25.10.04

Pennys Wochenrückblick Folge 9: "DER NÄCHSTE, BITTE ! ! !"

Ich war krank diese Woche...und im Internet.....verhängnisvoll, so was.
Denn ich habe Internetseiten gefunden, die ich nie gesucht habe und schlimmes dabei entdeckt:
Im Laufe eines Erdbewohnerlebens, was ja im Durchschnitt 77 Jahre dauern kann, wenn einem kein Counterstrike-süchtiger Teenager in die Quere kommt, ist es eine Tatsache, dass man 70 Insekten und 10 Spinnen isst....und zwar im Schlaf.
Nun kann man sich darüber genussvoll kloppen, ob es sinnvoll ist, werthaltigen Webspace zu verschandeln, nur damit Internet-Usern eine solche Information vor die Linse kommt.
Doch wenn wir genauer darüber nachdenken: die Wirkung auf mancherlei Mensch, der derartiges liest, ist mit Sicherheit fatal.
IIIIiiihhh und Bäh werden sie schreien, all die unterbelichteten beim-Friseur-das-Goldene-Blatt-Leserinnen und nicht wenige von diesen Frauen, die das Lockenwicklertragen für eine Art Vorspiel halten, werden sich des Nachts den Mund fortan zukleben.
Spinnen und Tesa arbeiten da Hand in Hand zusammen.
Mal ernsthaft.....10 Spinnen! Das ist ja gerade mal eine in 7,7 Jahren.
Und wen sollte es schon stören, wenn man doch fröhlich weiterschlummert?
Oder ist jemand von Euch schon mal mit dem Gedanken aufgewacht:
„Meine Güte, das war ja ein schicker Traum, aber wieso habe ich so ein haariges Gefühl im Gaumen?“
Es soll ja auch mal keiner so tun, als hätte man nun sämtliche Insekten auf einmal im Mund.
DAS wäre dann ja was anderes.
Da könnte der Ehepartner ja fast neidisch werden ob der Bevorzugung der Insekten in Richtung Ehefrau.....doch ich schweife ab.
70 Insekten....und 10 Spinnen.
Die Frauen (und wohl auch einige männliche Versionen dieser Frauen) dürften den meisten Schiss vor den Spinnen haben, nicht wahr?
Doch was ist mit den anderen Insekten?
Wenn einem so ein Tausendfüssler in den Schlund krabbelt, das macht wohl niemandem was aus, wie? Jaja, solange er sich die Füsse auf der Zungenspitze abputzt, ist ja alles okay, aber welch ein Tausendfüssler hat schon solch gute Manieren?
Überhaupt, wie muss ich mir das denn nun genau vor Augen führen? Wie haben die das rausbekommen?
Haben die Sträflinge nachts ans Bett gefesselt und eine mittelalte Dame hat hornbrillen- und perrückenbekleidet protokolliert, ob irgendwelche Kleinstlebewesen Spass an oraler Erforschung haben?
Und macht es eventuell einen Unterschied, ob man in einer 3-Zimmerwohnung in Castrop Rauxel nächtigt oder auf dem lehmigen Boden des australischen Dschungels?
Übrigens: Das grösste Insekt, was einem so in die Schnute krabbeln kann, ist der Goliathkäfer.
Dieser fröhliche Geselle erreicht ein Lebendgewicht von 110 Gramm hin, das ist ja schon mal ganz ansehlich und mit einer schicken Tafel Milka Vollmich-Haselnuss zu vergleichen.
Ach und eine schicke Spinne habe ich auch gefunden, die berühmt berüchtigte Kamelspinne.
DAS wäre ein Grund, laut aufzuschreien, wenn es solcherlei Objekte wären, die einen in der Nacht begrüssen würden.
Ich kann es mir lebhaft vorstellen, wie Goliathkäfer und Kamelspinne auf der Bettkante hocken und letztere ulkig zischelt:
„Okay Edward, wer als erster am Kinn ist, der darf in den Mund....der Verlierer kann sich ja ein Nasenloch aussuchen!“
Sollte man ein solches Schicksal erleiden, ist es Zeit zum Arzt zu gehen.
Der Geplagte würde sich vermutlich stundenlang darüber aufregen, dass er 10 € Praxisgebühr zahlen muss, doch würde er nicht leicht verstanden werden, während der Goliathkäfer an seinen Mandeln kaut und die Kamelspinne in seiner Nase herumstochert.
Letzte Woche saß ich mit meiner Mandelentzündung in der Hausarztpraxis meines Vertrauens und hab immer um die Ecke gelinst, in der vagen Hoffnung, dass so ein Freak mit Rieseninsekten im Schlund um die Ecke biegt.
