Pennys Wochenrückblick Folge 108: "Pubertät" oder der Grund, warum die Vorhölle auch ein netter Ort sein kann!
Mit der Pubertät ist das so eine Sache. Genug Hormone im Stammhirn kreisend sind viele Menschen bereit, jegliche Schranken fallen zu lassen, was alberne Kopfbedeckungen betrifft. Viele werdens nicht mehr los und reden sich dann damit raus, dass "sie ja ein Hutgesicht haben!"
Klar, heranwachsende Jugendliche genießen in den Augen ihrer Erziehungsberechtigten nur deswegen einen höheren Stellenwert als der Dorf-Irre, weil’s zufällig die eigenen Kinder sind. Pubertät, das ist ein schwieriges Feld, das hört man ja seit Jahren durch die Nachrichtenkanäle krakeelen.
Der „Stern“ machte sich in dieser Woche auf, fünfzig Fragen von essentieller Bedeutung für den Umgang mit pubertären Brüllkrümeln zu beantworten. Da die Zeitschrift schon im Vorfeld wohl sehr genau darauf hinweist, dass die Antworten aufgrund differierender Lebensumstände nur bedingt als Patentrezepte herhalten können, Alternativtipps aber schuldig bleibt, spring ich ein, selbstlos wie ich nun mal bin.
Here we go und bitte sehr:
Unser Sohn berichtet von für uns unglaublichen Taschengeldzahlungen anderer Eltern seiner Freunde. Wie viel Taschengeld ist in der heutigen Zeit für einen 16-jährigen, der sich weder zu Hause noch in der Schule engagiert, eine angemessene Zahlung?
Penny meint: Eine Möglichkeit wäre es, eine Statistik zu erheben aus allen Taschengeldzahlungen anderer Eltern und daraus den gehobenen Durchschnitt zu errechnen. Aus dieser Zahl wird schon mal mindestens die Quadratwurzel gezogen, dies ist das Taschengeld, welches Ihr Sohn maximal bekommt. Aus Ihrem Kniffelbecher nehmen sie nun einen Uraltwürfel heraus, weil ich Ihnen jetzt nicht zumuten möchte, für das Taschengeld Ihres Sohnes extra ein neues Kniffelspiel zu kaufen. Aus der von Ihrem verdutzten Sohn erwürfelten Zahl bestimmt sich die Anzahl der Wurzeln, die aus dem aus dem gehobenen Durchschnitt errechneten Taschengeld gezogen werden. Der Würfel bestimmt also die n-te Wurzel. Natürlich erklären sie ihrem Sohn dieses Prinzip vorher auf kantonesisch, zieht er nur die Schultern nach oben und hustet ein „Hä?“ heraus, antworten sie souverän mit
„Dann gibt’s eben gar nix!“
Unsere Tochter, 14, ist fürchterlich verliebt in Bill von Tokio Hotel und sicher, dass sie nie jemand anderen lieben wird. Soll ich sie ernst nehmen und mit ihr darüber reden?
Penny meint: Ernst nehmen? Um Himmels willen. Mit ihr darüber reden? Nun, wenn leichte Stromschläge nichts nutzen, gehen sie folgend vor. Sie reisen unter dem Vorwand gespielter Begeisterung auf die TH-Konzerte Ihrer Tochter mit. Sind sie dort, verhalten Sie sich bitte schizophren, lästern zunächst über die nicht vorhandene Gesichtsbehaarung der Teletubbiemetaller, nur um nach der Hälfte des Konzertes unter lautem Gegröle Ihren Schiesser-BH auf die Bühne zu knüppeln. Ihrer verdutzten Tochter erklären sie nach dem Konzert, dass sie sich das abschminken kann mit dem Bill, der gehöre von nun an zu Ihnen. Den tobenden und Jahre andauernden Zickenkrieg mit Ihrer Tochter halten sie locker aus, weil sie die Genugtuung haben, dass Ihre Tochter Bill schomma gar nich kriegt, ätsch-bätsch.
Soll ich über die anscheinend hormonell bedingten An- bzw. Ausfälle und Stimmungsschwankungen meiner frühpubertären elfjährigen Tochter gelassen hinwegsehen oder an ihre Vernunft appellieren?
Penny meint: Zunächst wäre es schon mal klasse, wenn sie Fragen knapper formulieren könnten, da kommt ja keiner mehr mit. Doch darüber hinaus sollten Sie unbedingt an die Vernunft ihres 11 jährigen Hormonflummis appellieren, das klappt ziemlich gut. Holen sie Menschen von der Strasse weg und ernennen Sie sie als Familienaußenminister, wenn Ihre Tochter der Meinung ist, nicht mit Ihnen sprechen zu wollen, weil sie Ihr eine
Schönheits-Op verbieten.
