31.8.06

Trailer Wochenrückblick 62

25.8.06

Pennys Wochenrückblick Folge 61: entlarvendes Bildmaterial, singende Luder, Toastbrot!

Heute beginne ich mit einem Zitat.
Die Schönheit sei, so Franz Grillparzer – seines Zeichens österreichischer Dichter und schon ein paar Tage tot – „Die vollkommene Übereinstimmung des Sinnlichen mit dem Geistigen.“
Nun, seinen eigenen Namen kann er damals nicht gemeint haben, geistig sagt der eventuell was aus, aber heißt man Grillparzer, vergeht einem schnell die Sinnlichkeit.
Natürlich ist damit der Anfang dieses Textes bereits vollkommen versaut, denn wer den Wortschwall berühmter Leute niederschreibt, der weist nicht vorher explizit darauf hin, da geht das Beschwingte flöten und verschwindet flugs im Lokus der Rhetorik. Tja, Pech gehabt.
Aber verwenden möchte ich das Zitat dann doch. Die Nachkommenschaft aus dem Hause Grillparzer möge mir diese miese Einleitung verzeihen.

Denn mit der Sinnlichkeit und dem Geist dahinter ist das tatsächlich so eine Sache und nachzuschlagen sind solche Zusammenhänge in diversen Fachzeitschriften, die sich fast ausschließlich mit Prominenten beschäftigen.
Wer nun aber denkt, dass hier das „Goldene Blatt“ eine Vormachtstellung einnimmt mit gar exklusiven Themen wie „hat der oberste Fürst von Monaco eigentlich wirklich ein Potenzproblem oder ist eventuell doch die Badehose nur zu eng.“, den muss ich bitter enttäuschen, den Chartgipfel druckergeschwärzter Schwachsinnigkeiten nimmt ein ganz anderes Blatt ein und zwar die Zeitschrift mit dem wohlklingenden Namen „Intouch“.
Dies spricht man ja nun wie „Inntatsch“ aus und das ist auch das weltweit anerkannte Geräusch für einen nassen Papierklumpen, welcher in nicht mit Mülleimertüten befüllten Mülleimern landet.
Inntatsch.
Kann das ein Zufall sein?
Chefredi Marc Werthmann und seine schreibende Crew vollbringen jeden Monat das ziemlich schicke Kunststück, prominente Menschen derart dumm dastehen zu lassen, dass das goldene Blatt dagegen so ein bisschen wie ne seriöse Zeitschrift aussieht.
Andere Themen gibt es da nicht, da macht man sich keine Hoffnung, keine Witze-Sparte, keine Kontaktanzeigen, nicht mal ein Sudoku-Rätsel verirrt sich in die unendlichen triefenden Seiten der „Inntatsch“.
Es geht wirklich nur um Berühmtheiten und schon auf Seite 1 denkt man, man wäre nicht nur im falschen Film, sondern auch im falschen Kino der falschen Stadt gelandet:
„Können Nicole Ritchie und Paris Hilton je wieder Freunde werden?“ bekommt man da als Frage mit Voting-Ergebnis präsentiert, 39 % sagen ja, 61 % meinen eher nein und 100 % Penny fragt sich, ob hier nicht schon 1000 % Blödsinn erreicht ist.
Denn ernsthaft: wen juckts? Auch nur ansatzweise? Aber zu Frau Hilton kommen wir noch.

Doch zunächst blättert der Wochenrückblicks-Masochist im Dienste der Schwachsinnigkeit weiter vor auf Seite 14 und muss dort lesen, dass Angelina Jolie zu Hause ausgezogen ist, während Brad Pitt im Casino Knete verzockt.
Schon in diesem Artikel erkennt man die Affinität der Inntatsch zur Liebe zum Detail.
Denn die Berichte werden von hübschen Fotos begleitet, die dann auch seitens der Zeitschrift recht eindrucksvoll, weil so weis- und wahrsagerisch kommentiert werden. So kann man auf einem Bild Angelina Jolie erspähen, die im Auto sitzt, ein nun nicht allzu außergewöhnlicher Akt des Menschen im Tagesverlauf, ich könnte ein paar Tausend Leute aufzählen, die so was machen, Auto fahren. Frau Jolie befindet sich nämlich auf diesem Foto angeblich auf dem Weg ins Manchester Hotel und manchmal breche sie einfach aus, auch diesmal? Fragt zumindest Inntatsch. Wie die das so schön hinbekommen haben, derartige Rückschlüsse aus einem Foto zu ziehen, auf dem eine Frau einfach nur in ihrem Auto sitzt, will man ja gar nicht erfahren. Doch auch von Brad gibt es Abzüge, wie er an einem Blackjacktisch sitzt, aber das sollte man auch erwarten dürfen, wenn er schon gerade Oceans 13 abdreht.
Aber gut, ich will da nicht rechthaberisch wirken, die Damen und Herren von der Presse wissen es vermutlich viel besser.

