27.4.07

Pennys Wochenrückblick Folge 95: Moppel-Ich, Runzel-Ich, Dumpfdödelig?



Klar hat auch der Autor von "Pennys Wochenrückblicke" ein paar Falten. Da ihm aber 2100 Euro für eine ionisierte Creme dann doch zuviel sind, muss der Nudeltopf reichen.



So.
In dieser Woche müssen wir über Frauen reden.
Ein schwieriges Feld, vor allem für mich als Mann. Wenn einer über etwas berichtet, sollte er ja schon Ahnung haben, genau recherchieren und peinlichst wissen, wovon er da schreibt.
Da für eine Geschlechtsumwandlung aber nicht genug Resturlaub übrig ist, werde ich mich auf empirische Daten stützen und auf das bisschen Lebenserfahrung, welche ich bis zum heutigen Tage angesammelt habe.
Warum genau müssen wir heute über Frauen reden?
Weil Susanne Fröhlich ein neues Buch herausgebracht hat.
Susanne Fröhlich wurde berühmt durch ihr Erstlingswerk „Moppel-Ich“ und berüchtigt für ihr nicht wenig zickleinhaftes Verhalten auf der Gottschalk’schen „Wetten…dass?“ - Waage.
Da ihr erstes Buch mit dem Thema Kampf gegen Kilos recht kontrovers diskutiert, von mir aber nicht gelesen wurde, ist es nun an der Zeit, einen Blick auf den Nachfolger „Runzel-Ich“ zu werfen. Da die BILD so nett ist und Auszüge druckt, kann ich mir glücklicherweise den Erwerb des kompletten Werkes sparen.
Im aktuellen Wälzer von Frau Fröhlich geht es um „die zweite Baustelle einer jeden Frau.“

Falten.

