17.10.07

Pennys Wochenrückblick Folge 115: Über die Kunst, Kunst als Kunst zu erkennen!



Ist Kunst! Sieht man ja wohl!







Der alte Pablo Picasso hat mal den Satz getan, dass Kunst eine Lüge sei, die uns die Wahrheit erkennen lasse. Da Pablo Picasso sich im Pinseln unförmiger Menschenkörper regelrecht auszeichnete, muss er wohl wissen wovon er redet. Vielleicht hatte er aber auch einfach nur einen Knick in der Optik und den Drang, bedeutungsschwangere Sätze in die Welt auszutragen.
Egal.
Heute wird Kunst auch vielfach anders definiert und das mit nicht minderschweren Folgen. Wer siebzehn rostige Fahrräder aufeinander gestapelt bekommt ohne dass dieser Kladderadatsch scheppernd in sich zusammenbricht, wird nicht als genialer Schrottplatzplatzsparer gefeiert, nein: man sagt „Künstler“ zu ihm.
Es herrschen da viele Vorurteile. Dass man diesem rostigen Ungetüm einen Namen gibt – „Tour de Matyr“ oder ähnliches – es danach in eine Galerie schleppt und dass in Schals eingewickelte und mit Baskenmützen behutkopfte Männer rotweinsüffelnd und gurgelnd davor stehen und bis zur Besinnungslosigkeit mit japanischen Austauschschülerinnen die tiefe Weisheit von…siebzehn rostigen Fahrrädern ergründen.
Ist es ein Vorurteil?
Ich weiß es leider nicht, ich bin nicht oft genug in Galerien des Landes umherstolziert, als dass ich dies wirklich beurteilen könnte, dennoch…lauscht man den Nachrichten, könnte es sein, dass ich mich bestätigt sehe.
Seit dieser Woche muss sich die 30-jährige Sam Rindy in Frankreich vor Gericht verantworten. Sie hat üblen Vandalismus an einem Kunstwerk betrieben. Nicht, dass sie irgendwo ihre Faust durch ein Bild gekloppt oder eine jahrtausendalte Büste mit Blausäure übergossen hätte. Sie hat ein Gemälde geknutscht. Und auch nicht, weil sie randalieren wollte sondern weil sie selbst Künstlerin ist und sie aus einem „Akt der reinen Liebe“ gehandelt habe. Das Vorurteil, dass manche Künstler ganz schwer einen an der Waffel haben, wenn sie schon so weit gehen, ein Gemälde abzulecken…das könnte man schon mal so unterschreiben.

Doch Sam Rindy hat nun nicht irgendein Gemälde geküsst. Auch nicht die Mona Lisa, deren resignierter Blick einen Schmatzer sicherlich vertragen hätte, nein:
Sie hat ein weißes Bild geküsst. Zwei mal Drei Meter groß. Nun hat sie den Salat, weil das Bild nicht mehr weiß ist. Ein Schaden von 2 Millionen Euro.
Ich kann genau sehen, wie Rückblicksleser jetzt ihren Zeigefinger Richtung Stirn bewegen, um dort mal ordentlich draufzutippen, aber lasst Euch gesagt: es war ja nicht irgendeine weiße Leinwand. DIESE Leinwand zeigt einen weißen Stern. Dass man nun diesen formvollendeten und mit viel Liebe zum Detail kreierten Stern nicht sehen kann, liegt daran, dass er sich nun mal leider auf einem weißen Untergrund befindet. Da hat der Künstler Cy Twombly beim Mischen der Farben halt mal daneben gelegen.
Pragmatisten und Menschen, die einfach nur einen glasklaren Verstand ihr Eigen nennen dürfen werden jetzt sagen: „Moment mal, was soll denn dieser ganze Unfug. Warum muss denn diese arme Frau, die von einem Akt der Liebe durchströmt war, nun vor Gericht? Warum hängt man nicht einfach eine neue weiße Leinwand auf?“
Ist doch logisch, weil dann die behutkopften rotweingurgelnden Männer vor dem Bild stehen und Sachen sagen wie:
„Der Stern ist weg. Oder ich vermag ihn nicht mehr zu erkennen. Auf jeden Fall ist er weg, soviel steht mal fest. Ich fühle mich schwer verarscht und werde diese Galerie in Brand setzen und wenn es mich sämtliche Rotweinbestände kosten wird!“

