28.8.07

Pennys Wochenrückblick Folge 111: Zieh die Hose hoch oder es geht ab in den Knast!



"Boah, nix darf man hier!"

Laut Gesetzesvorlage ist es diesem Fisch untersagt, ohne Brille durch sein Aquarium zu schwimmen. Er könnte sich den Kopf an der Scheibe stossen, Scheibe reißt, Parkettboden versaut, elektrische Geräte kaputt, halbe Innenstadt unter Wasser.

Hier sehen wir den Aushilfs-Nemo kurz vor seiner Festnahme.





Jaja, Gesetze.
Zum Kaputtlachen wurden die meisten vermutlich nicht konzipiert, also muss in vielen Fällen von „unfreiwilliger Komik“, die böse Schwester des freiwilligen Humors, ausgegangen werden. Im stillen Kämmerlein unter Justitias getrübter Linse saß man, formulierte aus, formulierte um, dass auch ja alles wasserdicht daherkommt. Doch da Gesetzestexter in den Partyräumen der Republik nicht so oft an der Gogo-Stange zu finden sind, wird auch beim Verfassen von Gesetzes-Schriftrollen selten an Pointen gebastelt.
Häufig wird den Vereinigten Staaten von Amerika eine Vorreiterrolle zugeschrieben, wenn es um kuriose und vermeintlich lustige Gesetze geht. Doch das ist nicht fair. Auch hierzulande ist man in der Lage, Süffisantes zwischen verstaubte Buchdeckel zu packen. Wer allein schon bei der Überschrift des „Steuervergünstigungsabbaugesetzes“ nicht lachend auf dem Boden liegt, kriegt vielleicht auch sonst nicht mehr viel mit.
Aber – und dass muss man den Amerikanern neidlos zugestehen – in Sachen bekloppte Gesetze hat man die Vorreiterrolle inne. Man hat nun auch im Laufe der Jahre einiges an Texten angesammelt. Hier einige Beispiele:

Männern ist es in Miami verboten, sich in der Öffentlichkeit in einem Morgenmantel ohne Gürtel sehen zu lassen.


Eigentlich sollte allein die natürliche Scham es untersagen, im Bademantel durch den Vorgarten zu rennen, es sei denn, man steht drauf. Blöd ist hier, dass nicht näher auf die Beschaffenheit des Gürtels eingegangen wird. Der Bademantelgürtel kann es nicht sein, der ist ja serienmäßig dabei, doch auch hierzulande weiß man darüber Bescheid: Bademantelgürtel sind dazu da, dass man sie leicht lösen und danach die Laken unordentlich machen kann. Es muss also ein normaler Gürtel her und wer sich so etwas um einen Morgenmantel schlingt und vor’s Haus tritt, der kann sich auch direkt einliefern lassen.

Ohne Begleitung seiner Frau darf in Kentucky kein Mann einen Hut käuflich erwerben.


Tja. Vermutlich wird man wissen, warum. Vielleicht gibt es in Kentucky nur hässliche Hüte. Oder die Hüte sind recht schick, aber die Männer sind allesamt nicht schön anzusehen. Da ist Frauenrat gefragt und erwünscht. Bisher ist allerdings nicht bekannt, was mit den Schwerverbrechern passiert, die so dreist waren, eine Kopfbedeckung ohne weiblichen Anhang zu erwerben. Vielleicht hocken die ja alle in einer Höhle am Waldrand, bewacht von den Navy Seals. Spielende Kinder vernehmen zwischen den Bäumen hin und wieder ein heiser gebrülltes „Der Schmidt mit dem Zylinder will flüchten. Erschießt ihn!“ Doch niemand glaubt den Kindern, welch ein Unglück.

Man sieht schon, den Männern wird per Gesetz übel mitgespielt, doch Frauen sind oft nicht viel besser dran:

In Arkansas darf ein Ehemann nach einem Gesetz seine Frau schlagen, allerdings nicht öfter als einmal im Monat.

