hätte viele schreien lassen. Aus den dort sesshaft gewordenen Krümeln und Nahrungsmittelresten hätte man bequem wieder Brötchen zusammenkleistern können, so viele Brötchen, dass es gereicht hätte, die Bevölkerung Zyperns ein Jahr lang zu versorgen.
Abwegig der Gedanke?
Kann sein, aber wer weiß, all die belegten Semmeln, die wir so essen, könnten ja auch ursprünglich mal in einer Tastatur gelegen haben. Wer weiß das schon so genau. Wir leben in einer globalisierten Welt.
Angeekelt von der Sauerei beschloss ich, all meine vollgekrümelten Buchstaben in einen Gefrierbeutel zu bugsieren, diesen mit Wasser zu füllen und ordentlich durchzuschütteln. Die erste Tastaturbuchstabenwaschmaschine der Welt war geboren und erfunden, Millionen…ach was, Millarden würde ich mit diesem Patent verdienen, niemals wieder auf der Welt würde jemand die Buchstaben seiner Tastatur in einen Gefrierbeutel waschen dürfen, ohne mir vorher ein paar Euro auf mein Konto zu überweisen.
Dachte ich zumindest.
Denn beim auskippen all meiner Tasten ins Waschbecken habe ich nicht beachtet, dass das Abflussgitter am Ausguss nicht ganz fest war und schon rutschten mein A, mein L, meine 5 und die Pfeil-nach-unten-Taste in das stinkende Rohr. Sicherlich kann man sich vorstellen, dass ich schon da ein bisschen verzweifelt geschaut habe.
Aber kein Ding, Siffon abschrauben, Buchstaben rausholen, noch mal waschen, auf nem Zewa auslegen und über Nacht trocknen lassen. Dann - der Sonnenaufgang hat dem Tag seine Existensberechtigung zurückgegeben - setzte ich die Buchstaben wieder ein. Da fühlt man sich nicht mehr wie ein Schrot-Arzt, vermutlich, weil man den wenigsten Patienten Kugeln in den Hintern wieder reindrückt.
Ein Schrei. Ein lauter Schrei.
MEIN JOTT.
Es war weg. Aber das konnte nicht sein, der Ausguss war frei, der Boden wurde abgesucht. Es konnte nicht weg sein.
War es aber. Ich würde nie wieder „Ja“, „Jahr“ oder „Jojo“ schreiben können, nur „a“, „ahr"oder „o o“!
Mit einem Schlag wurde ich meiner Kommunikationsmittel beraubt, ich fühlte mich sprachlich amputiert, die Rache der Buchstaben für die nicht standesgemäße Brötchenbehandlung meinerseits?
Wo ein neues Jott herbekommen?
Eins klauen?
Um Himmels willen, nein.
Nachfragen beim Computerfachhandel.
Haben sie Jott’s?
Nein, haben wir nicht.
Wo bekomm ich ein neues Jott her?
Die Firma anmailen.
Die Firma anmailen?
Wie soll das denn aussehen?

Sehr geehrte Damen und Herren bei Logitech:
Ich habe leider einen Buchstaben auf meiner Tastatur verloren, die Umstände spielen keine Rolle. Ich kann Ihnen leider nicht mitteilen, welcher Buchstabe es ist, kann ihn a nicht drücken, aber sein sie gewiss, er befindet sich zwischen dem H und dem K.
Schicken sie mir bitte einen neuen Buchstaben zu.

Verliert man sein „E“, kann man sich vorstellen, wie schlimm die Email dann wohl ausgesehen hätte.
Die Mail geht dann bei Logitech ein, alle im Büro lachen sich kaputt und dann greift ein Buchstabensortierer in die Jott-Kiste und schickt mir eins zu.
Da ich mir diese Blöße nicht geben konnte und aus dem Umstand heraus, dass ich mein Tippbrett nicht ganz von den Brötchenkrümeln befreien konnte (ich verzehrte einige Semmeln mit Honig), ging ich den einfachen Weg und kaufte eine neue Tastatur.
Tipp der Woche also für alle PC-Besitzer: Esst nicht in dem Raum, in dem sich Eure Eingabegeräte befinden.