Aber Nö, das war ja wohl nichts.
Stattdessen sitzen die Menschen in Arztpraxen mit ihrem Po auf ihrem Stuhl und gucken.
Frustrierte Singles sollten nicht zum Onkel Doktor gehen, denn dort sitzen keine hübschen Frauen.
Hübsche Frauen sind scheinbar immer gesund....oder vielleicht sind die weniger gut aussehenden Frauen, die in den Arztpraxen sitzen ja auch normalerweise gutaussehend und wenn sie Schnupfen bekommen, verwanden sie sich über Nacht – ob mit oder ohne Wick Vapo Rup – in grässliche faltige Wesen mit schmutzigen Fingernägeln, mit denen sie in der Arztpraxis dann die AOK-Karte aus dem Geldbeutel ziehen.
Ansonsten Rentner.
Die sitzen auch häufig beim Arzt und das blöde ist, dass von denen auch noch keiner Tiere aus dem Mund raushängen hatte.
Einmal saß eine ältere Dame neben mir und die hat seltsame Geräusche mit ihrem Gebiss veranstaltet.
Ich wollte sie erst fragen, ob sie gerade auf einer Tegenaria atrica herumkaut, aber ich hatte ernsthaft Sorge, dass sie den Mund aufmacht und es mir zeigt.
Natürlich gibt es noch andere Gründe, um zum Doc zu gehen.
Wenn man ein betäubendes Kribbeln im Riechkolben spürt, ist das eigentlich schon ein ganz guter Grund, die 112 zu wählen und sein Testament zu schreiben.
Denn wer zu feste niest, kann sich nicht nur sämtliche Rippen brechen, nein, wenn man beim morgendlichen Spaziergang nicht 4-blättrige Kleeblätter aufgesammelt hat, kann man das Pech haben, dass einem dabei auch noch die Glubscher aus dem Kopf kullern.
Das wollen wir uns ein bisschen vor Augen halten (toller Wortwitz oder?) und wenn wir in nächster Zeit jemanden niesen hören, wollen wir uns ganz fest vornehmen, nicht einfach nur lapidar „Gesundheit!“ zu murmeln und weiter des Weges zu gehen, nein, wir fragen adhoc, ob es der Person gut geht und wenn sie nach einer halben Sekunde noch nicht geantwortet hat, wird die stabile Seitenlage eingeleitet.
Laut Knigge sagt man ja eh nicht mehr Gesundheit, nein, der Niesende hat sich zu entschuldigen.
He, mir würde es auch unendlich leid tun und schrecklich peinlich sein, wenn im Restaurant plötzlich die meine Augäpfel in der Suppe meiner Freundin schwimmen würden.
Ein weiteres Indiz für einen ungesunden Lebenswandel sind eindeutig Pflaster am Kopf.
So eine Schädelwunde kann man sich ja durch alles Mögliche zuziehen, doch sollten wir den positiven Aspekt dieser Scheußlichkeit nicht außer Acht lassen.
Denn – und auch diese Info gibt’s im Netz – wenn man seinen Kopf gegen einen Schrank haut, verbraucht man 150 Kalorien.
Toll, oder?
Mich wundert es wirklich, dass „Brigitte“ und „Jaqueline“ und wie die Frauenzeitschriften alle heissen, diese Tatsache noch nicht für sich entdeckt hat.
„DIE SCHRANKDIÄT! Verlieren sie 7 Kilo in 5 Tagen...und das nur mit einer einzigen Kopfbewegung! Pflaster beiliegend!“
Mädels, das isses doch. Ihr könnt Euch die ganze Kotzerei komplett ins Tagebuch kippen.
Holt Euch einen schicken Ikea-Schrank ins Haus (vorzugsweise den Robin) und dann kloppt ihr immer Euren Schädel davor, noch während ihr die Sahnetorte und die Chipspackung verdaut.
Natürlich muss man auch hier schwer differenzieren. Wer so eine richtige Fressorgie hinter sich hat, lässt den Ikeaschrank natürlich Ikeaschrank sein, zieht sich was Warmes an und traktiert die örtliche Litfasssäule.
Jaja, es gibt Sachen, da könnte man zu Schreien anfangen und wenn man gerade schon dabei ist, sollte man das auch 8 Jahre, 7 Monate und 6 Tage tun, denn dann hat man mit seiner Brüllerei soviel Energie gezeugt, dass es für eine ganze Tasse Kaffe reicht. Damit UND mit den Schränken ist das Hunger und Durstproblem dieses bekloppten Planeten zu lösen und nicht anders.

