25.3.08

Pennys Wochenrückblick Folge 126: Osterglotzenrotz, warm und blutig serviert...



Wer nun wirklich das ganze Osterwochenende Action-Kram im TV schaut, der braucht auch was standesgemäßes zum Knabbern.







Jaaaaaaahaaaaaaaaaa, da ist sie wieder:
Osterbeklopptheit.
Toll.
Ein Jahr lang hatten wir ja Ruhe, aber jetzt ist sie wieder da.
Als wenn sie nie weg gewesen wäre. Man muss es mal festhalten: Haben die Leute vier Tage am Stück frei, werden sie komisch.
Dieser ganze Feiertagskladderadatsch gehört sowieso ad hoc abgeschafft und ausradiert. Das Wochenende löschen wir gleich mit. Dann wäre die ganze Woche Frondienst angesagt und niemand käme mehr auf unsinnige Gedanken.
Ja, das wäre schon was.
Leider ist es aber noch nicht ganz so weit.

Nicht, dass es nicht schlimm genug wäre, dass normale Menschen wie Du, Sie da drüben und ich hier vorm PC, jedes Jahr so behämmert sind und vier freie Tage zum Anlass nehmen, sich im Osterstau und an der Tankstelle den Blutdruck-Overkill zu geben, obwohl wir vorher der festen Überzeugung sind, furchtbar viel Entspannung zu finden in so einem Mini-Urlaub:
Nein!
Auch die zu Hause Gebliebenen können eigentlich nur alles falsch machen, was falsch zu machen sich einem so in den Weg wirft.
TV anschalten zum Beispiel.
Dass es aus der Flimmerkiste rein qualitätsmäßig nur so herausgrützt in den letzten Jahren, hat sich ja bestimmt schon herumgesprochen. Interessieren tut das die meisten ja leider eher mittelprächtig, nur wenn mal wieder ein Skandälchen passiert – Sarah Connor präsentiert ihren Schritt bei Wetten dass, Dieter Bohlen frisst einen DSDS-Kandidaten auf, Johannes B. Kerner macht der Herman den Türsteher – werden manche Menschen für einen Moment der Tatsache gewahr, dass man die Glotze am besten nie erfunden hätte.
Generell gibt es aber bestimmte Berufsgruppen – hier und heute mögen Politiker und Kirchenvertreter vortreten – die sich zuweilen gar trefflich aufregen können über die deutsche Fernsehkultur.
Leider aber wieder auf die falsche Art.

Denn die beiden genannten Berufsgruppen fühlen sich stets berufen Moral, Sitte und Anstand zu retten. Ein an sich ehrenhaftes Ziel, denn auch „Pennys Wochenrückblicke“ möchte gern die Fernsehwelt durch Kritik verbessern, leider werden in den Vorstandsetagen der Privatsender meine Texte aber nicht zur Kenntnis genommen.
Nein, dort wird Feiertagsprogramm ausbaldowert, denn bei RTL und Co. weiß man es genau: wenn der deutsche Durchschnitts-Vollpfosten vier Tage am Stück zu Haus verweilt, fliegt der Daumen irgendwann von ganz allein auf die Fernbedienung.
So weit so gut und vor allem auch: so wie immer!

Aber dieses Jahr ist alles ganz anders.
Denn bei einem aufgeklärten Blick auf unsere rohe Welt ist sowohl Politikern als auch den Kirchenvertretern der Gedanke gekommen, dass da irgendwas schief läuft.
Mord, Totschlag, Terror.
All das kann und darf nicht von ungefähr kommen. Zum Glück wurde aber schnell ein Schuldiger gefunden für all das Weltenunglück:
Das Privatfernsehen und sein Feiertagsprogramm.
Denn statt uns nun die Auferstehungsgeschichte in allen Formen und Farben zu präsentieren, gibt’s Haue in der Flimmerkiste. Stirb langsam, Highlander, King Kong.
Das war selbst dem baden-württembergischen Ministerpräsidenten Günther Oettinger – eigentlich ein Mann mit vielen wichtigen Aufgaben – einen Kommentar wert:

"Es wäre wünschenswert, dass auch die privaten Medien auf die religiösen Gefühle der Mehrzahl der Bürgerinnen und Bürger Rücksicht nehmen. An diesem Osterfest ist dies nicht gelungen."