Gut, haut man immer auf dieselbe Stelle, ist der Mann fein raus. Andere Fragen: Werden schlagfreie Monate dem Schlagkonto gutgeschrieben? Und haut der Mann nicht viel fester zu, wenn er nur einmal im Monat draufkloppen darf?

In Carrizoro/New Mexiko ist es Frauen verboten, sich unrasiert in der Öffentlichkeit sehen zu lassen. (Gesicht + Beine)

Weil dieses Gesetz immer wieder gebrochen wird, kommt es regelmäßig zu Scher-Aktionen seitens der örtlichen Polizei. Haartrimmer und Heckenschere sind von den Beamten stets am Leibe zu führen, falls ein weibliches Individuum so dreist sein sollte, unrasiert durch die Weltgeschichte zu spazieren. Der so oft gefürchtete Damenbart darf in Härtefällen direkt auf dem Gehsteig weggelasert werden.


Frauen dürfen in Memphis, Tennessee einem Gesetz zufolge nur Auto fahren, wenn ein Mann vor dem Auto herläuft und zur Warnung von Fußgängern und anderen Autofahrern eine rote Fahne schwenkt.

Hier wäre es mal interessant zu wissen, welch famoses Großereignis einem solchen Gesetz voraneilte. Vielleicht hat einst Luisa Smith im Zuge der Besorgung der Kopfschmerztabletten ihres Mannes Jim beim Rückwärtseinparken vor der Apotheke 200 Menschen getötet. Da wird man vorsichtig und will nix riskieren. Eigentlich verständlich.

Auch Kinder haben’s nicht leicht vor Justitia:

In Großbritannien ist es Jungen unter 10 Jahren verboten, eine nackte Schaufensterpuppe zu betrachten.

Tun sie es trotzdem, muss geheiratet werden. Klar, die Bänke der Braut werden in der Kriche abgesehen von der Schaufensterdekorateurin recht leer sein, ne lustige Party wird es aber bestimmt trotzdem, gefolgt allerdings von der Ernüchterung in der Hochzeitsnacht.

Das Leben, als solches häufig schwierig genug, wird also durch Sanktionsversprechungen nicht lockerer. Aber ist unser Planet deswegen zu einem besseren Ort geworden?
Nein.
Walter Freiwald darf immer noch im RTL-Shop Plunder verkaufen, diverse sonnenbankgebräunte Vollpfosten dürfen in vermeintlichen Quizshows den Leuten das Telefongeld aus den Rippen schneiden und die Presse hört auch nicht auf, über Britney Spears Entgleisungen zu berichten. Hier bestünde seitens des Gesetzgebers ein erhöhter Nachholbedarf, doch verhallt die Forderung ungehört. Stattdessen kümmert man sich lieber um Hosen. In Atlanta möchte man nämlich das Tragen von Baggypants verbieten. Bei Baggypants handelt es sich um jene Hosen, die Menschen anziehen, wenn sie von eierkneifenden Karottenjeans die Schnauze voll haben.
Mit anderen Worten: Man will cool und gemütlich wirken, wo man geht und steht. Eigentlich ein nachvollziehbarer Wunsch.
Zunächst dachte ich ja: Hey, das ist mal ein gutes Gesetz, manch Hüfthose hängt bei den Kids derart tief, dass sich in der Freifläche zwischen Steiß und Hosentalsohle bequem ein
M3-Honey-Kampfpanzer in die Schule schmuggeln ließe. Ich hätte es besser wissen müssen, denn einzig und allein um die Unterwäsche geht es hier, die man sehen könnte, wenn die Hose an den Kniekehlen scheuert.
In der Vorlage heißt es: "Die Modeerscheinung, tiefsitzende beziehungsweise herabhängende Hosen zu tragen, die die Unterwäsche offenbaren, stellt eine deutliche Besorgnis für Gemeinden, Städte und Staaten im ganzen Land dar."
Bisher dachte man ja immer, dass böses Klima und mies gelaunte Terroristen die nationale Sicherheit gefährden. Aufblitzende Unterwäsche hatte man vermutlich bis heute unterschätzt, man weiß ja auch gar nicht, wie hoch die Dunkelziffer der Menschen ist, die durch das Betrachten von Unterwäsche mithilfe von Hüfthosen zu Tode gekommen sind.
Vermutlich liegt sie bei Null.
Vielleicht geht es der Unterwäschelobby in den USA auch nur darum, den bald erscheinenden Baggyslip am Markt optimal zu positionieren, frei nach dem Motto: Der Slip hängt mit der Buchse auf den Knien, so haben alle gewonnen.
Ob das den Planeten nun letztendlich vor dem Untergang bewahrt, darf bezweifelt werden. Aber so haben wir wenigstens was zu lachen.