In diesem Stil geht’s leider Gottes weiter, auf Seite 30 wird – wie so häufig in derlei Schundheften – das Leben von Frauen wieder nur darauf reduziert, was die Waage gerade so anzeigt, natürlich wieder am Promi, der im Diät-Drama steckt.
Kirstie Alley und Cameron Diaz, einst fett, dann wieder dünn, nun wieder fett und auch gern mal umgekehrt. Promigirls sind übrigens grundsätzlich dick wie Mülltonnen oder aber dünn wie Mikadostäbchen, dazwischen gibt es nicht viel zu berichten. Ist doch klar, der Fotograf, der mit Fotos von normal proportionierten Schauspielerinnen und Sängerinnen im Sinne der Ehrlichkeit und im Auftrag der Normalität um die Ecke gebogen kommt, dem wirft der Chefredakteur die Kündigung vor die Füße! Was soll so ein Mann auch mit normalen Fotos?
Wer es wissen will: Mariah Careys Bauch wölbt sich über ihren Hosenbund. Dafür wird auch extra rangezoomt bei „Inntatsch“. Wobei das Foto auch nach siebzehnmaligem Hinschauen eigentlich nur einen flachen Carey-Torso präsentiert und langsam ernsthafte Zweifel an der optischen Gesundheit „Inntatsch“-er Bildkommentatoren empor kriechen.

Aber immerhin haben sie eine blühende Fantasie
Denn glaubt man der Inntatsch, so ist die heile Welt von Scientologe Tom Cruise und Katie Holmes ebenfalls nicht mehr das gespiegelte vom Ei. Auch dafür werden wieder zwei Fotos präsentiert, eines, auf dem Katie einen konzentrierten Gesichtsausdruck aufsetzt, welcher aber laut Zeitschrift „erschöpft“ und „traurig“ wirkt.
Das andere Foto aber – und jetzt wird’s interessant – präsentiert uns eine Luftaufnahme, auf der unscharf zu beobachten ist, wie Katie Holmes aus dem Fenster schaut, was vom Spannungsgrad also ungefähr auf einer Stufe mit „Angelina Jolie sitzt im Auto, Wahnsinn!“steht .
Aber auch hier knüppelt der Bildunterschriftenerfinder los:

„Mit starrer Miene steht Katie am Fenster der Beverly-Hills-Villa. Rechts hinter ihr scheint Suri zu liegen. Katie beachtet das Baby nicht."

Zunächst sei die Anmerkung gestattet, das Mienen auf Fotos generell von Starre sind, schließlich gibt’s noch keine bewegten Fotos und so kommt Gesichtern jeglicher Art auf Bildern das Bewegungsmoment abhanden. Und tatsächlich: Katie schaut aus dem Fenster und nicht auf den Schreihals.
Wenn man natürlich nicht 24 Stunden auf seinen Teppichrutscher glotzt, dann ist es schon recht schwer, eine glückliche Mutter zu sein, Blicke aus verglasten Gebäudelöchern lenken da nur ab. Aber sie tut es trotzdem, geht den rebellischen Weg, besitzt die unglaubliche Frechheit, einfach so mir nichts Dir nichts in die Botanik zu blicken.
Was mag sie da gedacht haben? Vielleicht etwas wie „leckerer Gärtner!“ oder „wir müssen uns was einfallen lassen, wie wir die Ferngesprächskosten in den Griff bekommen, wenn wir vom Ostflügel zum Westflügel unserer Villa telefonieren!“
Da hält sich die Inntatsch diskret zurück, kommt nicht mit Vermutungen, sinnlose Gedankenleserei möchte man sich anscheinend nicht vorwerfen lassen.