Kann ich die maulende Frage unserer Großen, 11, „Warum muss ich schon wieder spülen?“ auch mal einfach mit „Darum!“ beantworten, oder muss ich immer alles mit Franka diskutieren?
Penny meint: Unbedingt diskutieren. Die Vorstellung, hochinteressante Fragen von essentieller Bedeutung mit einem einfachen „Darum!“ zu beantworten gilt selbst in einfachen brunnenwasserschlabbernden Kulturkreisen als extrem einschläfernd. Deswegen immer alles schön brav ausklamüsern. Machen Sie ihrem Spross klar, dass ungespülte Teller nach einer gewissen Schlagzahl von Monaten in der Lage sind, unvergessliche Düfte in menschliche Nasen zu klöppeln. Dass der Geruchssinn dabei auch schon mal temporär erkalten kann. Ob man ohne Geruchssinn durch die Welt torkeln möchte. Und ohne Nase. Die schmilzt ob des Gestankes verfaulter Lebensmittelreste auf Tellern und Gabeln einfach weg.
Sprechen Sie bildhaft und expressionistisch, versprechen Sie ihrer Tochter unendlichen Wahnsinn und durch höllischen Gestank ausgelösten familiären Massenmord und dass sie diese Tragödie bequem verhindern kann, in dem sie einfach nur einen simplen Schuss Pril in ein Becken lauwarmes Lasser drückt.
Mein Mann ist fürchterlich ehrgeizig, wenn es um die vermeintliche Fußballkarriere unseres Elfjährigen geht. Er treibt ihn ständig an und inzwischen muss unser Sohn heulen, wenn er mal kein Tor geschossen hat. Wie wichtig ist Ehrgeiz in diesem Alter?
Penny meint: Als erstes nehmen sie ihrem Amateurfußballersohn die Taschentücher weg Besitzt er dann immer noch die ungeheure Dreistigkeit, den Parkettboden mit seinem Naseninhalt zu versauen, drücken Sie ihm einen Schrubber in die Hand. Schafft er es, innerhalb einer halben Stunde die Wohnung auf Hochglanz zu bohnern, geht’s an die Torwand im Garten, von ihrem Mann gestoßene Kugelstoßkugen müssen Volley verwandelt werden, sonst geht’s ohne Wackelpeter in die Schlafkoje, so einfach ist das. Beim Kartoffelschälen bauen sie Spargelmauern auf der Arbeitsleiste auf, über die ihr Sohn die geschälten Erdäpfel in den Kochtopf zirkeln muss. Ist er zu einem Hattrick nicht in der Lage, wird mit dem Hümmelchen ein Kreuzbandanriss angedeutet, das müsste Ihren Sohn wieder zu Höchstleistungen anspornen.
Unsere Tochter Nele, 12, lügt uns immer wieder an. Was können wir tun?
Penny meint: Zurücklügen! Sätze wie „Du bist gar nicht unsere Tochter, wir haben dich in einem Dschungel hinter einer Baumrinde gefunden!“ oder „In spätestens zwei Jahren ist dein Gehirn derart voller Hormone, dass wir deine Gedanken lesen können, alle Eltern können das irgendwann!“ beeindrucken zumindest temporär. Übertreffen sie sich gegenseitig im Ankrücken! Wenn Ihre Tochter behauptet, sie hätte Koks genommen, stechen Sie sich mit einer Sicherheitsnadel kleine Löcher in den Arm und zeigen Ihrer Tochter stolz einen verrosteten Löffel. Behauptet Ihre Tochter, sie würde Jura studieren, drucken sie sich ein selbsterstelltes Atomphysikdiplom in Word aus.
Machen sie so lange damit weiter, bis ihre Tochter erschöpft auf- und alle Lügen zugibt. Dann sagen sie selbstbewusst und ohne dümmlich zu grinsen: „Das wusste ich, ich kann nämlich bereits jetzt deine Gedanken lesen!“ und verlassen polternd und lachend die Bühne.
Bei anderen ist Till, 13, reizend, zu Hause ein Kotzbrocken. Warum ist das so?
