Pennys Wochenrückblick Folge 95: Moppel-Ich, Runzel-Ich, Dumpfdödelig?
Klar hat auch der Autor von "Pennys Wochenrückblicke" ein paar Falten. Da ihm aber 2100 Euro für eine ionisierte Creme dann doch zuviel sind, muss der Nudeltopf reichen.
So.
In dieser Woche müssen wir über Frauen reden.
Ein schwieriges Feld, vor allem für mich als Mann. Wenn einer über etwas berichtet, sollte er ja schon Ahnung haben, genau recherchieren und peinlichst wissen, wovon er da schreibt.
Da für eine Geschlechtsumwandlung aber nicht genug Resturlaub übrig ist, werde ich mich auf empirische Daten stützen und auf das bisschen Lebenserfahrung, welche ich bis zum heutigen Tage angesammelt habe.
Warum genau müssen wir heute über Frauen reden?
Weil Susanne Fröhlich ein neues Buch herausgebracht hat.
Susanne Fröhlich wurde berühmt durch ihr Erstlingswerk „Moppel-Ich“ und berüchtigt für ihr nicht wenig zickleinhaftes Verhalten auf der Gottschalk’schen „Wetten…dass?“ - Waage.
Da ihr erstes Buch mit dem Thema Kampf gegen Kilos recht kontrovers diskutiert, von mir aber nicht gelesen wurde, ist es nun an der Zeit, einen Blick auf den Nachfolger „Runzel-Ich“ zu werfen. Da die BILD so nett ist und Auszüge druckt, kann ich mir glücklicherweise den Erwerb des kompletten Werkes sparen.
Im aktuellen Wälzer von Frau Fröhlich geht es um „die zweite Baustelle einer jeden Frau.“
Falten.
Beziehungsweise der erbitterte Kampf einer jeden Frau gegen eben diese.
Nun verhält es sich ja folgend: Schon seit Beginn der Menschheit (wann immer das nun genau war) kommen wir recht aalglatt durch den Geburtskanal gerutscht, leben ein mehr oder weniger aufregendes Leben – je nach Geburtsort und DSL-Verfügbarkeit – und sterben dereinst…mit Falten.
An Mitteln, den Körperfurchen entgegenzuwirken, mangelte es in der Vergangenheit eigentlich nicht, so hörte man ja davon, dass Cleopatra schon in Milch badete und das nicht, weil sie so ein Corn-Flakes-Fan war. Doch auch sie wurd am Ende eingemauert in die Pyramide und man kann sich sicher sein: Falten wird sie gehabt haben.
Doch Frau Fröhlich möchte ja nicht den Kampf gewinnen, sie möchte lieber vom Kampf an sich erzählen. So wagt sie in einer mallorcalaunegetränkten Runde den Pieks mit der Botoxnadel. Schon hier wird ein prägnanter Unterschied deutlich zwischen Mann und Frau, denn ich persönlich hätte ja Angst, dass die Nadel zu weit eingeführt wird und mir neben einer glatten Stirn eine Hirnlähmung verpasst. Faltenfrei und blöd dabei.
Zwei Monate lang konnte Frau Fröhlich nach ihrer Behandlung die Stirn nicht mehr runzeln und das ist nur auf den ersten faltenfreien Blick ein Vorteil, denn das Stirnrunzeln gehört in Kombination mit dem Augenbrauenheben zu der wirkungsvollsten Waffe nonverbaler Kommunikation gegenüber haushaltshilfeunwilligen Männern.
Wenn die Petra (meine Beispielfrau für diesen Moment) nach einem langen Tag im Büro mit stressverzerrtem Gesicht nach Haus kommt und den Heinz-Dieter (mein Beispielmann) traumreisend im Sessel inmitten eines von vielen Frauen als „Bombeneinschlag“ beschriebenen Wohnzimmers voller leerer Bierflaschen (genau: mit Restpfütze), klebriger Pizzakartons und angegeammelter Playstation-Joypads hineinstolpernd vorfindet, dann möchte Petra nicht wie ein Wüterich mit dem Fuß aufstampfen und „HEINZ-DIETER!“ gefolgt von Schimpfkanonaden keifen.
Sie möchte ihn mit einem bestimmenden Tonfall wecken und dann – aufgepasst! – die Stirn runzeln. Diese Gesichtsakrobatik soll effektiv ausdrücken, dass der Heinz-Dieter sich die Sache mit dem Sex bis zum nächsten Quartal abschminken kann, wenn er nicht schleunigst dafür sorgt, dass das Wohnzimmer wieder zur keimfreien Zone wird. Fehlt dieses Stirnrunzeln, schaut der Heinz-Dieter die Petra nur minutenlang an, um dann wieder einzuschlafen. Welche Frau will so etwas?