„Der Nächste, bitte“, erschallt`s aus den Praxislaustprecherwartezimmerboxen.
Ich mache mich auf den Weg ins Arztzimmer, um mir meine lebensrettenden Antibiotika abzuholen, nicht ohne einen letzten Blick auf die Eingangstür zu schmeißen, in der Hoffnung, dass doch noch irgendein Kauz hereinkommt, ein halbes Krokodil aus dem Mund und die Augen aus dem Gesicht heraushängend zur Vorzimmerdame taumelt und einen Zettel abgibt, auf dem steht:
„Bin heute Morgen nach heftiger Niesattacke wach geworden und als ich in den Badezimmerspiegel geschaut habe, wunderte ich mich schon ein wenig...ich gehe schon mal ins Wartezimmer. Ach und ich hätte gerne einen Kaffee, deswegen wäre es vom Vorteil, wenn sie das Schreien beibehalten, vielen Dank!“

eine schöne Woche noch

19.10.04

Pennys Wochenrückblick Folge 11: Sex ab 49 ist schöner als den Jackpot knacken

Klischees sind schon manchmal komisch. Neulich im Kino begab ich mich auf die Toilette und da ich glücklicherweise nur „das kleine Geschäft“ verrichten musste (kein Mensch bei klarem Verstand setzt sich freiwillig auf eine öffentliche Toilette, wenn man nicht mindestens ein Fass Sagrotan dabei hat), begab ich mich zu den Stehpissoirs.
Und siehe da. Vor mir breitete sich ein kleines aber feines Werbeplakat aus, welches das nur mässige Playstation 2 Spiel „Mission Impossible“ anpries.
Passenderweise hing der Hauptdarsteller des Spiels auch noch aus einem Hubschrauber, was ja irgendwie lustig ist, denn vor dem Stehpissoir hängt einem ja selbst was raus.

Jetzt werden wieder einige denken: Meine Güte, der Penny ist total bescheuert geworden und ich kann manchen nur Recht geben, denn es ist ja klar, dass es immer noch besser ist, auf ein so Klischeebehaftetes Videospielplakat zu glotzen als auf eine nackte Kachelwand.
Denn seien wir doch ehrlich, wer an einem Stehpissoir interessiert durch die Gegend schaut, der macht sich genauso verdächtig, wie derjenige, der in Fahrstühlen laut redet, wenn andere dabeistehen.
Aber gut, weggepackt und zugeschlossen ging ich dann wieder meines Weges, aber nicht ohne mich zu fragen, was dieses dumme Klischee nun soll.
Videospielwerbung auf der Männer-Toilette. Wie sieht dann erst auf der Frauentoilette aus?
Pappt da etwa Schuhwerbung an der Klotür?
Natürlich müsste die grösser sein, als mein kleines Videospielplakat, schließlich ist der Abstand von Linse zu Konsumprodukt bei den Frauen ja größer und wer will schon riskieren, dass die Mädels halbnackt vornüberkippen, nur damit sie sich genau anschauen können, wie teuer die Deichmann-Pumps nun sind. Deswegen also mannsgroß die Werbung auf dem Frauenklo.
Klischees sind manchmal echt zum Kotzen.
Naivität aber auch.

Circa 40 Millionen Bundesbürger waren in der letzten Woche ebenfalls recht naiv.
Print- und Glotzmedien verkündeten es in einer Tour: der Lottopott ist gross.
25 Millionen € waren mal fast 50 Millionen Mark, das konnte fast jeder ausrechnen, doch die mathematischen Künste mancher reichten nicht aus, um sich klarzumachen, wie verschwindend gering die Wahrscheinlichkeit ist, dieses Geld tatsächlich zu gewinnen.
Man muss ja auch festhalten, dass es reichlich bekloppt ist, wegen 25 Millionen Euro so eine derartige Kirmes zu veranstalten und dies bei, sagen wir mal, 10 Milliönchen nicht zu tun.
Denn altersunabhängig muss man doch feststellen, dass es egal ist, welchen dieser Beträge man gewinnt, man wird das Geld nicht ausgeben können, bevor man unter den Torf kommt.
Ganz böse Gestalten könnten ja jetzt behaupten, dass die Kinoindustrie mit ihren mannsgroßen Schuhwerbeplakaten auf der Damentoilette sehr wohl das Ziel verfolgt, Lottomillionärinnen die Millionen aus dem Geldbeutel zu entlocken, aber he: es ist nur ein Klischee.