Das geht den Rest der Zeitschrift so weiter. Wem stehen einzelne Stoffetzen besser? Wie viel Party ist zu viel Party? Glatt oder lockig? Warum sind alle Serienstars brünett? Alles furchtbar wichtige Fragen, deren Antworten keinen Aufschub dulden.
Natürlich regiert auch in diesem Blättchen die promigste aller Promis, Paris Hilton. Die zeigt in der Augustausgabe ihre Wohnung von innen, alles in wunderbar hellen Farben, alles schrecklich Party-inkompatible. Wenn da die Freundschaft zum Grillen kommt, geht’s bestimmt in die Garage.
Aber was lästere ich hier überhaupt rum? Paris ist ja jetzt ein bisschen in. Vor wenigen Wochen war das freilich noch anders, da wurde man nicht müde zu betonen, dass Frau Hilton die Intelligenz von angebrochenem Toastbrot besäße. Was nicht sehr nett gegenüber dem Toastbrot war. Die Frau schlitterte ja auch von einem Fettnapf in den nächsten und ließ nur wenige Gelegenheiten aus, die Toastbrottheorie immer wieder aufs Neue zu belegen.
Doch jetzt ist die Braut in den Charts, mit nem Reggae-Song. Und plötzlich verlautet man landauf und landab: “Guck mal…die ist ja gar nicht so doof, die kann ja doch was!“
Da möchte man direkt in die nächste Druckerei rennen und nen dicken Karton Armutszeugnisse bestellen.
Ist es also nun bereits so weit, dass wir eine Tonne Schwachsinn ignorieren, wenn 200 Gramm Talent dazukommt? Ein Haufen Elefantenkot riecht doch auch noch nicht toll, nur weil wir ein Gänseblümchen oben drauf legen, oder?
Und wenn man noch bedenkt, dass da wohl ein bisschen mit dem Computer nachgeholfen wurde, kann man ihr die Fähigkeit des Singens gleich wieder absprechen. Lässt man sich dann von nem Wickelbär die Hucke vollhauen und die Frisur zerstrubbeln, weiß man sofort: “Ach, das ist die Paris Hilton, wie ich sie aus den Medien kenne!“
So sollte es laufen.
Und damit wäre auch des Herrn Grillparzers Zitat belegt, Schönheit, das ist die Vereinigung des sinnlichen mit dem Geistigen. So einfach lässt die Welt sich manchmal erklären:
Paris Hilton – nicht schön.
Seltendämliche Bildunterschriften in der Inntatsch – nicht schön.
Pennys Wochenrückblick für diese Woche zu Ende – nicht schön.
Ich geh mir jetzt mal ein Toast machen.
Bis nächsten Freitag.

23.8.06

TRAILER Pennys Wochenrückblick Folge 61

18.8.06

Pennys Wochenrückblick Folge 60: La Cucamaaaarcha und eine zünftige Darmmassage



Zollfrei, formschön und spottbillig: Motorradhelme auf Gran Canaria!


AYAYAYAYAYAYuuuuppiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiii
Laut einem Prospekt für den Aquapark auf Gran Canaria ist dies genau das Geräusch, welches eine Person verursacht, die eine der 30 unterschiedlichen Rutschen runtergondelt, die sich in dem Spaßbad befinden.
Gut, ich kenne jetzt nicht allzu viele, die derartig herum rufen, wenn’s Rutschen hinuntergeht, die meisten schreien doch eher „Oooohh!!!“ und auch mal „Autsch“, wenn’s einen hinausschleudert in die rutschennachbarschaftliche Botanik.
Ich dagegen habe ziemlich laut Ayayayayuuupppiiii gerufen und zwar, als ich den Eintrittspreis gesehen habe. 22 Euro fürs rumrutschen, da fand ich den Hotelpool dann doch irgendwie reizvoller.

An dieser kleinen Einführung erkennt man`s schon:
ich war mit meiner Freundin im Urlaub und bin wieder da, mit anderen Worten, Hin und Rückflug sind soweit ohne Zwischenfälle über die Luftbühne gegangen, doch kurz nach der Landung auf Gran Canaria ein erster Zwischenfall:
Keine Koffer auf unserem Laufband.
Dieses hielt nämlich irgendwann an und wir warteten leider immer noch auf unser Gepäck. Das ist so ein bisschen, als wenn Dir einer nen Amboss gegen den Schädel donnert…man taxiert sogleich den geldlichen Wert des Inhaltes und stößt dann auf erste Erinnerungslücken, weil man leider nicht mehr weiß, wie viele Shirts man eigentlich mitgenommen hat. Und dann denkt man: was denn, ich muss jetzt den ganzen Tag in der langen Jeans durch 27 Grad Gran Canaria laufen?
Ins Meer springen kann man so auch nicht unbedingt.
Aber all diese Gedankengänge hatten sich erledigt, ne halbe Stunde später fand sich wieder alles vor, die Koffer waren nur mit ner anderen Maschine auf die Kanaren geflogen. Da war`s doch ein Wunder, dass wir dafür keinen Aufpreis zahlen mussten.