Noch mehr bescheuerte Gesetzestexte? Mailt sie mir an pennysworue@gmx.de und bestellt den Newsletter für „Pennys Wochenrückblicke“.

Der neue Rückblick erscheint heute abend!!!

Sorry für die Verspätung, aber ich kam das ganze Wochenende nicht in mein Blog-Programm rein.

Take Care

Penny

19.8.07

Pennys Wochenrückblick Folge 110: @, Ädd, Edt, Aehtt! So viele Namen, die man nicht tragen will!



Früher, da war alles klar und deutlich, da benutzte man die oberste Zeichenreihe einer Tastatur dazu, um Schimpfwörter in Asterix-Comics zu zensieren. Heute sieht der Fall ein bisschen anders aus.




Natürlich, man kann seinen Kindern auch vernünftige Namen geben.
Oder einfach normale.
Wenn aber der einhundertmillionste Peter in diese Welt hineinglibbert, kann schon mal Langeweile aufkommen.
Ein chinesisches Ehepaar würde seinen Sohn gern „@“ nennen.
Da muss dann schon eine Menge Alltagstrott zusammenkommen, bevor man sich für so etwas entscheidet. Zumindest benötigt man rudimentäre Computerkenntnisse und eine Tastatur mindestens aus dem Internetzeitalter entspringend. Auch herrlich ist die Begründung für diese doch recht blumige Namenswahl:
„@“, also „Ätt“ würde so ähnlich klingen wie das chinesische Wort für Liebe.
So ähnlich? Um Himmels willen.
Warum nennen sie ihn nicht einfach „Ed“? Oder „Ted“?
Vermutlich möchte man sich abheben von der Masse. Bei fünfkommairgendwas Milliarden Menschen ist so ein Wunsch ja auch verständlich, aber auf den Rücken von Kindern? Wie soll das denn mal werden im Arbeitslager, wenn der oberste Sklaventreiber brüllt:

„@! Komm sofort hierher!“

Da ist die Verwirrung aber groß, wenn „@“, „Äht“, „Ädd“ und „Ehd“ sich gleichzeitig umdrehen und der oberste Sklaventreiber dann erst umständlich erklären muss, dass es sich um Internet-@ handelt.
Aber Hauptsache, alle klingen so ähnlich wie das Wort „Liebe“!
Haben die Zeitung einfach dabei geschrieben, ohne dass sie das richtige Wort aufgeschrieben haben. Ein Unding, wie soll man das denn jetzt überprüfen? Ich kenne keinen Chinesen, den ich fragen könnte. Vielleicht klingt „Ätt“ ja auch wie „Hundehaufen“, aber dann müsste man daraus schließen, dass die Eltern ihren „@“ nicht lieb haben und ihn dafür büßen lassen wollen, dass er als Betriebsunfall zur Welt kommt. Da hätte man durch Veränderungen eines einzigen Wortes das süffisante aus der Geschichte gekillt. Will man ja auch nicht.
Nun gut, wenn Mama und Papa nicht gerade „Van Schleck“ heißen, kann es eigentlich keinen vernünftigen Grund geben, seinen Sohn nach einem Computerzeichen zu benennen. Man könnte auch „%“, „&“ und „]“ nehmen, aber vermutlich nur die wenigsten möchten im mündigen Alter „eckige Klammer zu“ gerufen werden, das hätten selbst die Indianer nicht toleriert.
Das wäre es ja eigentlich schon gewesen mit der Nachricht. Aufregung will sich nicht einstellen. Haben halt zwei Leute ihrem Sohn nen bescheuerten Namen gegeben. Vermutlich wurde er auf einem umgefallenen Reissack gezeugt.
Weil das alleine noch keinen aus dem Sommerloch rauszieht, wird auf diversen Internetseiten nicht mit der Veröffentlichung von Listen gespart, die noch mehr bescheuerte Namen enthalten. Das wurde unbemerkt zur Landplage: Ein Ereignis mit Listen aufwerten. Fegt irgendwo ein Hurrikan durch, kommt der Fernsehsender-Praktikant vollgestaubt aus dem Archiv und präsentiert streberleichenhaft noch mehr Hurrikans, die man dem Zuschauer präsentieren könnte, damit man auch ja nicht vergisst, was Wind alles anrichten kann, wenn er sich nicht an Geschwindigkeitsbegrenzungen handelt.