Vielleicht hat es sich bis zu Herrn Oettinger noch nicht rumgesprochen, aber religiöse Gefühle dürften bei den Privatsendern nur ein lasches Schulterzucken auslösen.
Überhaupt: Kramt man in der dunklen Ecke seiner Seele ein wenig herum, könnte man zu dem Schluss kommen, dass sich das Fernsehprogramm an Feiertagen schon immer aus der Action-Abteilung bedient hat.
In meiner Erinnerung hat sich die hübsche Regelmäßigkeit von „Terminator-Filmen“ an Heiligabend eingenistet und ich kann’s nur abschätzen aber:
Arnold Schwarzenegger hat nicht viele Gemeinsamkeiten mit dem Weihnachtsmann.
Nun ist es generell begrüßens- und auch lobenswert, wenn sich unsere Volksvertreter für mehr Medienqualität einsetzen, aber bitte, warum denn nur ein einziges Mal im Jahr? Was machen denn die ganzen Politiker an den anderen 364 Tagen des Jahres, an dem Tag für Tag der Talk-Quiz-Kochshow-Schwachsinn aus der Röhre quillt? Muss man sich denn wirklich für seine Medienkritik den einzigen Tag des Jahres aussuchen, an dem mal nicht Tine Wittler wie ein Renovierderwisch durch sich nicht wehrende Haushalte fetzt?
Außerdem nutzt es wohl keinem, einmal im Jahr wie ein beleidigter Schüler die Hand hochzureißen und den Sittenverfall anzuprangern, nur um dann den Rest des Jahres den Sender-Sondermüll weitestgehend zu ignorieren, darauf hoffend, dass die Osterbotschaft das ganze Jahr vorhält.
CSU-Generalsekretärin Christine Haderthauer meinte übrigens folgendes:
„Die Ostertage haben in unserem Land eine zentrale Bedeutung: Sie sollen Tage des Friedens und des Miteinanderseins sein, da ist Brutal-TV fehl am Platz!"
Mit solchen Sätzen darf man einem spitzfindigen Volk, wie es das Deutsche eines ist, aber nicht kommen. Da kriechen nämlich die Klugscheißer aus ihren Ecken hervor, heben den gewaltbereiten Zeigefinger und dozieren:
„Gut, komme ich der zentralen Friedensbedeutung an Ostern nach…darf ich denn dafür an den anderen Tagen des Jahres wieder in der Nachbarschaft brandschatzen?“

Tja und dann hat man den Salat.
Generell ist die Empörung nicht nachzuvollziehen. Niemand muss nach Ostern Leichenberge auf der Autobahn weiträumig umfahren. In den Metzgereien des Landes wird kein Menschenfleisch verkauft. Dafür haben wir den Highlander auch schon zu oft gesehen, als dass wir direkt „Es kann nur einen geben!“-brüllend auf unsere Mitmenschen losgehen.
Andere Reaktionen wären da angemessener.
So könnten sich Politiker und Kirchenvertreter – jeder bitte auf seine Weise - gerne auch mal um das nicht gerade spaziergangkompatible Wetter kümmern. Denn wer bei Minus fünf Grad für den ostergeilen plärrenden Nachwuchs im Garten Eier verstecken muss, der hat auch ohne Privatsender sein ganz persönliches „Stirb langsam“.

9.3.08

Pennys Wochenrückblick Folge 125: terrorisierende Todes-Türen und andere gefährliche Eingänge!



Schaut harmlos aus, ich weiß. Aber wer Leib und Leben nicht riskieren mag, fasst so was am besten gar nicht erst an.