Nun, wie bereits erwähnt. Bei einem Umzug verliert man Sachen und man bekommt welche dazu. Sachen, die man nicht will. Und Zustände.
Ich bekam eine Verschaltung.
Genau.
Eine Verschaltung.
Hört sich ein bisschen an, wie die digitale Mischform von „Erkältung“ und „Verkalkung“. Fühlte sich auch so an.
Eigentlich hätte alles ganz einfach sein sollen: Um der neuen Wohnung mitzuteilen, dass die eigene Telefonnummer nun auch mit umzieht und nicht einfach in der alten Wohnung verweilen darf, kommt ein Mann von der Telekom heraus, um der Telefonnummer freundlich zu erklären, dass sie gefälligst mit umzuziehen habe.
So ein Mann war auch da, er fummelte am Kellerkasten herum, murmelte mystische Sachen in die Drähte, geheimnisvolle Roaming-Formeln müssen es gewesen sein.
Was zur Folge hatte, dass uns niemand mehr anrufen konnte und wir selber nun eine ganz andere Nummer auf unseren Handy-Displays sahen, wenn wir uns selbst anriefen. Internet ging auch nicht.
Eine Verschaltung.
Kabelhusten.
Funk-Diarrhö.
Aber so was wäre innerhalb eines Tages erledigt, sagte man.
Innerhalb eines Tages.
Von der Telekom.
Durch empirische Erfahrungswerte war mir klar, dass die mir nicht mal ein Jott zuschicken könnten, wenn sie nen ganzen Eimer voll davon hätten.
Wie sollten die da eine Verschaltung behandeln?
Alle Apotheken in meiner Nähe konnten mir auch nicht weiterhelfen, nix von Bayer, nix von Ratiopharm, nix hilft bei Verschaltung.
Nach fünf Tagen erledigte sich das Problem, natürlich musste noch mal jemand kommen und Formeln in den Verteilerkasten reinzischeln, diesmal waren es scheinbar die richtigen.
Sonst könntet ihr den Wochenrückblick ja hier nicht lesen.
Zum Schluss müssen wir noch einen weiteren Unsinn aufräumen. Die Legende der ersten Nacht in einer neuen Wohnung.
Was man da träumt, das wird wahr.
Das möchte ich nicht hoffen. Denn nach einem Tag voller Kistenschlepperei, Transporterfahrerei, Möbelabwischerei, Macken-die-frisch-gestrichene-Wand-Hauerei, Frikadellen-und-Nudelsalat-verdrückenrei sind die Träume meist von nicht gemäßigter Natur. Und wo soll ich bloß einen grün lackierten Baby-Elefanten herbekommen?
Und wie bringe ich ihn dazu, mit mir auf seinem Rücken durch den Porzellanladen mit den Riesentassen zu reiten?
Wie?
WIE BLOSS?

24.11.06

Wasserstandsmeldung!

Da unser Internet seit gestern wieder funktioniert, wir aber nach wie vor im Umzugschaos stecken, erscheint der Wochenrückblick morgen oder am Sonntag.

Cya

Penny

16.11.06

Diese Woche fällt der Rückblick aus!

Da ich zwischen Umzugskartons hocke und darauf hoffe, dass all unsere Möbel pünktlich und unbeschadet unsere neue Wohnung erreichen, ist für Satire in dieser Woche leider keine Zeit.
Wenn es der große Versatel-Gott will, verfüge ich aber schon ab Freitag wieder über einen funktionierenden Internetanschluss und dann sollte in der nächsten Woche alles seinen geregelten Gang gehen.

Bis dahin wünsche ich Euch eine schöne Woche

MrPennywise




Natürlich verlassen wir unsere alte Wohnstätte nicht, ohne ihr einen würdigen Abschied zu gestalten...Dafür brauch man nur ein paar Gläser Nutella, irgendeine explosive Flüssigkeit und eine laaaaaaaaaaaaaaange Zündschnur!