Zurück zu den Naivlingen: die Wahrscheinlichkeit, den 6er mit Superzahl zu erhaschen, beträgt schlappe 1 : 140.000.000.
Nun, dass mal eine irakische Kamelspinne irgendwann zum amerikanischen Präsidenten gewählt wird, ist vermutlich genauso wahrscheinlich und dass mir bei Ikea ein Kühlschrank auf dem Kopf fällt und ich durch den günstigen Aufprallwinkel fortan ein toller Dichter werde, ist es wohl ebenso.
Doch das hält die Menschen nicht davon ab, wie die Lemminge in die Lottobuden zu rennen und zu tippen, was der Kugelschreiber hergibt. Ich hab nur noch auf die Meldung gewartet, dass es keine Lottoscheine mehr gibt.
Lustig ist es zu lesen, was man sich alles von 25 Millionen € kaufen kann, z.B. 250 Strandhäuser und dann kann ich mich nur an den Kopf packen und fragen:
250 Strandhäuser?
Was will ich denn damit?

An welchem Strand werden mit einem Schlag 250 Häuser frei, dass ich mit meinem Jackpot angerannt komme und sage: Her damit!
Oder sollen es etwa Häuser an verschiedenen Stränden sein?
Und dann? Was mache ich mit 250 Strandhäusern? So eine große Familie hab ich nicht, dass ich in jedes Haus jemanden unterbringen könnte. Und wenn ich fremd vermiete hab ich dann das ganze Jahr damit zu tun, durch die Weltgeschichte zu gondeln, um Mieterbeschwerden entgegenzunehmen und am Jahresende meine Steuererklärung auszufüllen, was vermutlich mehr Stress machen würde, als ich durch meine jetzige Arbeit schon habe.
Ich hör sie brüllen aus dem Hintergrund: Tja, Geld alleine macht eben nicht glücklich.
Auch das ist ein derart abgegriffenes und abgeschliffenes Klischee, dass man es beim Juwelier schon fast als Diamanten verkaufen könnte.
Es gehört schon ein ordentliches Stück Selbstverleugnung dazu, wenn man sagt: och, was soll ich bloß mit all diesen Millionen, ich würde verzweifeln bei der Frage, ob ich denn nun lieber in meinen Pool springe oder in meinem SL am Strand entlang düse, nein nein, da finde ich es doch viel geiler, wenn morgens um 5:30 der Wecker in meinem Ohr scheppert und mich aus dem Bette schmeisst.
Weil dies kaum einer sagt, rennen 40 Millionen Leute in die Lottobuden.
Nu isser geknackt.

Und wenn wir erfahren, dass der Pott von einer allein erziehenden Mutter mit 5 Kindern erkreuzt wurde, werden wieder alle das Herz in die Hand nehmen, einen warmen Blick aufsetzen und sagen: Mensch, endlich hat es mal jemanden erwischt, der es verdient hat.
Was ebenfalls sehr lustig ist, denn wenn wir jenen Frauen mit 5 schreienden Bälgern im Supermarkt begegnen, die sich um die letzten Fruchtzwerge kloppen, dann denken wir andere Gedanken, die doch eher von abschätziger Art sind.
Bleibt festzuhalten, dass der Pott nun weg ist und es spielt keine Rolle, an wen.
Der dümmste Witz, den ich dazu in dieser Woche gehört habe war der:
Nach dem Lottofieber ist jetzt als nächste Krankheit Kreuzschmerzen angesagt.
Nun noch kurz was zur Politik und zwar ohne schlauen Übergang.
Der größte R-Roller dieser Republik (Müntefering) und der lustigste Satzverschachteler (Stoiber) haben sich ein ganzes Jahr damit beschäftigt, wie man dieses Land beweglicher machen kann. Föderalismusreform schimpfte sich das ganze. 365 Tage lang hatte man gestritten und diskutiert und nun haben wir in dieser Woche das Ergebnis erhalten:
Nix.
Ein ganzes Jahr Arbeit den Lokus heruntergespült.
Welch schönes Zeugnis für Deutschland, ich denke, jetzt habe ich verstanden, warum so manch einer in die Lottobude rennt, nicht gegen klischeebehaftete Videospielwerbung auf Männertoiletten aufbegehrt und einzelne nach einer 13. Signaturzeile schreien.
Frohes Fest

16.10.04

Pennys Wochenrückblick Folge 8: Die schönsten Pausen sind lila...und nicht gelb!!!!!!