Türen.
Sie werden immer noch unterschätzt. Denn Türen verletzen, quälen, können töten.
Wer meint, dass sie auch ihr Gutes haben, weil sie die einzig unüberwindbare Schwelle zwischen den GEZ-Schleimis und dem eigenen Recht auf freies Fernsehen bilden, hat es noch nicht mit einer richtig fiesen Tür zu tun bekommen. Der Vorteil der Abschließbarkeit die eigene Behausung betreffend ist nämlich rasch aufgezehrt, wenn man sich mit Tatütata in die nächste Zusammenflickerei begeben muss, wo Röntgenbilder erstellt, Reflexe geprüft und Knochen gerichtet werden.
Auch muss ich schon sagen, dass ich sie nicht richtig ernst genommen habe, die gefährlichen Pforten.
Das schlimmste, was mir eine Tür bis zum heutigen Tage angetan hat war zuzufallen. Höhnisches Gelächter erklang aus dem Pressholz, als wollte sie sagen:
„Na, Blitzbirne? Steckt jetzt wirklich noch der Schlüssel, Blitzbirne? Ha!“
Dass Türen apokalyptische Allianzen mit Schlüsseldiensten eingegangen sind, muss ich es erwähnen?

Aber gut, was soll ich sagen, siebzehn gefühlte Stunden später und um hunderte Euro beraubt durfte ich wieder in meine Wohnung stolpern. Warum der Schlüsseldienstmensch mir nur dümmlich hinterher geschaut hat, als ich ihn ultimativ dazu aufforderte, die Provision für die Tür gleich hier zu lassen, weiß er wohl nur selbst. Hält mich wohl für blöde.
Doch so fängt es immer an. Der Eingang versperrt, der eigenen Behausung beraubt. Viele fiese Türen setzen noch einen drauf und warten auf Momente, in denen ihre Zuzieher mit besoffenem Kopf halbnackt auf dem Flur stehen, bevor sie letztlich zufallen.

Es ist ein schleichender Prozess, man bemerkt es kaum. Es folgt die Komplizenschaft der Tür mit dem Türrahmen, ein äußerst fieser Zeitgenosse. Wer einmal unachtsam in die scheinbar nur für den Zweck von mittleren bis schweren Fingerfrakturen in die Tür verbaute Schlossfalle gegriffen hat, nur weil er eilig von einem Raum in den nächsten wechseln wollte, der kann ein Klagelied davon jodeln. Was nützt auch schon eine Schlossfalle, wenn Türen zufallen und den Besitzer aussperren, wann sie es wollen? So bekommt das eigene biologische Greifwerkzeug eine völlig neue Kolorierung, aber wollte man das?

Bis dahin glaubte ich bequem an Zufälle, ließ mich nicht beirren, mutmaßte, Türen seien von Grund auf gut, nur manchen würde vielleicht die Sinnlosigkeit des Alltags, das stumpfe Wiederholen ein und derselben Tätigkeit, Tag für Tag, Jahr für Jahr, dieses enervierende „Bitte komm doch rein, bitte geh doch raus“ an die Substanz gehen. Doch weil in der letzten Woche eine Freundin beinahe umgekommen wäre bei dem Versuch, eine bis zu diesem Tage unauffällige Badezimmerzufuhr zu öffnen, muss ich meine Meinung ändern.
Sicher, sicher es war eine Zusammenarbeit verschiedener bösartiger Gegenstände, eine gewaltbereite Allianz aus „rutschigen Fliesen“, „weichen Socken“ und eben jener Tür, die für Prellungen an Brustbein und Knien sowie Klagelieder sondergleichen sorgte.
Doch wurde die Tür bestraft?
Vor ein ordentliches Gericht gezerrt?
Ausgehängt und aufgehängt?
Nein, die Socken, die konnte man verbrennen und die rutschige Fliese konnte stumpf geschrubbt werden, doch dieses unscheinbare Stück Holz blieb wo es war, um auf sein nächstes Opfer zu lauern.
Plötzlich waren die Zeichen überall sichtbar. Wie lang schon gab es Falltüren, die Assassinen unter den Eingängen? Gemeine Tötungswerkzeuge, die ihren Opfern den Weg bereiteten zu Stacheldraht und Schlangengruben. Und wie viele Menschen haben schon ihre körperliche Unversehrtheit in Drehtüren verloren? Existieren in einem geheimen Keller in der Tundra Dokumente, auf denen verzeichnet ist, dass jährlich mehr Menschen in Drehtüren als in Flugzeugen umkommen? Wie viele arme Zeitgenossen haben die Schiebetüren bereits auf Ihrem Gewissen, wie hoch ist die Opferzahl bei elektrisch schließenden Garagentoren?
Wie oft machte es in der Geschichte der Menschheit schon KRAKRACH-KNACKS, das international anerkannte Geräusch von brechenden Zehen, weil man sich in der richtigen Reihenfolge bei der Durchschreitung einer Tür nur eines Moments nicht mehr gewiss war?
Wie viele Wohnportale hielten nicht einmal 30 Sekunden stand, wenn es darum ging, einen auf die schnöden Habseligkeiten absehenden Dieb von der eigenen Bude fernzuhalten. Als wenn sie sagen wollten: „Komm doch rein, räum alles raus, mein Besitzer ist eh ein Arsch, wie lang bin ich bitte schon nicht mehr geölt worden?“