Beziehungsweise der erbitterte Kampf einer jeden Frau gegen eben diese.
Nun verhält es sich ja folgend: Schon seit Beginn der Menschheit (wann immer das nun genau war) kommen wir recht aalglatt durch den Geburtskanal gerutscht, leben ein mehr oder weniger aufregendes Leben – je nach Geburtsort und DSL-Verfügbarkeit – und sterben dereinst…mit Falten.
An Mitteln, den Körperfurchen entgegenzuwirken, mangelte es in der Vergangenheit eigentlich nicht, so hörte man ja davon, dass Cleopatra schon in Milch badete und das nicht, weil sie so ein Corn-Flakes-Fan war. Doch auch sie wurd am Ende eingemauert in die Pyramide und man kann sich sicher sein: Falten wird sie gehabt haben.
Doch Frau Fröhlich möchte ja nicht den Kampf gewinnen, sie möchte lieber vom Kampf an sich erzählen. So wagt sie in einer mallorcalaunegetränkten Runde den Pieks mit der Botoxnadel. Schon hier wird ein prägnanter Unterschied deutlich zwischen Mann und Frau, denn ich persönlich hätte ja Angst, dass die Nadel zu weit eingeführt wird und mir neben einer glatten Stirn eine Hirnlähmung verpasst. Faltenfrei und blöd dabei.
Zwei Monate lang konnte Frau Fröhlich nach ihrer Behandlung die Stirn nicht mehr runzeln und das ist nur auf den ersten faltenfreien Blick ein Vorteil, denn das Stirnrunzeln gehört in Kombination mit dem Augenbrauenheben zu der wirkungsvollsten Waffe nonverbaler Kommunikation gegenüber haushaltshilfeunwilligen Männern.
Wenn die Petra (meine Beispielfrau für diesen Moment) nach einem langen Tag im Büro mit stressverzerrtem Gesicht nach Haus kommt und den Heinz-Dieter (mein Beispielmann) traumreisend im Sessel inmitten eines von vielen Frauen als „Bombeneinschlag“ beschriebenen Wohnzimmers voller leerer Bierflaschen (genau: mit Restpfütze), klebriger Pizzakartons und angegeammelter Playstation-Joypads hineinstolpernd vorfindet, dann möchte Petra nicht wie ein Wüterich mit dem Fuß aufstampfen und „HEINZ-DIETER!“ gefolgt von Schimpfkanonaden keifen.
Sie möchte ihn mit einem bestimmenden Tonfall wecken und dann – aufgepasst! – die Stirn runzeln. Diese Gesichtsakrobatik soll effektiv ausdrücken, dass der Heinz-Dieter sich die Sache mit dem Sex bis zum nächsten Quartal abschminken kann, wenn er nicht schleunigst dafür sorgt, dass das Wohnzimmer wieder zur keimfreien Zone wird. Fehlt dieses Stirnrunzeln, schaut der Heinz-Dieter die Petra nur minutenlang an, um dann wieder einzuschlafen. Welche Frau will so etwas?
Da Giftspritzen im Stirnlappen nun auch keine Frau zum Baum der Erkenntnis führen, muss weiter probiert werden auf dem Schlachtfeld der Eitelkeiten.
So lesen wir von Frau Fröhlich eine Passage, in der sie sich eine Antifaltencreme ins Gesicht schmiert, aber nun nicht einfach irgendeine Paste, denn das würde nur die wenigsten interessieren, nein, Frau Fröhlich verpasst sich eine Dreiwochenkur mit zusätzlicher Tagescreme für 2820 Euro. Da die Autorin uns detailliert auseinanderfriemelt, dass das ja 100 € am Tag ausmacht, können wir gewiss sein, dass sie sich in ihrer Schulzeit auch noch mit anderen Dingen als Kilos und Falten beschäftigt hat. Von gewissen Peinlichkeiten hält dies aber noch lange nicht ab, denn als Frau Fröhlich die dekadente Essenz in der Parfümerie bestellt, „herrscht eine feierliche Atmosphäre, fast so als hätte ich eingewilligt, in wenigen Tagen ein indisches Adoptivkind bei ihm abzuholen, ich bin angemessen ergriffen und verlasse die Parfümerie.“
Will man auf einem Planeten leben, in denen Menschen solche Sätze schreiben? Ich weiß nicht. Angemessene Ergriffenheit beim Kauf von derlei Luxusgetöse ist schön und gut, aber vielleicht hätte sich ein indisches Kind mehr gefreut über eine Adoption.
Ein paar Kapitel weiter spricht sie mit ihren unterschiedlichsten Körperteilen. Mit dem Busen, mit den Augen, mit den Oberarmen. Es werden Witze gerissen, über die die wenigsten lachen dürften, weil derart auf der Körperteil-Klischeeklampfe herumgedroschen wird, dass das Lesen Schmerzen bereitet. Arme ähneln Flugeichhörnchen, in Tränensäcken lässt sich Reisegepäck unterbringen und so weiter und so fort. Und der große Busen, in der Jugend eine klasse, weil männeranziehende Sache, wird im Alter zum orthopädischen Problem.
Es steht zu befürchten, dass der Rest des Buches genauso verläuft.
Fatal ist der Eindruck, der entsteht und dabei müssen mir meine Leserinnen jetzt mal helfen. Denken Frauen wirklich den lieben langen Tag nur daran, wie sie Falten und Gewicht wegbekommen? Dass auch hoffentlich der Hals nicht zu früh zu runzelig wird? Denken Frauen nie darüber nach, ob sie das Nutellamesser ablecken sollen? Sind die weiblichen Wesen dieses Planeten nicht auch glücklich, wenn sie Walgesänge im Radio hören oder das Brummen einer Hummel im heimischen Garten?
Frau Fröhlich unterstellt Männern, dass wir denken würden, Frauen wären nur an Schuhen interessiert. Da lacht sie den Mann ganz doll aus, schreibt aber Bücher über Falten, Kilos und die Sorgen der Weiblichkeit jene Themen betreffend. Verdächtig!
Leider wird auch die Aussage nicht ganz klar. Verurteilt Frau Fröhlich nun dies schönheitsbestrebte Treiben der Kosmetikindustrie? Warum probiert sie dann alles aus? Das wäre ja so, als wenn ich einen Rückblick gegen McDonalds verfassen, mich aber vorher durch die komplette Speisekarte nebst Kidsmenü fressen würde.
Außerdem sind wir uns doch bereits darüber bewusst, wo Schönheitsoperationen und Faltenglättungen hinführen können, schließlich vergeht bei RTL-Exklusiv keine Woche, ohne dass man uns unbewegliche Beverlyhillsfratzen und 55-jährige Frauen vorführt, die sich gern mal auf 32 schätzen lassen.
Wollen wir einfach tief in uns davon ausgehen, dass Frau Fröhlich noch über andere Dinge nachdenkt. Nicht, dass eines Tages ihr Bestatter bei der Testamentseröffnung ein Bügeleisen in die Hand gedrückt bekommt.

In diesem Sinne, Euch allen eine runzelige Woche.

Faltencreme für 2100 Euro? Dann doch lieber den Newsletter von Pennys Wochenrückblicke für nix. Schick eine Email an pennysworue@gmx.de !
Die Lachfaltengarantie fürs Wochenende!

19.4.07

Pennys Wochenrückblick Folge 94: "Heute: Große dicke Sänger und das Hummel-Kampfschrei-Geschwader!"



Kakerlaken singen nicht, Kakerlaken summen nicht, Stranden und Blüten bestäuben fällt auch aus. Im Chillen dagegen sind sie wahre Künstler der Tierwelt.