In dieser Woche musste es den gelangweilten Bürgern klipp und klar werden.
Es spielt überhaupt keine Rolle, in welchem arabischen Touristenstaat mal wieder ein Bömbchen vor sich hinexplodiert und es kann auch nicht von gehobener Wichtigkeit sein, wie viele Karstadt / Opelmitarbeiter in naher Zukunft gute Kumpels von Hartz dem Vierten werden.
Auch dass Gerhard Schröder einem ehemaligen Staatsfeind Nummer eins grinsend die Hand schüttelt, kann eigentlich nur als lächerliche Randnotiz verbleiben.
Nein, 80 Millionen Bürger hat diese Woche nur ein interessiert...und zwar, dass wir im supermarktschen Schokoregal nicht kräftig danebenhauen.
Denn Kraft Foods hat in einem weltweit für Aufsehen erregenden Prozess dafür gesorgt, dass sie die Farbe „lila“ ganz allein und nur für sich auf die Schokopackungen drucken darf.

RUMMS!

Das sitzt.
Denn die Verdener Keks und Waffelfabrik, die uns ja allen ein Begriff ist, hat die ungeheuerliche Frechheit besessen, eine ihrer Schokopackungen in ein herrliches Violett zu tunken.
Natürlich musste Kraft Foods, dieses kleine und kaum erwähnenswerte Unternehmen die Pleite befürchten und so zog man dann vor Gericht.
Doch zunächst beschäftigen wir uns erstmal damit, was FARBE überhaupt ist, nämlich:

ein Sinneseindruck, der entsteht, wenn Licht einer bestimmten Wellenlänge oder eines Wellenlängengemisches auf die Netzhaut des Auges fällt. Diese elektromagnetische Strahlung veranlasst dort spezielle Sinneszellen zu einer Nervenerregung, die zum Gehirn geleitet wird und dort auf bisher weitgehend ungeklärte Weise als Farbe ins Bewusstsein des Menschen tritt.

So in etwa muss man sich das dann vorstellen, wenn man grenzdebil und der deutschen Sprache in Schriftform in keiner Art und Weise mächtig vor dem Chocolat-Rega’l hin- und herpendelt und überlegt, mit was man sich denn nun heute Abend das Bäuchlein speckig knuspert.
Auf einmal, ZACK, erblicken die Augen was lilanes und bevor man überhaupt dazu kommt, die Verpackung zu lesen, was wir ja auch alle nicht können, weil wir ja grenzdebil und analphabetisch durch die Weltgeschichte rennen, rammen wir unsere Faust in die bunte Süsselei hinein und erwischen bei einer fünfzig / fünfzig Chance - eine Packung der Verdener Keks und Waffelfabrik.
Wir rennen wie besengte Ferkel zur Kasse, halten uns die Augen zu, während wir die Ware aufs Band schmeissen, ignorieren gut gemeinte Ratschläge ala „Sind sie sicher, dass sie nicht was von Milk....“ mit einem lauten LALALALALA und bezahlen.
Just in diesem Moment kippt schwarzmagisch und voodoostylish irgendwo auf der Welt ein Kraft Foods Mitarbeiter ad hoc und auf der Stelle tot um, während er gerade Osterhasen zu Weihnachtsmännern umschokonieren will.