Aus weniger erschreckenden und Todesopferbegleitenden Nachrichten macht man bei RTL dann sogar ne ganze Sendung, damit Sonja Zietlow keine Erdnussflips auf ihrer Couch knabbern muss und auch mal was zu tun hat. „Die Zehn“ heißt der Spaß. Die zehn berühmtesten Promis, die einmal im Vollsuff ihre Zahn- mit der Klobürste verwechselt haben.
So in etwa.
Gibt übrigens Menschen, die derart begeistert von Norwegen sind, dass sie ihrer Tochter den in skandinavischen Kreisen recht geläufigen Namen „Gurke“ verpasst haben. Wenn man dann mal auf eine deutsche Schule geht, bekommt man spätestens im Sexualkundeunterricht ein nerviges Problem mit vorwitzigen Mitschülern, kaum zu glauben, dass derartige Sadisten in unserer Mitte weilen und sich auch noch Eltern nennen dürfen. In den USA dagegen gibt es ein Kind, welches von seinen Eltern liebevoll „Abcd“ getauft wurde. Gut, wenn man nicht mehr Buchstaben kennt, macht so ein Name schon Sinn, denn als vollständiger Analphabet bliebe einem nichts anderes übrig, als seinem Kinde gar keinen Namen zu geben. Wäre doch auch mal ne Marktlücke. Kein Name, kein Taufwasser. Und als elterliche Autorität kann man schon gegenüber dem Kleinkind dick auftrumpfen:

„Ich hab zig Mal vom Balkon gerufen, dass du hochkommen sollst. Zur Strafe gehst du ohne Essen in dein Bett!“
„Du hast gerufen? Ich hab aber gar nichts gehört…“
„Ja, eben!“

Tja, daran erkennt man schon, dass Namen zwar Schall und Rauch sind, aber doch einen gewissen Zweck erfüllen in der Kommunikation untereinander.
Übrigens: Ich kann mir kaum denken, dass derart seltsame Namen einen erfolgreiche Vita versprechen, wenn ein gewöhnlicher Nachname hinzukommt.
Oder können Sie sich „Gurke Meier“ an der Spitze eines Weltkonzerns denken?
Nix für ungut, Gurke, aber mit so einem Namen ist eine Karriere im Gemüseimport/export-Business vorgezeichnet. Oder man geht nach Norwegen und lebt dort ein unauffälliges Leben neben all den anderen Gurke’s.
So, ich verabschie….
Was?
Wie „@“ hätte heißen sollen, wenn’s ein Mädchen geworden wäre?
Blöde Frage.

„@-na“ natürlich!

Noch mehr seltsame Namen? Wochenrückblicks-Newsletter abonnieren? Schreibt eine Mail an pennysworue@gmx.de

17.8.07

Folge 110 erscheint am Sonntag, den 19.08.2007

12.8.07

Pennys Wochenrückblick Folge 109: Ganz in weiß mit einem Blumenstrauß...für ne Statistin!