Da Forscher das Forschen nicht lassen, schon gar nicht, wenn ich darüber schreibe, forschen die Forscher weiter, sodass ich stets ein Thema mein Eigen nennen kann. So ergänzt man sich recht prima auf den Feldern der Wissenschaft und der Literatur, finde ich.
Forsche Forscher australischer Herkunft haben nun gar Spezielles und Vortreffliches herausgefunden, es geht um Wale.
Deren Töne sollen nun also keine Zufallsfolge bilden, nein man könne aufgrund von Wiederholungen in einer bestimmten Reihenfolge – Strophen und Refrains nicht unähnlich - sogar von einem Lied sprechen.

Walgesang halt.

Brandneu ist diese grandiose Erkenntnis nun nicht, schließlich war bereits 1971 von Walgesängen die Rede. Mit dem Forschen ist es aber wie mit dem Leben im Allgemeinen, man spezialisiert sich, also fanden die Forscher forschend heraus, dass Wale jedes Jahr ein neues Lied singen – was nur recht und billig ist, Tag für Tag und Jahr für Jahr ein und dasselbe Meeresoratorium ins Wasser zu quäken macht auch dem fröhlichsten Wal nur wenig Spaß – und dass die Wale, egal ob sie kämpfen oder flirten, immerzu singen.
Das hat für uns Menschen weitreichende Konsequenzen. Wenn nämlich ein bis zu 30 Tonnen schwerer Buckelwal eines Tages einen Abstecher in den bayerischen Wald macht und ein mit rauchiger Stimme vorgetragenes nettes Liedchen trällert („Henry Walentino: Der Wal da vor mir frisst ein junges Mädchen“), während er sich die bajuwarische Prachtlandschaft vors von vielen Kämpfen vernarbte Auge führt, wie soll dann der bayerische Durchschnittsbürger herausfinden, ob der Wal einem nun Gutes will oder auf Krawall gebürstet ist?
Gar nicht, und so hallt es unaufhörlich aus der Staatskanzlei: „Problemwal, lasst die Hunde los!“
Zum Glück ist ein solches Szenario eher unwahrscheinlich, weil Wale höchstens stranden, was bedeutet, dass sie höchstens mal an Land gehoppelt kommen, ein Eis bestellen und im warmen Sand liegen bleiben. Ein mit einem Rucksack bewehrter Tümmler, der den bayerischen Wald auf der Suche nach schmackhaften Pilzen durchforstet, ist nicht zu befürchten.
Nicht, dass es Wale nicht vielleicht sogar könnten, bräuchten sie doch nur mehr Schwung beim Stranden, dann würds schon reichen bis in den Wald bei München, aber vielleicht mögen sie einfach keine Pilze.
Im Endeffekt muss man froh sein, Wale sind groß, Wale sind schwer und ein schwungvolles Stranden hätte Gemecker auf Campingplätzen und einige umgeknickte Bäume zur Folge.
Deswegen halten auch die wenigsten Menschen Wale in ihren heimatlichen Aquarien, weil es den restlichen Fischen Platzangst macht und leicht überschwappendes Wasser den Parkettboden einsaut.

Man sieht schon, den meisten Menschen bleibt eine persönliche Begegnung mit einem derartigen Meerestier erspart, darüber sollte man auch ganz froh sein. Viele (besonders Frauen) bekommen ja schon eine mittlere Panikattacke, wenn eine Qualle ihren Knöchel streift, da ist die Begegnung mit einem schief singenden Buckelwal garantiert nicht herzfrequenzfreundlicher.
Trotzdem – das Thema lässt die Menschen nicht los - möchte man den Wal an sich als Tierart retten, das ist löblich angesichts der Tatsache, dass die meisten noch nie so einem Tier „in Echt“ begegnet sind.
Man will sie schon noch ein paar Jährchen bis zur völligen Ausrottung singen hören und da gibt es einen interessanten Konflikt zwischen Walfängern und Walfanggegnern zu beobachten:
Walfanggegner sind natürlich grundsätzlich dagegen, Wale mit Harpunen kaputtzuspießen und kaputtzuschießen, damit sie klein gehackt in Japan als potenzsteigernde Delikatesse auf dem Essteller landen. Eine recht schlüssige Logik der Gegner, wenn im Land der aufgehenden Sonne ein kleiner Mann den Liebesakt versaut, sollten keine Meeresbewohner diesen geschlechtlichen Fauxpas ausbaden müssen. Außerdem singen die doch so schön…das sagen zumindest die Walfanggegner. Da der Walfänger an sich für derart schlüssige Argumentationen nicht zugänglich ist, baut er sich plusternd auf und zeigt mit dem Finger auf den Walfanggegner und wirft ihm vor, den Gesang der Tiere zu vermenschlichen und somit eine emotionale Bindung aufzubauen, die gar nicht existiere.
Mit anderen Worten, der Umweltakivist sagt:
„Nun lausche doch den lieblichen Tönen, kannst du wirklich etwas töten, was singt?“
Und der Fischkiller antwortet:
„Das ist kein Gesang, das ist irgendwas zwischen Rap und Rülps und nun geh von meiner Harpune runter!“
Um die musikalischen Fähigkeiten der Wale wird also schon ein ziemliches Geschrei gemacht, dabei ist man sich doch nun wirklich unschlüssig, was Wale wirklich singen. Vielleicht summen oder pfeifen sie nur oder ihnen kommt lediglich ein „Düpdüdüdüdüüü“ über die Lippen, weil’s tief im Meer so trist ist und Musik da die einzige Heiterkeit bietet.