Darum wird die arme Frau verklagt. Zu blöd, dass wir nicht in der Zukunft leben und neben dem Nagellackentferner der Lippenstiftentferner noch nicht Einzug gehalten hat in die Patentämter dieser Welt.
Mit nem Radiergummi wird es auch nicht weggehen.
Klug wäre es von der Französin gewesen, wenn sie sich für unzurechnungsfähig erklärt hätte. Sie hätte einfach behaupten können: „Ach herrje, ich bin so bekloppt. Weißer Stern auf weißem Grund. Ich dagegen habe in dem weißen Bild den Bart des Weihnachtsmannes gesehen und wer, wenn nicht der Weihnachtsmann hätte nach all den Jahren harter und nicht belohnter Arbeit nicht mal einen ordentlichen Knutscher verdient?“
Begleitet von allerlei Zuckungen im Augenwinkelbereich wäre sie vielleicht in eine Klinik eingewiesen worden, die Schadensersatzklage hätte man so nicht aufrechterhalten können.

Nun ist es wie es ist, ein Gericht muss die Frage beantworten ob ein Kuss auf einer weißen Leinwand zwei Millionen Euro Schadensersatz wert ist und der Rest der Welt darf sich fragen, auf was für einem Planeten wir eigentlich leben. Gern würde ich die Initiative ins Leben rufen und für den gebeutelten Künstler einen SMS-Service im Fernsehen anbieten, präsentiert von allerlei hyperventilierenden kreischenden Frauenstimmen:
“Lad ihn Dir aufs Handy: den weißen Stern auf weißen Grund, das Knallerbild von Cy Twombly. Für nur 1,99 verschönert dieses Gemälde Dein Siemensnokiasamsung...“ Da kommen auch schnell Zwei Millionen Euro zusammen. Wäre Cy bei rostigen Fahrrädern geblieben, wäre das sicher nicht passiert. Nur die wenigsten dürften metallischen Rostgeschmack als Gaumenfreude empfinden, aber so ist das mit der Kunst.
Ich mache mir in der Zeit so meine Gedanken und überlege, ob ich nicht auch Künstler werde. Keinesfalls wäre ich dann so vermessen und würde in Galerien wütend auf Bilder zeigen und „DAS KANN ICH AUCH!“ brüllen. Auch eine zweite weiße Leinwand malen und behaupten, dass dies ZWEI weiße Sterne auf weißem Untergrund darstellen, wäre mir zu billig.
ICH werde eine SCHWARZE Leinwand machen. Makellos, fehlerlos. Galerien werden Trilliarden von Euros auf mein Konto überweisen, nur damit ich dieses wundervolle schwarze Gemälde von Montagmittag bis Dienstagabend bei ihnen aufhänge.
Schwarz, schwärzer, schwärzer als Schwarz.
Ich nenne es: Innenansichten eines Dickdarms.
Oh, wie sicher ich mir sein kann, dass dies Gemälde niemand küssen wird.

P.S.:
Hier sei nun das Zitat von Picasso noch einmal hervorgekramt und bestätigt: Kunst ist eine Lüge (weißer Stern auf weißem Grund), die uns die Wahrheit (wie bekloppt muss man sein, um Eintrittsgeld für so ein Bild zu bezahlen) erkennen lässt. Schön wäre es nur, wenn alle es erkennen, auch die Künstler selbst.
Zu hoffen ist das nicht.


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1.10.07

Pennys Wochenrückblick Folge 114: Pisa-istisches Verlagsgetöse. Sechs, setzen!

Ist ja nicht so, dass unsere Kinder von allein doof werden.
Viele Eltern tragen da das Ihrige zu bei, wenn sie ihren Kids raten:
„Nimm immer schön die Pille, sonst muss der Olli Geissen nen Vaterschaftstest für dich bezahlen!“
Damit nun die Brut nicht strunzblöde von der Kindheit bis in die Pubertät stolpert, hat man einst vor langer Zeit das Schulsystem entworfen, eine Art Aufbewahrungsstätte für die Brüllklopse, damit Eltern nicht schon vor Vollendung des 10. Lebensjahres ihre Hosenscheißer den Drang ausschweifender Amokläufe in sich verspüren. Leider kriegen die Teppichrutscher da auch nicht alles richtig erklärt, denn die Stiftung Warentest hat’s rausgefunden:
Schulbücher sind nicht intelligenter als diejenigen die ihre Nasen reinstopfen. Das ist bedauerlich, schließlich müsste man doch erwarten können, dass gerade auf diesem Gebiet Sorgfalt herrscht. Weit gefehlt. Schlimmer als so mancher Kommafehler wirken sich aber vermutlich die inhaltlichen auf das Leben der Schüler aus.
Getreu dem Motto „Drei plus zwei ist 17, hier stehts doch“, nimmt der noch formbare Schüler von heute die falschen Infos aus dem Schulbuch auf wie ein Schwamm, der sich nicht ausdrücken lässt.

