Pennys Wochenrückblick 41: Diskrepanzen zwischen koitierenden Genitalien!
Zum Beispiel der Unterschied zwischen Mann und Frau.
Wie schön, dass einige Fernsehmacher begriffen haben, dass es überhaupt Differenzen zwischen den Geschlechtern gibt, ein Grund, eine ganze Fernsehshow aus diesem Umstand herauszudestillieren, ist es aber freilich nicht.
Es kann natürlich von gesteigertem Interesse sein, warum Männer nie die Butter im Kühlschrank finden und Frauen nie den Weg in den nächsten Vorort.
Auch die Tatsache, dass man das mit aus der Steinzeit „herübergeretteten“ Genen erklärt, kommt vielleicht noch spannend daher, aber wenn wir alle einen Moment ehrlich zu uns sind, will sich eine unterhaltsame Langzeitwirkung bei diesem Thema nicht recht einstellen.
Ja noch nicht einmal die höchst unterschiedliche Art und Weise, wie Männlein und Weiblein sich ihres T-Shirts entledigen, bringt uns in unserer Vita groß nach vorne.
Natürlich, kluscheißern lässt es sich mit so einem geschlechterspezifischem Wissen ganz vortrefflich, wer abends in der Kneipe referiert und reüssiert, warum das weibliche Geschlecht nicht in der Lage ist, einen Smart in eine fussballplatzgroße Parklücke zu bugsieren, der wird geradezu von den Frauen vergöttert, verehrt, auf einen Sockel gestellt und bekommt das ein oder andere Pils ausgegeben.
Wenn der Referent Glück hat, ist kein Zyankali drin, sondern nur Rizinusöl.
Doch verfügen wir ja alle über Fernbedienungen, um uns von Günter Jauch aufklären zu lassen.
Der gute Mann, der normalerweise bei WWM Fragen aufwirft, will nun welche beantworten und hat sich auch noch einen illustren Kreis exklusiver Promi-Experten in die Sendung geholt, die im überall-den-Senf-zugeben ja auch nicht gerade in den überall-den-Senf-zugeben-Charts ganz unten stehen.
Mario Barth war natürlich für die Quote und für sein eigenes Zeug da, ja holla, wenn eena Spezialist is, in Sachen Froon und Männerkes, dann aber der, wa?
Auch Rudi Assauer, der „letzte Macho der Bundesliga“ war da und Barbara Schöneberger und Gaby Köster auch.
Die Erwartungen an eine etwas differenzierte Betrachtung zum Thema waren also von Beginn an recht gering und tatsächlich wurde auch nur auf der Klischeeklampfe herumgedrochen, bis mir das Blut aus den Ohren lief.
Frauen haben volle Handtaschen? Ach was.
Frauen reden mehr als Männer? Ja wirklich?
Frauen können besser zuhören als Männer? Könnten sie das nochmal wiederholen?
In einem Einspieler wurde dann gezeigt, was RTL in Einspielern stets tut, sie schicken ein Kamera-Team los und belästigen ungescholtene Bürger auf der Strasse, als wenn die nix besseres zu tun hätten.
Hatten einige auch scheinbar nicht, schließlich gab es genug Damen, die die Muße hatten, den kompletten Inhalt ihrer Louis Vitton Tasche auf ein Beistelltischchen zu kippen.
Soso, ein Handy, Taschentücher, ein grüner Lippenstift, ein wenig Rouge, ein transportabler Aschenbecher, ein roter Lippenstift, Damenbinden, ein blauer Lippenstift, ein Fläschchen Vittel, ein Buch zum Lesen, ein gelber Lippenstift, ein Spiegelchen und noch diverse andere Lippenstifte in allen Farben des geplagten Regenbogens.
Männer dagegen waren da spärlicher ausgerüstet, was natürlich zum einen daran liegt, dass die Jeanstaschen einen befremdlichen Eindruck hinterlassen würden, wenn sie mit dem Inhalt einer Damenhandtasche gefüllt wären und zum anderen es der heterosexuelle Anstand gebietet, dass der Mann keine Lippenstifte benötigt.