Eine derartige Situation – und das sollten wir, die wir doch so wunderbar mit der Gabe der Empathie beschenkt wurden, gut nachempfinden – kann Kraft Foods einfach nicht auf sich sitzen lassen.
Wenn die Leute etwas violettes auf das Laufband kippen, dann darf da nur Milka draufstehen.
Verständlich. Logisch. Klar.
Dafür gibt es auch wirklich gute Gründe, denn die Werbung von Kraft Foods, in der nur die Farbe Lila verwendet wird, kostete 1999 und 2000 50 Millionen Eur. Ich will gar nicht wissen, wie viele violette Farbeimer das waren.
Der Anwalt des Verdener Unternehmens, Thomas Kahl, hatte in der Revisionsverhandlung eine Verwechslungsgefahr bestritten. "Milka" verwende Lila nie allein als abstrakte Farbmarke, sondern "immer nur als zusammengesetztes Zeichen aus der Farbe, dem weißen Schriftzug Milka und der Kuh". Außerdem seien die beiden ineinander übergehenden Lila-Töne auf dem Beutel anders als der bläulichere.
Ja, also wer derart dusselig und schwafelnd argumentiert, der hat es aber auch nicht besser verdient.
Wer bei einem Farbspektrum von soundsoviel Millionen Farben über derartig detaillierte Nuancen debattiert, der gehört eigentlich in den nächsten ICE Richtung Schwarzweiss-Country.

Nun denn, Kraft Foods hat auf jeden Fall gewonnen, wir können uns sicher sein, dass all die Schokolade, die wir in violettem Lila verzehren auch garantiert von einer Kuh in selbiger Farbe ausgepresst wurde und müssen uns nun damit abfinden, dass unsere Kinder nach magentarot (Telekom) nun auch Violett aus dem Malkasten entfernen müssen, wenn sie nicht teure Lizenzgebühren von ihrem Taschengeld bezahlen wollen.
Anarchoblagen rocken aber trotzdem noch das Haus, wenn sie cool und lässig mit ihrem Lila Stift kotzende Schweine zeichnen, nachdem sie die Milkakuh gefressen und sich die Zugspitze heruntergerollt haben.
Wir können übrigens vom Glück reden, dass dieses Urteil noch nicht im verschneiten Atlanta angekommen ist. Wenn die dort ansässige Coca Cola Company das mitbekommt, dann sind die Brötchen geschnitten.
Man stelle sich das vor, die melden das Fanta-Orange beim Patentamt an und klatschen ein TM dahinter.
Dann kommen die Amis hierher und verklagen jedes zweite Herbstblatt, dass un-
schuldig und jeder Würde beraubt im Rinnstein vor sich hinfault.
Und die Kürbisdekos in Bäckereien und Apotheken, die uns alljährlich daran erinnern sollen, dass es bald wieder Zeit ist, sich alberne Vampirzähne ins Gesicht zu schieben und auf albernen Partys albern „Buh!“ zu machen, werden auf öffentlichen Plätzen mit viel Tamtam verbrannt und durch grüne Kürbisse ersetzt.
Überhaupt Kürbisse und Halloween, warum immer Kürbisse. Vermutlich ist es schwieriger und auch unglaubwürdiger, wenn man fiese Gesichter in Weintrauben oder Ananas schnitzt, aber warum zur Hölle (buuuuhuuuuu) muss man denn immer an so lächerlichen Klischees festhalten und die Schaufenster in ein Kürbismeer verwandeln.
Bei meinem Stammbäcker hängen sogar lächelnde Geister über den Berlinern, ich meine echt jetzt, Geister sollten alles machen, nur nicht lächeln.
Man sollte verrottete und blutige Fratzen in die Fenster kleben und aus einem alten Radio müssten fiese Stimmen aus dem Jenseits erklingen, aber wir Deutschen habens ja nicht so mit der Authenzität, ich seh schon wieder die Beschwerden, nur weil Kinder weinend aufgrund irgendwelcher Schaufensterdekos zusammenbrechen.
Aber was soll man bloss mit 10 % Angst anfangen, wenn man 100 % haben kann?

Jaja, Farben haben schon Symbolcharakter, so auch bei der Wahl in Afghanistan vor gut einer Woche.
Dort war man der ulkigen Meinung, dass man ein möglichst genaues Wahlergebnis hinbekommt, wenn man den Leuten, die bereits gewählt haben, das Fingernagelbett mit einem Edding schwarz anmalt.
Gut, dass die Farbe nach einigen halbherzigen Wischversuchen wieder abging, obwohl sie tagelang dranbleiben sollte, kann ja jetzt nicht als wahlbeeinflussend gewertet werden. Überhaupt, wer tausendprozentige Sicherheit haben will, hätte sich eben 10 Millionen lila Farbkanister von Milka bestellen müssen.
Eimer auf und PFLOSCH, einmal den Wählenden violettieren, schon hätte die liebe Seele Ruhe gehabt.
George Bush fand die Edding-Methode übrigens derart interessant, dass er ernsthaft darüber nachgedacht hat, dieses System für die Novemberwahl zu benutzen.