Penny meint: Weil Sie auch Kotzbrocken sind. Beide vermutlich. Ihr Mann scharwenzelt um seine Sekretärin herum und Sie treiben es vermutlich mit dem Postboten. Das Essen schmeckt immer nach Spaghetti Bolognese, auch wenn es Schnitzel mit Gemüse gibt, das frustriert auf Dauer. Ihrem Sohn haben sie zu Weihnachten einen Amiga 500 geschenkt und großkotzig folgend gesagt: „Ist aufgerüstet, mit 1 Megabyte Speichererweiterung!“ Und dann haben sie auch noch einen Aufstand gemacht, als er die dazugehörige Datasette aus dem siebzehnten Stock geworfen hat. Funktioniert halt nicht mit nem Amiga. Da es Ihrem Sohn überall besser zu gefallen scheint als bei Ihnen, würde ich einen Auszug seinerseits vorschlagen. Zu einem Kumpel. Mit echtem PC und echten Schnitzeln.
Unsere Tochter ist erst 13 und will mit Ihrem Freund, 16, schlafen. Wie können wir das verhindern?
Penny meint: Stacheldraht in der Nachttischschublade, Tellerminen auf dem Weg zum Bett, Juckpulver in der Federkernmatratze und ein sorgsam von Ihnen ausgewähltes Musikprogramm, welches am besten aus Liedern mit den Titel „Gefällt dir meine grüne Tracht?“ und anderen Gassenhauern zusammengestellt wird, lassen auch die stärkste frühpubertäre Libido wie ein Kartenhaus im Tornado hoffnungslos einstürzen. Kommt Ihre 13-jährige Tochter halbnackt die Treppe heruntergestampft, um sich über die Liebeshindernisse zu beschweren, wechseln sie von Volksmusik auf Cannibal Corpse und stammeln immer nur „Was? Wie meinen?“
„Unsere Familie ist ein einziger Haufen Scheiße“, schreit unser Sohn, 12, ich heule, mein Mann brüllt ihn an, der lässt ihn einfach stehen. Wie können wir mit unserem Kind wieder ins Gespräch kommen?
Penny meint: Ein starkes Seil, ein unbequemer Stuhl. Dann in ruhigen Worten am Flipchart klären, aus wie viel Kilo Scheiße der Haufen besteht. Hunde oder Elefanten müssen herangekarrt werden, um den benötigten Haufen Scheiße im Wohnzimmer zu drapieren. Dann neben den Scheißhaufen stellen. Den gefesselten Sohn fragen, wer ihm in Zukunft lieber das Essen kochen, die Hausarbeiten kontrollieren und ihn bevorzugt in ein paar Jahren von der Disko abholen soll. Den Sohn wieder vom Stuhl losbinden und ihm eine Kehrschaufel in die Hand drücken.
Inga, 13, schminkt sich auf einmal, als wollte sie nicht in die Schule, sondern auf den Straßenstrich gehen. Soll ich sie mit so viel Farbe im Gesicht vor die Tür lassen?
Penny meint: Natürlich nicht! Ziehen Sie Ihre Tochter wieder am Kragen zur Tür herein und holen Sie Ihren Schminkkoffer. Nun gilt es, das Gesicht Ihrer Tochter noch krasser anzumalen. Schwarze Lidschatten bis zu den Ohren, Das Puder auf der Wange knallrot, der Lippenstift daumendick. Dann eine Feder ins Haar und ab nach Bad Segeberg. Hat sie dort bei den Karl May Festspielen genug Geld eingespielt, um die Schminkkosten zurückzuzahlen, darf sie gern wiederkommen.
An der Schule unseres Sohnes Matthias, 11, gibt es einen großen Gruppendruck auf Jungs, die angeblich nicht cool sind. Matthias gilt als so ein Junge und deshalb hat er auch keine Freunde in der Klasse. Inzwischen retardiert er zum Klassenkasper, so bekommt er wenigstens manchmal Aufmerksamkeit. Was können wir tun?
Penny meint: Zunächst könnten Sie erst einmal selbst aufhören, Aufmerksamkeit zu erregen, in dem sie sinnlos Fremdwörter in den Äther pusten, die die meisten Menschen nicht verstehen. Soll das wichtig klingen? Matthias wird’s wohl von Ihnen haben und der Umstand, dass sie Ihren Spross im Angesicht des Morgentau mit einem Hirsebaguette in die Penne schicken, soll nun keine Verwunderung ob der aktuellen Situation in Ihr Gesicht zaubern. Bevor Sie Ihren Sohn nun zum sparbuchvernichtenden Typberater schicken, nutzen sie die Situation doch aus. Lange gelbe Schuhe, riesige und buschige Hemdknöpfe und eine rote Nase. Wenn schon Klassenclown, dann doch auch authentisch, finden Sie nicht?