Da Giftspritzen im Stirnlappen nun auch keine Frau zum Baum der Erkenntnis führen, muss weiter probiert werden auf dem Schlachtfeld der Eitelkeiten.
So lesen wir von Frau Fröhlich eine Passage, in der sie sich eine Antifaltencreme ins Gesicht schmiert, aber nun nicht einfach irgendeine Paste, denn das würde nur die wenigsten interessieren, nein, Frau Fröhlich verpasst sich eine Dreiwochenkur mit zusätzlicher Tagescreme für 2820 Euro. Da die Autorin uns detailliert auseinanderfriemelt, dass das ja 100 € am Tag ausmacht, können wir gewiss sein, dass sie sich in ihrer Schulzeit auch noch mit anderen Dingen als Kilos und Falten beschäftigt hat. Von gewissen Peinlichkeiten hält dies aber noch lange nicht ab, denn als Frau Fröhlich die dekadente Essenz in der Parfümerie bestellt, „herrscht eine feierliche Atmosphäre, fast so als hätte ich eingewilligt, in wenigen Tagen ein indisches Adoptivkind bei ihm abzuholen, ich bin angemessen ergriffen und verlasse die Parfümerie.“
Will man auf einem Planeten leben, in denen Menschen solche Sätze schreiben? Ich weiß nicht. Angemessene Ergriffenheit beim Kauf von derlei Luxusgetöse ist schön und gut, aber vielleicht hätte sich ein indisches Kind mehr gefreut über eine Adoption.
Ein paar Kapitel weiter spricht sie mit ihren unterschiedlichsten Körperteilen. Mit dem Busen, mit den Augen, mit den Oberarmen. Es werden Witze gerissen, über die die wenigsten lachen dürften, weil derart auf der Körperteil-Klischeeklampfe herumgedroschen wird, dass das Lesen Schmerzen bereitet. Arme ähneln Flugeichhörnchen, in Tränensäcken lässt sich Reisegepäck unterbringen und so weiter und so fort. Und der große Busen, in der Jugend eine klasse, weil männeranziehende Sache, wird im Alter zum orthopädischen Problem.
Es steht zu befürchten, dass der Rest des Buches genauso verläuft.
Fatal ist der Eindruck, der entsteht und dabei müssen mir meine Leserinnen jetzt mal helfen. Denken Frauen wirklich den lieben langen Tag nur daran, wie sie Falten und Gewicht wegbekommen? Dass auch hoffentlich der Hals nicht zu früh zu runzelig wird? Denken Frauen nie darüber nach, ob sie das Nutellamesser ablecken sollen? Sind die weiblichen Wesen dieses Planeten nicht auch glücklich, wenn sie Walgesänge im Radio hören oder das Brummen einer Hummel im heimischen Garten?
Frau Fröhlich unterstellt Männern, dass wir denken würden, Frauen wären nur an Schuhen interessiert. Da lacht sie den Mann ganz doll aus, schreibt aber Bücher über Falten, Kilos und die Sorgen der Weiblichkeit jene Themen betreffend. Verdächtig!
Leider wird auch die Aussage nicht ganz klar. Verurteilt Frau Fröhlich nun dies schönheitsbestrebte Treiben der Kosmetikindustrie? Warum probiert sie dann alles aus? Das wäre ja so, als wenn ich einen Rückblick gegen McDonalds verfassen, mich aber vorher durch die komplette Speisekarte nebst Kidsmenü fressen würde.
Außerdem sind wir uns doch bereits darüber bewusst, wo Schönheitsoperationen und Faltenglättungen hinführen können, schließlich vergeht bei RTL-Exklusiv keine Woche, ohne dass man uns unbewegliche Beverlyhillsfratzen und 55-jährige Frauen vorführt, die sich gern mal auf 32 schätzen lassen.
Wollen wir einfach tief in uns davon ausgehen, dass Frau Fröhlich noch über andere Dinge nachdenkt. Nicht, dass eines Tages ihr Bestatter bei der Testamentseröffnung ein Bügeleisen in die Hand gedrückt bekommt.
In diesem Sinne, Euch allen eine runzelige Woche.
Faltencreme für 2100 Euro? Dann doch lieber den Newsletter von Pennys Wochenrückblicke für nix. Schick eine Email an pennysworue@gmx.de !
Die Lachfaltengarantie fürs Wochenende!