Zum Schluss möchte ich Euch noch von meinem ganz persönlichen Halloween erzählen, denn diese Woche war ich in der Innenstadt und sah ein Mädchen Geige spielen.
Auf dem Schild, welches im Geigenkasten platziert war, war folgendes zu lesen:
„Spare für eine eigene Geige! Danke!“
Angewidert und voller Grauen blieb ich stehen und machte mir meine Gedanken, wen dieses Mädchen wohl verapfeln will.
Von wegen eigene Geige.
Wem gehört denn die, auf der Du da spielst? Deinem Opa? Ist Dein Opa so ein furchtbarer Egoist, dass er Dir die Geige nicht einfach so schenken kann? Oder ist es womöglich eine Leihgeige? Gibt es Geschäfte, die Geigen an Minderjährige ausleihen? Und wie lang musst Du dann auf Deiner Leihgeige bis zur eigenen Geige geigen, wenn man bedenkt, dass Du die Geigenleihgebühr im Geigenleihgeschäft abdrücken musst?
Oder ist das gar keine Geige, sondern ein umfunktioniertes Maschinengewehr und wenn Dein Exfreund sich Schuhe bei Deichmann anschaut, durchsiebst Du ihn von hinten mit Deiner GeigMP?
Also, ihr kleinen armen geigenlosen Mädchen da draussen, ihr müsst das schlauer anstellen.
Wenn ihr eine eigene Geige haben wollt, dann schreibt nicht so einen groben Unfug auf Euer Schild, sondern eher etwas wie dieses hier:
„Brauche Asche für eine eigene Tuba!“
Guten Abend . . . .

7.10.04

Pennys Wochenrückblick Folge 7: Was für eine Farbe hat so ein Klose-Popel eigentlich?