Um Tiere, denen wir jeden Tag begegnen, machen wir nicht so ein Aufsehen. Zumindest ist mir keine Studie bekannt, die sich mit dem Summverhalten der Hummel auseinandersetzt.
So ist er der Mensch, macht sich Gedanken um weit entfernt jodelnde Buckelwale, ist aber nicht in der Lage, das schnieke Brummen einer Hummel in seinem Vorgarten zu genießen.
Wenn so eine Hummel summsebrummend auf eine Blüte losstürzt, um ihr den gar fruchtigen Nektar zu entlocken und dabei richtig laut aufbrummt, welch Narr wäre man, wenn man nicht wissen wollen würd, ob dieses Brummen jetzt ein Kampfschrei oder ein euphorischer Seufzer ist? Als den Hummelgesängen wohlgestimmter und protestbereiter Hummelfanggegner wäre man dann allerdings arbeitslos, weil es nur wenig mafiös-aufgestellte Hummelfänger auf der Welt gibt (schon gar nicht mit Harpunen), man würde also mit seiner Forderung, den Hummeln Leben und Gesang zu lassen, ins Leere brüllen.
Doch noch einmal die Frage: warum sich nicht mit Hummeln beschäftigen?
Hummeln fliegen täglich 18 Stunden lang bis zu 1.000 Blüten an, da können sich globalisierungs-panische Deutsche mal ein Beispiel dran nehmen. Außerdem wäre da noch die Frage zu klären, ob die dicken Bienen jetzt eigentlich stechen und beißen oder nur beißen oder nix von beidem? Wäre doch schon nett, da mal genauer Bescheid zu wissen für den zukünftigen Umgang mit den Blütensäugern. Können wir uns gefahrlos bücken und betrachten, wie so ein Summsebrumm sich über eine Blume hermacht oder laufen wir Gefahr, aufgrund von Honigbrötchenresten im Mundwinkel von der Hummel überwältigt und kaputtgebissen zu werden?
Natürlich würde es ein Weilchen dauern (wie bei den Matratzenmilben vom letzten Freitag), bis die Hummel eine – sagen wir mal – menschliche Hand komplett aufgegessen hat, aber von Interesse wär’s schon. Da so eine wissenschaftliche Abhandlung in Zukunft nicht zu erwarten ist, möchte ich Aufklärungsarbeit leisten. Hummeln beißen UND stechen, aber beides nur unter Gefahr. Hummel zwischen Daumen und Zeigefinger einzuquetschen oder sie blöd von der Seite anzupöbeln („Runter von meiner Hortensie, du fette Flocke!“) sollte also tunlichst vermieden werden. Da die Hummel aber im Allgemeinen nicht über ein Weiße-Hai-ähnliches Gebiss verfügt, ist der Schmerz nur von temporärer Dauer.
Putzig ist noch der menschliche Angriff auf das Nest der Hummeln, denn in diesem Fall „legen sie sich bedrohlich brummend auf den Rücken. Wenn darauf kein Rückzug erfolgt, kann es auch zu Attacken mit Bissen und Stichen kommen.“ Ein Schelm, wer hier dabei einer Parabel gleichend an Frauen mit Kopfschmerzen und zum Geschlechtsakt bereite Männer denkt.
Doch gut, das Desinteresse an den schwarz-gelben Hummeln mag auch in ihrer Unfähigkeit zur Politisierung herrühren. Mit Hummeln lässt sich schlecht das Parlament stürmen, da braucht man nen medienwirksamen Knut oder aber – Pennys Vorschlag – der Gabriel zimmert sich ein schickes Aquarium auf die Bundestagskuppel, füllt dieses mit Wasser und Meeresleben und schon hätte man was? Genau.
Nen Bundestags-Wal.
Düpdüdüdüdüüüüüüü.