10.11.06

Pennys Wochenrückblick Folge 73: Düppdüdüdüüü...hier kommt die Laus!

So langsam wird es eng.
Also mit den Erfindungen.
Denn verwirrte limbische Systeme haben schon so manch krudes Zeug erdacht und zusammengeschraubt, der Ganzkörperregenschirm ist noch eines der harmloseren düsentriebschen Gerätschaften zur Erleichterung alltäglicher Lebenssituationen.
Bei größerer Not Erfindungen betreffend muss man also umso größere Kreativität walten lassen, um fiepsenden und schnurrenden Schnickschnack an dem Mann oder die Frau zu bringen.
So wäre eine Maschine nicht schlecht, die Nikolausgeschenke aus den Schuhen hinein in die Wohnung zum Beschenkten befördert, das würde natürlich die morgendliche Spannung am 6. Dezember auf ein Mindestmaß reduzieren, aber eventuell ist die Freude trotzdem groß, wenn die Schokolade nicht über den Beigeschmack ungewaschener Mauken klagen muss.

Manche Menschen haben aber nicht nur an den Füßen Probleme sonder auch Obenrum.
Also in der Denkregion beziehungsweise deren Oberflächenstruktur.

Genau.

Es geht um die Kopflaus.
Zunächst Äußerlichkeiten:
Die gemeine Kopflaus verfügt über einen kurzen Rüssel und fünfgliedrige Antennen, von denen man nur hoffen kann, dass sie nicht in der Lage sind, gewisse Fernsehprogramme zu empfangen. Ihre Beine sind gut für das Klammern und Fortbewegen auf menschlichen Wuschelköpfen geeignet, wäre ja auch zu blöd, wenn’s nicht so wäre, würde das Insekt doch ansonsten ständig an ein und derselben Stelle auf des Menschen Kopfe hocken und Rollstühle bei der Läuse-Gewerkschaft erklagen. Der sehr druckfeste Körper der Kopflaus widersteht einer Belastung von bis zu einem Kilogramm, sich mit Eisen-Hanteln das Zeug vom Kopf zu klopfen, führt also leider nicht zu juckfreien Zonen.
So eine Laus ist aber nicht nur zu ihrem Vergnügen auf mancher Rübe unterwegs, sondern ausschließlich, weil’s da was zu futtern gibt. Viele haben ja keine Vorstellung davon, warum man sich da jetzt in einer Tour den Schädel wund kratzt und diesen Menschen muss einfach die Vorstellung genommen werden, dass die Pediculus humanus capitis zu den lustigen Gesellen gehört und aus reinem Spaß an der Freude die Kopfhaut seines Wirts kitzelt.
Nix da, der zu kurz geratene Rüssel ist es, der einem Schlagbohrer gleich von der Laus in den Schädel gebohrt wird, bis sie auf Blut stößt. Das wird dann fröhlich gesaugt und natürlich bleibt dabei auch Läuserotze in der Wunde hängen, triefend und schleimend.
Die verursacht dann den Juckreiz.
Nach der Völlerei haben die Weibchen auch noch die unangenehme Eigenschaft, täglich Eier zu legen, so vier bis zehn am Tag können es sein und wer da nicht gegensteuert, sieht Obenrum schnell wie ein Afro-Schneemann aus.

Erst ab zwölf Grad hört eine Laus auf, Eier abzulegen, aber so was darf sich nicht herum sprechen, weil sonst weniger intelligente Eltern ihre Kinder fortan ins Tiefkühlfach sperren, wenn mal kurz der Kopf juckt und das ist bei Dauerbehandlung nicht nur blöd für die Laus.
Das panische Gesicht vieler verzweifelter Eltern belauster Teppichrutscher hat heutzutage auch viel damit zu tun, dass der Schädelparasit gesellschaftlich "stigmatisieren tut", wie man’s im Ruhrpott salopp formuliert.
So eine Großfamilie krabbelnder Gesellen auf der Birne stehen flugs auf einer Stufe mit Hartz Vier und Menschen, die gerne Sendungen auf RTL II schauen. Mit anderen Worten, viele denken auch heute noch, dass sich ein Belauster nicht oft wäscht. Leider nun mal ein Irrtum, die Seife-auf-Haut-Frequenz hat rein gar nichts mit der Laus-auf-Kopp-Quote zu tun. Vielmehr ist es das „Kuscheln“ und zusammenstecken der Köpfe in illustrer und kindergefüllter Runde, welches Kopfläuse zu Jubelrufen animiert.