Das war auch schon alles, was man in dem Film sah und ein ...öhem…“Experte“ erklärte dann im Studio im Stile eines genial verrückten Wissenschaftlers, der nun freimütig eine Erkenntnis ausplaudert, auf die die Welt schon gewartet hat, dass das mit der vollen Handtasche nur deswegen so wäre, weil Frauen auf jede Situation im Leben vorbereitet sein wollen.
Soll hier also der ungefärbte Eindruck entstehen, dass die Frau sich mit all den Lippenstiften prima in jedem Obstsalat verstecken könnte, während der Mann ziellos und vollkommen unvorbereitet durch sein Leben stolpert, immer an der Klippe des vollständigen Untergangs herumstolpernd, weil er keine Taschentücher dabeihat?
Und man berichtige mich bitte, wenn ich da falsch liege, aber die Zeit der feuerspuckenden Drachen ist doch wohl längst vorbei, wozu braucht man da noch eine Nagelfeile?
Damit die B-Promis bei Herrn Jauch jetzt aber nicht nur dumm rumsitzen, mussten die Weibchen hier ebenfalls ihre Handtasche leeren, neue Erkentnisse liessen sich da auch nicht gewinnen, außer das Barbara Schöneberger einen BH in ihrer Handtasche hat, weil sie just in dem Moment der Sendung keinen trug. Hätte ich zu diesem Zeitpunkt die Fernbedienung noch nicht kaputt geschmissen, wäre das ein guter Moment zum wegzappen gewesen, aber was soll’s.
Es folgte also ein zweiter Bericht mit der ebenfalls wissenschaftlichen Sensation, dass Frauen kälteempfindlicher als Männer seien.
Auch da hab ich nicht schlecht gestaunt, das hatte ich nun wirklich zum ersten Mal gehört.
Damit man das auch nicht einfach so daherbehauptet, liess man für Herrn Assauer und seine Holde eine Eisschüssel aufbauen, in die sie 2 Minuten ihre Hände stecken mussten, wonach ein „Experte“ mit einem Thermometer um die Ecke kam um der verdutzten Nation zu erläutern, was sie eh schon wusste, nämlich dass – Aufgepasst! – Frauen kälteempfindlicher als Männer sind.
Erwähnenswert ist da höchstens, dass Rudi, der alte Obermacho laut eigener Aussage seine Hand auch ruhig länger in der Eisschüssel behalten würde, wenn’s nötig wär.
War nich nötig Herr Assauer, aber es beruhigt Deutschland zutiefst, dass Sie physisch und psychisch auf die nächste Eiszeit bestens vorbereitet sind, vielen Dank.
Da läuft er nackig über den Gletscher, wo einst Gelsenkirchen war, der Herr Assauer, zwischen all den erfrorenen Frauenleichen stolziert er umher und sagt:
„Also die Eiszeit kann jetzt ruhig noch ein paar Jahre dauern, kühl isses ja noch nicht!“
Nun, bis zu diesem Zeitpunkt war die Fernbedienung endlich repariert und ich konnte endlich umschalten, bevor Günthers Expertenrunde die Auswertung eines „welcher Liebestyp bin ich eigentlich“ – Tests vollzog, den er mit seinen Promis und wohl auch mit manchem Zuschauer daheim durchzog, der aber nicht viel aussagekräftiger als all die bescheuerten Tests in der Bravo war.
Schrecklich, dass in derartigen Shows und in Büchern sämtliches geschlechterspezifisches Verhalten mit der Steinzeit entschuldigt wird, dass ist ein bisschen wie in diesen Filmen, in denen eine Terrorbande einen Verräter auf einer Tanzparty sucht und wahllos einen Gast erschießt und dann ein besonders schlauer Gast vor der zweiten Erschiessung vortritt, auf die Leiche zeigt und dann sagt:“Der Tote war der Verräter!“ Lächerlich, so was.
Zahnpastatubenausdrückdiskussionen sind schließlich ein gutes Beispiel für diesen Unsinn, schließlich kenne ich keinen Neandertaler in meiner Verwandtschaft, der sich vor 300.000 Jahren mit Dentagard die Zähne geputzt hat.