Wer sich mit tierischen Gesängen und gewalttätigen Verhaltensweisen nun nicht mehr auseinandersetzen will, kann die gewonnene Zeit nutzen und den Wochenrückblicks-Newsletter auf pennysworue@gmx.de abonnieren. Ich beißauch nicht.

13.4.07

Pennys Wochenrückblick Folge 93: Na, heut schon Pech gehabt?



Puh, Glück gehabt. An einem Freitag, den Dreizehnten wär der Turm umgefallen und hätt uns ne Falte ins T-Shirt gemacht.




Ja, heut ist wieder so ein Tag, wo man sich selbst dem Schicksal hingibt. Wir meinen ja, ständig alles im Griff zu haben und unsere Bestimmung lenken zu können, aber wenn der Kalender „Freitag, der Dreizehnte“ schlägt, sacken Schultern mutlos nach unten und wir klagen gen Himmel: „Mach dass es schnell vorbei geht!“
Besonders ängstliche Zeitgenossen gehen nun jeglicher Konfrontation mit diesem Datum aus dem Weg, in dem sie das Bett überhaupt nicht verlassen, aber das kann es auch nicht sein, wer will schon, dass sein schlotternder Körper von Matratzenmilben vertilgt wird? Nun ist man sich in der Naturwissenschaft noch nicht ganz einig, ob Matratzenmilben dazu in der Lage sind, einen bettlägerigen Triskaidekaphobiker innerhalb von 24 Stunden zu verputzen, aber ausprobieren möchte man es ja wohl auch nicht.
Triskaidekaphobiker sind die Menschen, die Freitag, den 13. so viel Angst haben, dass sie das Haus nicht verlassen und sich so selten wie möglich rühren, könnte ja sein, dass man Kopfüber in den Wandschrank fällt, wo die Speiseröhre wegätzende Putzmittel nur darauf warten, sich selbst aufzuschrauben und Menschen zu vernichten.
Aber man kann es drehen und wenden, die meisten sind von ihrem Aberglauben nicht abzubringen und das nur, weil Judas seinerzeit nicht zu Haus bleiben konnte.
Das hatte Konsequenzen, bis heute finden sich nur wenige Hotels auf der Welt mit der Zimmernummer 13 und auch bei mancher Fluggesellschaft hat man die 13. Sitzreihe kurz vor Fertigstellung der Flieger noch schnell herausgerissen (und dort vermutlich einen Wendekreis für die Saftschubsenwagons eingerichtet). Dass das Fehlen der 13 nun nicht gerade vor Flugzeugabstürzen und kaltblütigen Morden in Hotelzimmern schützt, ist bisher wohl noch niemandem aufgefallen, aber gut.
Auch die besondere Aufmerksamkeit, die dem Tag widerfährt, sollte miteinbezogen werden. Wer sich an so einem Freitag den 13. im rutschigen Badezimmer die 6. und 7. Rippe bricht, der ist bereits auf Jahre geeicht, was Unglückszahlen angeht, da werden Frakturen an anderen Tagen weder wahr- noch ernst genommen. Autounfälle werden hingenommen, haut einem ein Laster den kompletten Kofferraum weg, erklärt man sich das einfach mit der Unglückszahl, statt mit rudimentären Kenntnissen im Bereich der Einparktechnik.