Bisher gab es ein paar unzulängliche Möglichkeiten, gegen die unerwünschten und nichteingeladenen Parasiten vorzugehen. Zunächst sei da der Nissenkamm genannt, ein engmaschiges Gebürst, mit welchem man das Haar der Geplagten Stunde um Stunde wochenlang traktiert, bis man sich wünscht, niemals im Leben wieder einem Kamm zu begegnen. Da man aber früh erkannte, dass Kopfläuse von hartnäckiger Natur sind und sich ganz nah an des Haares Wurzel verstecken gibt’s auch Kämme mit Strom drin. Das erzeugt gleich nebenbei auch eine trendige Frisur im punkigen Bereich, so lässt sich das Nützliche prima mit dem Rebellischen verbinden.
Wem das alles zu unsicher ist, der kann sein Kind auch kopfüber in ein Chemiebad tauchen. Weil das aber laut Ökotest auch nicht so dolle, weil eventuell toxisch ist, sollte man das auch unterlassen, wenn man seine Nachgeborenen lieb hat.
Als letztes bleibt natürlich Schädel scheren, ratzekahl und polierglatt muss er sein und schon ist’s aus mit der Laus, wer sich das nicht vorstellen kann, möge sich in die Rolle eines Baumfällers begeben, der auf einem Feld voller Baumstümpfe steht.
Kein Baum zu fällen, der Baumfäller fällt nach Haus. Aus die Laus.
Eine Universallösung kann das aber auch nicht sein, vom Friseur für teuer Geld erstandene Kopfkunstwerke wollen nur wegen Lausbefall nicht einfach einer Schermaschine zum Opfer fallen, Geld bleibt Geld und Laus bleibt Laus, da beißt die Maus kein Loch in den Käse.
Selbst wenn man sich dann überwinden kann und dem Kleinsten eine Fleischmütze verpasst, muss man sich darauf gefasst machen, dass es in der Schule schnell heißt, man wäre Deutschlands jüngstes Mitglied in der NPD. Das wollen natürlich auch nur die wenigsten.
Man merkt es also schon, gepeinigte Menschenbirnen sind nicht leicht zu befreien von der Knechtschaft der Laus, doch hey, die Erfinder stehen nicht still haben ihn erdacht und gebaut:

Den Lousebuster.

Also zu neudeutsch: Läusefön.
Der Läusefön sieht aus wie eine überdimensionierte Ghostbusterkanone und bläst Turboluft auf Kinderköpfe. Natürlich funktionierten die ersten Prototypen nicht einwandfrei und so manch zerwirbeltes Kind musste mit Tapetenkratzern mühevoll von der Wand entfernt werden. Aber als man dann die richtige Dosis hatte, war alles Roger, mit dem Vielfachen der normalen Fönluft wird sie ausgetrocknet, die Kopflaus und dann ist Ruhe im Kratz-Karton.
Schade, dass die Luft aus dem Läusefön nur halb so kalt ist, wie Luft aus normalen Haartrocknern, bei doppelter Hitze könnte man manchem Kind im Winter eine gesunde Gesichtsfarbe verpassen, während ältere Semester den Spaß am Leben wieder entdecken, wenn man mal wieder die Nasenhaare flambiert.
Und richtig blöd ist es, dass der Parasitenprügler in Serie über tausend Dollar kostet. Da wird sich manch mittellose Familie die Anschaffung dreimal überlegen und im Endeffekt heißt’s nur:
„Einfach weiterkratzen, Jan-Lukas, dann wird das schon!“
Schulen könnten sich natürlich einen Lousebuster anschaffen und so wird die Meute jeden Morgen präventiv durchgefönt.
Wenn man da ein paar Jahre weiterdenkt und der Evolution freie Hand lässt, ist es bis zu Lippentackern nicht mehr weit und schon ist die Welt um Kinderfreundlichkeit ärmer, dennoch um Erfindungsgeist reicher geworden.
Viva la Fortschritt.

