Pennys Wochenrückblick Folge 111: Zieh die Hose hoch oder es geht ab in den Knast!
"Boah, nix darf man hier!"
Laut Gesetzesvorlage ist es diesem Fisch untersagt, ohne Brille durch sein Aquarium zu schwimmen. Er könnte sich den Kopf an der Scheibe stossen, Scheibe reißt, Parkettboden versaut, elektrische Geräte kaputt, halbe Innenstadt unter Wasser.
Hier sehen wir den Aushilfs-Nemo kurz vor seiner Festnahme.
Jaja, Gesetze.
Zum Kaputtlachen wurden die meisten vermutlich nicht konzipiert, also muss in vielen Fällen von „unfreiwilliger Komik“, die böse Schwester des freiwilligen Humors, ausgegangen werden. Im stillen Kämmerlein unter Justitias getrübter Linse saß man, formulierte aus, formulierte um, dass auch ja alles wasserdicht daherkommt. Doch da Gesetzestexter in den Partyräumen der Republik nicht so oft an der Gogo-Stange zu finden sind, wird auch beim Verfassen von Gesetzes-Schriftrollen selten an Pointen gebastelt.
Häufig wird den Vereinigten Staaten von Amerika eine Vorreiterrolle zugeschrieben, wenn es um kuriose und vermeintlich lustige Gesetze geht. Doch das ist nicht fair. Auch hierzulande ist man in der Lage, Süffisantes zwischen verstaubte Buchdeckel zu packen. Wer allein schon bei der Überschrift des „Steuervergünstigungsabbaugesetzes“ nicht lachend auf dem Boden liegt, kriegt vielleicht auch sonst nicht mehr viel mit.
Aber – und dass muss man den Amerikanern neidlos zugestehen – in Sachen bekloppte Gesetze hat man die Vorreiterrolle inne. Man hat nun auch im Laufe der Jahre einiges an Texten angesammelt. Hier einige Beispiele:
Männern ist es in Miami verboten, sich in der Öffentlichkeit in einem Morgenmantel ohne Gürtel sehen zu lassen.
Eigentlich sollte allein die natürliche Scham es untersagen, im Bademantel durch den Vorgarten zu rennen, es sei denn, man steht drauf. Blöd ist hier, dass nicht näher auf die Beschaffenheit des Gürtels eingegangen wird. Der Bademantelgürtel kann es nicht sein, der ist ja serienmäßig dabei, doch auch hierzulande weiß man darüber Bescheid: Bademantelgürtel sind dazu da, dass man sie leicht lösen und danach die Laken unordentlich machen kann. Es muss also ein normaler Gürtel her und wer sich so etwas um einen Morgenmantel schlingt und vor’s Haus tritt, der kann sich auch direkt einliefern lassen.
Ohne Begleitung seiner Frau darf in Kentucky kein Mann einen Hut käuflich erwerben.
Tja. Vermutlich wird man wissen, warum. Vielleicht gibt es in Kentucky nur hässliche Hüte. Oder die Hüte sind recht schick, aber die Männer sind allesamt nicht schön anzusehen. Da ist Frauenrat gefragt und erwünscht. Bisher ist allerdings nicht bekannt, was mit den Schwerverbrechern passiert, die so dreist waren, eine Kopfbedeckung ohne weiblichen Anhang zu erwerben. Vielleicht hocken die ja alle in einer Höhle am Waldrand, bewacht von den Navy Seals. Spielende Kinder vernehmen zwischen den Bäumen hin und wieder ein heiser gebrülltes „Der Schmidt mit dem Zylinder will flüchten. Erschießt ihn!“ Doch niemand glaubt den Kindern, welch ein Unglück.
Man sieht schon, den Männern wird per Gesetz übel mitgespielt, doch Frauen sind oft nicht viel besser dran:
In Arkansas darf ein Ehemann nach einem Gesetz seine Frau schlagen, allerdings nicht öfter als einmal im Monat.
Gut, haut man immer auf dieselbe Stelle, ist der Mann fein raus. Andere Fragen: Werden schlagfreie Monate dem Schlagkonto gutgeschrieben? Und haut der Mann nicht viel fester zu, wenn er nur einmal im Monat draufkloppen darf?