Manchmal, da reicht es einfach nicht aus, sich auf das geschriebene Wort in Zeitung und Internet zu verlassen. Manchmal, da muss man einfach selbst dabei sein, den Wahnsinn umarmen.
Und das kam so:
Wir – meine Freundin und ich – urlaubten in Grömitz an der Ostsee. Das ist ja sowieso ein klasse Trend geworden, Urlaub in Deutschland. Ist doch viel schöner hier, wird immer behauptet. Und dann muss man auch nicht so weit fahren. Wird auch oft gesagt.
Nun gut, ich fands schon mal toll, dass in Grömitz nicht Gran-Canaria-like ein komplettes Waldstück vor sich hinloderte. Dicke schwarze Rauchschwaden, die die Sonne verdunkeln, so was kann ich beim Besten willen nicht gebrauchen.
Tja, eigentlich wollte ich jetzt von dem tollen 70er Jahre Interieur unseres Hotelzimmers und von dem wirklich gruseligem Aufzug erzählen, aber schon am zweiten Abend meinte meine Freundin, sich folgend äußern zu müssen:

„Lass uns doch zu Gülcans Hochzeit!“

Nachdem ich mit einem feuchten Handtuch in das Land der Lebenden zurückgeholt wurde, dachte ich darüber nach. Auf dem recht kurzen Weg in die Bewusstlosigkeit hatte ich noch darüber sinniert, was ich wohl alles lieber täte, als nach Travemünde zu jetten. Auf rostigen Nägeln kauen, mit brennenden Bällen jonglieren…den gruseligen Aufzug benutzen.
Doch dann wurde es eigentlich klar. Man muss auch mal bei etwas live dabei gewesen sein und wenn’s der größte Unfug ist. Als Livereporter von Pennys Wochenrückblicke machten wir uns also auf ins 40 Kilometer entfernte Travemünde.

Es ist zunächst generell festzuhalten: Wenn zwei Menschen heiraten, kann das eine tolle Sache werden, auch die Feier. Dass in der Vorbereitung auf so ein Ereignis einige Liter Adrenalin zustande kommen (das Hochzeitskleid sitzt nicht so doll, eins der Kutscherpferde stirbt, der Standesbeamte brennt kurz vor der Trauung mit der Amtskaffeekasse durch), ist auch nichts Ungewöhnliches. Es prallen also die Extreme aufeinander wie Planet und Asteroid und eigentlich genügt die eigene Erinnerung, um sich sowohl das Chaos als auch den Liebreiz noch mal vor Augen zu führen. Lässt man aber komplett Deutschland an Chaos und Liebreiz in Form von einer Dokumentation teilhaben, wird es verdächtig und leider auch peinlich.
Da ich leider nicht eine einzige Folge dieses Spektakels gesehen habe, kann ich hier nicht berichten, es steht aber zu befürchten, dass all die Konflikte innerhalb der einzelnen Folgen (der Hochzeitsraum wird gecancelt, wir müssen ganz schnell einen neuen suchen etc.) von gestellter Natur sind. Was noch nachvollziehbar ist, einfach zwei C-Promis dabei zu beobachten, wie in aller Seelen Ruh der große Tag vorbereitet wird, so was würde nur als Extra Feature auf der DVD „die schönsten Kaminfeuer“ Platz finden.