3.11.06

Pennys Wochenrückblick Folge 72: Wer hat an der Uhr gedreht? Na, hoffentlich alle…

Sonntagmorgen war es mal wieder so weit.
Die Uhr!
Sie wollte und musste bewegt werden, zumindest der kleine Zeiger. Doch wohin bloß? Zum Glück stehen nur zwei Richtungen zur Auswahl, das hebt die Trefferchance zumindest auf fünfzig Prozent und das ist ja auch schon mal was Schönes.
Es ist erstaunlich:
Die Menschheit ist in der Lage auf den Mond zu fliegen, kommt aber in schwere Erklärungsnöte, wenn es alle halbe Jahre darum geht, am Zeitwerkzeug herumzumanipulieren. Wobei es ebenfalls erstaunlich ist, dass wann immer die menschliche Spezies sich mal wieder ein bisschen behämmert benimmt, die astronomische Fähigkeit unseren Erdtrabanten zu besuchen aus der Mottenkiste der Vergleiche gezogen wird.
Wenn man nämlich behauptet, dass die Menschheit auf den Mond fliegen kann, dann ist das nur teilweise richtig, denn den meisten von uns bleibt so ein Raketenflug mit vollgespuckten Raumanzügen ein liebes und langes Leben lang erspart.
Warum auch nicht?
Auf Luna gibt es nichts, aber auch wirklich nichts zu entdecken, was die monatelange Vorbereitung in der Kotz-Zentrifuge inklusive abschließendem strapaziösen Flug rechtfertigen würde. Da kann man ja nicht mal Lottoscheine ausfüllen, einen Fernseher gibt es nicht und Gerüchten zufolge ist die Temperatur dort alles andere als Bikinifreundlich, zumindest auf der Nachtseite. Und eine mysteriöse Maschine mit Ebbe/Flut – Hebeln gehört auch nicht zum Interieur.
Wir können also festhalten, dass dieser „wir können auf den Mond fliegen, sind aber zu blöd um eine Glühbirne richtig herum einzuschrauben“-Vergleich überflüssig wie ein weiterer
TV-Sender ist, der Prominenten Schlittschuhe anzieht. Und diejenigen, die wirklich in der Lage sind, unserem Erdtrabanten einen Besuch abzustatten, die wissen auch, in welche Richtung die Uhr am letzten Oktobersamstag gedreht werden muss.

Der Rest reimt es sich nur irgendwie zusammen. Aber zum Glück gibt es genug Medien, die schon viele Tage zuvor keine Schläfrigkeit zeigen bei dem Versuch, den Menschen in Deutschland klarzumachen, was die Stunde geschlagen hat und vor allem, wann sie wie viel schlägt.
Trotzdem wollen oder können es einige bis heute nicht verstehen und auch die Begleitumstände hinterlassen nur Verwirrung und stiften nicht wenig Unfrieden. Schon die viel geführte Diskussion, ob es nun abends länger hell oder morgens weniger dunkel ist, lässt viele lippenknetend zurück. Viele kneten so lange, dass sie das Umstellen der Uhr verpassen und sich montags auf der Arbeit verspäten und in einen furchtbaren Streit mit jenen geraten, die den Zeiger sogar in die falsche Richtung gedreht haben.