Früher, in der lauschigen Eigentumshöhle, gab es so einen Unfug nicht. Da konnten die bösen Säbelzahntiger reinschneien in die eigene Behausung, wie es ihnen beliebte. Das hatte auch Vorteile: Der Tod kam schnell, man musste sich nicht lang mit nervigen Kratzgeräuschen oder energischem Klopfen belasten.
Wie sind also die Türen auf die Erde gekommen? Handelt es sich um die außerirdische Rasse, die Fox Mulder so lang gesucht hat? Die Tarnung wäre perfekt. Man kann es sich ausmalen:
Cleopatra, des Lebens und Badens in Milch überdrüssig wird zum letzten Gang in die Pyramide vorbereitet, die Schätze, die im Jenseits für Abwechslung sorgen sollen, werden in die dreieckige Behausung geschleppt und noch während die Ägypter krampfhaft darüber sinnieren, wie man den funkelnden Plunder vor Langfingern schützt, fällt mir nichts dir nichts eine Tür vom Himmel, um staubaufwirbelnd ein unmoralisches Angebot zu unterbreiten.
„Ich bin die Lösung für eure Probleme“, scheint sie zu flüstern.
„Och, das ist ja toll“, raunen die Ägypter und statt sich weiter ordentlich Gedanken über die Verschließbarkeit von Pyramiden auf nichtaußerirdische Weise zu machen, lassen sie die Türen in die Welt schwappen. Mit bakterienverseuchten Türklinken. Mit quietschenden Angeln, die kleine dumme Mädchen in Horrorfilmen nicht weglaufen, sondern neugierig den Raum mit dem kleine-dumme-Mädchen-fressenden Monster betreten lassen.

Der Ausgang ist vorhersehbar:
Es mag nur noch ein paar Jahre, vielleicht auch nur noch ein paar Tage dauern, dann werden sich die Türen selbst aus den Angeln heben. Und dann haben wir ein echtes Problem. Man wird sagen, dass man es schon immer hätte wissen müssen, die blaugefärbten und angeschwollenen Knie der Freundin hätten eine deutliche Warnung sein sollen.
Doch dann ist es zu spät.
Dann sind wir alle verloren

7.3.08

nur noch vier Wochen...

2.3.08

Pennys Wochenrückblick Folge 124: Digitale Anomalie im cortex'schen Frontallappen!



Jaja, ohne Internet würde es uns allen besser gehen, ohne PC sowieso, keine Killerspiele mehr mit fotorealistischer Grafik. Ergebnis wäre: Alle fressen Blumen und knuddeln den ganzen Tag! Super!