Um für den nächsten Freitag den 13. gerüstet zu sein (wir haben bis Juli Gelegenheit, uns vorzubereiten), werden wir einen Schlachtplan ausarbeiten und einen Trainingstag bestreiten, auf dass wir vorbereitet sein mögen. Trainingsbedingung: ein ganz normaler Urlaubstag mit Einkauf in der Innenstadt.
Zunächst besprühen wir das Bad mit dem Schaumfestiger unserer Ehefrauen und Freundinnen, damit auf der Gesamtfläche ein riesiger Rutschefleck entsteht. Dieser Fleck ist schon jetzt bei vielen vorhanden, nur kleiner, es ist die Stelle, an der sich die Frau im Bad das Haar richtet und dabei fallen stets ein paar Krümel des Sprays auf den Boden, was diesem seine rutschige Konsistenz verleiht. Torkeln und wanken wir also morgens benommen ins Bad und knallen lang hin, lässt sich so allein schon über empirische Versuche ganz gut das Landeverhalten trainieren, spätestens nach dem 17. Mal tut so eine Steißbeinprellung auch nicht mehr weh. Die Zahnpasta haben wir schon Tage vorher gegen Motoröl ausgetauscht und die Klingen im Rasierer glänzen vor Rost. Mit schwarzen Zähnen und blutigem Hals betreten wir die Dusche und lassen uns von brühendem Wasser die Haut vom Körper schälen. Da wir vergessen haben, ein Schälhautschälchen bereitzustellen, spülen wir den ganzen Mist die Toilette hinunter. Wieder raus aus der Dusche fangen wir den nächsten Sturz gekonnt ab, mittlerweile wissen wir es ja. Den Gürtel lassen wir konsequent aus der Hose, denn wenn wir in die Innenstadt fahren, soll stets gewährleistet sein, dass die Mitmenschen die eigene Unterwäsche zu sehen bekommen. Im Auto auf dem Weg zur Stadt legen wir eine Augenklappe an, mit „rechts vor links“ ist es schließlich wie mit dem Bremsen: wer’s tut, verliert. Verärgerte Hupkonzerte dirigieren wir im Takt mit dem Mittelfinger, auch dann, wenn sich in das Hupen ein Tatütata mischt. Ist man den humorbefreiten Ordnungshütern entkommen, gilt es im innenstädtischen Parkhaus die engste Lücke zu wählen, auf dass drei Autos eine neue Lackierung verdient haben. Ausgestiegen wird durchs Schiebedach, wenn man keins hat, wird Tage zuvor ein Schweißbrenner im Handschuhfach platziert (mit dem man sich auch wahlweise die Zigarette anzünden kann, wenn man fortgeschrittenes „Freitag-der-Dreizehnte-Training“ betreiben möchte).
Auf dem Weg ins Kaufhaus rempeln wir jeden an, der dumm genug ist, sich uns in den Weg zu stellen, den muskelgestählten Mitmenschen rufen wir noch ein „Ausm Weg, Kleiner!“ hinterher. Die Rolltreppe wird überquert, ohne dass wir sie mit den Füssen berühren, man weiß ja, was alles passiert, wenn sich an den kruppstahlgehärteten Kanten die Füße verharken. Wir nehmen eine Stichsäge und einen Lötkolben aus dem Regal und verlassen das Kaufhaus ohne vorherige und lästige Bezahlung, es könnt schließlich die EC-Karte geklaut werden. Erschöpft rennen wir in den nächsten Supermarkt und kaufen uns eine rohe Bratwurst, einen Becher Magerquark und eine zweite Augenklappe, die wir draußen sogleich galant überziehen, um mithilfe von Lötkolben und Stichsäge ein imposantes Dinner zu zaubern. Hat man sich die Blutstumpen mit den Schnürsenkeln abgebunden und die Brandwunden mit dem Quark versorgt, kann es stolpernd weitergehen. Mit den restlichen drei Fingern, die noch übrig sind, gilt es einen Lottoschein auszufüllen, weil wir wissen, dass Menschen in Japan die 13 als Glückszahl sehen und uns nicht vorwerfen wollen, etwas unversucht gelassen zu haben.
Nun kann man wieder nach Haus fahren (natürlich: mit beiden Augenklappen, man kennt den Weg, ist ihn oft genug gefahren) und sich medizinisch vom Notarzt versorgen lassen. Dieser fährt aber erbost wieder weg, nachdem wir ihm erzählen, dass wir für die Praxisgebühr leider kein Geld im Haus hätten.
Doch da ist ja noch die Regenrinne, die schon furchtbar lang nicht mehr saubergemacht wurde, also auf geht’s, Leiter an die Wand und hoch das Bein. Dass der Schornsteinfeger gerade vom Dach hinunter kommt ist purer Zufall und dass er uns auf den Schädel tritt, auch. So sinken wir darnieder in einer schicken Zeitlupe gen Betonboden und klopfen uns selbst noch mal mit drei restlichen Fingern auf die Schulter, dass wir das Training für den nächsten „Freitag, den 13“ so gut abgeschlossen haben. Sind wir bis dahin aus dem künstlichen Koma wieder erwacht, wird das ein richtig toller Tag zum Genießen.

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6.4.07

Pennys Wochenrückblick Folge 92: Diagnose Osterbeklopptheit!



Hier ein ausgeprägtes Krankheitsbild von Osterbeklopptheit. Nicht mehr zu retten. Irreversibel.