Das Schöne an der Abschlusssendung war aber der Livecharakter, da konnte nicht mehr viel herumgeschnitten werden und da zeigt sie sich, die ganze abgrundtiefe Hässlichkeit deutscher Fernseh…unterhaltung.
So war es für mich als quasi Livereporter schon mal schön zu sehen, wie die Braut mit dem Phaeton zur Kutsche fuhr, TV-Bilderwirksam in die Kutsche stieg, mit dem Gefährt gefühlte 200 Meter zurücklegte, nur um danach wieder von vier PS Kutsche in 250 PS Phaeton umzusteigen. Später ging’s dann wieder in die Kutsche, warum auch immer. Romantisch ist so was ja nicht, auch dann nicht, wenn kreischende und von Pro Sieben platzierte Teeniegruppen am Straßenrand stehen und nicht selbst bemalte Schilder in die Luft halten…da war nicht ein einziger Rechtschreibfehler drauf.
Zwischendurch konnte man dann noch Wortfetzen erboster Hotelgäste vernehmen, die Travemünde dafür genutzt haben, wozu es ursprünglich mal gedacht war: Urlaub.
Nun, meine Urlaubsstimmung wäre vermutlich ebenfalls getrübt gewesen, wenn ich beim Verlassen des Hotels meinen Ausweis vorzeigen müsste.
Weil die Sache mit der Kutsche jetzt noch nicht peinlich genug war, musste der Bräutigam einen draufsetzen und fuhr die 250 Meter vom Hoteleingang zur Terrasse mit einem Leihlamborgini. Hier hätte ich seitens der Politik mal ein bisschen mehr Verantwortung erwartet, sich diesem Umweltterror in den Weg zu stellen. So ein Sigmar Gabriel, der sich atmosphäreschützend auf den Lamborghini geschmissen hätte, das wär’s gewesen.
Bevor ich mich nun der Sendung widme, sei noch gesagt, dass die einzigen drei „Promis“, die auf der Party zugegen waren, in Form von Mola, Lucy und Kai Ebel sich ebenfalls TV-wirksam von einem Phaeton zur Party haben kutschiert lassen. Die waren aber schon vorher auf der Feier, die sind allen Ernstes aus dem Hotel raus, in den Phaeton rein und wieder zur Party zurück. Wär ich Promi, ich würd mir so was von bescheuert vorkommen.
Na gut, hier endet dann die Live-Schalte, wir waren dann ne Pizza essen und ganz ehrlich: die Ananasstücke auf meiner Mafiatorte hatten einen höheren Unterhaltungswert.
Heute morgen dann die Wiederholung der Hochzeit. Ich konnt’s ja letzte Woche nich gucken, ich war ja selbst da.

Zunächst muss ich einen Kai Ebel erblicken, der im Beisein seiner Freundin gefragt wurde, wann er denn nun ehelichen würde. So wie sich dieses kleine Gespräch entwickelte, musste ich das wohl als Drohung verstehen und ich freu mich jetzt schon aufs nächste Jahr wenn es heißt: „Von der Boxengasse in den Ehehafen: Kai Ebel’s Traumhochzeit“.
Als nächstes wurde Historienpflege betrieben, es hätte ja zunächst alles gar nicht mal so gut ausgesehen. Beim Ringe aussuchen – eigentlich ein recht intimer Moment, wenn man drüber nachdenkt – war sich Sebastian Kamps nicht zu schade, die Gülcan zu fragen, ob er sich nicht auch mal diese Uhren da zeigen lassen könnte. Dieses Engagement hätte er mal lieber bei seinen Anzugkauf an den Tag legen sollen, der war nämlich in seiner Größe scheinbar nicht mehr vorhanden. Weil es für jedes Ying auch ein Yang gibt, war dafür Gülcans Hochzeitskleid zu groß, so dass die Produktionsassistentin recht häufig die Wörter „doppelseitig“ und „Klebeband“ in den Mund nahm.
Dann wurde Sebastian Kamps direkt interviewt, ob er denn den Lamborghini behalten würde, eine essentielle Frage an dem Tag, wo die Liebste geehelicht wird.
„Is n bisschen unbequem“ war alles, was man dem Guten entlocken konnte. Vielleicht meinte er da aber auch seinen Anzug, genau weiß man es nicht.
Es wurde als nächstes der prächtige Garten gezeigt, dreitausend Menschen hätten da recht locker reingepasst, aber hey, für 120 Leute war das gerade gut genug.
Ein Garant für eine fette Party ist ein derartiger Location-Faux-Pas nicht, aber vermutlich wollte man den Menschen nur genug Platz zum Weglaufen gegeben, warum, wird man gleich noch sehen.
Dann kam sie die Braut und die jauchzende Erzählerstimme kriegte sich kaum noch ein, so schön, so toll, eine Märchenbraut. Man hätte vermutlich mehr von der Braut gesehen, wenn nicht in einer Tour das fette „sende eine SMS mit HERZ und Deiner Botschaft an…“ in einem noch fetteren Kasten permanent im Bild gewesen wäre.
Gut, mir persönlich war der Kasten noch lange nicht groß genug, aber man kann nicht alles haben. Es ist schon ulkig, dass Pro Sieben es für so wichtig erachtet, dass irgendwelche Kids ihr Handy dazu benutzen für einen Euro Gülcan und Basti Nachrichten zu schreiben, die sie niemals lesen werden. Und wer bekommt die Kohle?
Das Brautpaar für die erste Haushaltswoche? Ha!