Aber zum Glück – und jetzt verrat ich`s – kenne ich den wirklich einzigen Unterschied zwischen Mann und Frau, aus dem sich alles ableiten lässt.
Bitte hinsetzen und anschnallen, stellen sie das Rauchen ein und nehmen sie den Finger von der Maustaste, mit dem sie durch einen Klick auf die obere rechte Bildschirmecke die Erkenntnis ihres Lebens verpassen würden.
Der wirklich einzige und interessante Unterschied zwischen Mann und Frau besteht darin, wie
FRAUEN DARAUF REAGIEREN, WENN EINER PERSON IN EINEM SPIELFILM DIE HAND IN EINER SCHWEREN TÜR EINGEQUETSCHT WIRD!!!
Puh. Erstmal durchatmen.
Ist doch klar, oder?
Man schaut mit seiner Auserwählten einen Film, als gutes Beispiel möge Panic Room mit Jodie Foster hervortreten, in der sie mit ihrer Tochter in eine New Yorker Altbauwohnung mit einem so genannten Panikraum zieht. In diesem Panikraum kann man sich vor bösen Buben und Einbrechern schützen, was dadurch gewährleistet wird, dass der Raum eine Titanstahltür hat, die sich auch noch ratzfatz schließt.
Gut für die Zuschauer, aber schlecht für Jodie Foster, dass sie diesen Raum auch gleich in der ersten Nacht benutzen muss, Einbrecher rauschen heran und wollen Plunder entwenden und unfreundlich sind sie oben drein.
So kommt es also zur spannenden Situation, dass Jodie ein Handy vom Nachtschränkchen holen und zurück in den Panikraum muss. Ein böser, doch ungleich dümmerer Bursche eilt ihr nach, hält seine Hand auf die Titantür-Schwelle (zu dumm) und in dem Moment lässt Jodie die Tür zurauschen.
Da hätten wir ihn also, unseren Baum der Erkenntnis.
Im Film (und das ist ja das bemerkenswerte, es ist nur im Film) macht es Knacks und noch mal Knacks und irgendwie auch ein bisschen platsch und schon hat der böse bube fortan ein Problem sich die Schuhe allein zuzubinden.
Das ist dann der Moment in dem Frauen die Zähne fletschen, furchtbar viel Luft nach innen zischeln, die Stirn sich runzelt, die Augen sich zu kleinen Schlitzen verengen und der Kopf an sich weg von der Kinoleinwand ruckt.
Einfühlungsvermögen halt.
Auch ist dies der Moment in dem der gefühlstote Mann sich halb kaputtlacht, über die Blödheit des bösen Bubs, über die Verschlagenheit von Jodie Foster oder einfach nur über die komische weil groteske Situation an sich.
Allerdings lacht der Mann nur so lang, bis ihm die Frau im Angesicht des Schreckens der Szene ebenfalls die Hand zerdrückt, was auch übrigens immer dann passiert, wenn die Klischeekatze in Horrorfilmen aus zugedeckten Eimern springt.
Lässt man das ganze noch mal Revue passieren wird einem alles klar. Frauen fangen keine Kriege an, wenn sie nicht mal ne zerquetschte Hand sehen können, während Männer beim Anblick von zerstümmelten Körperteilen wohl erst zu lachen aufhören, wenn der verstümmelte Körperteil der ihre ist.
Und auch deswegen haben Frauen immer volle Handtaschen, sie sind auf alles vorbereitet, können böse Verbrecher mit Lippenstiften vollmalen, damit man sie bei der Gegenüberstellung bei der Polizei direkt wieder erkannt werden.
Und weil Frauen besser hören, besser fühlen und besser riechen können, haben sie wohl auch ein gutes Gespür dafür wie es sich wohl anfühlen könnte, wenn jeder Knochen der Hand zerbröselt.
Natürlich reicht diese Erkenntnis nicht aus, um einen ganzen Mario-Barth-Abend zu füllen.
Aber als nette Zugabe könnte er es schon nehmen.