Eigentlich hatte ich mir hier ganz fest vorgenommen, einen vor Klischees nur so triefenden Wochenrückblick zum Thema Urlaub im Allgemeinen und Gran Canaria im Besonderen zu verfassen, ein Schwallschaschlik gespickt mit Sätzen wie „Schon am Flughafen wurden wir von einer Horde Kakerlaken begrüßt, erst bei näherem Hinsehen entpuppte sich das grausige Vieh als Reiseleiterin von Tui“ oder auch „Schon am Eingang des Hotels grätschte mir ein sonnenverbrannter Engländer von hinten in die Beine, scheinbar seine Art, unschuldige deutsche Touristen zu begrüßen.“
Aber das alles passierte nicht, Kakerlaken und Engländer versteckten sich bei der Ankunft und das möglicherweise am gleichen Ort.
Auch der Rest des Urlaubs verlief eher in gemäßigten Bahnen, was zu einem Großteil unserem Hotel zu verdanken war, welches wirklich von guter Qualität zeugte, schimmlige Duschtassen und haarige Ungetüme in Form von schrecklich großen Spinnen waren quasi nicht vorhanden und so waren wir nicht gezwungen, ein RTL-Kamerateam herbeizuwinken.
Also gibt’s hier eigentlich ja nicht viel zu schreiben, aber wie es häufig ist im Leben (siehe auch: Gebrauchtwagenkaufverträge bei Gebrauchtwarenhändlern, die Neonfabene Preisschilder auf ihre Autos kleben), der Teufel steckt im Detail.
Kleinigkeiten waren`s nur, zum Beispiel:

Eigentlich dachte man ja, die Handtuch-Liegen-Bestie wäre irgendwann im letzten Jahrtausend ausgestorben und man hätte den Umstand, dass manche Menschen scheinbar mit Nachsichtgeräten so gegen 3:45 um den Pool schleichen, um sich ihren rechtmäßig erworbenen Schwimmbadblickwinkel zu erwerben, endgültig von der Landkarte menschlicher Verhaltensweisen getilgt. Stimmte auch so weit. Schließlich wies ein Schild darauf hin, Liegen reservieren verboten, bis 10:00 werden alle Handtücher entfernt (und die kosteten im Hotel 10 Euro, wenn man die verlor).
Dies wiederum lässt Kreativität emporsteigen, der Deutsche ist ja nicht im Allgemeinen sondern nur im Speziellen ein bisschen doof, wenn’s aber ums Reservieren geht, wird man erfinderisch und schon legte so ein Aushilfs-Daniel-Düsentrieb welchen Gegenstand auf die Liege?
Eine Banane.
Vom Frühstücksbuffet.
Wahnsinn, oder?
Die schrie uns förmlich an, diese Frucht, sie schien zu brüllen:
“Schau her, Klugscheißer, seh ich aus wie ein Handtuch? Rubbelt man sich mit mir trocken? Ich bin so was von nich Frotee, das gibt’s gar nich!“
Als der deutschen Sprache nicht wirklich mächtiger Poolmitarbeiter wird die Situation natürlich prekär.
Da wühlt man dann erst mal in den Hotelrichtlinien, ob da was von Bananen steht, mit denen man keine Liegen reservieren darf. Da wohl kein Hotel dieser Erde sieben Trillionen Gegenstände in seine Allgemeinen Geschäftsbedingungen aufnehmen kann, mit denen das horizontale vorbuchen illegal ist, lässt man das Obst liegen, auch, um der wirklich nicht schönen Diskussion mit dem deutschen Touristen aus dem Weg zu gehen. („Des isch kein Handtuch, Pedro, des isch a Banaan, verschdest?“)
Damit der Pool-Polizist sich solch quälende Fragen gar nicht erst stellen muss, haben wir die Banane entfernt, war ja noch früh.
Man muss auch helfen können.