So muss er nachlesen, dass ein Experiment mit Brennspiritus ohne Sicherheitshinweise erklärt wird. Das ist schon mal doof, hat man dann keinen in der Klasse, dessen Papi einst als Held erstrahlen wollte vorm heiligen Gartengrill, was allerdings in einer mehrstündigen Hauttransplantationsoperation endete, hat man die Arschkarte gezogen. Zumindest wird das Geld für die Sonnenbank gespart, aber ob versengte Augenbrauen einem weiterhelfen bei Selbstfindung und Erkenntnis?
Dass in einem Buch für den Sturz Erich Honeckers ein falsches Datum angegeben wurde, ist da fast noch zu verschmerzen, erstens macht’s keine Schäden auf der Haut und zweitens halten vermutlich nicht wenige Siebtklässler den Ärisch Hönegga für ein Diss-Opfer von Bushido. Blöd hingegen wird’s bei der Formel, nach der sich die Alkoholkonzentration im Blut abhängig von versoffener Menge errechnen lässt. So könnte man nach besagter Formel eine ganze Flasche Schnaps in sich reinschütten und hätte trotzdem nur einen Promillewert von 0,002.
„Na, das ist doch klasse“, denkt sich Jan-Peter und macht nach der Schule erstmal nen Schwenk zur Tanke, nur um 10 Minuten später mit nem Rettungshubschrauber in die
Dumm-und-Dümmer-Klinik nach Trottelheim geflogen zu werden, wo er Bekanntschaft mit einem dicken Schlauch macht.

Christine Jesse, Sprecherin vom Cornelsen Verlag tut in so einer Situation, was alle machen, wenn sie bei einem schwerwiegenden Fehler erwischt werden: Sie redet Unsinn.
"Es ist für uns noch nicht klar ersichtlich, was als Fehler eingeschätzt wurde" und – noch viel besser – "Die didaktischen Methoden von Lehrbüchern werden von jedem sehr subjektiv wahrgenommen"
Da die Kleinwüchsigen auch alle sehr subjektiv auf Schnaps reagieren (Stühle aus Fenstern werfen, die Klassenlehrerin angraben, Koma), ist an der Aussage sogar fast was dran.
Dass ein Wal-Darm eigentlich nur 4-5-mal länger als sein Körper ist und nicht wie im Buch behauptet, bis zu 56-mal, ist allerdings Null schlimm. Wie viele Menschen bekommen in ihrem Leben einen Waldarm zu Gesicht und wer ist bitte so pervers in so einem unwahrscheinlichen Fall eines vielleicht gestrandeten und aufgeplatzten Pottwal den Zollstock rauszuholen und mit dem Finger auf die Schulbuchverlage zu zeigen?
Eben.
Die einzigen, die das interessiert, sind wütende Japaner mit stumpfen Hümmelchen, die könnten schon sauer werden, wenn der Darm nicht so lang ist, wie im Schulbuch behauptet.
„DAS MACHT MEIN POTENZMITTELGESCHÄFT KAPUTT!“, werden sie schreien.
Tja, was könnte noch alles falsch sein, vielleicht hat die Stiftung Warentest hier nur die Spitze eines sehr tiefen Eisberges gesehen? Hat ein solcher vielleicht gar nicht die Titanic aufgeschlitzt? Waren es doch Aliens? Die Russen? Der Papa von Hitler? Und was ist mit der Schwerkraft? Gibt es nicht irgendwo eine Maschine, wo man das ganze mal umkehren könnte? Die Gesichter will ich sehen, wenn die Leute was fallen lassen und sich ne Nackenstarre holen. Wo steht dieses Gerät? Und wird diese Apparatur nicht von Strom betrieben, sondern mit dem Saft von kleinen spanischsprechenden Zitronen?

Hey, wenn’s in nem Cornelsen-Buch steht, wird’s schon passen.
Zu meiner Zeit war das alles anders, da hat man noch auf Qualität geachtet, auch was Biologiebücher angeht. So ist mir der Wolfskaktus noch gut in Erinnerung, ein Kaktus komplett mit Fell überzogen, dem man in Gefangenschaft das Jonglieren mit drei Bällen beibringen konnte, wenn man ihn nur lang genug an einer Kette auf ner heißen Herdplatte tanzen ließ.
So was wird doch heutzutage gar nicht mehr gelehrt.
Welch ein Unding!