Man macht sich ja so seine Gedanken…oder auch nicht!
An ca. 49 von 52 Wochenenden ist die Menschheit speziell in unserem Lande durchaus dazu in der Lage, sich normal zu benehmen. Fünf Tage hart und ehrlich arbeiten, zwei Tage ausruhen, das Couchkissen vollsabbern oder im Haus Handwerksarbeiten erledigen oder einen Braten in den Ofen bugsieren. Damit kommen die meisten Menschen ganz gut zurecht.
Kommen allerdings Feiertage nebst Ferien hinzu, flippen die Leute aus. Wer Weihnachten genau hinschaut, kann’s beobachten: Dem miesen Wetter und der Geschenkehektik weit überdrüssig stöhnen sie in eigentlich nicht zuhörenwollende Ohren, dass „man endlich raus müsse, man müsse weg, all der Stress, man brauche Sonne und Ruhe.“
Menschen, die wenige Monate zuvor fröhlich durchs Leben wankten, verwandeln sich kurz vor Weihnachten in schönster Regelmäßigkeit in depressive Wracks und nur der nächste Linienflug in die DomRep kann sie vor dem drohenden Suizid bewahren. Als Quell unendlicher und alltagsgebräuchlicher Lebensweisheiten möchte man den Kofferschleifenden Kranken hinterher rufen, dass ein Besuch auf einer Sonnenbank und ein besseres Timing das Geschenkekaufen betreffend durchaus helfen würde, den Fernwehdrang zu unterdrücken, doch sie hören nicht, sie klagen und checken ein.
Irgendwann wurde das dann ne Trendsache. Auch Menschen, denen es eigentlich gut ging im Leben, flogen plötzlich weg an Weihnachten oder machten rüber zum Snowboarden in die Schweiz. Schlimme Fälle von Realitätsflucht, wenn man mal von denen absieht, die wirklich einfach nur aus Spaß an der Freude in den Urlaub fahren wollen. Doch Weihnachten ist nur die Generalprobe, nur der Vorturner für das, was ein Quartal später stattfindet.

Ostern.

Kann’s an Weihnachten passieren, dass der erste und der zweite Feiertag auf ein Wochenende fallen und man somit der Weihnachtsdepression fast entgeht, ist Ostern unerbittlich. Das Osterwochenende wird seit Jahren eingerahmt und vollgekuschelt von Karfreitag und Ostermontag. Und jedes, aber auch wirklich jedes Jahr erkranken die Menschen an der gleichen Seuche.

Osterbeklopptheit.

Osterbeklopptheit hat eine Menge nicht vorher abzusehende Symptome, die für sich gesehen schon kein Vergnügen, in der Addition aber sogar zum sicheren Ostertod führen können.
Zunächst muss man, um der eigenen Gesundheit vorzubeugen, sich von der romantischen Vorstellung verabschieden, dass der wohlgekleidete Nachwuchs durch einen saftig-grünen und sonnendurchfluteten Garten taumelt, um bunt bepinselte Huhnerzeugnisse aus dem Gebüsch zu entfernen. Denn wenn auch die Klimakatastrohpenheraufbeschwörer noch nicht so weit sind, an Ostern von schwimmenden Eiern auszugehen, so klebt doch eine nicht unbeträchtliche Patina Feinstaub auf ihnen, welches den Spaß an der Suche trübt und das vorherige Bemalen sinnlos macht.
Es kommt die aufgrund von Jahreszeitenverschiebungen recht unfreundliche Eiersuchtemperatur hinzu, die schon manchen Dotter in zittriger Kinderhand zerplatzen ließ.
Mit dem Osterwetter – dem ersten Symptom von Osterbeklopptheit – ist es ja eh so eine Sache.
Ein tückisches Symptom. Denn kaum winden sich die ersten Sonnenstrahlen durch nachgebende Wolken, reicht ein Gang durch die Innenstadt, um die Kranken auszumachen. Es wird die Sonnenbrille aufs Gesicht geklebt, monatelang unter Pullischichten versteckte Ausschnitte werden der Öffentlichkeit präsentiert und Hosenbeine werden abgeschnitten, auf das man fransig durch die Straßen schwelgt. Dass sich die Temperatur da noch im einstelligen Bereich befindet, tut erst Mal nix zur Sache, Frühling und Ostern sind schließlich ein Gefühl, da will man sich bestimmt nicht von so etwas nebensächlichem ablenken lassen. Celsius und Fahrenheit, husch, husch, lass den Schnupfen doch in einigen Tagen kommen, doch hier und jetzt zeige ich meine von Gänsehaut bevölkerten Arme und Beine. Man merkt, wie tückisch das Symptom Osterwetter sein kann, wenn man nicht aufpasst, man kann den Leuten da auch gar keinen Vorwurf machen.
Doch trotz gleißender Sonne und niedrigen Temperaturen haben die Menschen den unwiderstehlichen Drang, brückentagenutzend aus Deutschland zu fliehen, so dass dem nächsten Symptom Osterstau nichts im Wege steht.
Auch hier müsste man eigentlich im Laufe der Jahre gemerkt haben, dass man es immer wieder mit demselben Zustand zu tun hat. Man packt die Koffer, streitet sich mit den Angehörigen, wohin die Reise geht, packt die Koffer wieder um, hievt die Bagage in die Karre, donnert los und schon auf der verstopften Bundesstrasse – einige Kilometer von der zum Ziel führenden Autobahn entfernt – wird man gewahr, dass ungefähr vier Millionen Mitmenschen denselben genialen Schlachtplan in der Tasche hatten. So steht man – den Ellbogen auf der Türleiste und die Hand gegen den Kopf gestemmt – dann also ab und zu kriechend vorwärts rollend auf der Strasse, während der Entfernungen und Zeiten noch nicht abschätzende Nachwuchs vom Rücksitz her die amoklaufauslösende Frage stellt, ob man denn nun schon da wäre. Dass zu diesem Zeitpunkt das Osterwetter sich dazu entschieden hat, auf volle Pulle 30 Grad aufzudrehen bei gleichzeitig defekter Klimaanlage, das passt eigentlich nur ins Bild.