Nun, aber die kleine Liste der Dreistigkeiten war hier ja noch nicht zu Ende.
Meine Obsession zum Frühstück im Urlaub lautet ja: Nutella.
Da stehen immer einige Gläser und daneben so kleine Miniglasschüsseln, in die man die kalorienreiche Sosse streichen kann. So kann man sich sicherlich meinen enttäuschten Gesichtsaudruck vorstellen, als ich mit Schrecken feststellen musste, dass es in unserem Hotel nur diese Schwarz-Weiss-Milky-Way-Pampe für Anfänger zu futtern gab. Und – das war noch schlimmer – die anderen Hotelgäste auch noch so dreist waren, das ganze schon IM GLAS zu verrühren, obwohl schwarz und weiss im ungeöffneten Zustand noch so schön getrennt war. Also ich bin da jetzt kein Brotaufstrich-Rassist, aber wenn wir alle vermischtes Milky-Way-Nutella gewollt hätten, hätts der Hersteller doch wohl in der Fabrik schon umgerührt, oder wie seh ich das?
Aber nein, die Gäste mischten im Glas drauf los, Multikulti schon beim Frühstück, mir doch egal, was der Penny frisst.
Einen Tag später – das war ein schöner Tag – stellte ich dann aber fest, gibt es auch normales Nutella. Ohne den weißen Rotz mittendrin, schick. Ein Glas war aber leider schon leer gekratzt und wo stand das andere? Auf dem Tisch eines Ehepärchens. Haben die also direkt das ganze Glas mitgenommen und ich muss sagen, das erfordert auch ein gewisses Maß an Dummheit, denn es gehört schon viel Phantasie dazu, zu denken, das Hotel halte Nutella-Gläser für alle 700 Zimmergäste bereit. Kein Ding.
Nach oben hin sind da selbstredend auch keine Grenzen gesetzt. Gibt man dem richtigen das passende Werkzeug in die Hand, dann schrauben die dir die Obsttheke vom Buffet weg, wo Du selber noch anstehst und platzieren sie direkt an ihren eigenen Tisch, ist ja Urlaub, da will man ja auch keine weiten Wege gehen.

Wenn man dann meint, man könne dem Wahnsinn einfach so und mir nichts Dir nichts entfliehen, indem man auf dem Hotel flüchtet, der steht flugs vor dem nächsten Problem:
Wohin soll ich? Mal im Supermarkt einkaufen und die Gastfreundlichkeit der Kanaren kennen lernen? Ja, viel Spaß dabei.
Wer der typischen Supermarktkassiererin mehr als drei Worte entlockt und noch ein Lächeln oben drauf bekommt, der kriegt nen Kasten San Miguel von mir. Die Mädels sind ein bisschen so karg wie die kanarische Landschaft im Allgemeinen.
Im Ortskern nahe den Diskotheken gegen Abends bekommt man dann feinstes Kontrastprogramm geboten. Da wird man dermaßen freundlich zugetextet, dass man nicht weiß wo einem der Kopf steht.
Wer schon immer traurig war, dass ihn keiner anspricht: Die Zettelanreißer der hiesigen Diskothekenszene quatschen dich voll, auch wenn du nur ein Auge und nen Holzbein hast. Happy Hour und freie Cocktails bis der Arzt kommt.
Dass dabei ein Viertel der Regenwaldbestände bei Bedrucken der Flyer draufgeht, juckt nur den WWF.
Der Rest wundert sich und denkt: “Och hätt ich meinen Koffer nun wirklich verloren, ich könnte mich mit Flyern einkleiden. Schön bunt.“
Schön bunt ist auch der Rest der Ortschaft, in der sich eine Housedisco an die nächste reiht, immer beflaggt von allerlei Neonröhren-Getöse. Wer also noch nie in einen Urlaubsort wollte, wo extrem viel bumm-bumm läuft, der liegt mit Playa del Ingles genau richtig und zwingt den Piloten irgendwie, bis nach Teneriffa weiterzufliegen (aber nicht mit Flüssigkeiten schütteln, das finden Saftschubsen in diesen Tagen gar nicht witzig).

Vielleicht kann man sich ja von all dem am Strand erholen, denkt man so bei sich, mietet Liegen für viel Geld und will in Ruhe wegdösen, als am Horizont eine rauchige Stimme erklingt: „FANTA, KOLLA, AGUA MINERAAAALÄÄÄ!“
Und wenig später, in einer überraschend höheren Tonlage: „CAAAALIIIIIPO! LEGGA, LEGGA!“
Diese Wörter ertönen, sie dröhnen über den Strand. Einmal. Zehn Mal. Dreizehntausend Mal. Innerhalb von 10 Minuten. Zumindest gefühlt. Und dann fragst Du Dich, wie Du es bei diesem Säusel-Mantra schaffst, dass Dir nicht dass Gehirn aus den Ohren raus läuft. Plötzlich wird Taubheit ein Segen und die Fähigkeit des Wegbeamens zur meistgewünschten Erfindung, seit dem es Schnürsenkel gibt. Dann schüttelst Du nur den Kopf, wie dieser Getränkeverkäufer mit seiner Box an dir vorbeitaumelt und man sucht und sucht, aber kein Aufziehrad prangt aus seinem Rücken hervor.
Wenn man dann doch was bestellt (und wenn’s nur ist, damit der Kerl bloß eine Sekunde seine Klappe hält, bloss eine kurze Sekunde), dann lallt man irgendwas wie „Una agua con Gas Porvavor“ oder so, worauf man tatsächlich eine Flasche Mineralwasser erhält.