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Pennys Wochenrückblick Folge 113: Düsentriebsches Gedanken(treib)gut (1)

Zwei Erfindungen sind es, die noch getätigt werden müssen, bevor der Erdball im Angesicht einer erkalteten Sonne in ein paar Milliarden Jahren plus minus anderthalb Wochen den Geist aufgibt. Eine für den Mann und eine für die Frau, soll ja alles gerecht aufgeteilt werden.
Über die der Frau soll heut berichtet werden.
Meist sind Erfindungen dazu gedacht, das Leben der Menschen angenehmer und erträglicher zu machen. Die Atombombe und die Katzenklappe für den Kühlschrank sind da ruhmarme Ausnahmen, aber so ist es eben wie mit allen Dingen im Leben:
Durch das Sieb erfolgreicher Evolutionsprozesse fällt eine ganze Menge Schund in den Ausguss menschlichen Versagens.
Warum aber nun folgende Situation einen genialen Geist noch nie dazu veranlasst hat, sich hinzusetzen mit Schraubendreher und Lötkolben, weiß man nicht so recht.

Hier haben wir Ephie, eine Frau mitten aus dem Leben. Zahnarzthelferin aus Leidenschaft meinetwegen.
Ephie steht im örtlichen Shoppingcenter vor einem jungfräulichen Einkaufswagen, um Bioquark und Kresse für die Abendunterhaltung zu kaufen und sie weiß es ganz genau: sie hat irgendwo in dem schwarzen Loch, welches andere Menschen kühn als „Handtasche“ bezeichnen, einen Einkaufschip versteckt. Natürlich hat sie den ganzen Geldbeutel voller ein-Euro-Münzen, sie könnte sich einen ganzen Fuhrpark voller Einkauswagen leisten, wenn sie wollte, aber hier geht es ums Prinzip und das lautet:

Ich habe einen Einkaufswagenchip und ich werde ihn benutzen.

Also steht Ephie vor ihrem ausharrenden Konsumentenporsche, Rentner schieben sich brummelnd an ihr vorbei, Kinder treten ihr in die Hacken, doch Ephie registriert dies alles nicht, weil sie mit beiden Armen voll angestrengter Verzweiflung in Ihrer Handtasche wühlt. Gibt es eine Situation im Leben einer Frau, in der sie unerotischer da steht als hier?
Ich bin nicht sicher, vielleicht der schmerzverzerrte Gesichtsausdruck vor einer Drillingsgeburt oder die allwöchentliche Toilettenreinigung.
Aber viel kommt nicht mehr.
Deswegen fordert „Pennys Wochenrückblicke“ eine bahnbrechende und alles verändernde Erfindung:

Die begehbare Handtasche.