Unser 14-jähriger Sohn hat sich von seinem Taschengeld ein Springmesser gekauft. Wir haben Ihm verboten, es mit in die Schule zu nehmen. Aber abnehmen können wir es ihm doch nicht – es ist schließlich seins oder?
Penny meint: Kommt drauf an. Haben sie stärkere Waffen als Ihr Sohn, käme es auf einem Versuch an. Mit einer kreischenden Kettensäge und einer gruselig bemalten Brötchentüte auf dem Kopf des Nachts in seinen Turm stürzen und grölend die Herausgabe des Messers verlangen: Das sollte klappen. Ansonsten dürfen Sie aber auch nicht gar so streng sein. Die goldene Kalaschnikow, die ihm zum Straßengangkönig macht sowie der Panzer, mit dem er dem Garten des ungeliebten Nachbarn ein zerwühltes Aussehen verpasst kann er doch ruhig behalten.
Verbotene Computerspiele sind für unseren 15-jährigen Sohn offenbar besonders interessant. Reicht es, wenn ich mit ihm über die Gefahr von Gewaltspielen rede oder soll ich sie ihm verbieten?
Penny meint: Ganz klar, alles verbieten. Ob nun der ecstasypillenfressende Pacman oder das von der Perestroika programmierte Tetris, in denen sinnlos Reihen voller unschuldiger Klötze gnadenlos vernichtet werden. Alles einsammeln, auf einen Haufen und dann verbrennen. Wenn Ihr Sohn ein schüchternes Feuerzeug wie ein Bekloppter „PYROSCHLAG! PYROSCHLAG!“ anbrüllt, kündigen Sie bitte sofort seinen World of Warcraft Account und sperren Ihren Sohn in die Eistruhe. Aber ziehen Sie ihm bitte vorher das Stoffkleid wieder aus.
Ich habe Ecstasypillen in der Sweatshirt-Jacke unserer Tochter, 15, gefunden. Sie sagt, sie weiß nicht, wie die hineingekommen sind. Ich bin mir sicher, sie lügt. Was soll ich machen?
Penny meint: Pillen probieren, um sicherzugehen, dass es sich nicht um Smint oder Tic Tac handelt. Knabbern togolesische Teetassen die eigenen Zehen an, nach dem „Runterkommen“ zur Polizei gehen und Pacman anzeigen.
Mein Sohn, 16, geht im Internet regelmäßig auf Pornoseiten und befriedigt sich selbst. Ist das normal in seinem Alter?
Penny meint: Solange er keine Ambitionen auf eine Hauptrolle hat, dürfte das schon okay sein.
Wie führen wir unseren Sohn, 15, verantwortungsvoll an den Umgang mit Alkohol heran?
Penny meint: Na, mit der Holzhammermethode. Zunächst erklärt der Papa mit welchem Gerät aus dem Werkzeugkasten das Dosenschießen am effektivsten zu bewerkstelligen ist. Dann wird der Pepsitest gemacht, wobei die Pepsi durch Strohrum und die Billigcola durch Vittel ersetzt wird. Als nächstes muss das Wort „Proseccorosettenrisotto“ siebzehn mal fehlerfrei aufgesagt werden. Schafft der Promillepimpf auch das, impfen sie ihm unter Hinzunahme eines Tonträgers von Herrn Westernhagen ein, dass Jack Daniels von nun an sein bester und einziger Freund sein wird. Schaut Ihr Sohn am nächsten Morgen aus glasigen Augen in die Küche hinein und beschwert sich über den üblen Kopfschmerz, übergießen sie Ihn mit nicht mehr ganz so heißem Kaffee und flößen intravenös Paracetamol ein. Dann wieder von vorn beginnen mit Werkzeugkasten und Dosenbier.
Nun, ich kann jetzt hier keine Vollgarantie für diese Erziehungstipps aussprechen. Aber die Sache mit dem Kothaufen gefällt mir persönlich eigentlich ganz gut. Selbstverständlich wird das nie Supernannykompatibel sein, selbst RTL darf nur eine gewisse Menge Tierkot im Bild haben. Hält man sich halbwegs an alle Tipps, können aus verpickelten Terrorteenies mit ein bisschen Glück verantwortungsvolle Erwachsene werden. Man darf nur nicht vergessen, den Elefanten in den Zoo zurückzubringen.
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Quelle der Fragen: Stern Ausgabe 31 vom 26.07.2007