Sebastian Kamps sah eh bei der Trauung nicht so glücklich aus. Wippend von einem Fuß auf den anderen wusste man nicht: Muss er pinkeln oder will er wegrennen? Vielleicht waren aber auch einfach seine Schuhe so eng wie sein Anzug und er hatte Schmerzen.
Fassungslos vor dem Fernseher sitzend hab ich eigentlich nur darauf gewartet, dass Linda de Mol mit nem Glas Prosecco um die Ecke hüpft und „Auf die Liebe, daag!“ grölt.
Vielleicht hatte sie ja was Besseres vor.
Nach der Trauung – beide Protagonisten vergaben ihre letzte Chance, diesem Wahnsinn ein Ende zu bereiten – dann die tolle Überraschung: Scooter traten auf der fetten Bühne auf und machten Lärm. Ein Medley. Aus ihren größten…äh…Hits. Wer spätestens dort noch nicht sein Taschentuch gezückt hatte – nicht vor Rührung, sondern vor Entsetzen – läuft anscheinend auch ansonsten hirntot herum. Wie es der Zufall so wollte, lag übrigens auf dem Gabentisch die neue Single von Scooter, angeblich als Geschenk. Liebe Leute von Pro Sieben und von der Plattenfirma von Scooter: ganz bescheuert sind wir eigentlich nicht. Zumindest in Cellophan hätte man die CD wickeln können, um den plumpen Werbeversuch zu kaschieren, aber die Mühe machte sich halt keiner.
Dann wurde noch ratzfatz der Brautstrauß geschmissen und von einer unglaublich wichtigen Person im Leben von Gülcan gefangen: von einer Statistin. Ja genau, von den 120 Gästen sollen über ein Drittel Statisten gewesen sein. Die für 20 Euro Lohn den Kaspar auf der Hochzeit machten und zu Scooters Medley zwischendurch den Kopf genickt haben. Ist man unbeliebt, wenn man es noch nicht mal als C-Promi schafft, 100 Leute zur eigenen Hochzeit zusammenzubekommen? Ist jetzt eher ne rhetorische Frage.
Was bleibt übrig? Ach ja, ganz viele Menschen, die der Meinung sind, dass diese Ehe eh nicht lange hält, dass die Gülcan nur die Bäckermillionen will und so weiter. So was kann man sich getrost sparen oder zumindest im geschlossenen Raume sollte man derlei äußern. Denn wer derart peinlich heiratet, der wird es sich gut überlegen, sich ähnlich dämlich scheiden zu lassen. Die beiden werden manch Kritiker überleben und wenn man überhaupt etwas Gutes über diese Hochzeit sagen kann, dann doch das, dass es noch unauthentischer nicht geht.
Jetzt sind die Kameras aus und keine Sau schaut mehr hin.
Jetzt wird es Zeit für…echte Gefühle.


echte Gefühle, ebenfalls ein Leben lang: Abonniert Pennys Wochenrückblicke mit einer Email an pennysworue@gmx.de

11.8.07

Gülcans Traum...Dingenskirchen [Trailer!]

3.8.07

Pennys Wochenrückblick fällt diese Woche aus!

Hallo zusammen!

da ich in dieser Woche schwer mit Urlaubsvorbereitungen beschäftigt war, fällt der Text aus. Ich hab zwar einen halb fertig, aber wer will so was bloss lesen? In der nächsten Woche sollte aber alles wieder beim Alten sein. Bis dahin wünsch ich Euch eine schöne Woche und nur mal so als Tipp: Kauft die Milch, so lange sie noch billiger als 1 Liter Super Plus ist, haha!

Cya

Penny :)