Hier und an dieser Stelle ist nun ein guter Zeitpunkt, um endgültig und für alle Jahrhunderte die noch kommen mögen, endlich aufzuräumen mit folgendem Vorurteil:

Dass Touristen die Sprache des Landes, in das sie fliegen, perfekt beherrschen müssen.

Das bekommt man immer wieder gesagt. Wenn du nach Spanien fliegst, dann musst du unbedingt spanisch lernen, nicht nur, damit du dem Taxifahrer verraten kannst, wo du hin willst, wenn du mal gekidnappt wirst, sondern auch, um dem Volk den Respekt zu erweisen und damit man keinen primitiven Eindruck hinterlässt.
Bullshit.
Ganz ehrlich.
Die Hotelmitarbeiter haben weder Zeit noch Lust, sich mit deutschen Touristen im schönsten Volkshochschulspanisch darüber auszulassen, welches Tapetenmuster ihre Schwiegermutter für die neue Wohnung ausgesucht hat. Da fehlt die Zeit. Würd das jeder machen, ein jeder Tourist hätte seinen eigenen Kellner.
Und Taxifahrer?
Da tut man gut dran, kurze und knappe Anweisungen zu geben, wie Faro oder Playa und danach schön den Mund zu halten. Der weiß dann schon wohin und so kann er sich aufs fahren konzentrieren, was auf den Kanaren auch bitter nötig ist, da sowohl Taxi- als auch Busfahrer die nervenkitzelnde Angewohnheit haben, zwischen ihrem eigenen und fremden Rückspiegeln ungefähr 2 Millimeter Platz zu lassen. Und Vorfahrt hat nichts mit Verkehrsregeln zu tun, sondern mit der Dicke der Stoßstange.
Trotzdem wird kaum gehupt, faszinierend so was.

Abgesehen von all diesen Dingen ist Gran Canaria dann aber doch ne nette Insel, Kakerlakenhorden konnte ich keine ausmachen und eine Taxifahrt mit 4 Personen ist für den einzelnen billiger als ein Toilettenbesuch am Strand. Die Dünen von Maspalomas sind ebenfalls eine Reise wert, sehr majestätisch und wüstisch sieht’s da aus, wenn man an den gebrauchten Kondomen zwischen den Sträuchern einfach konsequent vorbeischaut.
Aber hey, das hier ist Satire und kein Reiseprospekt. Man kann da wirklich hinfahren, der Vogelpark ist schön und in der Stadt steht ein ziemlich guter Karikaturist, der aus Euren dicken Nasen in 5 Minuten noch dickere zeichnet. Ziemlich gut.
Mein einziger Kontakt zur Außenwelt war übrigens was? Genau. Die BILD. Die wird sogar extra auf den Kanaren gedruckt, damit man sich morgens auf der Bananenliege schon über den neuesten Unsinn informieren kann. Da fühlt man sich doch sofort wieder heimisch, wenn es dann am letzten Tag auf Seite 2 heisst:

„Tierheim-Irrsinn: Analmassage für Eichhörnchen…und wir zahlen dafür!“

In Hamburg gibt’s nämlich ein Tierheim, in dem Tiere besonders nett gepflegt werden. Knut, die Ratte eines Sträflings wird aufgepäppelt und jeden Tag wird sogar der Käfig saubergemacht (Sachen gibt’s, ts). Ja und ein Eichhörnchen, das Verdauungsprobleme hat, bekommt mit dem Zeigefingernagel eine Darmmassage, finanziert von UNSEREN Steuergeldern und BILD fragt empört: wie weit darf Tierliebe gehen?
Da wundert man sich dann doch, Bruno, der alte Kinderfresserbär (zumindest potentiell) bekam nach seinem Abschuss ein eigenes Poster, aber so ein kleines Eichhörnchen darf drei Wochen an Verstopfung leiden? Heuchelei. Ich sage: Lasst dem Hörnchen doch den Spaß. Hierzulande wird so viel Geld für so viel Unsinn ausgegeben, da kommt’s auf einen Waldbewohner, der endlich wieder regelmäßig kacken kann, nun auch nicht mehr an.
Stattdessen fragt man sich natürlich, ob der zuständige Bild-Reporter Tim Thorer nicht eher ein bisschen neidisch ist, aufgrund der bürgersubventionierten Darmpflege.
Antworten wird darauf aber leider keine geben, aber wenn der Tim ein so großes Problem damit hat, dann kann er sich ja mal verkleidet im Tierheim melden und auf eichhörncherisch über Verstopfung klagen.
Das Ergebnis wird dann natürlich ebenfalls wieder karikiert, vielen Dank im Vorraus.