Selbstredend müsste man gleich dazu ein Gerät erdenken, welches die kleine und tragbare Tasche in Sekundenschnelle auf überdimensionale Kleiderschrankgröße aufpustet. Ein Fluxkompensator oder eine kleine Strahlenkanone, die die Frau am Halse tragen könnte, schweben mir da vor.
Dann liegen die Vorteile allerdings auf der Hand. Einmal aufs richtige Knöpfchen gedrückt, hat das Gewühle und Gekrabbel in der Tasche schnell ein Ende, man macht einfach die Tür auf und geht hinein in die Handtasche. Dort liegt der ganze Kram freilich nicht auf dem Boden herum, wie es in Handtaschen heutiger Bauart der Fall ist, nein, in begehbaren Handtaschen stehen beschriftete Ikearegale, in denen all die siebzehn Millionen Gegenstände, die eine Frau so stets bei sich trägt, einen festen Platz finden. So kann die Frau flanieren und schlendern in ihrer eigenen Handtasche und folgend raunen:
„Ah, da ist er ja, mein Einkaufswagenchip“, während sie den Einkaufswagenchip aus der Einkaufswagenchip-Schatulle herausnimmt. Dann geht’s weiter zum TaTü-Regal, schließlich läuft die Nase und da auch der Hals von kratzender Konsistenz ist, holt man sich schnell noch ein Mittelchen aus der an der Eingangstür angebrachten Reiseapotheke.
Zum Schluss noch schnell den Rock vorm mannshohen Spiegel gesichtet und gerichtet und schon kann man seine Handtasche apart und lächelnd verlassen um souverän den Einkaufswagenchip in das Konsumentengefährt zu bugsieren.
Die Situation aus heutiger Sicht hingegen lässt sich nur als unhaltbar bezeichnen. Noch daheim und vor dem Verlassen der Wohnung sind es Frauen, die drei Stunden eher aufstehen, nur um ihre Handtaschen zu packen. Da der dritte Weltkrieg ebenso jederzeit und spontan auszubrechen droht, wie das dringende Bedürfnis mit einem Mal der Fremdenlegion beizutreten, wird alles eingesteckt, was zum Überleben in freier Wildbahn von Nöten ist.
Befreundeten Handtaschenträgerinnen den Fluchtweg aufmalen? Lippenstift.
Todfeinde qualvoll strangulieren? Haargummi.
Aus dem Gefängnis ausbrechen? Nagelfeile.
Wer da als Frau nicht ordentlich vorbereitet ist, der kommt nicht mal über den eigenen Vorgarten hinaus, so einfach ist das. Hat aber auch alles seine Richtigkeit, wie sollen gestandene Frauen auch sonst einem ausgewachsenen und feuerrotzenden Drachen entgegentreten, wenn man erst mühevoll die Haarbürste aus dem Damenköfferchen heraussuchen muss? Wie soll man’s dem Ungetüm sagen?
„Kleinen Moment noch …ich…oh, hier hätte ich noch einen Reisefön, aber was soll das schon gegen einen Drach…ich…huch, ein Brillenputztuch, benötigen sie eventuell…hm…ich sehe schon, sie tragen gar keine Brille und aaaaah, hier. Die Bürste! Dann kann’s ja losgehen.“
Die Drachen, die ich so kenne aus Erzählungen und Sagen, die hätten dreimal schief gehustet und da hätte sie dann verkohlt gestanden mit ihrem Reisefön. Doch mit der begehbaren Handtasche ist das alles kein Problem, da sagt man „Moment, Herr Drache“ und verschwindet erstmal in der Tasche. Diese lässt sich – unterschiedliche Ausführungen bekloppter Designer sei Dank – auch stilecht mit Burggraben und Zugbrücke bestellen, damit’s auch recht schick wirkt beim Kampf gegen den Drachen. Statt nun mit Verbrennungen dritten Grades und mit der verbrannten Bürste als Looserin Deluxe dazustehen, kann die Frau sich nun in aller Ruhe auf den Kampf vorbereiten:
erstmal ne Aspirin einschmeißen, ein halbes Stündchen mit Meditations-CD auf den Handtaschensessel. Dann die Asbestkleidung aus dem Schrank geholt und übergeworfen. Statt nun alternativ und albern mit der Bürste auf die Drachenschuppen draufzukloppen, wird aus dem Ikearegal einfach ne Luft-Boden-Rakete angelegt und schon kann man dem Endkampf beruhigt entgegensehen. Die gleiche Rüstung kann auch bequem übergeworfen werden, wenn der Mann sich mal wieder weigert, den Marsch zur Mülltonne anzutreten. Da wird das Täschchen zur Kommandobasis.
Die Markteinführung der begehbaren Handtasche wird sich allerdings schwieriger gestalten als gedacht und hier geschrieben. Schon nach wenigen Wochen werden Einzelhändler protestieren, die Innenstadt sei voll von diesen Monstrositäten. Man könne keine Ware mehr liefern lassen. Die Krankenhäuser dagegen werden überquellen von Männern mit Platzwunden am Schädel, denn in der Eingewöhnungsphase wird es so manches maskuline Wesen in Gedanken mit voller Wucht vor eine überdimensionale Armani-Taschenschnalle rennen. Der Wohnungsmarkt bricht nebenbei auch noch zusammen, viele Frauen haben sich entschlossen, gleich in Ihrer Tasche wohnen zu bleiben, ganze Taschensiedlungen werden sich bilden, mit all den üblichen Kleinkriegsscharmützeln (hohe Hecke, meine Tasche ist viel größer als deine etc.).
Der Vorschlag, das Patent für das Aufplustern der Taschen wieder zu verbieten, stößt bei Bundeskanzlerin Guido Westerwelle auf halb taube Ohren, er würde ja gern, aber er hat schon selbst eine. Worauf sich die Frauen formieren und protestieren. Guido lehnt ab, alles bleibt wie es ist. Und somit hat jede Frau ein Recht auf eine begehbare Tasche, von der ärmsten Dame, die in einer übergroßen Pennymarkt-Tüte haust bis zur Milliardärin, die eine derart dekadent große Handtasche ihr Eigen nennen darf, dass sie für die Durchquerung nen kleinen Smart braucht und die im Notfall auch bequem als Atombunker zu nutzen ist.
Evolution ist schon was tolles…


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Dabble-Fietscha aus technischen Gründen Montag Abend!

Texte sind finished, aber das hochladen will nicht klappen :(