In Carrizoro/New Mexiko ist es Frauen verboten, sich unrasiert in der Öffentlichkeit sehen zu lassen. (Gesicht + Beine)
Weil dieses Gesetz immer wieder gebrochen wird, kommt es regelmäßig zu Scher-Aktionen seitens der örtlichen Polizei. Haartrimmer und Heckenschere sind von den Beamten stets am Leibe zu führen, falls ein weibliches Individuum so dreist sein sollte, unrasiert durch die Weltgeschichte zu spazieren. Der so oft gefürchtete Damenbart darf in Härtefällen direkt auf dem Gehsteig weggelasert werden.
Frauen dürfen in Memphis, Tennessee einem Gesetz zufolge nur Auto fahren, wenn ein Mann vor dem Auto herläuft und zur Warnung von Fußgängern und anderen Autofahrern eine rote Fahne schwenkt.
Hier wäre es mal interessant zu wissen, welch famoses Großereignis einem solchen Gesetz voraneilte. Vielleicht hat einst Luisa Smith im Zuge der Besorgung der Kopfschmerztabletten ihres Mannes Jim beim Rückwärtseinparken vor der Apotheke 200 Menschen getötet. Da wird man vorsichtig und will nix riskieren. Eigentlich verständlich.
Auch Kinder haben’s nicht leicht vor Justitia:
In Großbritannien ist es Jungen unter 10 Jahren verboten, eine nackte Schaufensterpuppe zu betrachten.
Tun sie es trotzdem, muss geheiratet werden. Klar, die Bänke der Braut werden in der Kriche abgesehen von der Schaufensterdekorateurin recht leer sein, ne lustige Party wird es aber bestimmt trotzdem, gefolgt allerdings von der Ernüchterung in der Hochzeitsnacht.
Das Leben, als solches häufig schwierig genug, wird also durch Sanktionsversprechungen nicht lockerer. Aber ist unser Planet deswegen zu einem besseren Ort geworden?
Nein.
Walter Freiwald darf immer noch im RTL-Shop Plunder verkaufen, diverse sonnenbankgebräunte Vollpfosten dürfen in vermeintlichen Quizshows den Leuten das Telefongeld aus den Rippen schneiden und die Presse hört auch nicht auf, über Britney Spears Entgleisungen zu berichten. Hier bestünde seitens des Gesetzgebers ein erhöhter Nachholbedarf, doch verhallt die Forderung ungehört. Stattdessen kümmert man sich lieber um Hosen. In Atlanta möchte man nämlich das Tragen von Baggypants verbieten. Bei Baggypants handelt es sich um jene Hosen, die Menschen anziehen, wenn sie von eierkneifenden Karottenjeans die Schnauze voll haben.
Mit anderen Worten: Man will cool und gemütlich wirken, wo man geht und steht. Eigentlich ein nachvollziehbarer Wunsch.
Zunächst dachte ich ja: Hey, das ist mal ein gutes Gesetz, manch Hüfthose hängt bei den Kids derart tief, dass sich in der Freifläche zwischen Steiß und Hosentalsohle bequem ein
M3-Honey-Kampfpanzer in die Schule schmuggeln ließe. Ich hätte es besser wissen müssen, denn einzig und allein um die Unterwäsche geht es hier, die man sehen könnte, wenn die Hose an den Kniekehlen scheuert.
In der Vorlage heißt es: "Die Modeerscheinung, tiefsitzende beziehungsweise herabhängende Hosen zu tragen, die die Unterwäsche offenbaren, stellt eine deutliche Besorgnis für Gemeinden, Städte und Staaten im ganzen Land dar."
Bisher dachte man ja immer, dass böses Klima und mies gelaunte Terroristen die nationale Sicherheit gefährden. Aufblitzende Unterwäsche hatte man vermutlich bis heute unterschätzt, man weiß ja auch gar nicht, wie hoch die Dunkelziffer der Menschen ist, die durch das Betrachten von Unterwäsche mithilfe von Hüfthosen zu Tode gekommen sind.
Vermutlich liegt sie bei Null.
Vielleicht geht es der Unterwäschelobby in den USA auch nur darum, den bald erscheinenden Baggyslip am Markt optimal zu positionieren, frei nach dem Motto: Der Slip hängt mit der Buchse auf den Knien, so haben alle gewonnen.
Ob das den Planeten nun letztendlich vor dem Untergang bewahrt, darf bezweifelt werden. Aber so haben wir wenigstens was zu lachen.
Noch mehr bescheuerte Gesetzestexte? Mailt sie mir an pennysworue@gmx.de und bestellt den Newsletter für „Pennys Wochenrückblicke“.