P.S.: Ein dickes Dankeschön für den netten Urlaub gehen an meine bessere Hälfte*, Stephano* und Gundel*. Foiaaawääärk!

* die Namen wurden von der Redaktion - also von mir - geändert....aber nur geringfügig.






wenn so ein dressierter Kakadu Dir die Handtasche klauen will, obwohl er genau weiß, dass die nie durch den Käfig passt, gilt als erste Touristenpflicht: Reiseleiter nerven!

4.8.06

Pennys Wochenrückblick Folge 59: Blut im Pipi, grosse Brüste und als Erster im Ziel

Man weiß nie, wo es begonnen hat.
Vielleicht in der Schule?
Bescheißen mit nem Spickzettel im Etui, klein gekritzelte Formeln auf kariertem Papier?
Gut, das haben so einige gemacht.
Aber eventuell war es bei Jan Ulrich und Konsorten damals einfach extremer. Vielleicht hatten die schon Dehydrochlormethyltesosteron im Trinkpäckchen.
Und dann in der Sportstunde nen Dunking ausm Stand. Im vierten Schuljahr.
Was die Chinesen können, können schließlich auch alle andere, Doping an sich ist – das wird keiner bestreiten – ziemlich globalisiert. Warum einer dopt, da kann man nur dunkel spekulieren, gibt ja Leute, die sind nicht mal Spitzensportler, die gehen nur in den Muckitempel und futtern trotzdem anabole Steroide.
Der gute Eindruck auf Frauen kann da nicht der Antrieb sein, denn die hinzugewonnene Muskelmasse wird meist mit dem Verlust der männlichen Stimme und der Hodengröße erkauft. Manchmal bekommt man auch ne weibliche Brust und es gibt Deutschlandweit vielleicht nur zwei bis fünf Frauen, die an derartigen Männern Interesse haben.

Aber im Leistungssport an sich, wenn die Kamera draufhält, wenn das Interview mit dem Fernsehen wartet und man das eigene Trikot gern auf der Titelseite der Zeitung haben möchte, ist die Versuchung schon groß, sich so ein Testosteron-Pflaster in den Schritt zu klemmen.
Besonders schlimm scheint das ja beim Radrennen zu sein, für den Zuschauer strunzlangweiliges in die Pedalemoshen, bergauf und bergab durch die französische Provinz, das scheint nicht spektakulär genug zu sein. Damit also die Tour de Dope nicht 5 Monate dauert, werden die Fahrer voll gepumpt, so kommt man schneller den Berg hinauf und ins gelbe Trikot hinein. So weit so gut.

Der Jan Ulrich aber, der will nie gedopt haben. Der pocht auf die Unschuldsvermutung wie der Katholik auf die Bibel. Er habe schließlich nie was genommen oder bekommen, also braucht er auch nicht seine Unschuld beweisen. Da es aber leider trotzdem einige erdrückende Beweise gibt, wirkt das ein bisschen bockig. Aber so ist er, der Jan. Schon immer ein bisschen bockig gewesen. Hatte sich vor jeder Tour geweigert, den Speck wegzudiäten und nicht mit nassen Haaren vor die Tür zu gehen. So war er dann zum Start des Radrennens selten bei Sinnen, weil auf dem Sattel zu dick und am Lenker ständig erkältet.
Da kommt man auch mit Stützrädern nicht mehr weiter, da wurde vermutlich gedopt.
Auch beim Boxen wird geschummelt. Im Gegensatz zur von Walt Disney Comics landläufig geprägten Meinung näht sich der Boxer allerdings keinen Amboss in den Handschuh, nein auch hier wird Muskelmasse aufgebaut, bis der Kämpfer platzt und wenn das nicht reicht, werden die Boxhandschuhe vor dem Kampf wie früher in der Palmolive Werbung in Chloroform eingeweicht. Pflegt die Fäuste schon beim Betäuben.
Von der Leichtathletik fang ich hier gar nicht erst an. Möchte gar nicht wissen, wann denn nun der letzte Läuferrekord gebrochen wurde, ohne dass der Sieger voll war wie ne Reiseapotheke.