Wenige Minuten zuvor an der vom Stau noch nicht betroffenen Tankstelle war es auch nicht viel besser. Da Ostern im Allgemeinen und die dazugehörigen Ferien im Speziellen leider nicht überraschend eintreffen, wird von den Mineralölkonzernen fröhlich an der Preisschraube herumgedreht. Wirft man diesen dann Preistreiberei vor, zaubert man irgendwo einen Chilenen hervor, der in der Nähe einer Ölförderpumpe dumm genug war, seine Zigarettenpause zu zelebrieren und schon ist Ruhe im Preisdiskutier-Karton.
So ist das Bild des an der Zapfsäule schimpfenden und im Stau stehenden meckernden Familienvater kein fremdes und man fragt sich, warum Menschen sich so etwas freiwillig antun und ob der Masochismus nun doch salonfähig wird.
Vielleicht wägen diese armen Männer auch nur die Katastrophen gegeneinander ab, denn wer meint, an Ostern schlau genug zu sein und zu Haus verweilt, den erwartet eventuell die schrecklichere Alternative.
Der Ostereinkauf.
Dieser ist das fatalste Symptom der Osterbeklopptheit. Sie äußert sich durch stark erhöhten Blutdruck der dadurch entsteht, dass man an Ostersamstag wie eine besengte Sau vom auf dem Supermarktplatz parkenden Auto die drei bis vier Kilometer bis zum Eingang spurtet, um den Euro oder den Einkaufschip in einen Einkaufsgefährt zu schmeissen, nur um festzustellen, dass der Euro oder der Chip auf Pflastersteine fällt, schlicht und einfach, weil kein einziger Wagen mehr da ist.
In den Laden an sich kommt man auch nicht rein, weil da auch schon Stau herrscht und der letzte in der Reihe sich enorm dagegen wehrt, von der immer wieder zugehenden Schiebetür zerquetscht zu werden. Also stellt man sich auf die Zehenspitzen und ja: es wird wieder geschimpft. Auf die paradoxe Art:
„Was wollen die denn alle hier, können die denn nicht an normalen Tagen einkaufen gehen so wie andere Menschen auch? Als wenn’s morgen nix mehr geben würde.“
Tja.
Nach knappen fünfundvierzig Minuten steht man ohne Einkaufswagen und Hoffnung in der Obst und Gemüseabteilung, um den kümmerlichen Reste grasgrüner Bananen und zertretener Paprikas aufzuklauben und sich wieder in die Schlange einzureihen. Kurz vor Mitternacht steht man an der Kasse und darf bezahlen, einem fröhlichen Ostersonntag steht so ziemlich alles im Weg, was man sich so vorstellen kann und gekrönt wird der Augenblick davon, dass man seine EC-Karten-Geheimnummer überall hat, nur nicht mehr im Kopf.
Dank Mitleid oder Vorsichtsmassnahmen der Supermarktgeschäftsleitung darf man aber die Einkäufe mitnehmen und so gibt es am nächsten Tag einen leckeren Paprika-Bananen Auflauf.

Man kann es also drehen und wenden, wie Plunder im Möbelhaus:
Osterbeklopptheit ist eine schlimme Krankheit.
Diagnose? Schwarze Ränder unter den Augen, nassgeschwitzte Pyjamas in der Nacht, erhöhte Aggressionsbereitschaft gegenüber Menschen mit langen Ohren.
Therapie? Acht Wochen Urlaub mit anschließender Mutter-Vater-Kind-Kur in Bad-Ovolacto auf den Osterinseln.
Vorbeugung? Wie soll das denn gehen, es gibt kein Entkommen.
Prognose? Jedes Jahr vermutlich der gleiche Scheiß.

Frohe Ostern.

Statt nun doch in den Garten zu hopsen und in der Tanne nach Eiern zu wühlen, abonniert lieber den Rückblicks-Newsletter mit ner einfachen Mail an pennysworue@gmx.de. Garantiert ohne Nebenwirkungen.