Tag 1

Hilfe…..HÜLFÄÄÄÄÄÄÄÄ!!!!!
Sie haben das Internet gekappt. Eine Woche eher als geplant.
Schweißperlen begrüßen sich auf meiner Stirn, tauschen Erlebnisberichte aus. Mein Herz schaltet um von Klassik-Beat auf Ekel-Gabba, meine Schultern sacken mutlos nach unten, um meinen Hacken und Fersen ein „Hallo!“ zuzurufen. Kalter Entzug!
Ich bin digital amputiert, auf der nach unten offenen Richterskala im Bereich Medienkompetenz bin ich ungewarnt und ungefragt von einem Tag auf den anderen von „durchaus informiert“ auf „sabbernder Höhlentroll“ abgestürzt. Zur Sicherheit gehe ich alles noch mal durch: PC an? Joar, der Desktop ist zu sehen. Kabel alle an Ort und Stelle? Auch! Breche vorsichtshalber die Mauer auf, könnte ja ein Kabelriss IN der Wand sein, weiß man’s denn? Kloppe mich mit schwerem Gerät auch durch den Bürgersteig, vielleicht ein Internetmarder, man hörte davon. Folge dem dicken Digitalstrang bis zum Verteilerkasten und klopfe energisch dagegen. Der Liliputaner, der mein Internet einfach abstellt, möge ans Licht hinaustreten und sich seinem Henker stellen. Putze mir die Schuhe nicht ab, als ich in der Betreibervorstandsetage den Samtteppich betrete. Ich schreie. Werde abgeführt. Zustände sind das hier, wie in der Steinzeit.

Tag 3

Die Medikamente, die ich zur Beruhigung bekommen habe, wären nicht die schlechtesten, wenn, ja wenn man mich am Bett gefesselt gelassen hätte. So entließ man mich aber als geheilt und darüber kann ich nur lachen. Betrete ein Internetcafe. Bin meinem Ziel sehr nahe. In mir breitet sich die matrixartige Vorstellung aus, dass ich mir gleich einen überdimensionalen Stecker in den Schädel stopfen werde, aber das könnte auch an den lustigen Pillen liegen. Egal, egal, Hauptsache online. Stakse und wanke an meinem Megabytedealer vorbei und stammle nur: „Welche Nummer?“
„Die Drei, bitte!“
Setze mich an die Drei. Klicke den Internetexplorer an.
Gebe eine Internetadresse ein:
Ww pnny wochnräckblick.d
Meine Verwunderung darüber, dass ich im digitalen Nichts lande, währt nicht allzu lang.
Tastaturen in Internetcafes sind ein Folterinstrument allererster Kajüte und gehören von Amnesty International geächtet. Dieses verdammte „E“. Versuche, fester auf den Buchstaben draufzudrücken, nichts passiert. Versuche, den Buchstaben herauszubrechen, zuerst mit dem Fingernagel, dann mit dem Brecheisen! Hat da jemand Beton drunter gerührt? Was um alles in der Welt soll ich mit einer Tastatur ohne „E“? Herzlich willkommen auf Googl, Spigl und Schtudi-Vau-Zätt oder was. Urschreie und Flüche werden vom Internetcafebetreiber mit Abmahnungen geahndet. Er ist aber so freundlich und weist mich einer anderen Recheneinheit zu. Wirr und schwitzend bekomme ich im Augenwinkel mit, dass Menschen mit Kopfhörern um mich herumsitzen. Ich befinde mich in der ersten Bakterienzuchtstation der Welt, denke ich betrübt. Man müsste doch wissen, dass die Anzahl der Bakterien mit jeder Minute zunimmt, in der die Ohrmuscheln am Gehör kleben. Da Bakterien nicht ausschließlich auf Ohren ihr Zeltlager aufschlagen, sondern eigentlich überall, also auch auf Kopfhörern, frage ich mich betäubt wie viel Geld man mir wohl so bieten müsste, bevor ich mir diese durchseuchten Schmalzvernichter auf den Kopf setze. Ist so viel Geld eigentlich im Umlauf?
Während ich diesen Gedanken hinterher hänge, baut sich ein rotes Quadrat auf grünem Grund auf. 1,46 Prozent von Spiegel.de sind geladen. Vergeht in Internetcafes die Zeit langsamer? Ich kann es nur hoffen, weil ich schon wissen würde, wer 2010 Fußballweltmeister wird. Das kann ich aber nicht, wenn zu dem Zeitpunkt erst Dreiviertel Überschrift plus Daxwert auf dem fettverschmierten Monitor erschienen ist. Fluchtartig verlasse ich die Lokalität. Werfe Pillen ein.