Einen ganzen Planeten in eine derartige Verunsicherung zu stürzen, dahinter verbarg sich einmal das ehrenhafte Ziel, Energie zu sparen, weil es abends ja länger hell bleibt, wenn aus 19 Uhr Realzeit plötzlich 18 Uhr Fake-Zeit wird. Da die Polkappen aber nach wie vor fröhlich vor sich hinschmelzen, kann man das Ganze wohl mittlerweile als gescheitert betrachten. Stattdessen gibt’s sogar Menschen mit Schlafdiskrepanzen, die sich von der Zeigeverschieberei derart gestört fühlen, dass es zu weiteren gesundheitlichen Problemen kommt. Schon hat man einen Bett-Lag und kommt abends gar nicht mehr in den Schlaf trotz hinzugewonnenen Stunde.

Überhaupt, hinzugewonnen.
Man musste in dieser Woche wieder höllisch aufpassen, dass man kein Radiomikro vors Gesicht gehalten bekam, von der Frage des Reporters überrumpelt, was man denn mit dieser „hinzugewonnen“ Stunde so alles anfangen würde. Nicht wenige ließen sich zu der Aussage hinreißen, dass man „endlich mal ausschlafen könne!“.
Leider auch Nonsens, ein Großteil der Menschen schläft sowieso Sonntags aus und nur, weil jemand am Chronometer herumschraubt, schläft ja keiner länger, sondern man wacht auf, wie sonst auch und dann ist es eine Stunde früher. Viele sind auch einfach überfordert mit dieser ganzen zusätzlichen Zeit, etliche sitzen auf der Bettkante, warten, bis sie vorbei ist, um dann den normalen Tagesablauf zu beginnen. Man muss aber nicht auf der Bettkante sitzen, sondern man kann auch die Stunde nutzen, in dem man all die Zeit-Zwiebeln umstellt, die sich einem falsch tickend in den Weg schmeißen.
Radiowecker, Standuhr im Kaminzimmer, die Sportuhr, die Uhr im Palm, die Zeitschaltuhr für die Heizung, die Zeitanzeige im Fahrzeug, all das will umgestellt sein und das möglichst genau. Dafür geht schon mal ne Stunde drauf und schon fühlt man sich verarscht. Vor einigen Jahren schlug die an nicht gerade intelligenten Ideen ausscheidende EU vor, das Zeigerprozedere um eine Stunde zu erweitern, also nicht – wie es der gesunde Menschenverstand jedes halbe Jahr beharrlich fordert – eine Rücknahme dieses Unfugs, sondern eine Ausweitung.
Warum nicht gleich ein ganzer Tag? Wachen wir dann am Sonntagmorgen auf, ist es auf einmal wieder Samstag und man kann erneut ins Stadion tingeln, um der Lieblingsmannschaft beim Verlieren zuzuschauen. Viele Männer gehen dann abends in die Kneipe und zwar mit dem Kater, den sie sich am Tag zuvor beziehungsweise am selben Tag angetrunken haben.
Also alles klar?
Gestern war heute schon morgen oder war vorgestern noch ein Tag Zeit bis heute? Zu verwirrend? Von mir aus, dann machen wir es eben mit Monaten, am besten, der erste Januar wird zum 15. Dezember. Zweimal Weihnachten, das würde den Halbwüchsigen doch bestimmt gefallen. Ach hören wir doch auf mit diesen halben Sachen, drehen wir doch die Zeit direkt um Epochen zurück und huschen wieder ins Industriezeitalter, in denen es noch genügend Arbeitsplätze im produzierendem Gewerbe gab und turnhallengroße Computer noch Utopie waren. Wem das zu einfach ist, der darf auch gerne mischen, warum soll nicht die Uhr am 28. Oktober so zurückgestellt werden, dass wir wieder den 04.07.2006 schreiben. Wir würden in dicken Mänteln gehüllt auf den Public Viewing Plätzen dieser Republik stehen und mit rotzigen Nasen ein weiteres Mal unsere Nationalmannschaft anfeuern. Da die Italiener aber aufgrund ihrer geografischen Lage ein wenig kälteempfindlich sind, schlagen wir sie mit 7:0 und die Sportfreunde Stiller müssen keine zweite Version ihres Songs herausbringen.

Zeitumstellung könnte eine so tolle Sache sein…man bräuchte nur die richtigen Gesetze.