Lange habe ich überlegt, ob ich hier über Oliver Kahn schreiben soll oder lieber doch nicht.
Ich meine ernsthaft, wer irgendwas über Orang Utans oder andere Raubtiere wissen will, soll doch in Tieratlanten herumblättern.
Denn abgesehen vom ewigen Verena-schem hin und her und der ständigen Betonung auf seinen unendlichen Ehrgeiz, der so gross ist, dass er schon in kein Fussballstadion mehr passt, hat dieser Oliver Kahn ja eigentlich nicht viel zu bieten.
Im Gegenteil, wird er interviewt hat er nichts Besseres zu tun, als überall hinzuschauen, nur nicht in die Augen des Interviewers.
Das mag weltmännisch, mysteriös und frauenanziehend wirken, von der rein manierlichen Seite her ist das alles irgendwie ein bisschen abartig.
Man kann sich auch lange darüber auslassen, ob es gerechtfertigt ist, hunderte von gelben Früchten in Richtung dieses bayerischen Hünen zu schmeissen, die er eh nicht essen wird.
Allerdings – und da kann selbst der härteste Bayern Fan nix gegen sagen – hat er sich diese Bananen auch redlich verdient.
Schliesslich übte sich Olli bereits matrixähnlich in coolen Kung Fu Tritten, wollte wie Mike Tyson seinem Gegner Heiko herrlich das Ohr abkauen und den Brdaric hat er auch schon mal ein wenig im Genick geschüttelt.
Dazu kommt noch das Klappe aufreissen und das so weit, dass man Angst haben muss, dass kleinere Planeten darin verschwinden.
Ja der Oliver, der ist ein ganz wildes Tier und manch ein Zuschauer wird sich wünschen, dass sein Tor auch vorn ein Netz bekommt...und ein Schild...“bitte nicht füttern!“
Jener bajuwarische Torhüter hatte am letzten Wochenende erneut einen dezenten Auftritt.
Die Krabbelmeisterschaftsniederlage der letzten Saison noch nicht verdaut, stopfte er Saltoklose den torhüterbehandschuhten Finger in den Riechkolben.
Mehrmals.
Vorausgegangen ist ein Stoss in die Rippen, den es laut Zeitlupe nicht gegeben hat.
Frage: Was hat er in der Nase des Bremers bloß gesucht?
Seine schon seit Jahren verlorene und verfaulte Contenance?
Einen Behindertenausweis, damit er seinen Ferrari demnächst legitim auf derartigen Parkplätzen abstellen kann?
Brauchte er eine Art Wachs für seine Handschuhe, damit der Ball besser haftet?
Schiedsrichter Fandel (genau, der Herr mit der Drei Wettertaft Betonfrisur) hat natürlich nichts gesehen, erstaunlicherweise schauen die Räffaries immer gerne weg, wenn Dr. Kahn zu Mister Hyde wird.
Gut, dass ganze war jetzt auch nicht wirklich aufregend, Miro`s Nase befindet sich ja auch noch am angestammten Platz, doch die BILD wusste Mitte der Woche dann ganz genau, dass Kahn einen Psychiater braucht.
Das hätte halb Deutschland vorher nicht vermutet.
Der Bremer Klasnic verlautbarte gegenüber der BILD, dass er Kahn „voll eine geklatscht hätte“. Dieses Schauspiel würde ich mir gerne mal optisch zu Gemüte führen, doch leider wird das nicht passieren, denn der Klasnic passt nicht in Olli`s Beuteschema.
Das absolute Highlight der Woche fand sich dann ebenfalls in Deutschlands führender Boulevardzeitung.
In der beliebten „In & Out“ Rubrik – die mitunter deswegen zu Lachkrämpfen führt, weil dort Sachen aufgeführt sind, die nie in und out waren, bevor sie out und in geworden sind – war unter OUT folgendes zu lesen:
Out ist es: „in fremden Riechkolben doof und ungefragt rumfingern – wie`s Olli Kahn mit Miro Kloses Nase machte.“
Hab ich mit meinen 26 Jahren was verpasst? Gab es eine Dekade, in der es total angesagt war, anderen Leuten grünes Gold aus dem Zinken zu ziehen?
War es mal Mode, die Nasenexkremente anderer Menschen mit dem eigenen Finger zu berühren?
Ich meine, nicht dass in einer Zeit wie heute, in der die Menschen sich furzende Klingeltöne aufs Handy laden, derartige Sauereien kategorisch ausschliessen würde.
Und hat die BILD eigentlich recht?
Sollte man nicht eher gegen den Strom schwimmen und damit aufhören, sich der Masse anzupassen?
Also, ruhig mal ein bisschen anarchistisch sein und während der nächsten Busfahrt dem nächsten unscheinbaren Rentner den Finger in die Nase kloppen (am besten mit dem kleinen Finger anfangen, neue und anarchistische Trends ziehen es vor, behutsam auf die Welt gebracht zu werden).
Sollte der alte Mensch blöde und überrascht gucken, zuckt man lässig die Schulter und gibt ein „was denn, ist doch cool“ zum Besten.
Es soll auch Eure Aufgabe sein, dieses OUT aus der Bild richtig zu interpretieren, da steht schliesslich „ungefragt“.
Also, wenn ihr nicht out sein wollt, aber mit Eurem Daumen schon immer mal das Naseninnere Eures Mathelehrers erforschen wolltet, versucht es doch mal mit einen freundlichen „dürfte ich mal kurz?“ und dann schaut einfach, was danach passiert.
Auch bei Polizeikontrollen macht so ein kleiner „Nasenwühler“ im Bullenkolben bestimmt mächtig Eindruck, vor allem die anschließende Verfolgungsfahrt hat es bestimmt ganz doll in sich.
Wo ich gerade übrigens beim BILD-OUT bin...Out sind ebenfalls „Männer, die demonstrativ ihren Hoseninhalt mächtig ordnen“.
Ja darf man denn mit seinen Händen in gar nichts mehr herumwühlen? Wo sollen wir Männer mit unseren Fingern denn hin? Sollen sie etwa ein Bügeleisen in die Hand nehmen?
„In“ ist es übrigens, „mal (schön bekloppt) Seepferdchen aufzufrischen...Sprung vom Beckenrand, 25 Meter schwimmen, Tauchen im schultertiefen Wasser, das Abzeichen gehört an den Bikini
Man kann INs und OUTs auch verbinden, allerdings muss man sich eine gute Antwort auf die Frage des Psychiatrie-Doktors überlegen, warum man im örtlichen Hallenbad bikinibekleidet sein Gemächt ordnet und anderen Schwimmbadteilnehmern beim Tauchen in der Nase bohrt.
Eventuell darf man dann auch die Hab-mich-lieb-Jacke wieder ausziehen.
Guten Appetit.