Was nun aber tun? Gegen alle möglichen Hinweise darauf, dass die Nebenwirkungen des Dopings nun nicht gerade von appetitlicher Natur sind, erweisen sich Sportler als ziemlich resistent. Und da die Hintergründe so einfach zu durchleuchten sind, wie das deutsche Krankenkassen-Wesen, ist wohl auch hier keine Besserung zu erwarten.
Man müsste da revolutionäre Wege gehen. Bei der Tour de France würde das dann so aussehen, dass nicht der erste Fahrer das gelbe Trikot bekommt, sondern der letzte. Das ist nur mit dem dummen Umstand verbunden, dass beim Start alle stehen bleiben. Wahrscheinlich gibt’s dann immer noch einige unverbesserliche Fahrer, die Schlafmittel einschmeißen.
Bei der Leichtathletik und da im speziellen beim Hundert-Meter-Lauf müsste man ja andere Kaliber auffahren, nicht vorwärts und an die Stierrennen von Pamplona angelegt werden die Wettkämpfe ausgetragen, nein, rückwärts wird gelaufen. Gut, die 9,8 Sekunden als Weltrekordmarke müsste man ein klitzekleines bisschen nach oben korrigieren. Aber wenn man das dann noch auf den Hürdenlauf einführt, dann haben die Zuschauer auch mal wieder was zu lachen.
Beim Bowling muss man übrigens nichts ändern. Da nutzen anabole Steroide nichts, welchem Bowler gefällt schon eine kaputte Bahn und stehen gebliebene Pins? Eben.
Michael Ballack, unser verhinderter WM-Held (durfte ja keine Tore schießen, der Arme) ist ja nun auch gedopt. Aerodynamisches-Air-Head-Doping. Oder mit anderen Worten: Der is zum Friseur gegangen. Jetzt sind die Haare raspelkurz. Und Deutschland geschockt.
Hat man nämlich sonst keine Meinung über unsere Promis, lassen wir es an den Frisuren aus.
Jetzt ist die Tottifrisur halt ab, das mögen die in England so oder so nicht so gern, wenn da einer Spucke im Haar hat, da könnte man in der Premier League ja prima dran ziehen, also hat der Michi sich halt ein bisschen angepasst. Evolution nennt man so was auch.
Aber auch daran merkt man, dass die (hoffentlich drogenfreie) WM schon wieder raus ist aus den Köpfen: Man kann sich schon wieder über Äußerlichkeiten aufregen. Noch vor drei Wochen, in der Post-WM-Euphorie, da hätte sich die gesamte Nationalmannschaft inklusive Trainerstab Strumpfhosen über die Köpfe ziehen können, kritische Stimmen hätte man totgebrüllt mit einem: „SAMMA, DAS SIN` UNSRE JUNGS. DIE KÖNN TRAGEN WAT SE WOLLN! UND NU LASS MICH MA MEINE FAHNE WEITERSCHWENKEN!“
Ja ja, die Zeiten ändern sich. Wäre aber auch blöd gewesen, all diese euphorische Gefühlsduselei, da wird man ja auf Dauer bekloppt im Kopp. Deswegen ist es nur nett und billig, dass uns da die ganzen Dopingsünder wieder auf den (Koks)-Teppich zurückholen.
Was bleibt übrig? Ach ja, der Jan, also der Ulrich, der will nächstes Jahr dann doch noch mal wiederkommen und die Tour gewinnen. Das hat man in den letzten Jahren schon häufiger gehört, das ist das Fahrradpendant zu Bayern München, nur mit dem Unterschied, dass die fast jedes Jahr abräumen.
Meine Prognose lautet da anders: Jan Ulrich darf (nach erfolgreicher Entziehungskur) auf nem stabilen Drahtesel Henry Maske im Januar auf seinem Gepäckträger in den Ring fahren.
Man muss auch mal bescheiden sein.
Klingeling.



So, an dieser Stelle verabschiede ich mich jetzt für 10 Tage in den Urlaub nach Gran Canaria, Neid braucht da nicht aufkommen, Sonnenbrände, Kakerlaken und Engländer werden vermutlich meine Wegbegleiter sein, aber wenn ich Glück habe, entgehe ich zwei von diesen drei Dingen und dann wird’s n schöner Urlaub.
Nächste Woche fällt der Rückblick also ausnahmsweise mal aus, ob es dann im Gegenzug zwei Wochenrückblicke am 18.8.06 gibt, hängt natürlich auch von den Nachrichten ab, die in dieser Zeit so durch die Zeitungen flimmern.

So long, have a nice time.

Penny

1.8.06

TRAILER für Pennys Wochenrückblick 59

viel Spass!