Pennys Wochenrückblick Folge 126: Osterglotzenrotz, warm und blutig serviert...
Wer nun wirklich das ganze Osterwochenende Action-Kram im TV schaut, der braucht auch was standesgemäßes zum Knabbern.
Jaaaaaaahaaaaaaaaaa, da ist sie wieder:
Osterbeklopptheit.
Toll.
Ein Jahr lang hatten wir ja Ruhe, aber jetzt ist sie wieder da.
Als wenn sie nie weg gewesen wäre. Man muss es mal festhalten: Haben die Leute vier Tage am Stück frei, werden sie komisch.
Dieser ganze Feiertagskladderadatsch gehört sowieso ad hoc abgeschafft und ausradiert. Das Wochenende löschen wir gleich mit. Dann wäre die ganze Woche Frondienst angesagt und niemand käme mehr auf unsinnige Gedanken.
Ja, das wäre schon was.
Leider ist es aber noch nicht ganz so weit.
Nicht, dass es nicht schlimm genug wäre, dass normale Menschen wie Du, Sie da drüben und ich hier vorm PC, jedes Jahr so behämmert sind und vier freie Tage zum Anlass nehmen, sich im Osterstau und an der Tankstelle den Blutdruck-Overkill zu geben, obwohl wir vorher der festen Überzeugung sind, furchtbar viel Entspannung zu finden in so einem Mini-Urlaub:
Nein!
Auch die zu Hause Gebliebenen können eigentlich nur alles falsch machen, was falsch zu machen sich einem so in den Weg wirft.
TV anschalten zum Beispiel.
Dass es aus der Flimmerkiste rein qualitätsmäßig nur so herausgrützt in den letzten Jahren, hat sich ja bestimmt schon herumgesprochen. Interessieren tut das die meisten ja leider eher mittelprächtig, nur wenn mal wieder ein Skandälchen passiert – Sarah Connor präsentiert ihren Schritt bei Wetten dass, Dieter Bohlen frisst einen DSDS-Kandidaten auf, Johannes B. Kerner macht der Herman den Türsteher – werden manche Menschen für einen Moment der Tatsache gewahr, dass man die Glotze am besten nie erfunden hätte.
Generell gibt es aber bestimmte Berufsgruppen – hier und heute mögen Politiker und Kirchenvertreter vortreten – die sich zuweilen gar trefflich aufregen können über die deutsche Fernsehkultur.
Leider aber wieder auf die falsche Art.
Denn die beiden genannten Berufsgruppen fühlen sich stets berufen Moral, Sitte und Anstand zu retten. Ein an sich ehrenhaftes Ziel, denn auch „Pennys Wochenrückblicke“ möchte gern die Fernsehwelt durch Kritik verbessern, leider werden in den Vorstandsetagen der Privatsender meine Texte aber nicht zur Kenntnis genommen.
Nein, dort wird Feiertagsprogramm ausbaldowert, denn bei RTL und Co. weiß man es genau: wenn der deutsche Durchschnitts-Vollpfosten vier Tage am Stück zu Haus verweilt, fliegt der Daumen irgendwann von ganz allein auf die Fernbedienung.
So weit so gut und vor allem auch: so wie immer!
Aber dieses Jahr ist alles ganz anders.
Denn bei einem aufgeklärten Blick auf unsere rohe Welt ist sowohl Politikern als auch den Kirchenvertretern der Gedanke gekommen, dass da irgendwas schief läuft.
Mord, Totschlag, Terror.
All das kann und darf nicht von ungefähr kommen. Zum Glück wurde aber schnell ein Schuldiger gefunden für all das Weltenunglück:
Das Privatfernsehen und sein Feiertagsprogramm.
Denn statt uns nun die Auferstehungsgeschichte in allen Formen und Farben zu präsentieren, gibt’s Haue in der Flimmerkiste. Stirb langsam, Highlander, King Kong.
Das war selbst dem baden-württembergischen Ministerpräsidenten Günther Oettinger – eigentlich ein Mann mit vielen wichtigen Aufgaben – einen Kommentar wert:
"Es wäre wünschenswert, dass auch die privaten Medien auf die religiösen Gefühle der Mehrzahl der Bürgerinnen und Bürger Rücksicht nehmen. An diesem Osterfest ist dies nicht gelungen."
Vielleicht hat es sich bis zu Herrn Oettinger noch nicht rumgesprochen, aber religiöse Gefühle dürften bei den Privatsendern nur ein lasches Schulterzucken auslösen.
Überhaupt: Kramt man in der dunklen Ecke seiner Seele ein wenig herum, könnte man zu dem Schluss kommen, dass sich das Fernsehprogramm an Feiertagen schon immer aus der Action-Abteilung bedient hat.
In meiner Erinnerung hat sich die hübsche Regelmäßigkeit von „Terminator-Filmen“ an Heiligabend eingenistet und ich kann’s nur abschätzen aber:
Arnold Schwarzenegger hat nicht viele Gemeinsamkeiten mit dem Weihnachtsmann.
Nun ist es generell begrüßens- und auch lobenswert, wenn sich unsere Volksvertreter für mehr Medienqualität einsetzen, aber bitte, warum denn nur ein einziges Mal im Jahr? Was machen denn die ganzen Politiker an den anderen 364 Tagen des Jahres, an dem Tag für Tag der Talk-Quiz-Kochshow-Schwachsinn aus der Röhre quillt? Muss man sich denn wirklich für seine Medienkritik den einzigen Tag des Jahres aussuchen, an dem mal nicht Tine Wittler wie ein Renovierderwisch durch sich nicht wehrende Haushalte fetzt?
Außerdem nutzt es wohl keinem, einmal im Jahr wie ein beleidigter Schüler die Hand hochzureißen und den Sittenverfall anzuprangern, nur um dann den Rest des Jahres den Sender-Sondermüll weitestgehend zu ignorieren, darauf hoffend, dass die Osterbotschaft das ganze Jahr vorhält.
CSU-Generalsekretärin Christine Haderthauer meinte übrigens folgendes:
„Die Ostertage haben in unserem Land eine zentrale Bedeutung: Sie sollen Tage des Friedens und des Miteinanderseins sein, da ist Brutal-TV fehl am Platz!"
Mit solchen Sätzen darf man einem spitzfindigen Volk, wie es das Deutsche eines ist, aber nicht kommen. Da kriechen nämlich die Klugscheißer aus ihren Ecken hervor, heben den gewaltbereiten Zeigefinger und dozieren:
„Gut, komme ich der zentralen Friedensbedeutung an Ostern nach…darf ich denn dafür an den anderen Tagen des Jahres wieder in der Nachbarschaft brandschatzen?“
Tja und dann hat man den Salat.
Generell ist die Empörung nicht nachzuvollziehen. Niemand muss nach Ostern Leichenberge auf der Autobahn weiträumig umfahren. In den Metzgereien des Landes wird kein Menschenfleisch verkauft. Dafür haben wir den Highlander auch schon zu oft gesehen, als dass wir direkt „Es kann nur einen geben!“-brüllend auf unsere Mitmenschen losgehen.
Andere Reaktionen wären da angemessener.
So könnten sich Politiker und Kirchenvertreter – jeder bitte auf seine Weise - gerne auch mal um das nicht gerade spaziergangkompatible Wetter kümmern. Denn wer bei Minus fünf Grad für den ostergeilen plärrenden Nachwuchs im Garten Eier verstecken muss, der hat auch ohne Privatsender sein ganz persönliches „Stirb langsam“.