Tag 12

Alfons Gugel belegt mich und meine Familie mit Voodooflüchen. Als ich ihn nach der genauen Definition von Voodoo frage, knurrt er ins Telefon, dass er es jetzt leid sei und die GSG 9 anrufen würde. Alfons Gugel und ich, wir haben uns unter den schlechtesten Umständen kennen gelernt, die man sich nur vorstellen kann. Man kann sagen, wir hatten einen bescheidenen Start. Ich rief ihn an, um ihn nach Dehydrochlormethyltestosteron und den Folgen von A-Team zu fragen, in denen Hannibal nicht behauptet, dass er es liebe, wenn ein Plan funktioniert. Auf das leicht konsternierte und verwirrte „Watt is?“ von Herrn Gugel entgegnete ich, dass er, wenn er mir seine Suchergebnisse per Post schickt, ruhig diesen ganzen Schmuddelkram weglassen kann, ich wäre nur an sachlichen Informationen interessiert. Alfons Gugel ging offline. Legte einfach auf. Kennt der sich denn mit Medienrecht gar nicht aus? 1800 Anrufe (Gott preise die Festnetz Flatrate) und Suchabfragen später machte Herr Gugel einen leicht genervten Eindruck. Auf sein wildes Geschrei, das mit einem „ICH BIN NICHT DER FÜR DEN SICH MICH HALTEN, SIE KRANKER FREAK!“ konnte ich nicht viel entgegnen außer:
„Haben sie die Suchergebnisse per Post schon losgeschickt?“
Also, wenn Euer Internet mal streikt, ruft Herrn Gugel an. Aber Vorsicht, er ist noch beta und ein bisschen anfällig.

Tag 15

Sitze schon wieder in einer Gefängniszelle und verstehe einfach nicht, warum?
Habe doch nur an der Uni Fotos von mir verteilt und von anderen eingefordert. Habe nach Freundschaften gefragt. Habe versucht, eine Gruppe zu gründen: Kein Internet und trotzdem ein normales Leben führen. Niemand trat ein. Drei Gruschelversuche und ein blaues Auge später wurde ich abgeführt. Langsam beginne ich, Menschen mit Internet abgrundtief zu hassen.

Tag 19

Ich will gar kein Internet mehr. Ich kann meinen Müll auch wieder ganze bequem im Wald verbrennen, wozu brauch ich bitte Ebay? Und Post? Tja, ich könnte mal wieder ganz unkonventionell nen Brief schreiben. Eventuell würde ich, um der Authentizität Rechnung zu tragen, noch nen Prospektfetzen mit Hackfleisch im Sonderangebot an den Brief hängen, ich hab da so ein Provisonsmodell mit dem örtlichen Supermarkt ausgehandelt. Ich bin auch wieder dafür, dass die Menschen mehr Zeitung lesen. Man kann seine Finger noch so sehr an den Bildschirm patschen, Druckerschwärze will partout nicht entweichen.
World of Warcraft? Wozu um alles in der Welt? Wenn ich in freier Wildbahn kleine Menschen anzünden will, nehm ich ein Feuerzeug, da brauch ich doch keinen virtuellen untoten Magier, oder? Ha! So! Pillen nicht vergessen.

Tag 21

UND ICH WAR SCHON SO WEIT.
PC auf den Müll, den Schreibtisch verbrennen, damit ich durch den Winter komme.
Und da klingelt auf einmal der Telekom-Mann.
“Ich mach sie jetz ma online!“
Pillenvernichtend sitze ich seitdem vor meinem Rechner. Aber der USB Stecker passt immer noch nicht in meinen Kopf.